Donnerstag, 21. September 2023

Im Moment kreisen meine Gedanken ...

 ... sehr um die nächsten beiden Tage, morgen die Beerdigung meines Cousins und übermorgen dann das Schulfest, auf dem man von mir erhellende, aber vermutlich auch fröhlich klingende Äußerungen erwartet.

Schon gestern kochte ich einen großen Topf Spaghettisoße vor, damit F. versorgt ist, während ich unterwegs bin, und dabei schaffte es mein lieber Mann, mich ziemlich zu verblüffen.

Er saß übers Inhalieren gebeugt am Küchentisch und verfolgte mit einem Auge, wie ich Zwiebeln, Knobi und Ingwer anbriet, Gehacktes dazugab und immer wieder rührte, während ich Paprika und 2 Schlangengurken würfelte, Gewürze und Tomatenmark kurz mit anröstete, bevor 10 Dosen Tomaten hinzukamen usw.

Auf einmal war F. hinter mir, dann neben mir, begann die Dosen zusammenzudrücken und auch noch den letzten Rest Mark aus der Tube zu quetschen, mit dem ich immer mein Tun habe.

Hui, so geschäftig kenne ich ihn gar nicht, was war denn da passiert?

Fröhlich wurschtelten wir gemeinsam herum, unterhielten uns, bis sein Blick auf einmal auf meinen leeren Kaffeebecher fiel: 

"Soll ich dir vielleicht einen frischen Kaffee einschütten?"

"Aber gerne doch", antwortete ich erstaunt, denn so aufmerksam kenne ich ihn gar nicht, und dann setzte er sogar noch einen drauf mit:

"Aber das tue ich doch gerne für dich." 

Huiiii - normalerweise bin ich eher gewöhnt, dass er, während ich versuche, irgendetwas fertigzubekommen, mittenrein brüllt: "Eulääähhh, komm amol gugge, was der Compi mir do nu wied'r anzeigt", und nun dieses Erlebnis.

Ungewohnt, aber ... nicht schlecht. 😂🤣😂

Und dann ist da natürlich die Frage: Was ziehe ich überhaupt an?

Die letzte Beerdigung, auf der ich war, war die eines meiner Onkel, und zwar im Hochsommer.

Für morgen ist es recht kühl, womöglich sogar mit Regen angesagt, da fallen die Klamotten von damals schon mal flach.

Also begann ich meinen durchaus reichhaltigen Fundus zu durchstöbern, reichhaltig deshalb, weil da auch noch vieles von meiner Mutter hinzukam, die mir modemäßig meist sogar einen Schritt voraus war. 

Hm, nun fiel es mir auf, dass ich zwar für den Sommer (neben Röcken) so einiges an Stoffhosen habe, aber alle in Capriform, während es sich bei den langen fast ausschließlich um Jeans handelt, und in denen kann ich ja morgen eher nicht auflaufen. 🙄

Mensch, hatte ich mir nicht vor einigen Jahren für den runden Geburtstag einer Nachbarin, den sie in größerem Rahmen feierte, extra eine schwarze Hose besorgt?

Jau, da war sie - stretch, schon mit Pep, aber auch nicht zu viel davon, geht gerade noch als klassisch-elegant durch und sitzen tut sie wie angegossen.

Ein schwarzes Oberteil fand sich auch noch, Schuhe habe ich eh - wenn ich auch leider wegen meines Fußes selbst auf einen kleinen Absatz verzichte und ganz flach vorziehe, doch nun hing ich an der Jacke fest.

Müsste im Garderobenschrank nicht noch ein anthrazitfarbener Kurzmantel aus Lodenstoff hängen?

Jawoll, das Haus verliert nix, unseres ja eh nicht 😁, schon hatte ich ihn und schlupfte hinein, nur um dann in wirklich ungläubiges Staunen auszubrechen.

Kurz mal zu F., um ihm das vorzuführen, und der sagte nur: 

"Jesses, wem soll der denn mal gepasst haben? Da versäufscht du ja drin."

Genauso ist es, das Teil stammt noch aus Zeiten, in denen ich 30 kg mehr auf die Waage brachte, und dementsprechend lächerlich sehe ich nun darin aus. 

Konnte ich also vergessen, aber zum Glück fand sich noch eine weitere Langjacke, die mir meine Schwägerin mal zu Weihnachten verehrte, sehr hübsch eigentlich mit ihrem zarten Muster in Grau- und Schwarztönen.

