Samstag, 11. Februar 2023

Neues aus Entenhausen

 Als meine nach 40 Jahren wiederaufgetauchte Freundin A. im Herbst zum ersten Mal bei mir war, machten wir einen Spaziergang hier durch den Ort und stießen auf dem Rückweg auf eine junge Frau, die ratlos vor einigen Enten stand, die es sich in einer städtischen Grünanlange bequemgemacht hatten.

Sie überlegte, ob man Tierretter rufen müsste, aber die Sache war schnell geklärt, als ich feststellte, dass es sich um Hausenten handelte, und dann auch das Loch entdeckte, das die neuen Bewohner des Hauses meines ehemaligen Wahlleiters in den ansonsten inzwischen schwarz verhängten Zaun gerissen hatten.

Zwischen die Büsche hatten sie eine Schüssel Wasser gestellt, also war der Plan ganz offensichtlich, dass sich ihr Geflügel auf städtischem Grund aufhalten sollte.

Holla, die müssen aber richtig Geld haben, dachte ich mir seitdem schon oft, wenn ich auf dem Weg zum Einkaufen dort vorbeikam, denn immer stehen mindestens vier dicke Autos dort herum - ein Mercedes-Kombi, ein BMW sowie fette SUVs, alle schwarz und ziemlich protzig wirkend.

Zwei passen nur auf den Hof, also wird ausgerechnet der lange Kombi immer so in die Einfahrt gestellt, dass er bis zum Bordstein über den Bürgersteig ragt, ein weiterer steht am Straßenrand, genau wie die nicht minder kleinen Wagen mit rumänischen Kennzeichen, die offenbar Besuchern gehören.

Für mich schon lästig, dass ich dort mit meinem Trolley immer auf die vielbefahrene Straße ausweichen muss, um den Fuhrpark zu umrunden, aber für die Rollstühle und Rollatoren, mit denen hier dank des Heimes viele Leute unterwegs sind, stellt das wirklich eine Zumutung dar, zumal die Straße dort einen leichten Bogen macht, so dass man ankommende Fahrzeuge erst spät sieht, d.h. das kann wirklich gefährlich werden. 

Gestern nun stieß ich beim Einkaufen auf die Damen des Hauses. 

Zu viert waren sie unterwegs und zogen laut schnatternd durch den Laden. 

Als ich hinzukam, war ihr Wagen schon recht voll, also drehten sie vermutlich nicht die erste Runde durch die Regale und was mir gleich auffiel, war das dicke Huhn, in einer Schale, bedeckt mit dünner Folie und ... mit einem 30-%-Aufkleber versehen.

So'n Pech, das hätte ich wohl auch nehmen mögen, dachte ich und kümmerte mich dann zügig um meine eigenen Dinge.

Das heißt, ich versuchte es, denn so wirklich zügig lief dann gar nix mehr.

Da war zum einen der alte Herr mit seinem Rollator, der vor fast jedem Regal stehen blieb und immer wieder Artikel in die Hand nahm, um sie genüsslich von allen Seiten zu betrachten.

Diese Abwechslung vom möglicherweise ansonsten sehr tristen Alltag sei ihm von Herzen gegönnt, nur dass er es ausgrechnet immer dort tat, wo ich auch schnell heranwollte, das war nervig, denn so wartete ich jedes Mal in zwei Metern Abstand, bis er sich endlich weiterbewegte.

War es mir gelungen, ihn zu überholen, konnte ich mich darauf verlassen, dass er in der nächsten Reihe prompt wieder vor mir auftauchte, und er war ja nicht der einzige Bremser, denn die vier Frauen taten auch ihr Möglichstes. 😁

Ihre kräftigen Stimmen waren eh durch den ganzen Laden zu hören, so wusste ich also immerhin schon vorher, was mich hinter der nächsten Ecke erwarten würde, und da auch sie mich mehrmals zum Pausieren zwangen, während sie lautstark über den ein oder anderen Artikel palaverten, beobachtete ich in dieser Zeit amüsiert ihre Füße.

Sie trugen lange Röcke, von denen einer sogar leicht über den Boden schleifte, und ich wartete immer darauf, dass die Hintere der Vorderen vielleicht mal auf selbigen tappen und ihn damit runterreißen würde. 🤣

Es geschah nicht, dafür wurde es dann aber an der Kasse noch einmal spannend, denn während ich bereits durch war und meinen Trolley belud, wurde es hinter mir nun erst richtig laut.

Um das Huhn ging es, das mehrmals zwischen der Kassierin und den vier Damen hin und her gereicht wurde.

Nein, der Regalpreis beziehe sich auf das Kilo, aber da das Tier ja mehr wiege, sei es auch entsprechend teurer, versuchte Erstere zu erklären, was die vier Damen aufgrund fehlender Sprachkenntnisse aber nicht verständlich zu machen war.

