"Die Einheit 1990 war ein schwerer Fehler", so sieht es der britische Germanist und Deutschlandkenner James Hawes und ich finde, es lohnt sich, diesen Artikel zu lesen, denn für mich klingen die Ausführungen sehr schlüssig.
Ich entsinne mich gut an den 9. November 1989 und meine Freude darüber, dass die Menschen der DDR nun endlich ihre Freiheit hatten, dann aber folgte die Ratlosigkeit, als es so schnell um die Einheit ging.
"Wieder"vereinigen wollte man etwas, das in meinen Augen gar nicht wirklich zusammengehörte, was natürlich meiner Generation geschuldet ist, denn sprach man in meiner frühen Kindheit noch von der Ostzone, wuchs ich später damit auf, dass die DDR eben ein Ausland war wie jedes andere auch.
Wir hatten keine Verwandtschaft im Osten, keinerlei Beziehungen nach dort und gefühlsmäßig stand mir ehrlich gesagt jeder Holländer näher, tickte man dort doch sehr ähnlich wie ich, ganz im Gegensatz zu den Leuten aus der DDR, die ich im Laufe der Zeit vereinzelt kennen lernte.
Der Junge aus Sachsen, in den ich mich 1978 auf Studienreise in Leningrad etwas verguckte, versuchte mich damals zu überzeugen, wie gut es in seinem Land liefe, noch eine ganze Weile schrieben wir uns, dann brach der Kontakt ab, aber vor einigen Jahren suchte und fand er mich in einem sozialen Netzwerk wieder.
Durch das, was er dort teilt, bekomme ich mit, wie er die Dinge sieht - der typische AfD-Wähler, würde ich sagen, und das ist nicht einmal wertend gemeint, denn in Hinblick auf obigen Artikel erscheint es mir ziemlich schlüssig, letztlich entstammen wir unterschiedlichen Kulturkreisen und wurden auch ganz anders sozialisiert.
Es wird schlicht unterschätzt, wie sehr sich vieles über Generationen, Jahre, Jahrhunderte und sogar Jahrtausende in den Köpfen hält, weil wir uns das meist gar nicht bewusst machen, aber da ist es trotzdem, deshalb geht es auch immer wieder schief, wenn man meint, Menschen mutwillig in bestimmten. Grenzen zusammenfassen zu wollen, siehe das ehemalige Jugoslawien, die Türkei, oder Spanien mit seinen Katalanen usw.
Wir sind nichts anderes als Rudeltiere, suchen das Verbindende, sei es nun in Familie, Sippe, Stamm, Sprache, dem Kaninchenzüchterverein, Religionen oder anderen Ideologien, doch Verbindendes trennt auch gleichzeitig von anderen, besonders wenn es um Religion geht, und je mehr wir uns darum bemühen, durch große "Vielfalt" zu glänzen, umso mehr werden wir damit die Demokratie ins Wanken bringen, denn wenn ich zehn Leute habe und jeder will was anderes, dann wird es sehr schwierig mit Kompromissen, die Demokratien aber ausmachen müssen.
Der Anfang - hin zu Autoritarismus - ist nun im Osten gemacht und je weniger "Brot und Spiele" noch funktionieren, umso mehr wird es vermutlich in diese Richtung gehen, leider ... 🙄
Genug davon, denn gestern rief mich auch noch meine Tante Hilde an, die Frau von Mutterns verstorbenem Bruder, mit der ich ja seit dem Tod meiner Mutter in sehr liebem Kontakt stehe.
Nein, es gehe ich leider nicht gut, vor Kurzem sei sie nach Erledigungen noch essen gegangen, habe sich zum Abschluss einen Kaffee bestellt und danach wisse sie gar nichts mehr, sei erst im Krankenhaus wieder zu Bewusstsein gekommen.
Und was sie weiter erzählte, ließ mich doch erheblich an der ärztlichen Zunft zweifeln, denn für mich ist es unfassbar, was man mit einer 86-jährigen Frau anstellt.
Mit dem Magen hatte sie leichte Probleme und ihrem Arzt fiel nichts Besseres dazu ein, als sie direkt zu einer Magenspiegelung zu schicken, mit Kurznarkose natürlich!
Magenschleimhautentzündung - und nun drosch man sogleich mit starken Antibiotika darauf ein, die sie überhaupt nicht vertrug.
Des Weiteren hatte sie was an der Hand und man operierte auch das, diesmal mit einer dreistündigen Narkose.
Wie viel wollen die einem so alten Körper noch zumuten?
