Mittwoch, 17. April 2024

Heute vor neun Jahren ...

 ... starb meine Mutter und ich muss schon seit Tagen daran denken, wie sie einst eine ähnliche Erfahrung wie ich machte.

Sie hörte es im Bad rumpeln und fand meinen Papa zusammengebrochen vor, rief den Notarzt, mit Blaulicht ging es ins Krankenhaus, wo man den Durchbruch eines Magengeschwürs feststellte.

Gleich nach dem Abtransport rief meine Mutter mich an und ich machte mich sofort auf den Weg zu ihr, wo ich mich um alles Weitere kümmerte, eine Tasche packte, sie zum KH brachte, das zum Glück gut zu Fuß zu erreichen war, und dort erst einmal abklärte, was denn nun mit Papa war.

Wohl dem, der Kinder hat, vor allem, wenn sie so geraten sind, dass man sich auf sie verlassen kann, denn im Gegensatz zu ihr damals stehe ich ja nun mit allem alleine da, wie alleine, das wurde mir gestern Abend so richtig bewusst, als ich mich aufs Sofa setzte und doch nicht zur Ruhe kommen konnte.

Es ist nicht F.s erster Krankenhausaufenthalt und auch wenn es noch nie um Leben und Tod dabei ging, war es einst ganz selbstverständlich, dass ich mit Muttern telefonierte, wenn ich abends von meinen Besuchen bei F. zurück war.

Nun ist da ... nichts mehr, nur ich.

Zwar hatten die Nachbarn den Notarzteinsatz mitbekommen und einige schrieben auch sofort "wenn ich was tun kann ...", doch wenn ich dann antworte, dass mein vordringlichstes Problem im Moment das Hinkommen ist, dann kommen Sprüche wie "Oh, das tut mir leid und ich würde ja gerne, habe aber leider überhaupt keine Zeit" ...

Die liebe A. (die türkische) erbot sich sofort, egal bei was, sie würde gerne helfen, auch in Punkto Fahren, aber einerseits schrieb sie im gleichen Atemzug, dass der kleine Sohn schon wieder einen Infekt hat, und außerdem hat sie schon wieder Besuch aus der Heimat.

Heißt also, ich muss gucken, wie ich klarkomme. 

Sicherheitshalber habe ich mir mal die Uber-App aufs Handy gezogen, auch wenn ich noch nicht ganz durchblicke, wie das funktioniert, aber angeblich soll es ja günstiger als Taxi sein und ich fand bei der Anmeldung sogar die Möglichkeit, Bargeldzahlung ankreuzen zu können.

Nicht mehr selbstverständlich, wo wir sogar die Gebühr auf dem Parkplatz des Krankenhauses nur per Karte bezahlen konnten. 

Heute Nachmittag will ich es aber erst mal mit dem Bus versuchen.

Um halb zwei werde ich starten in der Hoffnung, dann bis drei Uhr dort sein zu können.

Schlimm, dass die Öffis derart unzuverlässig geworden sind, denn wenn es pünktlich nach Fahrplan ginge, würde sich eine Fahrt inkl. Umstieg in einer Dreiviertelstunde bewältigen lassen.

Nicht unspannend dürfe das werden, denn allmählich macht sich das Penicillin bei mir im Magen-Darm-Bereich deutlich bemerkbar, was man nun wirklich nicht gebrauchen kann, wenn man womöglich stundenlang an irgendwelchen Haltestellen herumstehen muss.

Und über fehlende Spannung kann ich auch ansonsten nicht klagen.

Tagsüber lief alles noch einigermaßen gut, ich klapperte die zu erledigenden Dinge ab, besorgte vor allem auch Guthabenbons für Aldi Talk und schrieb und telefonierte zwischendurch immer wieder mal mit F.

Abends klang er dann nicht so gut, jammerte, sie hätten ihm grad den Dauerzugang von einem Arm in den anderen verlegt, hustete und dann kam der Pfleger rein und wollte, dass er die Atemmaske wieder aufsetzte.

Später auf jeden Fall noch bei WhatsApp, vereinbarten wir, aber es kam nichts mehr.

Die ganze Nacht kein Mucks, ich lag die meiste Zeit wach auf dem Sofa, den aufgeschlagenen Läppi neben mir, und beobachtete, ob sich bei WA etwas rührte.

