Ich erwachte und sah, das Leben war Pflicht.
Ich handelte, und siehe, die Pflicht war Freude."
Das soll der indische Dichter, Philosoph und Nobelpreisträger Tagore gesagt haben und seit es mir gestern bei "Burda" begegnete, lässt es mich nicht mehr los, steht es doch im krassen Gegensatz zu dem, was zurzeit angesagt zu sein scheint.
Allerorten liest man von "work-life-balance", zu "chillen" ist der absolute Renner und kürzlich las ich einen Artikel, in dem "Emanzen" forderten, Frauen müssten lernen ihre "Pflichten" zu verweigern.
Dabei beherrschen viele von uns das doch eh schon aus dem Effeff, zumindest habe ich reichlich Wohnungen gesehen, in denen mir genau das ins Auge sprang, und Kinder, die sich, wenn sie Hunger haben, einen Beutel YumYum mit kochendem Wasser überbrühen, weil Muttern nich kochen mag oder kann.
Ich selbst halte es da eher mit Tagore, nur müsste man die Freude im letzten Satz durch Befriedigung ersetzen, die mir wirklich wichtig ist, auch wenn mein Rücken und andere "Baustellen" gerade alles tun, sich dem in den Weg zu stellen, so dass ich mehr als gespannt bin, ob und was sich über die Ursachen herausfinden lässt.
Nächste Woche Donnerstag (ausgrechnet dem Gasmanntag) geht es los mit Labor und Ekg, in der Woche darauf dann Untersuchung und erste Besprechung, zwei Tage später steht das MRT des Kopfes an und im September an zwei aufeinanderfolgenden Tagen das Wirbelsäulen-MRT und ein Besuch beim Neurologen.
Erstaunlich, dass ich bei Letzterm relativ zeitnah einen Termin bekam, trotzdem ist er leider so spät, dass ich dafür beim Busfahrer keine Mehrfahrtenkarte mehr kaufen kann.
Entgegen der Vermutung des Mitarbeiters der Verkehrsbetriebe wird nämlich genau das der Fall sein, gestern las ich es schwarz auf weiß und auch, wie die Leute in den sozialen Netzwerken deshalb an die Decke gehen.
Eine Unverschämtheit ist das, die wollen einem doch allen Ernstes erzählen, dass es eine Entlastung für den Fahrer sei, wenn er statt eines Tickets für vier Fahrten vier einzelne verkauft, die dann natürlich teurer sind.
Preiserhöhung für eine bestimmte Bevölkerungsgruppe nenne ich das, nämlich für die, die sich nicht zur Karten- oder Handyzahlung zwingen lassen wollen oder vielleicht auch gar nicht dazu in der Lage wären.
Während der zweieinhalb Wochen, in denen F. im Krankenhaus war, kam ich ja täglich für 3 bis 4 Stunden in den Genuss der öffentlichen Verkehrsmittel und vor allem der ewigen Warterei an den Haltestellen.
Besonders an den Knotenpunkten, wo etliche Linien fahren, war das oft mehr als unangenehm, weil es sehr voll war.
Meine Handtasche hielt ich ängstlich an mich gepresst und hätte einen Teufel getan, ausgerechnet dort Handy oder gar Geldbeutel in die Hand zu nehmen, denn das könnte von so einigen als direkte Einladung angesehen werden.
Doch genau dazu soll ich nun gezwungen werden ...?
Abends schrieb ich denen eine gepfefferte Mail, packte meine Argumente und auch meinen Zorn hinein. Nein, nicht unhöflich, aber doch sehr deutlich, erwähnte auch, dass es bei uns im Stadtteil keine einzige Verkaufsstelle für Tickets, erst recht keine Automaten gibt, und bevor ich mich mit "hochachtungsvoll" 😁 verabschiedete, teilte ich den Verkehrsbetrieben noch mit, wie froh ich bin, über ein Auto zu verfügen, denn dorthin treibt man die Leute mit solchen Maßnahmen ja zurück.
Die Servicewüste Deutschland lässt grüßen, zumal ich ziemlich sicher bin, dass ich zwar irgendwann eine Antwort bekommen werde, diese dann aber nur aus einem vorformulierten Blabla besteht ... 🤬
Und dann war da noch der Bitterlemon.
Mögt ihr dieses Zeugs?
Ich habe es nie getrunken, sah aber auf Partys bei meinem Bruder, dass die thailändischen Frauen sich damit gerne ihre Drinks bzw. Cocktails mixen, und als er mir neulich beim Einkaufen ins Auge sprang, nahm ich einfach mal eine Flasche für F. mit.
Er nimmt einfach nicht genug Flüssigkeit zu sich, obwohl das fürs Abhusten so wichig wäre, und seit dem Krankenhaus hat er auch noch die Lust an seiner täglichen Kanne Tee verloren.
Dass in der Küche immer Sprudel steht, nützt nichts, er rührt ihn nicht an, also schaue ich nun zu, dass auf dem Wohnzimmertisch immer ein kleines Fläschchen Bier auf ihn wartet (seltsamerweise bekam er im KH darauf Bock, obwohl er zuvor jahrelang so gut wie gar keinen Alkohol trank) und noch etwas Alkoholfreies, das ihn anmachen könnte. Mal ist es Zitronensprudel, mal Apfelschorle usw. und nun sprang er auch sofort an auf den Bitterlemon.
