Donnerstag, 18. April 2024

Luftlinie nicht einmal 10 Kilometer

 Und doch benötigte ich gestern fünfeinhalb Stunden, um zwei davon mit F. verbringen zu können, aber ... die Busse fuhren, auch wenn die Fahrzeiten auf den Haltestellenschildern von denen in der App abwichen und natürlich keiner pünktlich kam, nach welchem der Pläne auch immer.

Auch von den Falschangaben bei den Zeiten abgesehen erscheint mir die App der Verkehrsbetriebe nicht besonders benutzerfreundlich, denn sie schlug mir fürs Umsteigen ausgerechnet eine Haltestelle vor ohne Wartehäuschen oder Sitzmöglichkeit und so stand ich dort fast zwanzig Minuten mitten in einem Regen- und Hagelschauer herum.

Inzwischen habe ich herausgefunden, dass beide Linien über den Hauptbahnhof fahren, so dass ich das Umsteigen von jetzt an dort erledigen werde, denn da sind die Haltestellen etwas komfortabler, wenn natürlich auch stets voller Menschen.

Als ich dann endlich bis zu F. vorgedrungen war, befreite man ihn zunächst mal von der Atemmaske, damit er besser reden konnte, und er hielt es auch die ganzen zwei Stunden ohne aus.

Der nette junge Pfleger war wieder da und ... besorgte mir tatsächlich einen Stuhl, was mir den Aufenthalt deutlich angenehmer machte, und so konnte ich mich dann erst mal mit F.s Handy befassen.

Das Verbinden mit dem Krankenhaus-WLAN funktioniert tatsächlich nur mit Abstrichen, also gar nicht erst darauf verlassen, sondern seinen Datenverbrauch lieber so weit wie möglich schonen, d.h. ich habe nun auch seine Schwester gebeten, auf Fotos oder gar Videotelefonate zu verzichten und die Benutzung von WhatsApp aufs reine Schreiben zu beschränken, damit sein Datenvolumen nicht wieder so leidet, das ich nun auf 2 GB erhöht habe, damit dürften wir auf der sicheren Seite sein.

F.s Zustand, na ja ...

Eine Ärztin erklärte mir, dass die Entzündung zurückgeht und sich auch die Nieren nach ihrem Versagen wieder normalisiert hätten.

Letzteres war mir völlig neu und versetzte mir nachträglich noch einen weiteren auf meinen eh schon vorhandenen Schock hinzu. 

Was den Ärzten Sorge macht, ist, dass sich die Lungenfunktion nicht spürbar normalisiert, also zumindest auf den ohnehin niedrigen Stand aufgrund der Vorerkrankung.

Ein, zwei Tage wollen sie noch abwarten, dann erwägen sie eine Bronchoskopie und nun können wir fest gedrückte Daumen gebrauchen, dass es vielleicht doch noch besser wird und diese damit nicht mehr nötig.

Irgendwann wurde F. das Abendbrot gebracht und der Pfleger fragte, ob er ihm das Brot fertigmachen solle.

"Ach, wissen Sie", sagte ich augenzwinkernd zu ihm, "dieses Mäulchen stopfe ich nun schon seit 38 Jahren, von daher kriege ich das auch jetzt alleine hin, gönnen Sie sich ruhig auch mal nen Moment Pause." 

Und so schaute ich zu, dass F. wenigstens eine Schnitte mit Käse aß, bevor ich mich auf den Heimweg machte, der mich mitten in ein Gewitter führte.

Diese Klinik ist etwas seltsam gebaut, da gibt es nicht etwa einen Haupteingang zur Straße hin, sondern man muss über den Parkplatz laufen und dann eine lange Rampe oder etliche Treppen steigen, um zum Eingang zu gelangen, und so war es noch Glück, dass zwar Blitz und Donner tobten, während ich unterwegs war, aber der schon wieder heftige Hagel erst einsetzte, als ich bereits im Wartehäuschen angelangt war:


 Das war der Anfang, kurz darauf war alles weiß und die Körner so groß wie Murmeln.