Einmal um kurz nach Mitternacht sah ich, dass er online war, für einige Sekunden, das war's, weitere Lebenszeichen gab es nicht, was mich nach und nach in eine gewisse Panik versetzte, zumal dann auch nichts von mir mehr rausging an ihn, d.h. es blieb bei einem grauen Haken, war also nicht übermittelt worden.

Der wird seine Ruhe haben wollen und hat das Handy einfach abgestellt, versuchte ich mich zu trösten, zumal er mir zuvor auch schon gesagt hatte, dass seine Schwester ihn nerve, ständig würde es piepsen. 

Mit dieser vagen Hoffnung lavierte ich mich durch eine mehr als sorgenvolle Nacht und nachdem sich bis sieben Uhr immer noch nix rührte, rief ich dann auf der Station an, ob alles okay sei.

Ja, sei es, wurde mir bestätigt, er sei eben gewaschen worden und eigentlich ganz gut drauf.

Okay, damit muss ich im Moment leben, keine Ahnung, warum er nach wie vor nicht reagiert.

Alles in allem eine Situation, wie ich sie keinem wünschen würde, und nun kann ich nur hoffen, dass ich morgen Erfreulicheres zu berichten weiß.

 

Bleibt bitte gesund, es gibt nichts Wichtigeres ... 


 

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2 Kommentare:

  1. Nein, das passt schon, liebe Hermine, denn wenn ich auf etwas reagieren kann, lenkt mich das schon bissl ab, Leerlauf tut mir im Moment nicht gut.
    Das mit der Überwachung ist mir schon klar und ich bin auch froh drüber, aber glaub mir, man reagiert nicht immer nur rational, wenn man nachts alleine herumsitzt und nicht weiß, wie es gerade um den Lebensmenschen steht.
    Der Grund war übrigens, dass der Akku leer war. (Ich glaube gar nicht, dass er überhaupt weiß, wo er das neue ausschalten könnte. ;-))
    Er musste warten, bis ein Pfleger das Handy für ihn an die Steckdose hängen konnte.
    Das Autofahren, seufz, ich habe es mir selber auch schon an den Kopf geknallt: Da predigst du immer, wie wichtig es auch für Frauen ist, technisch auf dem Laufenden zu bleiben, und dann machst du beim Auto den gleichen Fehler.
    Wobei es aber nicht so ist, dass ich jahrzehntelange Fahrpraxis gehabt hätte.
    83 machte ich den Lappen und 90 hörte ich im Grunde schon auf mit dem Fahren. Ich war mit meinen Fuß-OPs ein Jahr lang außer Gefecht, genau in dieser Zeit kauften wir einen neuen Wagen und schon mit diesem wurde ich nie mehr wirklich warm.
    Vorgestern sprach ich noch mit S. darüber. Sein dicker Daimler ist herrlich übersichtlich, keine breiten Blöcke zwischen den Fenstern und man sieht vorn wie auch hinten, wo das Auto anfängt.
    Im Gegensatz zu unserem, wo man absolut nix sieht und ich schon als Beifahrer davon sehr genervt bin.
    Dann noch meine Augen - selbst zu Fuß machen sie mir Probleme, es wäre also unverantwortlich, damit fahren zu wollen, wobei das alles eh keine Rolle spielte, würden die Busse nur nicht ständig ausfallen, denn ich habe die Haltestelle ja direkt vor der Tür.
    Ich werde nachher sehen, wie es läuft, also alles meine ich, nicht nur den Regen. ;-)

    Danke dir für die fette Umarmung, die tut mir grad besser als alles andere, und liebe Grüße! :-)

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  2. Hallo, Liebe "Rex-Mama!"

    Man fühlt absolut mit dir.
    Die Sorgen und Kummer und die Erinnerungen, die jetzt in dir hochkommen sind, wohl mehr als verständlich.

    Wie du das alleine managst, ist bewundernswert.
    Ich hoffe, dass sich da mit dem fahren noch etwas ergeben hat, du bist selbst weit nicht bei 100 %.

    Ich bin sicher, "F" hat geschlafen oder wie du vermutet hast, das Mobilphone ausgestellt.

    Bleibt zu hoffen, dass du gut in die Klinik gekommen bist, es "F" besser geht, vielleicht er doch noch ohne Sauerstoff (und wenn es nur teilweise ist, auskommen kann) und auch du, ein wenig Ruhe gefunden hast.



    Liebe -bewundernde - Grüße
    Vom lifeminder

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