Allmählich sehe ich Rot bei diesem Wort, denn ständig begegnet es mir nun, und zwar fast ausschließlich bei der Buslinie, die ich zurzeit zweimal am Tag benötige.
Ich versuche ein Muster zu erkennem, ob es vielleicht die Fahrten zu bestimmten Uhrzeiten sind, die sie ausfallen lassen, und gestern Mittag schien der Plan zunächst aufzugehen.
In einem Anfall von Wahnwitz - es regnete schon wieder - verzichtete ich auf die weiter entfernte Haltestelle, von wo mit etwas Glück noch eine weitere Linie in die Stadt fährt, versuchte es stattdessen bei der fast vor unserer Haustür und bekam immerhin eine kurze interessante Szene mit.
Neuerdings muss man nicht mehr vorn beim Busfahrer einsteigen, damit der das Ticket kontrollieren kann, und da mir bisher auch keinerlei andere Kontrolleure begegneten, vermutete ich schon fast, sie würden jetzt ganz darauf verzichten, weil es einfach zu gefährlich wird - man liest ja häuftiger von tätlichen Angriffen.
Weit gefehlt, denn an dieser Haltestelle standen nun zwei junge Männer, die mir schon öfter auffielen.
Eigentlich sehen sie aus wie Security-Leute, doch hinten auf ihren Westen steht "Kontrolle", ohne dass daraus hervorgeht, was sie denn eigentlich kontrollieren.
Nun sah ich es, denn als eine andere Linie vorfuhr und ein äterer Mann mit einem Kind ausstieg, schnappten sie sich den und wollten seinen Fahrschein sehen.
Den er aber nicht hatte und Deutsch verstand er auch keines.
Er zog sein Handy hervor, rief seine Söhne an, stellte auf laut und nun bekam ich mit, was für ein wüstes Geschrei die vom anderen Ende starteten, auch sie sahen es offenbar nicht ein, dass ihr Vater fürs Busfahren bezahlen sollte.
Dann kam der meinige tatsächlich und ich bekam nicht mit, wie es weiterging, freute mich dafür umso mehr auf meinen F., den wir nun endgültig in normale Klamotten steckten - ein orangefarbenes T-Shirt wollte er, recht so, ein Farbtupfer tat dringend Not in dem Laden.
Dann begab ich mich zum Ärztezimmer, um mal Näheres zu erfahren, nicht der junge südostasiatische Stationsarzt fühlte sich zuständig, sondern eine nicht minder junge Dame mit Kopftuch und genauso schlechtem Deutsch.
Sie sei nur als Vertretung da und kenne F. gar nicht, aber immerhin rief sie ihn im PC auf und was sie mir zeigte, sah ziemlich gut aus. Die Entzündungswerte sind weiter zurückgegangen und auch alles andere hat sich verbessert.
Ultraschall wollten sie noch machen, aber sie hätten Personalmangel, also würde das vielleicht morgen stattfinden und dann würde man weitersehen ...
Und dann wurde F.s Bettnachbar plötzlich wach, von dem ich bisher nicht viel mehr als den nackten Hintern kannte.
Er bekam wohl mit, wie ich F. leise von meinen Buserlebnissen berichtete, und nun mischte er sich ein, er sei seit über drei Jahrzehnten Busfahrer und erzählte, dass die städtische Verkehrsgesellschaft einige Linien outgesourct habe, ausgrechnet die für mich relevanten, und diese Firmen seinen leider extrem unzuverlässig.
Tzääää, wie der Staat, so auch die Kommunen und Städte ... voll cool, was in Deutschland abläuft. 🙄
Auf dem Rückweg bekam ich dann gleich noch den Beweis geliefert, wie schlecht das läuft, und meine Vermutung nach Regelmäßigkeiten bei den Unregelmäßigkeiten erwies sich endgültig als hinfällig.
Beim Einsteigen in den ersten Bus geriet ich in einen Hagelschauer und war innerhalb von nur Sekunden - länger dauerte der Weg vom Wartehäuschen zur Tür ja nicht - komplett durchnässt, um dann beim Umsteigen mal wieder "entfällt" auf der Anzeigetafel zu sehen.
Die andere Linie, die mir zwar weitere Fußmärsche beschert, aber doch zur Not brauchbar ist, entfiel ebenfalls, damit standen wir alle, die wir in den hiesigen Stadtteil mussten, saublöd da und ich wartete länger als eine Dreiviertelstunde, bis doch mal ein Bus erschien.
