Dienstag, 16. April 2024

Noch immer hatte ich keine Zeit, ...

 ... den Schock zu verarbeiten, und kann es selber kaum glauben, dass das alles ja erst vorgestern Abend passierte.

Gestern früh habe ich, nachdem endlich der ersehnte Rückruf der behandelnden Ärztin kam und ich nun wusste, dass F. immerhin wieder voll ansprechbar war, erst mal begonnen, mich um meine eigene Gesundheit zu kümmern, denn es bingt ja nun keinem was, wenn ich auch noch zusammenklappe.

Telefon war immer besetzt, also zu Fuß zur Hausarztpraxis, um dort einen Termin für ab elf Uhr zu bekommen.

Wieder nach Hause, Minitasche für F. gepackt (viel wollen die auf der Intensivstation nicht haben, zumal man da eh nur in KH-Hemdchen herumliegt), dann wieder los, abgehorcht worden und erwartungsgemäß ein Antibiotikum nebst Spray verschrieben bekommen.

Beides war in der Apotheke zum Glück vorrätig, also wieder nach Hause, mich Rex gewidmet und  F.s Schwester auf den neuesten Stand gebracht.

Um halb drei war ich mit S. vor dem Auto verabredet - eigentlich der Wagen seines nun ja gegenüber ausgezogenen Vaters, doch der liebe Bub holte mich sogar an der Haustür ab, um mit das Minitäschle abzunehmen.

Gleich drei überfüllte Autobahnen wählte er, um uns dem Ort des Geschehens näherzubringen, und als wir endlich dort waren, zerschlug sich meine heimliche Hoffnung, er würde im Wagen warten, Musik hören oder Handy daddeln.

An der Intensivstation fanden wir einen Warteraum vor, in dem sich um Punkt 15 Uhr eine Tür öffnete.

Eine Schester fragte, wer zu wem wolle, kontrollierte, ob das gestattet sei und ließ die Leute dann einzeln hinein.

S. hatte keine Maske dabei, auch das aber kein Hinderungsgrund, anstandslos durfte er mit hinein, was mir nicht wirklich angenehm war, aber wenn er mir schon so lieb hilft, wollte ich nun natürlich nicht unhöflich sein.

Also zogen wir uns die bereitliegenden Plastikmäntel über und dann durfte ich endlich zu meinem F.

Der erste Anblick erschütternd, so verkabelt und eine Atemmaske über dem Gesicht, unter der seine Worte sehr verzerrt hervorkamen.

Das sollte sich allerdings schnell bessern. Er liegt alleine in einem kleinen Raum, rechts und links vom Bett allerhand piepsende und leuchtende Gerätschaften, an denen sich ein junger Pfleger zu schaffen machte.

Der sich dann erbot, ihm die Maske mal abzunehmen, denn er braucht sie nicht zwingend, sie soll ihm das Atmen nur erleichtern.

Nun konnte er besser sprechen und taute zusehends auf, schon wurde sogar gescherzt.

Und dann bewies er, dass sein Kopf wieder voll funktioniert, denn er zeigte auf den Kalender an der Wand, der immer noch den 10.4. anzeigte.

"Wann isch des denn oigentlich passiert, wenn da dieses Datum steht?", fragte er ratlos und nun half ich ihm erst mal auf die Sprünge, erzählte ihm, wie es am Vorabend gelaufen war.

Später kam dann wie verabredet die Ärztin vom Morgen hinzu, aber im Grunde gab es nichts zu berichten über das hinaus, was ich eh schon wusste.

Und leider gelang es mir nicht, an die WLAN-Nummer des Krankenhauses zu kommen, also hat er nun zwar sein Handy, aber mit unseren Miniflatrates sind die nicht dafür ausgerüstet, viel Internet-Volumen zu haben, da wir ja sonst immer am Router hängen damit.

Wie drastisch das ist, machte uns seine Schwester abends gleich mal klar, denn sie konnte es nicht lassen, ihn per Video-Call anzurufen - über WhatsApp.

