... als immer nur Servicewüste, mit der man hierzulande ja leider allzu oft konfrontiert wird.
Beim Hausarzt bekam ich, ohne etwas dafür bezahlen zu müssen (womit ich fast gerechnet hatte), die Bescheinigung über F.s chronische Erkrankung ausgehändigt und dann überraschte mich die Mitarbeiterin in der Apotheke sehr.
Ich erwähnte, dass ich von nun an die Zuzahlungsbelege akribisch sammeln müsste, erzählte, dass es mir erst jetzt bewusst wurde, dass es da ja Belastungs-Obergrenzen bei den Krankenkassen gibt, und sogleich nickte sie zustimmend, fügte dann hinzu:
"Falls Sie immer nur zu uns kommen, müssen Sie gar nicht sammeln, ich kann ihnen das auch gerne alles fürs laufende und auch fürs letzte Jahr ausdrucken."
Ach, guck an, ich hatte keine Ahnung, dass diese Daten dort gesammelt werden, aber in diesem Falle war es mir mehr als recht, denn tatsächlich hatte ich bisher immer auf einen Bon verzichtet, hätte also selbst gar nicht nachweisen kann, wie viel ich schon gelöhnt habe.
Die Frage, die sich mir aufdrängte, konnte sie auch nicht beantworten: Warum zum Teufel muss man der Krankenkasse Zahlungen nachweisen, die man doch an diese selbst geleistet hat?
Im Computerzeitalter eigentlich unfassbar, wie viel Mehraufwand für alle Seiten damit verursacht wird, oder?
Gleiches gilt für den Nachweis der chronischen Erkrankung, denn der Krankenkasse müsste es ja am allerbesten bekannt sein, dass F. dauerhaft zu Hause mit Sauerstoff versorgt wird.
Warum also noch zusätzlich dieser Bürokratenirrsinn?
Und bissl meckern musste ich heute früh auch über Kaufland.
Immer noch hatte ich die Guthabenkarten über 25 Euro herumliegen, die ich vor einiger Zeit in der Apotheke gegen gesammelte Talerchen (man bekommt sie dort und auch bei anderen örtlichen Kaufleuten bei jedem Einkauf ab 10 €) eingelöst hatte, und die wollte ich nun endlich loswerden.
Getränkekisten holen wir an sich bei Trinkgut, preislich in Ordnung, es gibt spezielle Einkaufswagen und am Eingang nimmt jemand das Leergut entgegen, sehr bequem also alles.
Erstens war es erst sieben Uhr, zweitens musste ich ja bei Kaufland die 25 Euro überschreiten, also verlegte ich den Sprudelkauf nach dort und entsann mich zu spät der schlechten Erfahrungen, die ich damit schon machte.
Es gibt dort nur die normalen Einkaufswagen, also mit Korb, so dass ich zwei leere Kästen hinein, einen untendrunter verfrachten musste, um dann damit außen an der riesigen Halle entlang bis ganz nach hinten zu marschieren, wo sich die Leergutautomaten befinden, immer im Gegensteuermodus, weil der Asphalt dort abschüssig ist.
Dann den ganzen Weg wieder zurück und hinein in den Laden, wo es für jemanden wie mich mit Aua Kreuz wieder recht schwierig wurde. Einen vollen Kasten musste ich über den hohen Rand in den Wagen wuchten, den anderen bekam ich drunter, musste ihn aber an der Kasse wieder vorzerren, um eine Flasche zu entnehmen, denn die Kassiererinnen sind nicht mehr in der Lage, einen Preis ohne Scanner einzugeben, also musste sie eine davon drüberziehen und dann mit 12 multiplizieren.
Hätte nur noch gefehlt, dass sie jede einzelne gewollt hätte ... 🙄
Was mich nun an früher denken lässt. Schon als Kind arbeitete ich ja in den Sommerferien in der Pension unserer Bekannten mit, machte morgens die Zimmer und nachmittags stand ich in deren Laden direkt an der Promenade, verkaufte süße Stückle, Eis usw.
Damals ging alles noch manuell, man musste die Preise in die Kasse tippen und dann rechts an der Handkurbel drehen, damit sie hochrechnete und sich öffnete.
Das Wechselgeld musste man natürlich selber errechnen.
Als ich dann ins Berufsleben eintrat, erwischte ich genau die Zeit des allmählichen Überganges zu Computern, d.h. in dem Arznei- und Drogengroßhandel, in dem ich schon vor dem Abi jobbte und hinterher erst mal ganztags arbeitete, mussten wir ständig durchs Lager flitzen und alles, was auf dem Lieferschein stand, einzeln herbeiholen - die Kisten wurden per Hand auf Rollen weitergeschoben und dann über eine Rutsche eine Etage tiefer befördert.
Hihi, und Mitteilungen kamen per Rohrpost angesaust - ein Knall, dann wusste man, dass man die Klappe öffnen musste, um die Nachricht zu entnehmen.