Damals hatte ich etwas Mühe, sie zuzubekommen, aber nun macht es sich bezahlt, dass ich mich seit einigen Monaten bemüht habe, etwa fünf Kilo zu verlieren, die sich wieder eingeschlichen hatten, denn es fällt mir ungeheuer schwer, das Gewicht auf niedrigem Level zu halten.

So wäre ich also ausgerüstet für morgen, dank der Jacke nicht ganz in tristem Schwarz, schlicht genug, aber auch nicht im Stil meiner eigenen Großmutter. 

Passt schon, damit Tradition und guten Sitten genüge getan wäre, obwohl ich es mit diesen ja sonst meist nicht so genau nehme und öfter auch mein Tun habe mit den schwülstigen Reden, die auf Trauerfeier gern gehalten werden und so fern jeder Realität sind.

Als ich heute früh aus dem Bad kam, fiel mein Blick wie immer auf dieses Bild hier, das gegenüber der Tür hängt:


Unser gemeinsamer Großonkel Werner hat es gemalt, seines Zeichens Bruder des Großonkels, bei dem ich so viel Zeit verbrachte, und in der Regel sehe ich es an, ohne es wirklich noch wahrzunehmen, doch nun kam mir plötzlich der Gedanke, dass sich eine der letzten Unterhaltungen, die ich mit meinem Cousin über WhatsApp führte, um die Ostsee drehte, an der wir ja wie auch im Schwimmclub als Kinder so oft zusammenkamen.

Wie schön es dort gewesen war, schwärmte er mir vor und schon saß ich am Laptop und suchte mir bei Youtube dieses Lied heraus:


Daran werde ich morgen zu denken versuchen, wenn es mir zu arg wird, und an den Satz "Bei den Ahnen nimmst du heute deinen Platz", denn mein Cousin wird auf einem Friedhof beigesetzt, auf dem schon sein Vater und etliche andere aus unserer Familie liegen, sich vor allem aber auch eine ganze Batterie von Pastorengräbern befindet, die alle zu unseren Vorfahren zählten.

Wie schön wäre es gewesen, hätte auch mein Papa dort liegen dürfen, im Kreise der Familie, nah bei seinem Zwillingsbruder und in dem Stadtteil seiner Kindheit, mit dem er sich bis zum Schluss so sehr verbunden fühlte.

Stattdessen schleppte meine Mutter seine Urne in den Schwarzwald, in ein Nest, dass wir überhaupt nur kennen lernten, weil meine Oma dort in reifem Alter noch einen Lover auftat.

Dort hätte er nicht hingehört und hingewollt und vermutlich war es ein letzter Hieb, den Muttern dieser "bösen Familie" verpassen wollte, deren Mitglieder sie ja zunehmend als ihre "Feinde" betrachtete.

In Gedanken werde ich also morgen zwei Menschen dort zu Grabe tragen, meinen Cousin und auch Papa - vielleicht bekomme ich damit dann das Gefühl, dass sich der Kreis nun endlich dort geschlossen hat, wo er es von Anfang an hätte tun sollen. 


Und nun bekomme ich grad Ablenkung von den traurigen Gedanken verpasst, denn nebenan sieht es seit heute so aus:


Nicht von schlechten Eltern, der Lärm, den die da veranstalten, womit sich dann vermutlich mein letztes Mittagsschläfchen für diese Woche auch erledigt hätte. 🙄

Was soll's, es gibt deutlich Schlimmeres als Schlafmangel, also nehmen wir es, wie es kommt. 😉


Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 🙂


12 Kommentare:

  1. Zu solchen "Veranstaltungen" pflege ich meist mich so zu kleiden: weißes Hemd (je nach Wetterlage mit kurzen oder langen Ärmel), eine schwarze Jacke, Leder oder stoff, schwarze Hose und Schuhe. Es ist doch immer gut, wenn man auf Kleidungsstücke zurück greifen kann. Sofern das bekannte und bliebte nicht mehr passt. Ich gestehe ehrlich, dass mein selbst gestecktes Ziel von 10 kg weniger noch immer nicht erreicht ist. Das sorgt für Frust. Auch stelle ich fest, dass ich Hosen habe, die mir mal gepaßt haben aber dies nicht mehr tun. Auch das sorgt für ungute Stimmung. Trotz der Tatsache, dass ich auf ein Abendessen seit mehr als einem Jahr verzichte. Das große Manko des viel zu wenig trinken hält sich ebenfalls hartnäckig. Außerdem stelle ich zunehmend fest, dass ich kein Allohol mehr vertrage. Gestern bin ich eingepennt und habe deshalb fast meinen Zahnarzt-Termin um ein Haar "verpennt". Im wahrsten Sinne des Wortes.

