Die Bäume meine ich und vor allem auch die einjährigen Pflanzen in meinem Garten.
Sie blühen einen Sommer lang, bieten Insekten Nahrung und erfreuen mein Auge, dass es eine Wonne ist, dann aber produzieren sie Samen, verarbschieden sich allmählich und selbst wenn ihnen ganz spät im Jahr die Sonne noch einen hochsommerlichen Schub vorgaukelt, lassen sie sich nicht davon beirren. Sie haben ihre von der Natur vorgesehene Aufgabe und damit jeden Daseinszweck erfüllt, sind müde und gehen.
Ganz schlicht und einfach, haben sie doch das große Glück, nicht denken zu müssen, von daher kommen sie gar nicht auf die Idee, dass Sterben etwas Schreckliches sein könnte, das es mit aller Macht aufzuschieben gälte, so lange wie möglich und um fast jeden Preis.
Das geht mir so durch den Kopf, wenn ich in den Herbst hinausschaue und gleichzeitig an den viel zu frühen Tod meines Cousins denke und ihn mit dem vielleicht etwas zu späten meiner Schwiegermutter vergleiche.
Bis Mitte 80 hatte sie noch einen großen Hund und war dank ihm und dank den Errungenschaften der modernen Medizin wirklich noch "gut in Schuss", dann aber nahm die tägliche Pillenration mehr und mehr zu und ihre Tochter peitschte sie regelrecht durch alle nur denkbaren (Vorsorge-)Untersuchungen, so dass sie bis Mitte 90 tatsächlich mit ein klein wenig Hilfe noch gut allein in ihrer Wohnung zurechtkam.
Dann das Übliche, ein Sturz, die Hüfte, OP und danach das Pflegeheim, aus dem sie nicht mehr herauskam.
Es sei nur für ganz kurz, gaukelte man ihr vor, nur, bis sie wieder auf dem Damm sei, dann ginge es ab nach Hause.
Täglich, zumindest so lange sie sich noch an ihr Zuhause erinnern konnte, fragte sie danach, bettelte, doch man gaukelte weiter, bis sie schließlich kurz vor ihrem hundertsten Geburtstag die Augen schloss.
"Fleißige Lieschen" waren sie beide, sowohl die rote Schönheit in meinem Garten wie auch meine Schwiegermutter und nun mag jeder selbst für sich entscheiden, welchem von beidem es am Ende besser erging ...
Und hier habe ich noch - irgendwie passend dazu - Erich Kästners "Märchen vom Glück" im Internet ausgegraben.
Was für eine anregende kleine Geschichte. Welche Wünsche hättet ihr denn genannt?
Bei mir ist es eigentlich klar, ich hätte wohl nur den allerersten benötigt. 😀
Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😉
Wie jetzt, nur den allerersten? Du hättest den Mann zum Teufel geschickt und das wärs gewesen?
AntwortenLöschenWas die Sommerblumen betrifft, kann ich deine Beobachtungen nicht bestätigen. Unsere merken überhaupt nicht, dass der Herbst kommt. Sie blühen und wachsen unverändert, bis der erste Frost sie erwischt. Manchmal habe ich sogar das Gefühl, dass sie nach der Sommerhitze "aufatmen" und einen neuen Schub bekommen.
Lieben Gruß
Hihi, nö, ich hätte ihn ja gar nicht zum Teufel geschickt, warum denn auch? :-)))
AntwortenLöschenUnd die Pflanzen, ja, sie stehen auch hier noch in voller Blüte, irgendwie, aber ich sehe es ihnen an, dass es dem Ende entgegengeht. Die Stiele wirken lang und immer "hagerer", ihnen fehlt zusehends das "Fleisch auf den Rippen", und von der Seite kann ich besonders bei Eisbegonien und Lieschen allmählich hindurchschauen, wo vorher kein Durchkommen war.
Und die Tagetes, ja, sie versuchen diesen Schub auch, ganz lang werden sie, aber man merkts halt, dass da kein Saft mehr hinter ist.
Obwohl die Sonne ja echt noch so tat, als wären wir mitten im Juli.
Liebe Rex-Mama, du beziehst das auf deine Pflanzen. Ich beziehe das auf mich.Wenn wieder Jemand aus meinem Bekannten- oder Familienkreis gegangen ist, dann habe ich mir schon mal überlegt, wie lange ich denn noch Frist haben werde. Darauf finde meistens keine Antwort. Noch was zu meinen Pflanzen. Ich liebe heiß und innig meine Hortensien und den Lavendel. Auf Grund der Lage meines Gartens - viel zu viel Schatten - war es für beide Pflanzen nicht möglich, dass sie wuchsen. Darüber war ich sehr traurig. Aber so ist das mal eben.
AntwortenLöschenDas bezog sich letztlich auf alles Lebende, lieber Helmut, und genau deshalb fand ich Kästners Kurzgeschichte ja so passend dazu.
LöschenWeil es eben uns alle betrifft und solche Gedanken, wie auch du sie dir machst, nicht ausbleiben.
Hallo, Liebe "Rex-Mama!"
AntwortenLöschenFast 100 Jahre alt geworden sein, sollte keine Strafe sein.
Wobei ich glaube, die letzten Jahre waren sicher eine Qual sich nach seinem Zuhause zu sehnen und nicht nachhause zu dürfen, dass muss schrecklich sein?!
Hoffentlich kann ich eines Tages sagen, ich hatte ein erfülltes Leben.
Ja, die Natur weiß, wann sie zu gehen hat. Aber manchmal gibts auch kleine Wunder, dass sie viel früher zum Vorschein kommt, wie man denkt, was umso mehr Freude macht und von Leben und Willen zeugt.
Hat denn die "Rex-Mama" einen Wunsch, wie sie mal zurückschauen will?
Liebe - wir lassen uns nicht stoppen - Grüße
Vom lifeminder
Eben, lieber lifeminder, am Ende war es eine Strafe, aber ganz sicher kein Vergnügen mehr.
LöschenWünsche verkneife ich mir lieber, hätte ich sie wie bei Kästner gehabt, hätte ich mir gleich mit dem ersten unendlich viele davon gewünscht, dann hätte man in Ruhe schauen können, wann man tatsächlich mal einen einlöst. ;-)
Liebe Freie-Fahrt-Grüße zurück! :-)