... momentan im natürlich noch ungeheizten Haus.
Mit drei oder vier Klamottenschichten lässt es sich aushalten, aber als ich gestern in die Wanne stieg, merkte ich doch, dass ich trotzdem komplett durchgefroren war, denn ich konnte kaum feststellen, ob ich genügend kaltes Wasser beigegeben hatte oder ob noch mehr nötig war.
Vermutlich wären mir in diesem Moment auch 25° fast kochend heiß auf der Haut vorgekommen. 🙄
Ohne Handschuhe geht schon länger gar nichts mehr, drin wie draußen, und heute früh brachten sie mich ganz schön in Schwierigkeiten.
Um viertel nach fünf war ich wachgeworden, dachte im Halbschlaf, fein, ist ja Sonntag, da macht es nix, wenn du etwas spät dran bist mit Rex, bis mir dann auffiel, dass ja schon Montag ist - der verdammte Feiertag hat mich mal wieder ganz durcheinandergebracht. 😅
Also hurtig los, zunächst lief es auch richtig gut und als wir am Ende noch einen Abstecher in die kleine Grünanlage nebenan machten, fand ich sogar noch eine Dose und eine leere Bierflasche.
Erstere war achtlos ins Gras geworfen worden, saß nun voll mit Schnecken - gar nicht so einfach, sie mit meinen Handschuhen so zu packen, dass ich die Biester abgestreift bekam, ohne sie selber abzubekommen, und noch schwieriger wurde es, beide Behältnisse mit nur einer Hand zu tragen, weil sie dank des Stoffes immer wegzurutschen drohten.
Egal, der Heimweg war ja nicht mehr weit, irgendwie würde es wohl gehen, die andere Hand konnte ich jedenfalls nicht zur Hilfe nehmen, denn in der hielt ich sowohl die Hundeleine wie auch die Taschenlampe, die ich dann - zurück auf der Straße - nicht mehr benötigte und versuchte, irgendwie in die Jackentasche zu bekommen, ohne Rex loszulassen.
Genau in diesem Moment geschah es: Gegenüber wurde das hohe blickdichte Gartentor geöffnet und heraus trat ausgerechnet der Nachbar, dessen großer, sehr massiger Labrador Rex einst angriff.
Seitdem betrachtet er diesen als Megafeind und geht sofort hoch wie eine Rakete, wenn er auftaucht.
Der Nachbar weiß das genau und es wäre ein Leichtes für ihn gewesen, mit seinem Hund noch mal kurz in den Garten zurückzutreten, bis wir im Haus gewesen wären.
Eine Minute, mehr hätte ihn das nicht gekostet, aber stattdessen kam er geradewegs in unsere Richtung, wenn natürlich auch auf der anderen Straßenseite.
Normalerweise wäre ich es nun gewesen, die zurückgewichen wäre, halt noch mal retour in die Grünanlage, Hauptsache, außer Sicht, doch das ging nicht wegen des rutschenden Leergutes.
Der Nachbar zog unbeirrt seiner Wege und ich hatte einen mächtigen Kampf durchzustehen, bis er endlich ums Eck war und allmählich in der Dunkelheit verschwand.
So viel zum Frühsport am Morgen - zusätzliches Krafttraining brauche ich heute nicht mehr. 😁
Nachdem dann Hund und Mann gefüttert waren und ich mich dem Läppi und der ersten Umfrage des Tages widmen konnte, wurde ich dann durch den gestrigen Kommentar vom lieben lifeminder auf Jonathan Meese aufmerksam.
Der Name war mir durchaus bekannt, mehr allerdings nicht, also zog ich erst mal die Suchmaschine zu Rate, dachte zunächst, oh, ein "Künstler", da wird es nicht allzu viele Parallelen zu mir geben, schon gingen meine Gedanken auf die Reise, zurück in die Jahre, in denen ich aktiv in der hiesigen Literaturszene war.
Der monatliche Autorentreff, die vielen Veranstaltungen auf der städtischen Kleinkunstbühne, die unzähligen in damals noch rauchigen Kneipen halb durchdiskutierten Nächte, ungeheuer anregend war diese Zeit und bis heute fehlt mir das Herumphilosophieren mit anderen, die intellektuelle Herausforderung.