Sie habe das Gefühl, als würde in ihrem Kopf ein kleines Stückchen fehlen, sagte sie, ja, kein Wunder, wenn man derart mit ihr umgeht. 😠
Ob sie Schwedenkräuter kenne, fragte ich, was sie verneinte, obwohl sie mit Kräutern schon extrem gute Erfahrungen machte, und als ich nun berichtete, dass schon meine Mutter auf sie schwor und sogar F. seit Jahrzehnten nirgendwohinfahren würde, wenn nicht ein Fläschchen Schwedenkräuter im Gepäck ist, wurde sie neugierig und möchte sie ausprobieren.
Nun hoffe ich, dass sie sie in ihrem Kaff bekommen kann oder ihr Sohn, der nebenan im Haupthaus wohnt, sie ihr vielleicht übers Internet besorgt, denn auch wenn ich natürlich nicht garantieren kann, dass sie ihr helfen werden, einen Versuch ist es allemale wert.
Ist bei uns gerade eh auch ein aktuelles Thema, weil F., seit er so viele Pillen nehmen muss, nach dem Essen auch oft Magenprobleme bekommt. Dann liefere ich eine kleine Schwedenkräutermischung und spätestens eine halbe Stunde später hat er Ruhe.
Fast wollte die Tante jetzt anfangen sich zu entschuldigen, dass sie mich "mit so etwas" behelligt habe, stellte aber im gleichen Atemzug selbst fest, dass es in diesem Falle ja doch goldrichtig war, und sofort blies ich ins gleiche Horn:
"Ach, weißte, nur für Blabla lohnt sich das Reden doch kaum. Unsere Zeit ist begrenzt und wir wären ja schön blöd, wenn wir sie einfach mit Schönwettergerede verdaddeln würden. Mit mir kannste eh über alles reden."
Sie lachte laut auf und gab mir vollsten Herzens recht. 😅
Tatsächlich ist das etwas, das ich schon als Kind nicht nachvollziehen konnte.
An sich wurden wir bei Familientreffen von den Erwachsenen abgesondert - hier wir Kinder, dort die Großen -, aber wenn ich doch mal mitbekam, worüber die so redeten, dann wunderte ich mich immer wieder.
So viel Blabla, so viel Schöngetue, so als wollten sie es krampfhaft vermeiden, über wirklich wichtige Dinge zu reden - klar, jeder wollte vor den anderen möglichst gut dastehen und da passen Probleme natürlich nicht ins Bild. 🙄
Schade drum, denn Beziehungen können auch ganz anders sein, wenn man sich nicht nur in Oberflächlichkeiten verliert ...
Egal, nun muss ich los, Netto hat diese Woche Kartoffeln im Angebot, endlich mal wieder, und natürlich werde ich gleich zuschlagen und den ersten 10-kg-Sack nach Hause zerren.
Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😉
Das ist ja unglaublich was mit dieser alten Dame gemacht wurde. Mir fehlen die Worte. Ich habe mich eben darüber schlau gemacht hier im Internet. Und meine Mutter war auch von der Spezies die sich eher mit Kräuter nach Maria Treben auseinander setzte als mit Medikamenten. Ich weis nicht ob ich als Angehöriger die "Macht" gehabt hätte irgendwelche Verordnungen des Arztes zu unterbinden. Jedenfalls hat man mich als Angehöriger beim Thema Impfung befragt und das habe ich abgelehnt. Ob es tatsächlich befolgt wurde odr nicht konnte ich nicht feststellen. Jedenfalls werde ich mir eine Notfallkarte, Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung zulegen, die in den Geldbeutel passen. Schau mal bitte hier:
AntwortenLöschenhttps://ich-entscheide-selbst.de/
Dann bist du also grundsätzlich gegen Impfungen jeglicher Art?
LöschenSchwer nachvollziehbar für mich, denn wenn ich mich gegen etwas schützen kann, dann tue ich das nach Möglichkeit.
Ein entfernter Onkel von mir hatte beispielsweise dank Kinderlähmung stark verkrüppelte Beine, war auf einen Rollstuhl angewiesen.
Was meinst du, was er um eine vorsorgliche Impfung gegeben hätte?
