So empfanden es meine Ohren, als sie gestern mehrere Stunden lang von F.s PC her mit einer Mischung aus Jazz, Blues und Soul beschallt wurden.
Es lag nicht an der Abspielqualität, denn er hat dort schon vernünftige Boxen angeschlossen, sondern die Musikrichtung an sich war es, die mir auf Dauer zu schaffen machte, z.B. dieses ständige Jaulen der E-Gitarren.
Als er sich dann zum Essen zu mir setzte, sagte ich es ihm etwa so:
"Weißte, wenn jetzt unser Nachbar Spaß daran hätte, Metallstangen aneinanderzureiben und auch mit anderem Gerümpel in seiner Garage Töne zu erzeugen, dann fände ich es vielleicht sogar spannend, ihm dabei zuzusehen.
Höre ich das aber nur so von nebenan, dann gehts mir irgendwann nur noch auf die Nerven."
Das konnte er so gar nicht nachvollziehen:
"Wie, das ist doch wunderschöne Musik, ich find die toll."
Und wieder einmal staunte ich, wie unterschiedlich wir manche Dinge empfinden, denn für mich war der größte Teil des Sounds viel zu amelodisch, was mich dann nach einer Weile zu stressen beginnt.
Mir fehlt da ein Bogen, etwas Greifbares, eine nachvollziehbare Melodie und unterm Strich ist das für mich, als würde ich mir über Stunden willkürlich aneinandergehängte Buchstaben durchlesen, die keinerlei Sinn ergeben.
Etwa: pdrad lhelai clehnade ldnede cyfverahelleh dafasdferl dsfereele... 🤣
Dann gab es auch wieder ein Traumerlebnis, dem vorausging, dass ich in ZDFInfo in eine Sendung geriet über die frühe Neuzeit in Köln
Um Hebammen ging es, ein hochangesehener Beruf und wenn man nun meint, heute seien wir doch sooo viel weiter als die Menschen damals, dann gab es gleich ein Gegenbeispiel.
Heute kommt man dort wohl auf etwa eine Hebamme pro 10.000 Einwohner, damals waren es sieben, und diese Frauen waren Meisterinnen auf ihrem Gebiet, auch wenn die Kinder- und Müttersterblichkeit natürlich trotzdem hoch war.
Äußerst heilkundig waren sie, gaben ihr Wissen an Lehrmädchen weiter und neben der Gesundheit waren sie auch dafür zuständig, im Falle der Schande, also einer unehelichen Geburt, den Erzeuger des Kindes herauszufinden, damit dieser in den Kirchenarchiven vermerkt und für Alimente herangezogen werden konnte.
Interessant fand ich, dass zu dieser Zeit Geburtssstühle verwandt wurden, die die Hebamme in der Regel mitbrachte und die die Gebärenden in eine etwas angenehmere Postion brachten.
Als dann Männer begannen Medizin zu studieren und zunehmend ins Geschehen einbezogen wurden, musterte man diese Stühle aus und verlagerte die Geburten aufs Bett, schlicht, weil die Herren der Schöpfung nicht zu Füßen der Frauen hocken mochten.
Scheiß doch drauf, dass sie nun noch viel mehr Schmerzen ertragen mussten, Hauptsache, die natürliche Ordnung funktionierte: Oben der Mann und die Frau unterhalb von ihm. 🙄
Dann schlug leider die Inquisition mit voller Wucht zu, besonders auf die Hebammen hatte man es abgesehen, aber bei Weitem nicht nur und ich fand wichtig, wie man das Thema beleuchtete, denn neben dem Glaubens- und Teufelswahn ging es oft darum, dass die klerikale und weltliche Obrigkeit scharf auf das Vermögen der Ermordeten war, aber auch das Volk spielte eine Rolle.
Unwetter, Hochwasser, Missernten, Seuchen, Krankheit, plötzliche Tode, für alles suchte man Verantwortliche, denen man die Schuld in die Schuhe schieben könnte, und da kamen öffentliche Hinrichtungen gerade recht - Menschenopfer sozusagen, die sich bei unserer Spezies ja hin und wieder immer schon gewisser Beliebtheit erfreuten.
