Freitag, 20. Dezember 2024

Weihnachtsfrau mit nassem Sack

 Als wir 1994 hierherzogen, war nicht nur unsere eigene kleine Fußgängerzone - die damals noch gar keine war - sehr gut mit Läden bestückt, sondern auch der Nachbarstadtteil, in dem man nicht nur in einer Karstadtfiliale, sondern auch in ganz vielen anderen Läden so ziemlich alles kaufen konnte, was das Herz begehrte.

Alles Schnee von gestern, hier wie dort gibt es neben unzähligen Barbershops noch Döner und islamische Damenmoden, ansonsten steht fast alles leer, Karstadt wurde von Kaufland übernommen, Deichmann gibt es, Kodi, Tedi, Kik und einen Takko, den ich mir als letzte Lösung vorgemerkt hatte, sollte ich bei Kik nicht fündig werden.

Tatsächlich machte ich nämlich Nägel mit Köpfen, nachdem der Gasmann so zeitig hier aufgeschlagen war. Es wurde mir zu blöd, noch länger auf das dämliche Ohrendings zu warten, also trotz des Nieselregens um halb zehn los in Richtung Bus, der mir prompt vor der Nase davonfuhr.

Der nächste war meiner, meine wundersame Zehnerkarte kam wieder zum Einsatz und nach einem Besuch beim dm-Markt, der ja leider die Filiale hier vor Ort geschlossen hat, zog ich weiter direkt zu Kik, wo das nächste Wunder geschah, denn ich wurde mehr als fündig.

Es ging eigentlich nur um Unter- bzw. Hausklamotten, nichts Teures, sondern Jogginghosen, Fleecejacken, -westen usw. und alsbald musste ich mir sogar einen Einkaufswagen besorgen, weil ich gar nicht mehr alles in der Hand tragen konnte, so gut war der Laden bestückt, dazu noch vieles im Preis reduziert.

Überdies schlug ich bei Hundekeksen, die ich hier bei uns nach wie vor gar nicht mehr bekomme, so richtig zu - dank der App alle um 15% günstiger und so hatte ich an der Kasse meine liebe Müh, alles in meinem Leinenbeutel unterzubringen.

Ein sehr praktischer ist das, sehr, sehr groß, dazu mit vier Henkeln versehen, zwei, um ihn in der Hand zu tragen, und zwei längere, mit denen man ihn über die Schultern hängen kann.

So verließ ich dann den Laden mit einem richtig dicken Sack, kam mir prompt vor wie die Weihnachtsfrau, die dann allerdings feststellen musste, dass nicht nur ihr Sack, sondern auch sie selbst ruckzuck komplett durchnässt zu werden drohte, weil es nun in Strömen regnete.

Zwei Bushaltestellen hatte ich zur Auswahl, wählte auf gut Glück die eine, eine gute Entscheidung, denn tatsächlich kam recht rasch einer, wenn auch leider die Linie, die mir am Ende noch ein Stück Fußmarsch bescheren würde, statt hier vor dem Haus zu halten.

Insgesamt lief es dann doch so gut, dass die Tasche zwar nass, der Inhalt aber trocken geblieben war und nun stand ich vor der Entscheidung, F. alles zeigen und gleich die Waschmaschine anwerfen, damit man die neuen Sachen zügig tragen könnte, oder ... alles geheimhalten und für Weihnachten wegpacken?

Der Einfachheit halber fragte ich ihn und wofür entschied sich mein lieber Mann bzw. das Kind in ihm?

Genau, für möglichst viele Geschenke am Heiligabend, also wurde es nichts mit meinem schönen Plan und ich habe übermorgen eine ganze Menge einzupacken, denn einen Teil Geschenke hatte ich ja eh schon liegen. 

Womit dann der Wäschestau zum neuen Jahr schon vorprogrammiert wäre, denn natürlich werde ich den alten Aberglauben nach den Erlebnissen dieses Jahres jetzt erst recht befolgen und zwischen den Feiertagen keine Wäsche waschen.

Nein, keine Sorge, ich glaube nicht wirklich daran, aber ... wenn ich mir mit solchen Kleinigkeiten auch nur den Hauch eines zuversichtlicheren Gefühles verschaffen kann, dann tue ich das natürlich, also wird die Waschmaschine in Urlaub geschickt. 😉

Und etwas besser fühlen werde ich mich hoffentlich auch morgen, wenn dieser verfluchte 20.12. endlich vorbei ist, der Todestag meines Papas, der mir seit 2008 den Advent verhagelt und auch Weihnachten für alle Zeiten mit reichlich Wermutstropfen versehen hat - nie wieder wird es so sein, wie es einst war, und für uns ja nun eh nicht mehr.