Um nach Kamerun einreisen zu können darf jeder mensch ein Impfpaß vorlegen. Es wird darauf geachtet, daß man eine Malariaimpfung hat. Alle Impfungen kosteten mich damals 400 Euro. Keine Kassenleistung alles privat zu bezahlen. Nun hat sich ja herausgestellt, daß die sogenannte Covid- Impfung einfach nur ein Spaß war und der notleidenenden Pharmaindustrie diente. Und der Oberlügner Lauterbach ist sich keiner Schuld bewußt. Mein Arzt hat mir damals gesagt lass die Finger von dieser Impfung. Ich bin froh seinem Rat gefolgt zu sein. Nun kommen die Affenpocken. Als nächstes kann nur noch einkaufen und verreisen wenn geimpft ist. Bisher gibt es leider noch keine Impfung gegen Dummheit sonst schlage ich vor alle Mitglieder der Ampel damit zu versorgen.
AntwortenLöschenGlaub mir, wenn du einen schwerst lungenkranken Menschen zu Hause hast, dann betrachtest du eine solche Impfung nicht als Spaß, sondern bist verdammt froh, dass es sie gibt!
LöschenDas mit Kamerun wundert mich. Wann war das denn?
Als ich 2012 nach Thailand flog, bekam ich alle notwendigen Impfungen bezahlt.
Hallo, Liebe"Rex-Mama!"
AntwortenLöschenNa ja, den Blickwinkel auf die ehemalige DDR kann ich zum Teil nachvollziehen. - Die Wiedervereinigung war richtig. Waren wir doch auch zuvor ein Land. Nur damit trifst du den Nagel auf dem Kopf, hat sich keiner so recht überlegt, wie integrieren wir alle. Wo sind Gemeinsamkeiten und Unterschiede. - "Wie können wir ein Volk sein"?
Alleine schon die Menschenrechtsverletzungen in der DDR, das konnte auf Dauer nicht gutgehen, warum so viele flohen, nicht da es Schlaraffenland war.
Mit einer 86-jährigen Frau so umzugehen? - Hm. Hoffen wir mal das die Ärzte wissen, was sie tun. - Deine empfohlenen Kräuter können ihr nur helfen.
An dieser Stelle auch nochmals für "F" nur das allerbeste!
Es ist schön zu sehen, wie viele unterschiedliche Kontakte du pflegst. Nach wie vor bin ich der Meinung, du würdest eine unglaublich tolle Hotelrezeptionistin abgeben.
Weil du offenbar mit Land, Stadt und Leute wunderbar umgehen kannst?!
Liebe - vergiss dich nicht selbst bei all der Zuwendung für andere - Grüße
Vom lifeminder
Noch nicht einmal 80 Jahre waren es, lieber lifeminder, dann folgte gleich die jahrzehntelange Trennung, und bis dahin hatte der Osten ja nach dem Ende des Kaiserreiches nur die ersten zaghaften Versuche einer Demokratie mitbekommen.
LöschenÜberall auf der Welt sieht man es, dass diese Experimente, Menschen ganz verschiedener Kulturen und Mentalität zu "einem Volk" machen zu wollen, meist schiefgehen, und bei uns treibt man es natürlich nicht nur mit der Vereinigung, sondern auch noch der enormen Zuwanderung auf die Spitze.
Es war ja nur ein Bruchteil der DDR-Bewohner, der auf die Straße ging und den Zusammenbruch herbeiführte, viele andere fühlten sich, abgesehen von der Reisefreiheit, durchaus nicht so unwohl im System, und die hat man genauso wenig wie uns im Westen gefragt, wie es weitergehen sollte, stattdessen wurde ihre Welt einfach "aufgefressen".
Es war halt Kohls Traum, der Kanzler der Wiedervereinigung zu sein, von der menschlichen Natur und Psychologie hatte er wenig Ahnung, und das halte ich für einen großen Fehler, denn Menschen lassen sich nun einmal nicht auf Knopfdruck gedanklich auf die Linie bringen, die man selber hat. Und das vergisst man gerne, wenn man allgemein so vollmundig von Integration spricht, als sei diese nur eine Frage von genügend Sozialarbeitern oder so ...
Diese Unterschiedlichkeit meiner Kontakte hat mich ja seit jeher geprägt. Hineingeboren ins Bildungsbürgertum lernte ich in der Schule die Arbeiterkinder kennen, im Schwimmclub die "oberen Zehntausend", im Dörfli die bäuerliche Welt und gleichzeitig die Freigeistlichkeit meines Künstler-Onkels. Später dann, neben allem Kirchlichen, Hippies, Rocker und - hihi - in Stuttgart die Oberspießigkeit meiner Nachbarschaft.
Ich habe mit Junkies im Park auf der Wiese gesessen und gequatscht, nicht nur einmal Obdachlose in meine Wohnung mitgenommen, damit sie sich mal duschen konnten, und zwei Tage später feierte ich mit Mitgliedern des Stuttgarter Stadtrates den 75. Geburtstag meines damaligen Fastschwiegervaters.