"Popotierchen" hatte übrigens seine Dienste im Krankenhaus fertig erfüllt, denn nun lag es achtlos an der Seite, weil man F. das ganze Gedödele an den Armen ausgewechselt hatte und es dabei störte.

Also nahm ich es mit nach Hause, warf es zusammen mit seiner Sesseldecke (wo ja alles seinen Ausgang genommen hatte) direkt in die Maschine, gab Hygienespüler hinzu,um den KH-Mief wirklich rauszukriegen, und nun wartete es schon duftend sauber darauf, F. wieder auf sich begrüßen zu dürfen.


Nun will ich mich noch dranmachen, die Betten frisch zu beziehen - ich schaffe es im Moment eh nicht, oben zu schlafen, bleibe lieber auf dem Sofa, den aufgeklappten Läppi immer im Auge, also kann ich auch Unterdecken usw. mal in Ruhe durchwaschen, genau wissend, wie viel Freude F. daran haben wird, wenn er dann endlich wieder im eigenen Kuschelbettchen liegen kann.

Und um halb zwei mache ich mich dann wieder auf den Weg zu ihm ...


Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund!



9 Kommentare:

  1. In was für unterschiedlichen Welten wir leben, ging mir gleich bei deiner Überschrift durch den Kopf, liebe Rex-Mama. Schon klar, dass in einem Ballungsgebiet alles näher beisammen ist als auf dem Land, aber was sind schon 10 km .... Tedi, kik, Müller u.a. Läden sind von mir aus in mehr als 10 km und da radel ich halt einfach mal hin - oder ich setz mich ins Auto, wenn ich von Tedi was möchte.
    Unser nächstes Krankenhaus ist 8 km weg, aber in einem Fall wie bei deinem Mann wäre man sicher nicht da hin gebracht worden, sondern nach Erlangen oder Nürnberg und das sind 30 bzw. 40 km.
    Trotzdem möchte ich in einer Stadt wie deiner nicht tot überm Zaun hängen , sorry......

    Sieht ja wohl so aus, als müsste F. noch länger auf Intensiv bleiben?
    Die Bronchoskopie selbst ist keine große Sache, las ich, aber wenn sich die Lungenfunktion nicht bessert, könnte auch noch was anderes als COPD der Grund sein? Ich hoffe mit dir und drücke die Daumen, dass es aufwärts geht!

    Alle guten Wünsche für F. und ganz besonders für dich 💚

    (PS: Entgegen aller Prognosen ist bei meiner Schwägerin der Krebs wieder da, morgen steht die Totaloperation an - in Regensburg, 100 km entfernt ... Nicht vergleichbar mit deiner Verfassung, aber gut geht's mir grad auch nicht)

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    1. Ich kenne ja beide Welten recht gut, liebe Hermine, die ländliche wie die großstädtische und beide haben ihre Vor- und Nachteile.
      Ich sprach natürlich von Luftlinie, wie weit es mit dem Auto ist, weiß ich nicht mal, zumal man sehr viele verschiedene Wege zur Auswahl hat und auch mehrere Rheinbrücken.
      Welcher Weg auch immer, es ist auf jeden Fall keiner, den man mal eben mit dem Rad macht, glaub mir, das wäre ziemlich höllisch.
      Ist aber auch egal, denn im Moment kann ich über die Busse tatsächlich nicht klagen, toitoitoi.
      Das mit deiner Schwägerin tut mir sehr leid und ich wünsche ihr von Herzen, dass sie die Sache mit der Totaloperation in den Griff kriegen.
      Wie lange F. noch auf der Intensivstation bleiben muss, keine Ahnung, aber es scheint aufwärts zu gehen, zumindest die akute Gefahr nimmt ab, und das ist ja schon mal viel wert.
      Danke dir für deine Wünsche und fürs Daumendrücken, das tut mir im Moment ungeheuer gut. 😘