Besonders der Begriff "Kunst" hatte es mir angetan, denn im Gegensatz zu einigen meiner Mitschreiberlinge habe ich mich nie als "Künstler" begriffen, nur weil ich Wörter zu Sätzen, zu Gedichten, zu Geschichten und nun seit etlichen Jahren auch zu Blogs forme.
Gerade habe ich mir mal einige alte (Kurz-)Geschichten zu Gemüte geführt, die ich damals zu dem Thema schrieb, und stelle fest, dass ich beim Lesen noch genauso grinsen muss wie einst beim Verfassen, im Grunde nichts anderes als der "Hurz" von Hape Kerkeling, viel Blabla um leere Hüllen. 😁
Begründet lag dies sicher in der unterschiedlichen Herangehensweise. Während ich selber nur zum Stift greife, wenn ich weiß, worauf ich hinauswill, bekamen einige meiner Mitschreiberlinge runde Augen, wenn man sie fragte, was sie mit ihrem Geschriebenen denn eigentlich aussagen wollten.
Sie waren davon überzeugt, sich bestens auf die deutsche Sprache zu verstehen, also setzten sie sich vor ein leeres Blatt Papier und warteten gespannt darauf, was aus ihnen herausfließen würde, ob nun neue Wortschöpfungen oder Satzkonstrukte und besonders bei Gedichten staunte ich oft, wie wenig man doch mitunter aussagen kann, selbst wenn die Sprache noch so schön klingt. 😁
Ansichts-, Geschmackssache und sicher hängt es auch mit der unterschiedlichen Art des Denkens zusammen, die uns allen nun einmal zu eigen ist, auf jeden Fall habe ich ein recht gespaltenes Verhältnis zu dem, was man so als Kunst bezeichnet, weshalb ich auch erst einmal skeptisch wurde, je mehr ich zu Jonathan Meese las.
Dann aber stieß ich auf diesen Artikel in der NZZ und nun sehe ich sie auch, die Parallelen zu mir selbst, zumindest in der Hinsicht, dass ich wie er ja Ideologien jeglicher Art aus tiefstem Herzen ablehne, ganz gleich, ob sie religiöser, politischer oder welcher Natur auch immer sind.
Wie gerne würde ich mit ihm und vor allem auch seiner hochbetagten Mutter mal eine Runde quatschen. Ich bin sicher, wir hätten uns ungeheuer viel zu sagen, denn er hat zumindest damit recht, Ideologien machen unfrei, hindern einen am Selberdenken.
"In Deutschland werden immer wieder Auftritte von Künstlern und Schriftstellern abgesagt, weil sie Dinge sagen, die man nicht mehr sagen darf. Stört Sie das?
Ich habe das schon vor fünfzehn Jahren erlebt. Ach was, vor zwanzig, fünfundzwanzig Jahren. Heute wird das noch tausend Mal humorloser gehandhabt als damals, noch viel dogmatischer."
Genau! Das stört mich auch ungemein, dieses Dogmatische und immer Humorlosere - wir sitzen einer Ideologie auf, die sich für moralisch höherstehend einschätzt und ständig Toleranz einfordert, dies aber auf die intoleranteste Art versucht durchzusetzen.
So wird datt nix ... 😁
Hach ja, nun träume ich davon, mir mal wieder so richtig die Seele aus dem Leib diskutieren zu können, nur ... hm, mit wem sollte ich das noch tun können? *ratlosgugg*
Am nächsten Sonntag wird es wohl eher nicht der Fall sein, wenn ich mit Anhängern der einen fundamentalen Ideologie die der nächsten besuchen gehe, wobei mir gerade einfällt, dass ich immer noch keine Ahnung habe, um welche Uhrzeit dieser Gottesdienst überhaupt stattfinden soll.
Ich habe A. gefragt, ob das morgens sei, darauf wiederholte sie nur das Datum, denn sie hatte mich falsch verstanden und dachte, ich wollte wissen, ob das morgen sei. 🙄😅
Schaun mer mal, nun muss ich eh erst mal in die Küche und Kartoffeln auf den Herd bringen.
Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😉