Immer munter hin und her, gerade das macht das Leben ja so spannend und ... nie wäre ich auf die Idee gekommen, sie alle gemeinsam unter einen Hut zu bringen.
Womit wir wieder bei obigem Thema wären. In der Regel fühlt sich der Mensch unter "seinesgleichen" am wohlsten und keinem kann ich vorschreiben, er soll sein Denken ändern bzw. gefälligst so denken wie ich. ;-)
Liebe "Ich will es mal so sagen, wozu ist ein Knoten nutze, wenn da nichts ist, das er zusammenhält und verbindet?"-Grüße zurück! ;-))))
Guten Morgen, liebe Rex-Mama!
AntwortenLöschenNein, Widerspruch! Die Einheit war kein Fehler. Es wurden Fehler gemacht, wie sich im Lauf der Zeit herausgestellt hat, aber die Einheit war gewollt und es war ein dermaßen überbordendes Glücksgefühl, als die Mauer fiel, als die Trabbis die A9 runtertuckerten und Nordbayern geradezu überschwemmten.
Frei, frei, frei, nichts anderes zählte, und von beiden Seiten drängte man mit aller Macht, diesen Status, nämlich FREI, zu manifestieren.
Ich komme wie schon hundertmal erzählt, aus dem Nordosten Bayerns. Nach ein paar Kilometern war bei uns die Welt zu Ende, im Osten der Eiserne Vorhang zur Tschechei, im Norden die DDR. Aber wir waren gerade noch im Westen, Grafenwöhr mit dem amerikanischen Stützpunkt war nicht weit.
Wir hatten Verwandte in Leipzig (wir = Familie meines Exmannes), die uns jahrzehntelang nötigten, sie mit den Artikeln zu versorgen, die sie aus dem Westfernsehen kannten, die Tante kam später einmal im Jahr mit einer kleinen Reisetasche, in der zwei große zusammengefaltet war, weil sie alles was sie schleppen konnte, nach Leipzig brachte.
Einige Jahre nach dem Mauerfall lernte ich meine beste Freundin kennen. Sie kommt aus Thüringen, sie hatte keine Verwandten, die Pakete schickten, sie gehörte aber zu denen, die sich aufmachten und eine neue Existenz aufbauten, nachdem ihr Betrieb dichtgemacht worden war. Sie ist Mathematikern, fuhr mit dem Trabbi ihres Vaters nach Nürnberg, übernachtete auf dem Parkplatz des Arbeitsamtes und hatte nach ein paar Stunden zwei Stellenangebote in der Tasche.
Sie war damals auch schon über Vierzig, schaffte trotzdem einen Neuanfang und brachte mir soooo viel von der Kunst des Überlebens bei :-)
Sehr viel später lernte ich einen anderen "Fall" kennen, nämlich die Familie der Schwester meiner Hamburger Schwiegermutter. Schwiemutter verließ mit Mann (Hamburger) und Kind (mein Gatte) die DDR. Die Fam. in der DDR wurde von da an bespitzelt, es gibt tonnenweise Stasi-Akten über jede Bewegung der Familie, über Pakete, die eingetroffen sind, über Besuche usw.
So unterschiedlich diese drei Familien auch waren, sie alle wollten die Freiheit. Sofort. "Meines Wissens unverzüglich."
Die Einschätzung von Kohl war ja richtig, Glasnost und Perestroika waren nicht von Dauer, ein paar Jahre später wäre die Einheit nicht mehr möglich gewesen.
Die Folgen hatte man nicht im Auge.....
Dass die Ostelbler ein anderes Volk sind, ist ja inzwischen anerkannt. Keiner käme auch jemals auf die Idee, einen Bayern mit einem Westfalen gleichzusetzen. Wiener und Kärntner - zwei Völker, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten ... Warum läast man also die Ostelbler nicht eben solche sein? Warum sollen sie wie Rheinländer ticken? Es bleibt noch viel zu tun in dieser Richtung.
Aber ihnen vorzuwerfen, sie sind Nazis, sie haben den Westdeutschen die Arbeit weggenommen, sie haben uns unseren Wohlstand geklaut, ist nicht richtig.
Der Knoten Einigkeit und Recht und Freiheit sollte uns zusammenhalten...
Lieben Gruß :-)
Die Frage ist, liebe Hermine, von wem sie gewollt wurde. War das wirklich die Mehrheit hüben und drüben?
