Man muss so aufpassen

 U.a. auf seinen Hund, denn der meinige weckte mich heute Nacht um halb drei, was er eigentlich nur macht, wenn sich ein Gewitter nähert.

Was ich aber ausschließen konnte, also stand ich seufzend auf, ging nach unten und nachdem er sich dort gleich zur Hintertür begab, wurde mir klar, dass ich richtig lag mit meinem Verdacht.

Raus wollte er, allerdings nicht, um ein Geschäft zu erledigen, sondern ihm war nach einem kleinen Snack zumute, so dass er sich nun auf das bissl Gras stürzte, das sowohl seine scharfen Krallen und Grabungsaktivitäten wie auch meinen Rasentrimmer überlebt hat.

Offenbar war er von Bauchgrummeln befallen, so stand er ca. 10 Minuten lang grasend wie ein Schaf im Dunkeln, dann würgte er zweimal, ließ ein kräftiges Bäucherchen ertönen, wandte sich zur Tür und verschwand umgehend wieder nach oben auf sein Bett. 😅

Und aufpassen musste ich auch eben beim Einkaufen.

Extra um viere war ich schon aufgestanden, weil F. beizeiten Termin beim Lungen-Doc hatte, und warum auch immer, ihm ist es lieber, wenn ich daheim bin, wenn er sich aufmacht nach dort, also stand ich schon um Punkt sieben Uhr bei Netto vor der Tür, um ja rechtzeitig zurück zu sein.

Zwei Coupons hatte ich in der App freigeschaltet, einen für eine Rolle Blätterteig aus der Kühlung - ein Gewinn, weiß der Deibel, was ich damit anfangen soll - und einmal 3 Euro Rabatt beim Kauf von "Dallmayr entkoffeiniert".

Besonders Letzteren wollte ich mir nicht entgehen lassen, wo die doch beim Kaffee allgemein wieder so unverschämt aufgeschlagen haben, doch nun stand ich ratlos vor dem Regal.

Dallmayr classic gab es, fast zwei Euro teurer als Dallmayr prodomo, doch bei Ersterem gab es keinen entkoffeinierten, bei Letzterem wohl, doch war ich mir nicht sicher, ob der Coupon auch dafür gälte.

Also hin zur noch fast leeren Kasse, ein sehr freundlicher junger Mann mit wilder, langer und schwarzer Lockenmähne beschaute sich das und meinte, ja, das sei wohl der richtige, immerhin seien es ja 500 g.

Hm, ein schwaches Kriterium, aber okay, ich würde später beim Bezahlen halt aufpassen wie ein Luchs.

Der Blätterteig war schnell gefunden, alles andere auch, was ich benötigte, und dann wandte ich mich der Nudelecke zu.

Im Internet las ich kürzlich, dass dort wieder erhebliche Preiserhöhungen geplant sind, nachdem sie zumindest eine Zeitlang wieder etwas günstiger waren, wenn auch immer noch weit über dem Vorkriegsniveau. Also wieder Vorrat zulegen und offenbar war das eine gute Idee, denn nun sah ich, dass sie momentan als Sonderangebot ausgezeichnet sind, allerdings genau zu dem Preis, zu dem man sie nun einige Monate lang bekam. 

Was ich so interpretiere, dass die Erhöhung vermutlich nächste Woche schon kommen wird, also verhaftete ich 8 Pfund und marschierte dann zur Kasse.

"Nun bin ich aber gespannt, ob Ihr System das mit dem Kaffee genauso sieht wie wir beide", sagte ich zu ihm und der nette Jungmensch achtete von sich aus darauf, um dann zu verkünden:

"Nee, die drei Euro werden nicht abgezogen, also war es wohl doch der falsche."

"Okay, dann behalten Sie ihn, aber schauen Sie doch mal bitte, ob er wenigstens den Preis für den Teig abzieht ..."

"Ja, das macht er ..."

Bald war alles erledigt und nun war ich froh, dass ich sicherheitshalber immer eine Lesebrille in der Außentasche des Trolley mitschleppe, denn diese half mir nun den Bon zu überprüfen.

Nix, der Blätterteig war berechnet, aber nirgendwo wieder abgezogen worden, obwohl die Kasse ihm das zuvor ja wohl sogar angezeigt hatte.

