Donnerstag, 15. August 2024

Die Jagd ist beendet

 Die Schnecken dürften sich darüber gewundert haben, dass ich sie sowohl gestern Abend wie auch heute früh in der Dämmerung völlig unbehelligt ihrer glitschigen Wege ziehen ließ. Wozu soll ich mich noch um sie kümmern, wo ja gar nichts mehr da ist, was sie mir wegfressen könnten? 😁

Schade ist es, besonders auf die gelben Ananastomaten hatte ich mich gefreut, außerdem sollte es noch grüne und rote in Flaschenform geben, aber der Hagel hat ganze Arbeit geleistet, und das auch bei dem bisschen Bunten, was es überhaupt schaffte, die gefräßigen Biester zu überleben. 

Immerhin hatte ich bei dem Wetterchaos nicht den Kopf verloren, so wie mein seit vielen Jahren am Teig der Ruhe frönendes tönernes Männlein ...


 ... und wie die Omi, mit der ich eben ein kleines Pläuschen hielt.

Zunächst allerdings hieß es für mich um Punkt halb acht vor dem Labor unserer Hausarztpraxis ausharren, bis man sich erbarmte die Türe aufzusperren.

Beim Blutabnehmen hatte ich mit der Mitarbeiterin viel Spaß, es ging um Vornamen und Geschlechter, dann allerdings musste ich etwas losraunzen, als sie mir nämlich noch einen kleinen Becher in die Hand drückte:

"Na, hörn se mal, da strullere ich mich zu Hause extra noch richtig aus, bevor ich losgehe, und nun kommen Sie an und wollen noch mehr von mir? Wer soll denn so watt ahnen ...?" 😲🤣

Dann eine Etage tiefer zum EKG, auch das recht lustig, bis dann mein Blutdruck gemessen wurde, 159:110, das ist eindeutig zu hoch, aber als ich es jetzt daheim noch mal überprüfte, waren beide Werte immerhin schon mal um 20 gesunken. 

Weiter ging's zur Bank, wo ich einige Dinge an den Automaten erledigte. Eigentlich hätte ich auch noch hoch in die Halle gewollt, aber da war noch geschlossen und ganze 6 Minuten herumzustehen, nee, darauf hatte ich keine Lust, hatte schon beim Doc genug Zeit mit Warten verdaddelt.

Auf dem Heimweg dann die Omi.

Geht euch das auch so, dass ihr automatisch hinschaut, wenn ihr direkt an Häusern vorbeigeht und sich an einem Fenster etwas rührt?

Mir fällt das immer auf, wenn ich am Fensterputzen bin. Jeder Passant dreht den Kopf zu mir und innerlich isses mir dann immer danach, loszuschimpfen: "Was gibt's denn da zu glotzen?" 😁

Was ich aber nie tue, denn es ist mir ja bewusst, dass ich mich genauso verhalte, man macht es wirklich automatisch.

Und nun tat ich es, weil diese alte Dame im Fenster lag, d.h. sie hatte die Unterarme aufs Fensterbrett gelegt, der Kopf ragte etwas heraus und sie besah sich genüsslich, was auf der Welt vor ihrem Haus so vor sich ging.

Ich guckte, sie sagte freundlich "guten Morgen", wir lachten kurz, schon war ich weiter, doch dann besann ich mich und machte noch einmal ein paar Schritte zurück. 

"Wissen Sie, warum ich lachen musste?", fragte ich. "Das Bild erinnerte mich sehr an meine beiden Großtanten, die auch allzu gerne im Fenster lagen, so vertraut wirkte das eben ..."

Schon waren wir mitten in einer fröhlichen Plauderei und sie erzählte, dass ein Nachbar sie kürzlich ansprach und meinte, so etwas habe er seit seiner Kindheit nicht mehr gesehen.

Tatsächlich, jetzt, wo sie es sagte, fiel es mir auch auf - was früher fast zum normalen Straßenbild gehörte, gibt es heute kaum noch. Die Omis hängen vor dem Fernseher herum statt im Fenster. 😅

Wobei wir uns aber einig waren, dass das einer guten Nachbarschaft ganz schön förderlich sein kann, weil man so die Chance hat, sich überhaupt mal kennen zu lernen.