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    2. Es war wieder so ein unzusammenhängendes Geschwafel von mir, entschuldige bitte. Natürlich bin ich nicht davon ausgegangen, dass du mal eben zu F. ins KH radeln könntest, sondern wie es bei mir ist.
      Wir waren einmal in deiner Ecke, hab mal kopiert was ich damals dazu in meinen Reisebericht geschrieben habe:

      "Freitag, 12.10.2018
      Wir lassen uns morgens wie immer Zeit, bummeln nach dem Frühstück durch das Einkaufszentrum und kaufen natürlich ein bisschen unnötigen Kram wie Nagelknipser oder Spanngurte, aber auch Hundefutter und die Bildzeitung. Mir graut vor der Fahrt nach Duisburg – an einem Freitag! – und hoffe im Stillen, dass Jochen noch einen Tag hier verbringen möchte. Aber nein, er nimmt die Herausforderung an, und gegen 13 Uhr geht’s auf die A46 Richtung Hagen, am Kreuz Hagen ->
      A45 Dortmund ->
      A40 Essen ->
      A52 Breitscheid ->
      A524 Krefeld ->
      B8 Duisburg-Huckingen
      Hier parken wir bei einem großen Edeka-Center, knapp bevor die Umweltzone beginnt, und Jochen setzt sich mit André in Verbindung. Er wohnt nur quer über die Straße und kommt zu uns. Netter junger Mann, nicht gerade kommunikationsfreudig, aber Jochen und er verstehen sich prima. Leider passt ein Teil nicht, aber er bestellt das richtige, dann verabreden wir wo und wann der Tempomat eingebaut wird.

      Ca. 17:30 Uhr fahren wir weiter, wollen ein Stück Richtung nachhause hinter uns bringen.

      War die Fahrt nach Duisburg schon hektisch und anstrengend, die Autobahnen dicht, so war das entspannend im Vergleich zu jetzt. Ich habe nicht aufgeschrieben wie oft wir die Autobahn wechseln müssen und über wie viele Kreuze wir müssen. Es ist einfach katastrophal. Dicht an dicht, Stoßstange an Stoßstange, quält sich Jochen durch den Ruhrpott, immer begleitet von den Navi-Ansagen „Sie nähern sich einem Stau auf der A xy…“.
      Ich kann nicht glauben, dass irgendein Mensch freiwillig in dieser Gegend lebt, sich täglich durch diesen Wahnsinnsverkehr kämpfen muss, in einer dieser hässlichen Städte in einer noch hässlicheren Mietskaserne wie Andé haust.
      Endlich, es ist schon fast dunkel, erreichen wir Waltorp, einen kleinen Ort ...."

      Schön zu lesen, dass es F. wohl langsam besser geht und noch schöner zu lesen (für mich, hihi), dass bei dir die Medis anschlagen und du auch auf dem Weg der Besserung bist.

      Lieben Gruß :-)

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    3. Kein Problem, meine Liebe, und hihi, hast ja recht, das Straßen- und Autobahngewirr hier hat es in sich.
      Als ich mit S. zum KH fuhr, wählte er ja den Weg über gleich drei verschiedene Autobahnen und da sein Navi lief, sah ich die ganzen Staumeldungen. Alles war dicht, selbst abseits der Autobahnen, dazu überall Baustellen, da ist oft dann gar kein Vorwärtskommen mehr.
      Und dank der Zuwanderung werden es hier ja immer noch mehr Menschen, so dass es sehr, sehr voll ist.
      Trotzdem tut man dem Kohlenpott aber unrecht, wenn man nur Düsteres erwartet, denn es gibt sehr schöne Ecken hier und ich war damals, als ich nach Stuttgart ging, sogar entsetzt, weil es dort innerhalb der Stadt so wenig Grünes gab, was ich von hier ganz anders kannte.
      Übrigens muss man hier auch sehr unterscheiden, in den Stadtteilen, die sich rund um die einstige Schwerindustrie bildeten, hat man als Deutscher eher schlechte Karten, während man in anderen ganz gut leben kann, und dann ist da natürlich noch der Rhein, der selbst in den Köpfen eine Grenze darstellt. Drüben ist Kohlenpott, hier Niederrhein, so ungefähr, die noch verbliebenen "Ureinwohner" reden anders und ticken auch etwas anders - im Grunde ganz interessant, wie sich das alles hier rund um die Industrialisierung auch sprachlich entwickelt hat.
      Lieben Gruß zurück! :-)