Wir waren uns einig, dass das Masche ist, denn auf die Sache mit dem Kaffee wären vermutlich so einige reingefallen, nicht jeder kontrolliert den Bon so akribisch wie ich und nun übergab mir dieser "prima Typ" mein Geld, ohne überhaupt noch mal einen Blick draufzuwerfen.

Na also, geht doch, zumindest teilweise, aber echt nur, wenn man gut aufpasst ... 🙄

Und dann war da noch die Sache mit dem Anruf ...

Ein Herr Doktor xxx meldete sich bei mir, ebenfalls Lehrer an meinem ehemaligen Gymnasium und verantwortlich zeichnend für den Erinnerungsteil des anstehenden Schuljubiläums.

Wie schon zu seiner Kollegin, mit der ich kürzlich so lange plauschte, hatte ich auch zu ihm gleich einen guten Draht und er schloss sich meiner Auffassung an, dass die alten Filmaufnahmen, die er mir zugeschickt hatte, nicht wirklich viel hergeben.

Ich hatte ihm in einer Mail dazu geschrieben gehabt, dass ich den Filmenden am liebsten mal kräftig durchschütteln würde, denn statt wirklich Sehenswertes festzuhalten, hatte er sich auf Baumaschinen und Abrissarbeiten konzentriert.

Ursprünglich hatten die sich vorgestellt, dass ich vielleicht etwas Schriftliches dazu liefern könnte, aber nun meinte er:

"Frau Mm hat mir gesagt, dass sie Sie als sehr eloquent empfand (hihi, hoffentlich war das nicht beschönigend für Sabbeltante gemeint 😁), und ich sehe es auch so. Wir wollen die Filme in der Aula abspielen - was halten Sie denn davon, wenn Sie sich einfach weit vorne hinsetzen und dann aus dem Stegreif kommentieren?

"Also ganz locker vom Hocker?", fragte ich nach, er bestätigte und meinte, womöglich würden sich dann ja auch noch andere finden, die den Mund aufmachen, wenn ich erst mal den Anfang gemacht hätte.

Kicher, da darf die gute alte "Euläähhh für alle" nun also auch noch als "Warm-upper" herhalten, aber schaun mer mal, irgendwie wird sich das wohl hinkriegen lassen.

Er rief mich in der großen Pause an, hatte also nicht viel Zeit und so verabredeten wir uns am Festtag um eine bestimmte Uhrzeit am Haupteingang zu treffen, aber eines musste er doch noch loswerden, nämlich sei ihm aufgefallen, in welch extremen Minis wir Mädels damals herumliefen.

So etwas würde heute nicht mehr geduldet werden an der Schule! 😲 🤣

Jo, heute herrschen Zucht und Ordnung und im Gegenzug ist tägliches Rudelbeten vor dem Unterricht angesagt - von dem er gar nicht wusste, dass an so etwas damals keiner auch nur ansatzweise gedacht hätte, selbst auf einer bistümlichen Schule nicht.

Ich glaube, die jungen Leute von heute haben nicht den Hauch einer Ahnung, welch eine freigeistliche Zeit die Siebzigerjahre waren. Wir wurden noch im Sinne des Humanismus erzogen, d.h. wir lernten kritisch zu denken, die Dinge zu analysieren, aber gleichzeitig wurde uns auch viel abverlangt, denn zu dieser Zeit ging noch niemand davon aus, dass so viele wie möglich studieren sollten, was sich natürlich im heutigen Niveau deutlich niederschlägt. 

Zwei Wochen habe ich noch Zeit und wie ich mich kenne, werde ich diese nutzen, um doch noch etwas schriftlich feszuhalten, so nach dem Motto "Erinnerungen einer Schülerin". 

Mal sehen, was mir dazu einfällt, aber nun muss ich erst mal in die Küche flitzen, um mich an den Geburtstagskuchen zu machen.

Was für ein Glück, dass F. in dieser Hinsicht so wenig anpruchsvoll ist und nach wie vor der einfache Rosinenkuchen sein Herzken derart erfreuen kann, dass er gar keinen anderen haben möchte. 😀

Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😉