Was mich irgendwie daran erinnerte, wie schnell heutzutage öffentlich gerichtet wird, nicht mehr per Scheiterhaufen, aber doch so, dass so manche Existenz in Windeseile zerstört sein kann.
Einzige Chance, wenn einen erst einmal jemand angeschissen hatte, war, wohlangesehene Zeugen zu finden, die bekundeten, dass man zu Unrecht verdächtigt wurde, nur - genau wie heute - wird es sich jeder dieser möglichen Zeugen wohl dreimal überlegt haben, ob er den Mund aufmacht, viel zu groß war die Gefahr, dann selber auch verdächtigt zu werden.
Irgendwann morgens hatte ich ein Damals/Heute-Bildchen gesehen. Ein Mann träumte als Kind im Kinderwagen von dem flotten Flitzer, den er später einmal fahren würde, doch 40 Jahre später fuhr er stattdessen sein nun eigenes Kind mit einem Lastenfahrrad durch die Gegend. 😁
Dies beides verknüpfte ich dann im Traum, ich war mit dem teuren Lastenrad meiner Schwester unterwegs, hatte eine Panne, ein Mann kam, bot mir seine Hilfe an, doch statt das Rad zu reparieren, schnappte er es sich und verschwand damit auf Nimmerwiedersehen.
Oh, dett war dumm jeloofen, und nun suchte ich verzweifelt nach Zeugen, die Schwester und Schwager bestätigen würden, dass ich einfach nur dem Falschen vertraut und nicht etwa ihr Gefährt hatte loswerden wollen, weil ich es ziemlich doof fand. 😂🤣😂
Und dann kam ich noch ins Grübeln, als ich eben diesen Artikel las.
Ein längst verstorbener Autor hat in seinem Buch jemanden als "fett" bezeichnet, der nie gelebt hat, weil ja frei erfunden.
Das geht natürlich heutzutage gar nicht mehr und muss dringend "modernisiert" werden, wo kämen wir denn auch hin, wenn sich ein 200-kg-Mensch, der dieses unaussprechliche Wort lesen muss, womöglich "in seinen Gefühlen verletzt" sehen könnte? 😲
Wobei dieser momentane Hang, alles beschönigen zu wollen, ja so neu gar nicht ist.
Meine Großtante, Jahrgang 1905, sprach von stattlichen Leuten, wenn sie so richtig dicke meinte, und ich bin mir gar nicht mal sicher, ob das in ihrer Jugend eh so gehandhabt wurde oder ob es dem Umstand geschuldet war, dass sie den Hunger während zweier Weltkriege miterlebte und nun Dicksein tatsächlich als erstrebenswert und schön empfand?
Damit auch genug, nun will ich mich hurtig den anstehenden Umfragen widmen in der Hoffnung, hinterher noch ein bissl Zeit zu finden, mich endlich wieder an die Kiste mit den Schätzen meiner Mutter machen zu können.
Denn so sehr ich mich dazu auch immer wieder überwinden muss, weil es arg schmerzlich ist, irgendwann fertig sollte ich ja trotzdem damit einmal werden. 😉
Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😀
Guten Morgen liebe Rex-Mama,
AntwortenLöschenwas die Musik betrifft, so bin ich davon überzeugt, dass es interindividuelle Unterschiede beim Hören gibt. Einerseits ist Musikgeschmack natürlich Gewohnheit (was eins öfter wahrnimmt, gefällt einer immer besser). Andererseits findet zum Beispiel das Kind Musik schön, die ich nur unabsichtlich laufen habe (Krenek, Orff oder so) und bei der sich mir schon beinahe die Ohren einrollen.
Meine Oma hat auch zwei Weltkriege miterlebt - und sowieso unter ärmlichen Verhältnissen gelebt. Übergewichtige Menschen hat sie nie positiv gesehen, über die hat sie immer gemotschgert. Auch gern in der eigenen Familie, übrigens :)
Lieben Gruß
Lach, liebe Sparköchin, meinst, das ist wie beim Essen, irgendwie gewöhnt man sich an alles, wenn es sein muss?