Morgen geht es dann also zurück ins Leben, so meine Hoffnung, und eine Ahnung davon gab es auch in der Früh schon, als ich nämlich laut lachen musste.

F. hatte uns mit Stöhnen recht unsanft geweckt - er musste aufs Klo, also fungierte ich schleunigst als Schlauchträger, damit er mit seinem Rollator den Weg nach dort bewältigen konnte.

Erfahrungsgemäß dauert es dort seine Zeit und da er inzwischen immerhin so selbstständig ist, dass ich ihn dann fix und fertig auf dem Rollator sitzend wieder einsammeln kann, erledigte ich zügig so einiges, bereitete sein Frühstück vor, fütterte den Hund, sprang nach hier und nach dort, kümmerte mich dann noch um die eine Umfrage, die jeden Morgen als erste ausgefüllt werden muss.

Zwischendurch war ich mal schauen gegangen, aber mein lieber Mann ließ sich Zeit, was ich nun auch tat, denn die Umfrage war recht spannend, und als ich dann endlich zurückkehrte, hockte er auf seinem Sitz und schaute mich vorwurfsvoll an:

"Gell, hattescht mi vergesse?" 🤣

"Nö, hatte ich nicht, aber ich wollte erst die Umfrage fertig haben und außerdem kannst du ruhig auch mal merken, wie es sich anfühlt, wenn man ständig auf den anderen warten muss ..." 😁

... was er einsah, wenngleich es ihm das Warten auch nicht wirklich angenehmer machte. 😅

Nun habe ich ihn gerade noch einmal ins Bad begleitet, gut so, denn wenn das erledigt ist, kann ich ziemlich beruhigt zum Freitagseinkauf starten. Nicht auszudenken, wenn ich nicht da bin und ihn sollte ein Bedürfnis packen ... 🙄😁


Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😉


PS: Das Ohrendingens kam übrigens mittags an und alle Warterei hätte ich mir sparen können, denn es handelte sich nur um einen etwas dickeren Umschlag, der problemlos in den Briefkasten gepasst hatte. 🙄

2 Kommentare:

  1. Hallo, Liebe "Rex-Mama!"

    Was für ein Chaos, das du da beschreibst, als die Weihnachtsfrau mit dem nassen Sack durch den Regen. Ich konnte mir richtig vorstellen, wie du da mit deinem vollen Leinenbeutel durch die Straßen ziehst auf der Suche nach einem Bus.

    Und der Wäsche-Aberglaube, ich kann’s fast schon fühlen, wie sich durch solche kleinen Rituale ein bisschen Zuversicht in den Advent schleicht.

    Es sind eben oft die einfacheren Dinge, die den festlichen Zauber ausmachen, ein überraschend erfolgreicher Einkauf, ein gut gefüllter Sack und das Gefühl, es trotzdem geschafft zu haben.

    F. hat’s wirklich drauf, dir selbst in den scheinbar kleineren Momenten ein Lächeln abzuringen, man freut sich mit ihm, dass er so „Kind geblieben ist“, was Weihnachten betrifft.

    Auch wenn „F“ manchmal ein bisschen Zeit braucht, um alles zu meistern. Ein echtes Dream-Team, ihr beiden!



    Liebe – Hoffnungsvolle, dass bei euch doch noch sowas wie Weihnachtsstimmung einkehrt – Grüße
    Vom lifeminder

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    1. Lach, lieber lifeminder, dieser "Beutel" ist wirklich so groß wie ein Sack, von daher kam der Anblick dem Weihnachtsmann sicher sehr nahe, auch wenn ich kein Rot trug. *g*
      Diese Rituale - Hilfe zur Selbsthilfe und immer wieder muss ich bei so etwas an den Schürzenzipfel meiner Mutter denken. Sie hatte sie nur mit einer Schleife gebunden, d.h. wäre ich gestolpert, wäre ich unweigerlich auf der Nase gelandet, weil sich die Schleife ja gelöst hätte. Aber ich wusste es nicht und fühlte mich daher sicher genug, die ersten Schritte meines Lebens tapfer zu absolvieren.
      Und F., seufz, mit seinem "Kindsein" hat er mir meine Planung ziemlich verkompliziert, denn nun muss ich alles anders machen, um zu verhindern, dass ich im neuen Jahr dann gegen einen heftigen Wäschestau ankämpfen muss.
      Werde ich aber irgendwie hinkriegen, Hauptsache, der Bub hat so richtig viel auszupacken an Heiligabend. 😂

      Liebe "Weihnachten ganz ohne Familie und dazu noch ohne Baum, da muss man sich schon ordentlich anstrengen, um in Stimmung zu geraten"-Grüße zurück! :-))

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