Auch dass es die 30% ja trotzdem gäbe, konnte sie nicht trösten und nachdem die Schreierei mehrere Minuten gedauert hatte, landete das Huhn schließlich irgendwo hinter der Kasse, um dann vermutlich wieder in die Kühltheke einsortiert zu werden.

Wie sich das mit den dicken Autos vereinbaren lässt, weiß ich nicht und auch nicht, inwiefern da noch die  Kühlkette gesichert sein könnte, die gerade bei Geflügelfleisch so wichtig ist, was mir aber auf dem Nachhauseweg noch durch den Kopf ging, war das Thema Emanzipation.

Die Kassiererin trug Kopftuch, die vier anderen Frauen bodenlange Röcke, damit war ich also die einzige von uns sechsen gewesen, die sich mit ihrer Bekleidung keinen Vorschriften unterwarf.

Tradition ist das eine, das andere ist aber, dass viel zu wenige unserer Geschlechtsgenossinnen zu hinterfragen scheinen, wo sie überhaupt herkommt und wem sie in erster Linie dient..

Mich jedenfalls erschreckt es, wenn ich so etwas als Begründung lese.

Die Frau gehört ihrem Mann und kein anderer darf auch nur eine Ahnung davon bekommen, wo sich ihr Schritt befinden könnte? 😕

In anderen Einträgen fand ich, dass die Frau bei den Sinti und Roma traditionell untenherum als "unrein" gilt, deshalb muss das alles unter langen Röcken versteckt werden, genau wie man das in den westlichen Kirchen früher sah, die menstruierende Frauen nicht betreten durften, weil ebenfalls "unrein". 😟  

Stehen sich da nicht (falsch verstandene) Toleranz und wirkliche Emanzipation diametral gegenüber?

Aber halt, ich vergaß ja das Gendern, damit tut man doch schon genug, oder? 😉

Noch einmal interessant wurde es dann für mich, als ich am Abend zufällig in eine Sendung geriet, in der es um die Intelligenz von Hunden ging.

Ein amerikanischer Professor machte mit seinem Border Collie die erstaunlichsten Experimente und obwohl ich es von meinen eigenen Hunden sehr gut weiß, wie viele Ausdrücke Hunde in der Lage sind, sicher zu verstehen, war ich baff, was dieser konnte.

Der Prof. verteilte etliche Gegenstände im Raum, die das Tier alle beim Namen kannte, dann aber hieß er es, diese hin und her zu tragen, also beispielsweise "Hol Schaf vom Tisch und bring zu Ball", d.h. es mussten drei Wörter so verknüpft werden, dass alles in der richtigen Reihenfolge ablief, und der Hund schaffte das problemlos.

Genau den Film, den ich sah, finde ich nicht, aber hier ist ein anderer vom Prof. und Chaser, die leider inzwischen verstorben ist, und hier kann man gut erkennen, dass Hunde wirklich mitdenken können.

Zwischen vertraute Gegenstände hat man einen fremden gelegt, nennt den Namen, der dem Tier ebenfalls neu ist, und trotzdem ist es in der Lage, genau diesen zu holen, weil es alle anderen ausschließen konnte. 

Bemerkenswert, oder?

Ich sollte dringend wieder mehr solcher Spiele mit Rex machen, denn auch er liebt es, gefordert zu werden und hinterher Lob für erbrachte Leistung zu bekommen. 🤩

Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😀



2 Kommentare:

  1. Da wäre ich unverschämt gewesen, liebe Rex-Mama, und hätte die Kassierin gleich gefragt, ob sie mir das Hendl nicht noch verkaufen kann. Du hättest es doch eh haben wollen, oder? Wegen der Kühlkette hätte ich mir jetzt weniger Gedanken gemacht, draußen hats eh wieder Kühlschranktemperatur ...
    Lieben Gruß

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  2. Nee, liebe Sparköchin, abgesehen davon, dass ich den Originalpreis ja gar nicht kannte - denn lange nicht alles, was reduziert ist, liegt deshalb in meinem Budget -, war es mir viel zu sehr von allen befingert worden, als dass ich es noch hätte haben mögen.
    Da bin ich bissl empfindlich, geht mir z.B. auch bei Gurken oder Tomaten so: Wenn vor mir jemand dort alles in die Hand nahm und ausgiebig betatschte, vergeht mir der Appetit, dann stelle ich lieber den Speiseplan um, als davon noch etwas in meinen Wagen zu packen.
    Reine Kopfsache, aber er ist ja nun mal da und sitzt fest auf meinen Schultern ... 😂

    Lieben Gruß zurück!

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