Sonntag, 28. April 2024

Es ist immer noch zu toppen

 Von Aldi zu Rossmann musste ich noch und bekam unterwegs ziemlich auf die Mütze, obwohl Petrus mich beim Losgehen noch mit Sonneschein bedacht hatte.

Ärgerlich, denn meine Haare hatte ich schon so hergerichtet, dass sie auch fürs Krankenhaus noch okay sein sollten.

Als ich mich dem Marktplatz näherte, hörte ich schon von Weitem laute Musik, fragte mich, ob ich die Ankündigug irgendeiner Veranstaltung übersehen hatte, sah aber dann, dass es nur einige junge Herren waren, die es sich auf der überdachten Rathaustreppe gemütlich gemacht hatten und nun den halben Stadtteil mit einer Art arabischen Hiphop beschallten.

Schad für die Anwohner, denn der ein oder andere hätte vielleicht gerne um diese Zeit noch geschlafen.

Eine halbe Stunde, bevor ich loswollte zu F, sah ich "meine" Linie in die Gegenrichtung am Haus vorbeifahren, rechnete mir aus, dass das der Bus sein müsste, den ich nehmen wollte, weil er es nämlich von uns aus nicht mehr allzuweit hat bis zu seinem End- bzw. Wendepunkt.

Also versuchte ich mein Glück an unserer Haltestelle, wurde belohnt und konnte sogar pünktlich umsteigen, wobei mir zum ersten Mal auffiel, dass auf dieser Linie ausschließlich Elektro-Busse eingesetzt werden.

Unterwegs sah ich überall Blau-Weiße und als wir am Stadion vorbeifuhren, verstand ich auch, warum, natürlich, da war heute ein Spiel.

Hätte ich mal näher darüber nachgedacht - dass ich es nicht tat, sollte ich später bereuen, aber zunächst stand ja nun mal F. im Mittelpunkt. Etwas genervt wirkte er, weil er immer noch am Langzeit-EKG hängt, atmete merklich hastiger als gestern, ansonsten war er aber ganz gut drauf und nun versuchte ich irgendwen zu sprechen.

Pech, es sei Wochenende, erfuhr ich von einer Schwester, da seien keine Ärzte da und auch Ergebnisse gäbe es natürlich keine.

Sie konnten mir überhaupt nichts sagen, wie es weitergeht, wann an eine Entlassung gedacht werden kann und morgen werde ich genauso wenig erfahren.

Irgendwann kam eine Mitarbeiterin zu F.s Bettnachbarn, um ihm einen Zugang zu legen, wir unterhielten uns oberflächlich mit ihr und auf einmal sagte sie "Ohhh" und bat mich, ihr bei den Schwestern eine bestimmte Pflastersorte zu besorgen. Sie habe sie vergessen und da der Zugang schon liege, könne sie nun auch nicht unterbrechen.

Da ich dadurch inzwischen einen ganz guten Draht zur Stationsschwester hatte, schnappte ich sie mir später noch einmal, denn F. hatte erzählt, dass er am Morgen statt drei nun fünf Pillen bekam.

Wenn schon keine Ergebnisse, wollte ich zumindest wissen, das für zusätzliche Medikamente das waren - könnte mir ja vielleicht einen Fingerzeig geben?

Nicht wirklich, es war Kortison, um ihm das Atmen zu erleichtern, soll aber wohl kein Dauerzustand werden.

Zwei Tage lang hatte die Rückfahrt ja nun ziemlich reibungslos geklappt, also überlegte ich, dass ich mit dieser Abfahrtszeit womöglich auch samstags gut liegen könnte?

Wäre ich wohl auch, hätte ich nur darauf geachtet, dass nun genau das Fußballspiel zu Ende war.

Auf den Straßen herrschte Chaos und bald darauf auch im Bus, als nämlich eine ganze Horde angesoffener Fußballfans samt Bierpullen zustieg.

Dicht an dicht standen sie, brüllten Fangesänge und anderes, das sie wohl für lustig hielten, so laut, dass ich dachte, mir würde gleich das Trommelfell platzen.

Keine angenehme Situation, zumal nun auch noch der alte Mann mit ihnen zu streiten begann, der mir gegenüber saß und russisch sprach.

Den einen versuchte er ständig mit seinem Stock zu treffen und ich war heilefroh, dass die Suffköppe zwar laut, aber nicht auf Randale programmiert waren.

Mein Umsteigebus, so er denn gefahren war, war natürlich längst weg, also musste ich auf den warten, der mir am Ende immer den längeren Fußmarsch beschert, und leider war es auch in ihm nicht merklich leiser.

Gleich zwei Zwillingskinderwagen waren mit an Bord und alle vier steckten sich gegenseitig an mit dem Schreien - ein heftiger Lärm war das, die einen Eltern versuchten, ihren Nachwuchs auf Arabisch zu beruhigen, die anderen auf Deutsch, Erfolg hatten sie alle nicht und so war ich ziemlich erleichtert, als ich endlich aussteigen konnte.