Leider nur so lange, bis er den ersten Schluck genommen hatte.
"Iiiihhhh", sagte er, "probier mal, des kann man ja gar net trinke, des ist ekelig."
Ich kostete und schloss mich ihm sofort an, das schmeckte und roch auch für mich wie Farbentferner, widerlich und ungenießbar, also ab in den Ausguss damit. 🙄
Vor zwei Tagen hatte ich ihn übrigens gebeten, mir zu sagen, was ich als Nächstes kochen könnte, worauf er denn mal richtig Appetit hätte?
Gekommen war ... nichts und als er sich gestern Abend erkundigte, was es heute geben würde, sagte ich: "Ja, nichts, ... mehr hast du mir ja nicht verraten", und zuckte bedauernd die Schultern. 😁
"Ohhh... "
"Einkaufen gehe ich erst wieder am Freitag, aber du kannst dich ja mal in die Speisekammer begeben, die Vorräte durchforsten und dann zusammenstellen, was ich daraus anfertigen könnte. Vergiss bitte auch den Gefrierschrank nicht ..." 😁😁😁
"Ohhhhhhhh..." 😂🤣😂
Sein Gesicht sprach Bände und da er immerhin schon mitbekommen hat, dass der Gefrierschrank sofort zu piepsen beginnt, wenn die Tür länger als 30 Sekunden geöffnet ist, befürchtete er, dann würde dieser wohl zum Dauerpfeifen übergehen, weil ihm eh nix anderes einfallen würde, als ratlos davorzustehen. 😅
Na gut, dann will ich mich mal erweichen lassen, die Sache doch selbst in die Hand zu nehmen, denn ich habe noch einige Dosen Rindfleisch herumstehen, die ich zu einem Gulasch verarbeiten werde mit getrockneten und frischen Pilzen drin, damit es auch lecker wird.
Dieses Dosenfleisch ist für mich Nostalgie pur, denn in meiner Kindheit gehörte es einfach dazu, Onkel und Tante aßen es aufgeschnitten auf dem Brot und meine Mutter zauberte daraus dieses Gulasch, das wir Kinde über die Maßen gerne aßen.
Als EVSt-Fleisch ist es mir in Erinnerung und nun habe ich gerade mal die Suchmaschine danach befragt.
Es ging damals um die Vorratskammer des Kalten Krieges, die den Westberlinern geholfen hätte, eine erneute Blockade zu überstehen.
EVSt war die Abkürzung für die bundesamtlichen Einfuhr- und Vorratsstellen und ab und zu musste man die Vorräte natürlich austauschen, so dass der Überschuss dann für kleines Geld auf den Markt geworfen wurde.
Dieses Fleisch gibt es immer noch, allerdings nicht mehr vom Staat, es heißt anders, enthält vermutlich auch weniger Fett, aber ... lecker finde ich es immer noch. 😀
Also werde ich gleich damit beginnen, einige gewürfelte Zwiebeln im Wok anzubraten, dann Mehl dazugeben und später, wenn alles ordentlich Farbe hat, mit Brühe aufgießen.
Dann kommen die anderen Zutaten nach und nach dazu, unter anderem eine fein gewürfelte saure Gurke, und ich bin ziemlich sicher, dass F. sich die Lippchen danach lecken wird, natürlich erst, wenn auch Nudeln und Bohnensalat fertig sind. 😊
Und zum Nachtisch bekommt er dies hier:
Gestern hatte ich von Aldi Zwetschgen mitgenommen und mich erstmalig daran versucht, das Blech mit Rühr- statt Hefeteig zu bedecken.
Eine gute Alternative, muss ich sagen, auch F. war rundum begeistert, fast finde ich es noch leckerer als mit Hefeteig und schneller geht es allemale.
Die Kiste hatte zwei Kilo Zwetschgen enthalten - saublöd zu transportieren mit dem Trolley -, aber da sie so riesig waren, reichte die Menge gar nicht fürs ganze Blech aus, so dass ich den Rest mit schon vom Baum gefallenen Äpfeln belegte.
Bin gespannt, wie dieser Teil schmecken wird, ist er gut, wird es das sicher in den nächsten Wochen öfter geben, denn in diesem Jahr hängt der Baum voll mit Äpfeln. 😀
Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😉
Heute nach der Beeerdigung unserer früheren Nachbarin bekam ich ein sehr gutes Essen serviert. Pure Hausmannskost. Und damit ich nicht verhungern muß gibt es noch ein paar Bohnen dazu. Natürlich aus dem eigenen Garten. Richtig gut. Ich verstehen nicht welchen Aufwand es sein soll, wenn der Busfahrer eine Viererkarte verkaufen soll oder ein Einzelfahrschein. Die Stadt saugt ihrer Bürger weiter aus. Ja, die Balance und Cillen, das ist sehr wichtig. Ich frage mich echt wie das früher so alles gemacht wurde.
AntwortenLöschenMeine Großmutter wußte nix davon. Sie "schaffte" wie immer.
Das sind so Tage, die keiner braucht, auch wenn ich gute Hausmannskost sehr gerne mag.
LöschenLeider stimmt es, wir werden arg ausgesaugt, ich darf noch gar nicht daran denken, was mit der neuen Grundsteuer womöglich noch auf uns zukommen könnte ...