20 Minuten haben sie verdaddelt mit dem Ergebnis, dass ihn das mehr als ein Drittel seines Monatsvolumens kostete, d.h. ich muss handeln, denn das ist nun ganz wichtig, dass ich diese Kontaktmöglichkeit immer zur Verfügung habe, will ich nicht vor lauter Angst um ihn verrückt werden.

Inzwischen habe ich herausgefunden, dass man bei Aldi Talk Volumen nachschießen kann, für 4,99 Euro gibt es zwei zusätzliche GBs.

Außerdem kann immerhin ich ihn von Aldi zu Aldi für nur 3 Cent die Minute anrufen, nur WhatsApp muss dabei eben außen vor bleiben, da das sonst wieder am Volumen knabbern würde, während reines Schreiben vertretbar ist.

Aber zurück zum Intensivzimmer. Auf einmal fiel mein Blick auf dies hier:


 "Ja, was ist das denn??? Wo kommt denn Popotierchen her????", rief ich überrascht aus und ich kann mir das bis jetzt nicht erklären.

In seinem rechten Arm hält er den Plüschseehund, etwa einen knappen Meter lang und eigentlich liegt der hinten in seinem Fernsehsessel, wo wir es beide als angenehm emfinden, wenn der Übergang von der Sitzfläche zur Lehne auf diese Weise etwas runder wird.

Den Namen hat das Viech natürlich wegen dieser Position, aber wie das nun nach hier ins Krankenhaus kam, kann ich überhaupt nicht verstehen.

Als die Sanitäter kamen, hatte F. in besagtem Sessel gehangen und sie hatten ihn von dort auf den Boden des Esszimmers gehievt.

Als ich fragte, ob sie etwas für unter seinen Kopf haben wollten, lehten sie ab und im Arm hatte er "Popotierchen" ganz sicher nicht.

Also muss es ihm einer der Männer mit in den Wagen genommen haben, ohne dass ich davon etwas mitbekam, genauso wenig wie ich bis zu diesem Moment überhaupt gemerkt hatte, dass es nicht mehr im Sessel liegt.

Gute Idee auf jeden Fall, denn so hatte er etwas Vertrautes bei sich und als ich kam, hielt er es ja auch tatsächlich im Arm, wobei ich gar nicht glaube, dass er bis dahin darüber nachgedacht hatte.

(Ich selber kenne das auch, irgendein Ziel brauche ich immer für mindestens eine Hand.)

Anderthalb Stunden blieben wir dort, bisschen blöde Situation mit dem jungen S. dabei, also sprachen wir statt über Persönliches dann über dessen Familie und die Nachbarschaft und dann reichte es meinem Kreuz sowieso, denn es gibt keinerlei Sitzmöglichkeit für Besuch, man muss am Bett stehen.

Wirklich ärgerlich, dass sie ihn in dieses KH so weit weg brachten, denn für mich wird es zur Odyssee werden, mit Öffis hinzukommen. Im Moment toben hier Sturm und Regen um die Wette und es wäre alles andere als schön, in diesem Wetter womöglich stundenlang an Haltestellen ausharren zu müssen.

Das wäre hier im Ort einfacher gewesen, da hätte ich bequem hinlaufen können, aber nun ist es halt so.

Heute habe ich schon mit ihm telefoniert, werde nachher auch mal versuchen, einen Arzt zu erreichen, um zu erfahren, ob es etwas Neues gibt, ansonsten muss man jetzt hoffen, dass die die Entzündung in den Griff bekommen und sich seine Werte normalisieren. Toitoitoiiiiii!!!!!

Sobald hier das dickste Regenband durch ist, werde ich mich aufmachen zur Bank und gleich weiter zu Aldi, um Nachladekapazitäten zu kaufen, und dann muss ich sehen, ob ich es morgen packen kann mit der Busreise zu ihm.