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  2. Liebe, Herz, Lunge, Niere - das eine kann ohne das andere nicht. Da seid ihr nun auf die Kunst der Ärzte angewiesen, welche heutzutage unglaubliche Möglichkeiten haben, welche ich soeben an meinem Bruder erfahren durfte. Er ist auch ein Copd,ler und wurde nach Infarkt acht mal reanimiert und mit Ersatzteilen am Herzen ausgestattet und hat eine gute Perspektive.
    Vielleicht kann dein F. in dein Nachbarkrankenhaus verlegt werden. Fragen kostet ja nichts. Fünf Stunden Öffis sind eine echte Zumutung für dich und Rex. Ist das auch eine Helios Klinik?

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    1. Danke, danke, danke, lieber Faradei, für diese Worte, genau das war es, was ich heute brauchte, um wieder ein bissl optimistischer nach vorn sehen zu können, nachdem auch noch eine Ärztin so blöd daherredete.
      Das mit der Zeit hatte ich vielleicht etwas schräg beschrieben, ich war insgesamt gute fünf Stunden unterwegs, zwei davon dann aber bei F.
      Und nein, ich komme ja klar, verlegen ist nicht nötig, die kennen dort nun alles und sollen sich ruhig weiter kümmern.
      Nicht Helios, sondern Sana ist das - schon irre, wie alle vertrauten Krankenhäuser nebst ihren Namen von solchen Gesellschaften gefressen wurden.
      Für deinen Bruder alles Gute!
      Meine Schwägerin ist rund ums Herz übrigens auch voller Ersatzteile, hat Herzschrittmacher und Defibrillator dort sitzen, die ihr wertvolle Dienste leisten, und das nun schon viele Jahre lang.

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    2. Ganz vergessen ...
      Genau, Herz, Lunge, Niere, eines kann ohne das andere nicht und genauso ist es auch bei so langjährigen Beziehungen, nicht wahr? ;-)

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  3. Hallo, Liebe "Rex-Mama!"

    Bleibt zu hoffen, dass du nach den geschlagenen Wasserschlachten einigermaßen trocken hin und heimgekommen bist?

    Zumal das dir auch gesundheitlich mit dem nasskalten Wetter nicht entgegengekommen ist, diese Odyssee.

    "F" scheint es glücklicherweise leicht besser zu gehen?

    Popotierchen ist also wieder zu Hause.
    Fünfeinhalb Stunden ist eine Wahnsinnszeit, wie hast du das den weggesteckt in deinem Zustand, dazu mit dem vorhandenen Schlafmangel? - Ich hoffe, du findest, wenn keinen Schlaf zumindest ein bisschen Zeit zum Ruhen und dösen.

    Bleibt zu hoffen, dass es weiterhin aufwärts geht!







    Liebe - zuversichtliche - Grüße
    Vom lifeminder


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    1. Genau das isses, lieber lifeminder, ich bin abends natürlich kaputt, lege mich irgendwann aufs Sofa und döse mit vielen Unterbrechungen vor ich hin.
      Das Penicillin hat zum Glück gut angeschlagen, von daher packe ich das und an die Fahrerei habe ich mich nun auch schon gewöhnt.
      Und ja, ich hoffe, es geht weiter aufwärts.

      Liebe Allmählich-auch-etwas-zuversichtlicher-Grüße zurück! :

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