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    1. Ja, wenn man ihn nicht mehr verträgt, ist es wohl besser, ihn wegzulassen.
      Ich verzichte seit vielen Jahren komplett darauf und das bekommt mir hervorragend, zumal auch die Kalorien, von denen er ja reichlich hat, nicht mehr auf den Hüften landen. 😉

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  2. Für die Beerdigung morgen wünsche ich viel Kraft.
    Mir selber ist es seit jeher völlig unverständlich, dass jemandem nicht komplett egal ist, wo er oder sie begraben liegt.
    Die Asche kriegt das doch nicht mehr mit, wo sie liegt! Wie kann eine Leiche sich an einem bestimmten Platz mehr wohlfühlen als an einem anderen?
    Der Umwelt möglichst wenig Schaden zuzufügen, darum sollte es mE gehen. Aber natürlich bin ich damit vor allem in Wien auf verlorenem Posten, denn für die Wiener:innen geht nix über „a schene Leich“.
    Lieben Gruß

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    1. Der Leiche ja (vermutlich zumindest), aber den Lebenden womöglich eher nicht, je nachdem, wie eng ihre Bindungen waren.
      Wobei es eh das Umweltfreundlichste wäre, wir würden gar nicht erst geboren, denn es gibt viel zu viele von uns und unsere schiere Zahl ist es, die ein dauerhaftes Überleben unserer Spezies auf diesem Planeten immer fraglicher erscheinen lässt.

      Danke und lieben Gruß zurück!

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    2. Kann sich ja zum Glück jede und jeder aussuchen, ob er oder sie die Welt weiterhin mit seiner oder ihrer Anwesenheit belästigen will oder persönlich was gegen die Überbevölkerung tut - wobei ich ausdrücklich nicht der Meinung bin, dass es zu viele Menschen auf der Erde gibt. Es werden nur von den Mächtigen die Mittel falsch verteilt.

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    3. Na, es geht ja weniger um die eigene Anwesenheit als vielmehr darum, wie viele Nachkommen wir produzieren.
      Allein in den letzten 70 Jahren hat sich die Weltbevölkerung mehr als verdreifacht:
      https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1716/umfrage/entwicklung-der-weltbevoelkerung/
      Die "natürliche Auslese" konnten wir - sehr erfreulich für jeden einzelnen - dank unserer modernen Medizin ziemlich dämmen, nur das Bevölkerungsverhalten dementsprechend anzupassen, dazu war die Zeit wohl zu kurz.
      Selbst wenn es gelänge, die "Mittel" gerechter zu verteilen, geht es letztlich doch um die Rodung der Wälder und ums Wasser.
      Besonders um Letzteres gibt es schon sehr viele Konflikte und das wird noch sehr zunehmen.
      Die Ressourcen sind nun einmal endlich, unser Vermehrungswille aber offenbar nicht.

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  3. Oh ja, da möchte ich mich gern der Sparköchin anschließen und dir ebenfalls viel Kraft für morgen wünschen, liebe Rex-Mama.

    "A schene Leich" ist auch für uns Oberpfälzer extrem wichtig, was aber nichts mit der Ruhestätte an sich zu tun hat, sondern dass viele Leute zur Beerdigung kommen, die Kirche möglichst voll ist, der Kirchenchor in voller Besetzung da ist und vor allem ein zünftiges Leichbier stattfindet. In manchen Gegenden gibt es ja nur einen schnöden Beerdigungskaffee, während es in der katholischen Oberpfalz was Richtiges gibt: Leberknödelsuppe, gemischten Braten, Gebäck und Kaffee und ganz wichtig: ganz viel Bier. "Das hat man sich aber auch schwer verdient", meinte der Gatte, als er das komplette katholische Ritual bei der Beisetzung meines Vaters mitmachen musste.
    Der Mann einer Bekannten (der war aus Wilhelmshaven) hat sich ein solches Leichbier gewünscht (das Grab war ihm egal), aber leider ist er während der Pandemie gestorben und solche Menschenansammlungen waren da ja verboten. Das beklagt diese Bekannte immer noch "Er konnte kein Leichbier haben"

    Ich wünsche dir alles Gute für morgen!

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    1. Danke dir, liebe Hermine! :-)

      Zum Thema Oberflächlichkeiten auf Beerdigungen habe ich vor 17 Jahren ja mal dies hier geschrieben:

      Beerdigung



      Frau Meier grüßt Herrn Huber, Herr Huber grüßt Frau Schmidt,
      gemeinsam schaut man traurig und leidet kräftig mit.
      Dort kommt ja auch Herr Dickmann und Frau, … na ja, Frau Dings,
      man schüttelt artig Hände und grüßt nach rechts und links.

