... ist das Töten einer Person so, als würde man alle Menschen töten."
So drückte sich gestern A. aus, als sie mich über WhatsApp anschrieb und sofort auf Magdeburg zu sprechen kam. Sie seien sehr traurig, schrieb sie und erst nach und nach verstand ich, dass sie offenbar von einem islamistischen Hintergrund ausgehen.
Keine Ahnung, wer da die Realität verzerrt oder nicht besser kennt, die türkischen oder die deutschen Medien ...?
Meinen Bruder dagegen schien das Ganze nicht sehr zu beeindrucken, denn er schickte mir fröhliche Bilder von einer weihnachtlich geschmückten Treckerparade, seine Familie mittendrin im Trubel.
Noch einmal ganz anders ist die Stimmung bei meiner Jugendfreundin A., die sich seit dem kürzlichen Tod des zweiten Ehemannes ihrer Mutter sehr viel um diese kümmert, kümmern muss, da sie allmählich in die Demenz abgleitet und alleine nicht mehr klarkommen kann.
So sind wir nun irgendwie beide von einer Art Lagerkoller betroffen, ich, weil ich mich so sehr von der Außenwelt isolieren muss, keine Menschen mehr treffen sollte, und sie, weil es sehr belastend für sie ist, dass sie mit ihrer Mutter nicht mehr vernünftig reden kann.
Natürlich gar nicht gut in Anbetracht ihres eigenen psychischen Zustandes, wobei sie ja gerade in einer wirklich guten Phase ist, Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe aufgenommen hat und sogar einen Termin bei einem Psychiater bekam, der letzte Woche stattfand.
Leider ist dieser ein Ausländer, was mich sofort nicht nur fatal an Magdeburg erinnerte, sondern vor allem auch an die Erfahrungen, die F. und ich die letzten Jahre mit Ärzten machten.
Ob bei mir in der Augenklinik oder jetzt bei F. im KH, immer wieder scheiterten entscheidende Dinge an Sprachschwierigkeiten und besonders jetzt hatte ich ja erheblich den Eindruck, dass wir es mit Menschen zu tun hatten, die gar nicht allzu viel vom dem verstanden, für das sie verantwortlich waren. Im KH hat es ja besonders der Oberarzt gleich zweimal selber erwähnt, dass sie für Lunge nicht wirklich kompetent seien. (Während Taleb Al-Abdulmohsen sich bei Diagnosen oder Behandlungen wohl gerne auf Google verließ, wie man jetzt lesen kann.)
A. berichtete, dass sie kaum verstehen kann, was dieser Psychiater zu ihr sagt, da möchte man fast lieber nicht wissen, wie viel von dem er wohl kapiert, was sie ihrerseits zu ihm sagt, oder?
Was mich sehr an die Augenklinik erinnert, denn dort habe ich mehreren Ärzten genau beschrieben, wo mein Problem liegt, und erst nachdem die beiden OPs erfolgt waren, schnallte ich, dass sie mich überhaupt nicht verstanden hatten und am eigentlichen Problem komplett vorbeioperiert haben.
Will sagen, die zwei Vollkarkosen hätte ich mir sparen können und der Krankenkasse die Kosten dafür, denn das war alles überflüssig wie ein Kropf und brachte mir überhaupt keine Besserung.
Wie soll das dann erst laufen, wenn es um die Psyche geht?
Bei A. und M. bekomme ich gut mit, wie schwierig es ist, in Deutschland die Zulassung zu bekommen, und auch A.s Freundin darf hier immer noch nicht als Ärztin arbeiten.
Wie schaffen andere das dann, geht da alles mit rechten Dingen zu?
Zumindest nachdenklich werden kann man schon mal, oder?
Mal abgesehen davon, dass ich aber gerade, wenn es um die Psyche geht, auch noch eine ganz andere Schwierigkeit sehe.