Mit dem wir dann im Stau auf der Autobahn landeten ...
Mit anderen Fahrgästen - genauso sauer wie ich - hatte ich vereinbart, dass wir mal geballt Beschwerden loslassen müssten, und ich selbst habe meinen Part bereits erledigt und eine gepfefferte Mail an die Verkehrsbetriebe geschickt, denn das sind wirklich unhaltbare Zustände, die die Leute auf jeden Fall zurück zu den Autos treiben werden.
Nun heißt es schnell einkaufen gehen, ich weiß ja nicht, wann F. heimdarf, sollte auf jeden Fall das im Hause haben, auf das er nun so lange verzichten musste, und lasse mich ansonsten überraschen, was der Tag bringen wird.
Lasst es euch gutgehen und ... bleibt bitte gesund! 😉
Und hier noch drei Impressionen, die ich vor den Aufzügen festhielt:
Liebe, das beste vorweg - F. gehts besser und besser. Deine Verkehrsbetriebe und du werden keine Freunde mehr - außer sie schaffen es, dir eine plausible überzeugende und hilfreiche Antwort auf deine Gepfefferte zu vermitteln. Die würde ich auch gerne mal lesen.
AntwortenLöschenAndererseits entwickelt sich deine Stadt am Rhein wettermäßig immer mehr zu einer Stadt am Meer und dort ist das Ölzeug zwingend Mode.
Wenn überhaupt, wird vermutlich ein Formschreiben als Antwort kommen, Personalmangel, blabla ...
LöschenMit dem Wetter hast du recht und ich bin schon gespannt auf orientalische Bekleidung im Ölzeug-Look. ;-)
Hallo, Liebe "Rex-Mama!"
AntwortenLöschenWie unterschiedlich es doch bei uns in den Bundesländern zugeht.
Bei uns habe ich den Eindruck, die Busfahrer sind insgesamt aufmerksamer, werden wohl auch dazu angehalten, sollte jemand den Busausstieg zum Einsteigen benutzen, wird dieser Fahrgast normalerweise gleich gebeten wieder auszusteigen.
Dann gibts natürlich auch diejenigen. Die einfach alles abnicken. Die auch außer Fahren offenbar gar nichts wollen, die lassen auch die Fahrgäste umsonst mitfahren, selbst wenn sie mit Bargeld zahlen wollen, winken sie gleich weiter.
Bei uns sind die Linien momentan sehr verlässlich. Außer dem Streik. ... weitere stehen ab 6. Mai an, dann wollen sie vielleicht wieder zwei Wochen streiken . ... Die ...
Dass es "F" besser und besser geht, die Entzündungswert zurückgehen, großartig. - Nach deiner Beschreibung zufolge, ist er auch von Besuch zu Besuch lebhafter.
Die Fahrstuhlsauerei ... sollten sie sich schenken. Dass muss nicht sein, und doch ist es überall - nicht nur bei und an Fahrstühlen - zu erleben und zu sehen.
Hoffe, dir gehts gut, du bist aus dem Hagel ohne Folgeschäden herausgekommen?
Weiterhin nur Bewunderung für dich und wie du das alles managst.
Liebe: "Lustig, lustig, traleralera! Bald ist "F" wieder da,
bald ist "F" wieder da!" - Grüße
Vom lifeminder
Was nützen Regeln, lieber lifeminder, wenn immer weniger Menschen die Sprache verstehen, in der sie verfasst wurden, und auch die Bereitschaft zur Einhaltung rapide sinkt?
LöschenDiese beiden Kontrolleure waren richtige "Brecher", also mehr wie Securityleute und ich schätze, andere würden sich auch kaum noch trauen, weil nun mal Ärger vorprogrammiert ist und die Messer oft sehr locker sitzen.
Der Busfahrer bei F. auf dem Zimmer erzählte beispielsweise auch, wie froh er war, als er statt Bus Straßenbahn fahren durfte, weil er sich dort in der geschlossenen Fahrerkabine deutlich sicherer fühlt.
Es hat sich halt viel verändert im Ruhrgebiet ...
Die "Fahrstuhlsauerei", ich erzählte ja schon, dass das ganze Krankenhaus einen heruntergekommenen Eindruck macht, es ist das Gleiche wie überall, es fehlen arbeitswillige Menschen und Geld sowieso - es geht bergab. :-(
LIebe "Das muss man abwarten, wie lustig es wird, wenn F. wieder daheim ist"-Grüße zurück! ;-)