Habt einen schönen Tag und, gaaanz wichtig, ... bleibt bitte gesund! 😉


4 Kommentare:

  1. Das klingt doch alles ganz gut, liebe Rex-Mama. Sicher wird er nicht mehr lange auf der Intensivstation liegen müssen und dann kann er sich bestimmt auch mit dem WLAN des Krankenhauses verbinden. Dass das auf der Intensivstation nicht geht, ist irgendwie logisch :-)

    Warum wurde er eigentlich nicht in das KH im Ort gebracht? Kein Bett frei oder keine Lungenfachabteilung? Kann er vielleicht ins örtliche KH verlegt werden, wenn es ihm besser geht?

    Wie geht es dir? Schlagen die Medis an?

    Dass der junge Mann die ganze Zeit mit im Zimmer blieb, ist ja blöd. Ich glaube, ich hätte ihn rausgeschickt bzw. in die Cafeteria geschickt, und selber käme ich als "Chauffeur" gar nicht auf die Idee, die ganze Zeit dazubleiben.

    Gute Besserung für euch beide und liebe Grüße :-)

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    1. Nein, liebe Hermine, das hatte gar nix mit Intensiv zu tun, sondern die Ärztin erklärte mir, das KH-WLAN sei so schlecht, dass sie es extra immer ausschaltet, weil es sonst ständig bei ihr hakt.
      Warum nicht nach hier, ich weiß es nicht. Erst hieß es ja so, aber einen Moment später meinte einer der Sanis dann, nein, nun ging es doch über den Rhein rüber.
      Mir selber, seufz, ich kann nicht mal sagen, wie es mir geht grad.
      Die Grippe lässt nach, aber ziemlich geschwächt komme ich schon noch daher, jeder Schritt, jeder Handgriff zu viel, so fühlt es sich an und der Weg eben zu Bank und Aldi hat mich ordentlich geschafft, aber immerhin habe ich nun die Bons fürs Handy.
      Psychisch muss ich mich sehr am Riemen reißen, ertappte mich bei Aldi, als ich einen Moment tatenlos in der Warteschlange stand, wie mir die Tränen anfangen wollten zu laufen.
      Diese Dauerangst jetzt, die ist nicht leicht auszuhalten, aber irgendwie muss ich durch und will schauen, dass ich morgen dann mit dem Bus hinfahre.

      Liebe Grüße zurück! ;-)

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  2. Hallo, Liebe "Rex-Mama!"

    Auch weiterhin nur das allerbeste für Euch!

    Ich hoffe, Du bist gerade am Ausruhen und Dir gehts es den Umständen entsprechend gut?

    Mir wäre es auch so gegangen, ich hätte gehofft, dass der Fahrer im Auto oder so bleibt oder nur kurz "hallo" sagt. - Aber wahrscheinlich hat der junge Kerl, nicht mal an diese Option gedacht?

    Bis Du ins Krankenhaus gekommen bist, hattest ja schon eine Odyssee hinter Dir.

    Gut, dass Du trotz dieser fatalen Situation darauf schaust, das Du nicht selbst zusammenklappst.

    Der Arme "F". Hoffentlich darf er die Intensivstation schnellstens verlassen und nach einigen Tagen Bobachtung auch zu Rex und Dir nach Hause zurückkehren.

    Ich drücke Euch die Daumen und nicht nur die!



    Liebe - die Rex Familie wird auch diese Situation letztendlich hervorragend meistern - Grüße
    Vom lifeminder

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    1. Wenn es doch nur so einfach wäre, lieber lifeminder, aber F. ist ein schwerkranker Mann und jetzt gilt es erst mal, die akute Situation zu überstehen.
      Ohne Sauerstoff wird es anschließend wohl nicht mehr gehen, sagen die Ärzte.
      Danke fürs Daumendrücken und Mitfühlen ... 😘

      Liebe vergrübelte Grüße zurück! ;-)

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