Am Haus angekommen schaute ich erst mal in den Briefkasten und nahm das Wochenblatt aus der Zeitungsrolle, doch als ich grad die erste Stufe zur Haustür erklommen hatte, wäre ich vor Schreck fast rückwärts wieder runtergeflogen, weil hinter mir gleich mehrere Hupen losschepperten.

Ich sah mich um und brüllte spontan sehr laut "Scheiße!!!", um dann zu erkennen, dass es vier jungen Herren waren, die jeweils in einer schwarzen Luxuskarosse saßen und sich aus den geöffneten Fenstern Dinge zubrüllten, die ich nicht verstehen konnte.

Hätte ich doch mal meinen Schnabel gehalten, denn nun wandten sich die Gesichter mir zu.

"Du dämliche deutsche Fotze...", hörte ich aus dem einen Fenster, "... scheiß weiße Schlampe!!!" aus dem anderen und auch wenn sie dann weiter laut rufend abrauschten, war mir ein wenig mulmig zumute, denn ich verspürte wenig Lust darauf, von den Herrschaften womöglich später noch Besuch zu bekommen, weil sie sich von mir ungebührlich behandelt fühlten ... 🙄 

Großstadtleben pur und um mich davon abzulenken, vergnügte ich mich dann mit Badputzen. 

 

Habt einen schönen Sonntag und ... bleibt bitte gesund! 😉

6 Kommentare:

  1. Liebe, das Wort Schei--ße ist durch die Meinungsfreiheit hier im Lande gedeckt. Die vier jungen Herren würde ich Rotzlöffel nennen, du besitzt aber nach wie vor viel Contenance und begibst dich nie auf deren Ebene. Das zeichnet dich lobenswert aus. Fußballfans sind für mich eh eine untere Kaste irrationaler Krieger.
    Das mit der Sauerstoffmaschinerie wird ganz schnell Routine kann ich dir aus Erfahrung schildern, für die Reisen gibt es handliche mobile Apparate.

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    1. Lach, mein Lieber, bei dieser Art junger Herren ist es absolut empfehlenswert, sich nicht auf ihre Ebene zu begeben, eigentlich ist Ignorieren das Beste, allzu schnell hat man heutzutage ein Messer im Bauch.
      Deshalb ärgerte ich mich ja auch über mich selbst, dass ich mir meinen Wutschrei nicht verkneifen konnte, muss mir allerdings zugute halten, dass ich ja noch gar nicht wusste, was überhaupt los war, bevor ich mich umdrehte. ;-)
      Danke, dass du von deiner Erfahrung erzählst, genauso erhoffe ich es mir und auch, dass der mobile Apparat dann für die ganze Nacht ausreicht, denn ich kann ihm ja die Tonne nicht ständig die Hühnerleiter hochschleppen.

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    2. Bei unserem Konzentrator war die Leitung 15 m lang, da müssten alle Orte in eurem Häusle erreichbar sein

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    3. Danke, mein Lieber, das ist ein ganz wertvoller Hinweis, denn besonders F, rätselt seit Tagen, wie lang das wohl sein wird.
      In Erfahrung konnte ich ja noch absolut nichts bringen.

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  2. Hallo, Liebe "Rex-Mama!"

    Auch hier, leider keine Besserung, schon als Opa und Oma 2006 im Krankenhaus waren, bekamen wir die Ärzte an Wochenende nur unzureichend , wenn überhaupt zu greifen. - Bei Vater vor wenigen Monaten war es nicht anders, wenn es auch da, nur ein Wochenende war.

    Samstagmittags habe ich auch mal Verständnis, wenn einige Fußballfans grölen, dennoch kann man ja ein wenig auf die anderen Fahrgäste dennoch achten.

    Bleib zu hoffen, dass "F" weiterhin so schön frei atmet und es ihm weiterhin täglich besser geht.

    Hoffentlich legt die "Rex-Mama" am Sonntagabend einfach mal die Beine hoch und lässt die Seele Baumeln, verdient hätte sie es sich allemal.



    Liebe - das Jahr 2024 ist bereits jetzt kaum zu toppen (wie immer man das auch sehen mag - Grüße
    Vom lifeminder

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    1. Ich dachte dabei an meinen kürzlich verstorbenen Cousin, lieber lifeminder, der ebenfalls begeisterter Stadionbesucher war, und versuchte mir damit das durchaus Bedrohliche der Situation etwas abzumildern, denn keiner wusste ja genau, wohin das in diesem völlig überfüllten Bus führen könnte, weil die alle stark angetrunken waren und ihre Bierpullen in Händen hielten.
      F. kann leider gar nicht "schön frei atmen", sondern sein Brustkorb flattert regelrecht bei seinen Bemühungen, Luft zu bekommen.
      Allein sich aus dem Liegen bis auf die Bettkante zu bewegen, schlaucht ihn so sehr, dass er einige Minuten braucht, um zur nächsten kleinen Aktion fähig zu sein - ich muss schauen, wie wir das daheim hinkriegen können.
      Gell, wenn du von dem Opa was hörst, wirst es in deinem Blog schreiben?
      Ich fühle richtig mit mit dieser Familie ...

      Liebe 2024-kann-eigentlich-nur-noch-besser-werden-*hoff*-Grüße zurück! :-)

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