Heute wirft man uns vor, wir hätten damals die Welt verdreckt, dabei machten wir so vieles mit der Kraft unserer Hände oder Gedanken, ganz ohne Strom und man mag es kaum glauben, selbst Laub fegten wir noch mit der Hand und verpesteten die Gegend nicht mit dem unerträglichen Lärm, den die elektrischen oder benzinbetriebenen Laubbläser nun überall veranstalten.
Dann tat sich die Firma, bei der übrigens schon mein Onkel vor seinem Medizinstudium eine Ausbildung zum Drogisten absolviert hatte, mit einer anderen zusammen, man baute gemeinsam eine große, moderne Halle, durch die die Kisten auf einem elektrischen Band hindurchliefen.
Bepacken mussten wir sie trotzdem noch von Hand, sozusagen halbautomatisch alles, aber schon da konnen spezielle Sonderwünsche der Kunden nicht mehr erfüllt werden, weil ja nur noch Schema F. funktionierte.
Während meiner Weiterbildung im Warenhaus bekam ich so ziemlich alles mit, was es damals an Kassen gab, angefangen vom vorsintflutlichen Kurbelmodell bis hin zur Computerkasse, nur Scanner gab es noch nicht.
Sehr zu unserem Vorteil, denn da diese blöden Strichcodes noch nicht existierten, waren wir ständig gefordert, eigenständige Entscheidungen zu treffen und auch selber zu rechnen, nicht nur beim Wechselgeld.
Kaufte z.B. eine Kundin 3,65 Meter eines Stoffes, der 7,99 DM pro Meter kostete, dann mussten wir schon selber herausfinden, dass sie dafür 29,16 Mark bezahlen musste, natürlich erst, nachdem wir für sie berechnet hatten, wie viel Meter dieses Stoffes sie überhaupt für einen Glockenrock benötigen würde. 😁
Erinnert ihr euch, wie ich vor einigen Wochen bei Woolworth stand mit meiner kleinen, billigen Gartenschere, der der Strichcode fehlte? Der halbe Laden stand Kopf und ich musste sehr lange warten, bis dieser sich dann über die Zentrale ermitteln ließ, und das erst nach heftigem Hin und Her.
So etwas hätte es damals nicht gegeben, wir kannten unsere Ware und hatten die Preise im Kopf, während heute ohne Maschine gar nichts mehr geht.
Fatal finde ich das, wie wir uns sehenden Auges immer abhängiger machen von der Technik.
Als ich im letzten Jahr zum Arzt wollte, weil ich von heftigen Schwindelanfällen geplagt wurde, blieb ich vor verschlossener Tür stehen. Der Computer war ausgefallen, deswegen war keiner in der Lage, zumindest mal nach meinem Blutdruck zu sehen.
Die Frage, wie die gleiche Situation in der Praxis meines Opas ausgesehen hätte, brauche ich wohl nicht zu stellen, oder?
Wo soll das hinführen?
Wir machen uns immer abhängiger von etwas, das wir selbst geschaffen haben, und gewöhnen und dabei gleichzeitig das Selberdenken und Selbermachen bzw. -können ab.
Wer kann z.B. noch ohne Navi, nur mit Landkarte oder womöglich Kompass seinen Weg finden?
Gerade habe ich mich mal wieder mit dem Copiloten von Mikrosoft ausgetauscht, hier unser Gespräch:
Es hängt also letztlich von uns selber ab, ob wir uns eines Tages überflüssig machen, und ich wage zu prophezeihen, dass das mit der verantwortungsvollen Nutzung schiefgehen wird, denn die inzwischen über 8 Milliarden Menschen, die sich auf diesem kleinen Planeten knubbeln, haben ganz unterschiedliche Interessen, einen Vorgeschmack erleben wir bereits, überall brodelt es, und die Kriegsführung wird sich immer mehr auf Internet und KI verlagern.
Gestern hörte ich übrigens, dass die meisten Cyberangriffe auf westliche Systeme im Moment von China, Russland und Osteuropa aus gesteuert werden.
Wird sicher spannend, wenn es gelingt, alles auf einmal außer Kraft zu setzen, denn dann stehen wir da und gucken blöd, weil ohne Computer gar nichts mehr geht, nicht einmal mehr das Denken. 😁
Doch zurück zu Kaufland, wieder ärgerte ich mich über die fehlenden Deckel zum Wiederverschließen beim Kochkäse und erst recht über den Preis von "Hering in Gelee".
2,49 wollen die für eine kleine Doppelpackung haben. Die Scheibe Möhre spart man sich schon lange ein, also verbleibt ein kleines Stückchen saurer Hering, eingelegt in säuerliches Gelee.
Hauptbestandteil dürfte eindeutig Wasser sein und dafür soll ich derartig viel bezahlen?