Ein Mensch ist ja nun mal kein Auto, bei dem man feststellt, oh, da ist eine Schraube locker. Man zieht sie an und alles läuft wieder ...
Nein, etwas komplizierter ist das schon mit unserem Innenleben und wie soll einem da jemand weiterhelfen, mit dem man nur unter erheblichen Schwierigkeiten kommunzieren kann und der auch noch einem völlig anderen Kulturkreis entstammt? Wie soll er sich in die Gefühlswelt einer deutschen Frau hineinversetzen können ...?
Nee, verstehen tu ich das alles nicht, also lieber wieder eintauchen in die eigene kleine Welt, die heute schon darin bestand, dass ich meine 12 Schnitzel paniert und gebraten habe.
Gleich werden wir mal versuchen, F. zu baden, so halb zumindest.
Dass er sich in die Wanne hineinsetzt, da spiele ich nicht mit, denn allein würde ich ihn da nie wieder herausbekommen, also werde ich Badewasser einlassen und ihm den Hocker hineinstellen.
Auf den kann er sich setzen, hat immerhin die Füße im Wasser und den Rest muss ich dann mit der Brause erledigen.
Wird ne schöne Sauerei werden ... 😁
Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😉
Hallo, liebe „Rex-Mama!“
AntwortenLöschenDeine Erlebnisse und Gedanken stimmen schon sehr nachdenklich. Besonders die Erfahrungen mit den Ärzten, die durch Sprachbarrieren, Fehler und Missverständnisse geprägt waren.
Es muss wirklich für Euch frustrierend sein, wenn man das Gefühl hat, nicht verstanden zu werden, besonders bei so wichtigen Themen wie Gesundheit und Psyche.
Da hatten wir im letzten Jahr mit Papa echt glück.
Die Belastung, jemanden zu pflegen, der zunehmend in die Demenz abgleitet, ist eine enorme Herausforderung. Ich habe es bei Oma teilweise miterlebt.
Ich hoffe, dass A. weiterhin die nötige Hilfe findet, um diese schwierige Zeit zu überstehen. Es ist gut zu hören, dass sie in einer offenbar guten Phase ist und den Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe gefunden hat. - Wobei ich glaube, das hattest du sogar schon erwähnt.
Das kann hoffentlich für sie richtig viel bewirken.
Ich wünsche dir das bei Euch alles einfach mal wieder so fließt wie „F“ und du dir das vorstellst.
Wenigstens gibt’s kleine Erfolge wieder mit dem Panieren vom Schnitzeln oder der Versuch „F“ zu baden. – Ich hoffe, sehr das es für „F“ weiterhin aufwärts geht.
Ich hoffe, dass du trotz allem einen schönen Tag hattest!
Liebe Grüße ganz ohne Sauerei
Vom lifeminder
Leider blieb es beim Versuch, lieber lifeminder, denn F. ist zu schwach, um über den Wannenrand steigen zu können.
LöschenAlso blieb nur eine rollatorbasierte Waschung, das aber immerhin von Kopf bis Fuß und zum Glück kam er mit dem Ding so nah ans Waschbecken heran, dass ich ihm den Kopf einmal richtig waschen konnte, statt ihn nur abzurubbeln.
Was die Demenz angeht, natürlich ist es für alle Beteiligen sehr schwer zu ertragen, wenn ein gelieber Mensch immer weiter in sie abgleitet, aber bei A. kommt noch die Verantwortung hinzu, denn außer ihr ist ja niemand mehr da, der ihr einen Teil davon abnehmen könnte, und das macht mit natürlich Sorge, ob sie damit fertig wird.
Wenn es zunehmend weniger Ärzte gibt, die dem eigenen Kulturkreis entstammen und vor allem Deutsch sprechen, dann ist das nicht nur frustrierend, sondern in erster Linie macht es Angst, weil man diesem Zustand mit seinem Leben ausgeliefert ist.
Liebe "Schön ist relativ, ob nun mit oder ohne Sauerei"-Grüße zurück! ;-)))