LöschenIch habe keine Ahnung, wobei das mit der Freiheit natürlich außer Frage steht, aber musste sie sogleich auch mit der Vereinigung verbunden werden?
Hätte man nicht genauso gut das Land erst mal selbst wieder auf die Beine kommen lassen können, so wie es in anderen ehemaligen Ostblockländern ja auch der Fall war?
Ich weiß es wirklich nicht, ob wir - und damit meine ich alle - uns damit wirklich einen Gefallen taten, denn ein Land, dessen Bevölkerung immer gespaltener ist, wird immer schwerer regierbar, weil eben die Einigkeit fehlt.
Das gleiche Problem sehe ich auch in der in meinen Augen viel zu schnellen Erweiterung der EU und dann stößt die Demokratie schnell an ihre Grenzen, wenn es nämlich keine wirklichen Mehrheiten mehr gibt.
Schwierig alles, wobei ich das mit den Vorwürfen aber genauso sehe wie du, denn man sollte grundsätzlich versuchen, die Dinge auch mal aus dem Blickwinkel der anderen zu betrachten.
Die Arbeitsplätze, na ja, als wir 93 nach hier zogen, war es für F. tatsächlich fast aussichtslos, Arbeit zu finden, denn überall hörte man sächsisch und die waren deutlich jünger als er. Der Spruch "Wer arbeiten will, der findet auch Arbeit" hatte auf einmal seine Gültigkeit verloren, wir hatten das schlicht unterschätzt, denn es war enorm, was hier abging.
(F. war am Ende bereit, jede noch so "minderwertige" Tätigkeit anzunehmen, aber selbst zum Gemüsestapeln am Großmarkt schickte das Arbeitsamt fuffzich Leute hin und natürlich zog er aufgrund seines Alters immer den Kürzeren.)
Zu den Knoten - hihi - fällt mir gerade meine Nackenrolle im Bett ein. Der Bezug wird an beiden Enden wie ein Bonbon zugeschnürt, aber die Strippen sind so glatt, dass ich jeden Morgen neu basteln muss, denn egal wie sehr ich es mit Knoten und Schleifen versuche, es hält einfach nicht zusammen.
Hängt also vielleicht auch vom Material ab, ob es wirklich zusammenhalten mag, oder? ;-))
Lieben Gruß zurück! :-)
Ich habe 1992 wieder angefangen zu arbeiten, nachdem ich 12 Jahre zu Hause war. In meinem Beruf hatte ich keine Chancen mehr, dazu war ich zu lange weg vom Fenster, aber ich fand ziemlich schnell eine tolle Stelle - und ja, Sächsinnen war da auch schon da. Recht ungewöhnliche Sounds in der Teeküche :-)
LöschenWarum ausgerechnet ich eingestellt wurde? "Die kriegt keine Kinder mehr und die bleibt bis zur Rente", prophezeite der Boss. Recht hatte er.
Wirtschaftlich ging es erst später bergab, betraf zum Glück unsere Branche aber nicht.
Lach, ungewöhnlich klang das hier auch. Wir sind ja an ein Sprachengewirr gewöhnt, aber Sächsisch war neu dabei. :-)
LöschenMein Dörfli lag übrigens auch sehr nah an der Zonengrenze, wir Kinder konnten das Ost-Sandmännchen schauen und die Zeit schien irgendwie langsamer abzulaufen.
Strukturschwaches Gebiet eben und absolut nicht damit zu vergleichen, wie es in der Großstadt, besonders hier im Ruhrgebiet lief.
Es hatte sich damals und wohl auch bis heute noch nicht herumgesprochen, dass die Zeiten von Bergbau und boomender Schwerindustrie längst vorbei sind (bzw. vielleicht interessiert es auch einfach keinen, man will halt nach dort, wo man schon Familie und Freunde weiß), unsere Stadt hat so viele Einwohner wie niemals zuvor, der Zuzug ist ungebrochen, oft direkt in die Arbeitslosigkeit, die hier bei fast 13 % liegt.
F. kam übrigens aus der Druckereibranche, die aber damals wegen der zunehmenden Digitalisierung den Bach runterging, d.h. er musste nehmen, was er kriegen konnte, und das war oft gar nix, weil er ja in direkter Konkurrenz zu den viel Jüngeren stand.
Die Folge war ein Sau-Job in einer Kunststoffmühle, wo er fast ohne jeden Schutz dem Staub ausgeliefert war - COPD lässt grüßen. 🙄
Die wirklich tolle Stelle, in der er richtig aufblühte, fand sich erst sehr viel später - leider.