      Nun geht es zur Kapelle, man will nen guten Platz,
      da wartet unter Blumen der arme, tote Schatz.
      Frau Schulze sitzt fast vorne, wo sie gut sehen kann,
      sie schaut auch mal nach hinten, doch dies nur dann und wann.

      Zu wem gehört das Kind nur, das dauernd heftig schreit?
      Die dicke Frau dahinter … was für ein scheußlich Kleid!
      Der Pfarrer stimmt ein Lied an, man brummt es lautstark mit,
      Herr Gruber in der Ecke … wirkt auch nicht mehr so fit.

      Jetzt steht man auf … mit Stühlerücken,
      vorn tun sich sechs zum Sarge bücken,
      dann geht der Zug in Richtung Grab, man bildet Zweierreih’n,
      ein Schauer rieselt sanft herab, Frau Schulze geht allein.

      Herr Müller steht am Grabesrand und murmelt schweigend Worte;
      Frau Lehmann sieht es wie gebannt und freut sich auf die Torte.
      Man steht Spalier, ertastet Beileid wispernd Hände,
      die Einladung zum Schmaus bleibt aus, man trottet vom Gelände.

      Da steh’n sie nun – der Spaß ist aus – und wissen nix zu sagen,
      Frau Schulze stürmt erbost davon, Herrn Huber knurrt der Magen.
      Frau Meier – ratlos – sucht den Gatten, packt ihn am Taillenrand:
      „Wer war’s, den wir beerdigt hatten, war’n wir mit dem verwandt …?“ 😎





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    2. Wäähhh, so geht's vielleicht im Ruhrpott zu, aber nicht in der katholischen Oberpfalz an der tschechischen Grenze. Da kommt die Leichenbitterin, teilt mit, wer wann gestorben ist, wann die Totenrosenkränze betet werden, wann die Beisetzung ist, und wenn man zum Leichenschmaus geladen ist, sagt sie das auch. "Es Leichbier is beim obern Wirt, wo dirz a g'lod'n seids"
      Die Sitzordnung in der Kirche ist selbstverständlich geregelt, da kann sich keine Frau Schulze einen Platz aussuchen und jeder weiß vor dem ersten Rosenkranz, ob er mit knurrendem Magen heim oder ins Wirtshaus geht :-)

      Wie auch immer die Sitten und Bräuche sind, gern geht wohl niemand zu einer Beerdigung. Ich wünsche dir sehr, dass du den Tag gut überstehst.

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    3. Sag bloß, das läuft auch heute noch so bei euch?
      Mein Dörfli liegt ja auch nah bei der ehemaligen DDR-Grenze und man hatte lange Zeit das Gefühl, dass die Zeit dort etwas stehen geblieben war, aber ganz so "mittelalterlich" lief es dort dann doch nicht. ;-)
      Was ich dafür aber mitbekam, dass zu einer Beerdigung durchaus mal Hunderte von Menschen aufliefen, und mich hat das mitunter an die Gaffer bei Unfällen erinnert.
      Viele hatten gar keinen Bezug zum Gestorbenen, aber ... man geht halt hin, weil "es sich so gehört" und bissl was zum Gucken ist einem dabei ja auch sicher.

      Danke für deine Wünsche, ich muss erst mal sehen, ob ich überhaupt hingehen kann, denn seit gestern plagt mich irgendwas Grippales. :-(

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  4. Hallo, Liebe "Rex-Mama!"

    Schön das dich "F" so fürsorglich umsorgt hat. Er ist eben ein guter und spürt, wer er umso mehr gebrauch wird!

    Gut, dass du Frühzeitig deinen Beerdigungsvorbereitungen abgeschlossen hattest. - Damit hattest du hoffentlich heute noch etwas Zeit deinen Gedanken nachzuhängen?
    Was gerade vor solchen kraftraubenden Tagen enorm wichtig sein kann.

    Viel Kraft und Ausdauer für die nächsten Tage.
    Du Packst das und kannst hoffentlich den von dir erwähnten Kreis für dich schließen.

    Die "Rex-Mama" wird niemals lächerlich aussehen!


    Lieber - "Das Leben endet nicht, nur weil jemand von uns geht. Das Leben geht weiter, durch die Liebe, die wir teilen", aus „Der kleine Prinz“ - Grüße
    Vom lifeminder

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    1. Hihi, lieber lifeminder, dann hättest du mich mal in der völlig überdimensionierten Jacke sehen sollen.
      Unvorstellbar, dass ich sie einst ausfüllte.

      Liebe Der-kleine-Prinz-Grüße zurück! :-))

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