AntwortenLöschenBei mir ist es sicher sehr situationsabhängig, also es ist schon ein Unterschied, ob ich den Musikern in einem Konzert zusehe oder ob es hier im Hintergrund läuft.
Fakt ist aber, dass ich mit Amelodischem arg mein Tun habe, weil es mich schlicht stresst, wenn mir jede Logik fehlt, die ich nun mal nicht empfinde, wenn Töne mehr oder weniger willkürlich aneinandergereiht werden, ohne dass ein Bogen dabei entsteht.
Das Wort "übergewichtig" gehörte irgendwie gar nicht zum Wortschatz meiner Tanten. Zu meiner Kinderzeit brachten sie beide bei ca. 1,70 Größe wohl knapp zwei Zentner auf die Waage - ich hörte meine Mutter oft darüber reden, deshalb weiß ich es so genau -, aber tatsächlich wirkten sie nie wirklich "fett", sondern es war ganz gut verteilt bei ihnen und dann pressten sie sich eh immer in enggeschnürte Korsetts.
Wenn ich es recht überlege, passte das Wort "stattlich" wirklich ganz gut zu ihnen und vermutlich wandten sie es deshalb dann auch auf andere an.
Im hohen Alter nahmen sie dann von ganz allein ab und ich entsinne mich noch gut, wie die eine den Gedanken mal ganz empört von sich wies, jemals "dick" gewesen zu sein. 😂
Deine Oma war selber sehr schlank, vermute ich mal? 😀
Lieben Gruß zurück!
PS: Ganz vergessen zu erwähnen, dass Musik natürlich auch ganz viel mit Erinnerungen zu tun hat.
AntwortenLöschenF.s bester Freund war amerikanischer GI und schleppte ihn immer mit in die einschlägigen Clubs, wo er "black music" so richtig kennen lernte.
Der Freund wurden abberufen nach Vietnam und fiel dort leider, doch F.s Liebe zu diesem Sound ist geblieben.
... und zum Glück hört er ja auch andere Sachen, 😉
Genau diese Musik mag ich auch nicht. Das Thema hatten wir schon mal..... wenn das Radio nebenher und läuft und sich eine Aggression aufbaut, weiß ich inzwischen, dass ich den Sender umschalten muss :-)
AntwortenLöschenDer Traum mit dem geklauten Lastenrad lässt mich grinsen. Ich denke, ich wäre froh gewesen, wenn ich das unhandliche Ding nicht mehr hätte fahren müssen.
Wobei das Lastenrad, das deine Schwester und Schwager auf Instagram mal gezeigt haben, war schon spitze. Nicht mit diesem hässlichen Karren vorne.
Als fett wurde bei uns kein Mensch bezeichnet, höchstens dick oder - geläufiger - stark. Bei den Schlachttieren war "fett" natürlich erwünscht :-)
Helau und/oder Alaaf :-)
Im Forum, in dem ich immer bin, macht die Autokorrektur aus Helau Helmut und aus Alaaf Alex. Jetzt verabschiedet man sich gerade mit "Helmut und Alex" :-))))
Ja, sie war ihr Leben lang schlank. Aber sie hat ja auch viel gearbeitet. In manche Musik muss man sich einhören, so wie man sich in manche Erzählweisen einlesen muss. Jelinek zum Beispiel ... :)
AntwortenLöschenHihi, reinhören tu ich mich da ja nun schon seit fast 38 Jahren.
AntwortenLöschenAls F. damals zu mir zog, brachte er sein großes Studio-Tonbandgerät mit, und dreinal dürft ihr raten, welche Musikrichtung auf den Bändern dominierte.
@Hermine: Ja, die beiden sind sowieso fahrradmäßig irre hochwertig ausgestattet. Keine Ahung wie viele Gefährte sie haben, aber es muss eine große Menge sein und schon wenn sie einst mit ihren Gespannen bei uns anrückten, als die Kinder noch klein waren, waren wir immer beeindruckt. *g*
In diesem Sinne ... Helga und Alfred zurück ... :-)))))))))