Danke nein, ich habe dann zu einem Glas mit Rollmöpsen gegriffen - ein ganzes Glas voll, immerhin auch mit Gürkchen und Zwiebeln für nur 2,39 €. 🙄
So, und nun sollte ich F. sein Mittagessen servieren und mich dann schon mal an den Gurkensalat für morgen machen.
Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😉
Du hast da ein sehr interessantes Thema in die Runde geworfen und wenn ich ehrlich bin, dann bin ich kein guter Beifahrer, der Karten lesen kann. Alledings hatte ich das große Glück Beifahrer zu haben die das aus dem FF beherrschte. Und bei den Oldtimerausfahrten habe ich diesen Menschen als Beifahrer. Ich finde das Angebot von deinen Hausarzt sehr gut. Wie du richtig sagst gibt es nicht nur Leute mit schlechten Angewohnheiten- Der Ausflug ins Elsass zun Stadtfest und die Arbeiten dabei haben Spaß gemacht!
AntwortenLöschenHihi, lieber Helmut, das erinnert mich an die Anfangszeiten mit F. Ich war es, die eine weite Strecke fahren musste, verließ mich als Navigator voll auf F., kam gar nicht auf die Idee, dass jemand, vor allem ein Mann nicht mit Landkarten klarkommen könnte.
LöschenErgebnis war, dass wir fast in Wuppertal landeten. 🤣
Danach habe ich es mir angewöhnt, vor jeder Fahrt, egal ob als Fahrer oder als Beifahrer, die Karten genau zu studieren und mir die wichtigsten Streckenpunkte zu notieren. So richtig verfahren haben wir uns seitdem nicht mehr und ehrlich gesagt vertraue ich mir selbst meist mehr als dem Navy. Es läuft zwar, aber oft sage ich zu F., er solle es ignorieren und meinen Anweisungen folgen.
Das hat uns schon so manchen Umweg erspart. ;-)
Schön, wenn du so angenehme Erlebnisse hattest. Ich gehe gleich mal gucken, ob ich in deinem Blog etwas dazu finde.
Hallo, Liebe "Rex-Mama!"
AntwortenLöschenManche Dinge sind hier wirklich nicht sonderlich angenehm abzuleisten. Wir leben möglicherweise im unbürokratischen Land überhaupt? - Dennoch möchte ich gar nicht irgendwo anders leben, sollte ich mal krank werden, gibts wohl kaum einen besseren Platz zur Gesundung.
Die KI ich habe keine Ahnung was ich davon halten soll?
Für kleinere Fragen sicher brauchbar. Aber sollte man sich so hineinreden lassen? - Dieses Thema wird uns wohl lange noch beschäftigen? Was darf eine KI was nicht?
Deine Geschichten aus deinem Leben beim Helfen in der Pension waren wie immer Erinnerungen, die man mitnimmt und haften bleiben, als hätte man einen Roman gelesen?
Ob die "Rex-Mama" schon mal versuchte einen "Roman" zu schreiben?
Du hast absolut recht, wir sind schon sehr Technik abhängig geworden.
Diese Säulen in den Geschäften, an denen man selbst bezahlen kann, zum Beispiel werden mehr und mehr. Ich hörte, in Schweden ist der Klassische Kassierer praktisch bereits tot. - Ich hoffe, dass das bei uns nicht geschieht.
Auch das gute Bargeld würde und wir mir fehlen.
Deine Vergleiche zwischen gestern und heute großartig. Oftmals auch neuartig, welche Denkanstöße du mir damit verpasst.
Liebe-Western von gestern - Grüße
Vom lifeminder
Mir kommt es eher wie das bürokratischste vor, lieber lifeminder.
LöschenOb Bauer, ob Arzt, ob Handwerker, jedem Selbstständigen bleibt immer weniger Zeit für seinen eigentlichen Job, weil er derartig mit Regelungen belegt wir. Wir ersticken uns selbst und unsere Wirtschaft in einem Wust an Vorschriften und es wird immer bekloppter, weil jeder Sesselpupser das Gefühl hat, auch er müsse irgendetwas "Wichtiges" hinzufügen. 🙄
KI, ich fürchte, noch hat bei Weitem keiner eine Ahnung, wo sie hinführen wird - in den Händen der Falschen sicher direkt in den Abgrund, aber grundsätzlich bietet sie natürlich auch eine Menge Potenzial, z.B. in der Medizin.
Blicke in die Vergangenheit finde ich ungeheuer wichtig, denn ich bin ja davon überzeugt, man kann das Jetzt nicht verstehen, wenn man nicht weiß, woraus es sich entwickelte.
Hihi, auch darüber habe ich schon mit KI konferiert und sie war genau meiner Meinung. ;-))
Liebe "Leider scheinen Western sich statt gestern nun immer öfter heute abzuspielen, und zwar auf unseren Straßen"-Grüße zurück! :-)