Seit 30 Jahren wohnen wir vielleicht 250 Meter voneinander entfernt, waren uns aber noch nie über den Weg gelaufen und nun erfuhr ich von ihr auch, dass leider ihr Nachbar zwei Häuser weiter verstorben ist. Schon lange hatte ich mich gewundert, dass ich ihn nicht mehr sah, und immer mal überlegt, ob ich mal anklingeln sollte. Denn mitbekommen hatte ich, dass er krank war, hatte darüber nachgedacht, ob seine Frau vielleicht Hilfe benötigen könnte, mit der ich mich immer sehr gut verstand, wenn wir uns zufällig mal sahen.

Ich habe es nie getan, aber da sie ihr Haus nun alleine bewohnt, könnte ich es noch nachholen.

Mal sehen ...

Auf jeden Fall erzählte die alte Dame nun auch von der Panik, die sie vorgestern Abend regelrecht befallen habe.

"Ich habe ja echt schon viele Wetter erlebt", sagte sie, "aber vorgestern habe ich zum ersten Mal richtig Angst bekommen. Das war ja sooooo laut ...."

Stimmt, es klang wirklich bedrohlich, wie die Eisbollen eine Viertelstunde lang überall aufschlugen, Rex hatte es ja auch ganz ordentlich durchgeschüttelt vor Muffensausen, mir zum Vorteil, denn wenn ich jemanden habe, um den ich mich kümmern muss, komme ich selber gar nicht erst dazu, auch Schiss zu haben. 😀

So, und nun geht es hier weiter. Heute bin ich von Terminen regelrecht umzingelt. In der Früh der Doc, der Gasmann hat sich für ein Zeitfenster zwischen 12 und 16 Uhr angemeldet, mein neues Überzieherli soll zwischen 11:10 und 12:40 eintrudeln, nachdem es den Weg von Saulheim nach hier in der Nacht hinter sich brachte, und für 18 Uhr bin ich mit der lieben A. verabredet, die gerne wieder mit mir zum See möchte.

Schaun mer mal, was ich zwischendurch so erledigt bekomme.


Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😉



4 Kommentare:

  1. Ich möchte noch einmal auf den ersten Kontakt mit der alten Dame zurück kommen. Ich finde es schön, wenn sich die Menschen noch nach draußen trauen und nicht immer vor der Glotze hocken. Bei uns hier gibt es auch eine alte Tradition von früher: Es treffen sich einige Frauen vor dem Haus, sie sitzen auf einem Mäuerchen und ratschen.
    Das finde ich toll. Hier sind noch immer viele Straßen gesperrt. Wegen verschmutzter Fahrbahn. Der netto im Nachbarort steht komplett unter Wasser Am Samstag wollte ich Kaffee kaufen, also dann beim nächsten netto.

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    1. Genau darüber sprach ich gestern mit A., sie beklagte, dass man hier kaum mal Menschen vor ihren Häusern sieht. Schön, dass es bei euch doch noch ein wenig anders ist.

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  2. Hallo, Liebe "Rex-Mama!"

    Du hast vollkommen recht, wenn jemand irgendwo am Fenster werkelt oder herausschaut schaut man hin, meist ob man möchte oder nicht, passiert einfach. - Ich bin davon überzeugt, wer sich für Menschen, Leben und Geschichten interessiert, der schaut hin, weil da was ist!


    Schade, das es offenbar gar nichts zu retten gab, der Hagel zum Kahlschlag ausgeholt hat.

    Wie sehr dir Menschen am Herzen liegen finde ich generell toll.
    Die Rex-Mama wäre sicher auch eine großartige Hotelrezptionistin? - ... das sagt zumindest meine Fantasie ;)

    Pass bitte neben deinem Umfeld auch vor allem auf dich selbst gut auf.



    Liebe - die Jagd beginnt von neuem (in welcher Form auch immer)- Grüße
    Vom lifeminder

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    1. Hihi, lieber lifeminder, ich selbst hatte die Ursache fürs Hinschauen eher in der Steinzeit vermutet. Bewegung von der Seite>>mögliche Gefahr>>also hingucken und ... bei Bedarf abwehren. 🤣

      Liebe "Nun denke ich ausgiebig darüber nach, auf welcher Seite einer Hotelrezeption ich im Moment lieber stehen würde, davor oder dahinter"-Grüße zurück! 🤣

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