... ging es rund hier gestern, zunächst rief die Stationsschwester (die, bei der ich mich zum Abschied noch mal bedankt hatte, dass sie so lieb war) an, um zu fragen, ob ich zu Hause sei, denn sie würde nun die Feuerwehr anrufen und erfahrungsgemäß würden die keine Stunde brauchen, bis der Krankenfahrdienst vor Ort sei.
Und nun überschlugen sich die Ereignisse, denn nur Minuten später klingelte das Telefon erneut - der Gasmann, er wäre schon so gut wie hier.
Das passte, Rex war eh grad im Garten, also Türe zugemacht und vorn geöffnet, denn schon war der weiße Sprinter vorgefahren.
Hätte ich geahnt, dass er Stunden vor dem angekündigten Zeitfenster kommt, hätte ich mir das mühsame Befüllen des Mobilgerätes sparen können, denn das ging mir ziemlich ins Kreuz, war aber nötig für den Fall, dass F. bei Lieferung bereits zu Hause gewesen wäre, weil der Schlauch während des Füllens vom Tank abgenommen werden muss.
Gasmann war fertig, damit wieder Platz vor der Haustür und schon sah ich den Krankenwagen vorfahren, bestückt mit zwei jungen Sanitäterinnen.
Erstaunlich, wie ich fand, denn um kranke Menschen teilweise viele Treppen hoch oder runter zu befördern, dürfte doch einiges an Körperkraft nötig sein?
Wie dem auch sei, die beiden trugen F. herein, setzten ihn auf seinem Schreibtischsessel ab, testeten Sauerstoffsättigung und Puls, ließen sich also etwas Zeit, bevor sie sicher sein konnten, ihn hierlassen zu können, und dann zeigten sie sich enttäuscht, dass hier ja gar kein Hund herumspränge, wie F. es ihnen angekündigt hatte.
Womit sie mich vollends zum Staunen brachten, denn beide waren Türkinnen und in der Regel treffe ich nur auf Muslime, die zwischen Angst und Abscheu vor Hunden pendeln.
Nicht so diese beiden, sobald Rex auftauchte, gaben sie sich hocherfreut mit ihm ab, kaum dass er Zeit hatte, sein Herrchen ordnungsgemäß zu begrüßen, wobei F. aber eh keine Kraft dafür gehabt hätte.
Schwach und zitternd hockte er in seinem Stuhl und mit viel Mühe und Rollator schaffte ich es später, ihn von dort zu seinem Fernsehsessel zu bekommen.
Wo er die meiste Zeit des Tages schlief, während ich mich nun über den Arztbrief hermachte.
Nein, das wollte ich nicht lesen, dass dort erwähnt wurde, in welchem Stadium der Krankheit er sich befindet. Ich musste alle Seiten abscannen und mich notgedrungen damit befassen, aber nun versuche ich dieses Wissen wieder in die letzten Winkel meines Gehirnes zu verbannen, denn sonst würde die Hoffnungslosigkeit mich vollends in den Griff kriegen und ich muss eines, nämlich versuchen, positiv zu bleiben.
Ein Tablettenschieber war mit in der Tasche, mit drei Pillen im Fach für morgens - eine davon ganz nackt, so dass ich keine Ahnung habe, was das sein könnte, die anderen beiden sind für die Schilddrüse und ich frage mich, warum sie seine üblichen dadurch ersetzt haben.
Ansonsten keinerlei Anweisungen, gar nix, obwohl doch das Wochenende vor der Tür stand. Beim Hausarzt war bereits Feierabend, also blieb mir nur, noch mal auf der Station nachzufragen, wie wir weiter vorgehen sollen.
Er könne seine gewohnten Tabletten weiternehmen, erfuhr ich, frage mich aber doch, wie Leute mit solchen anweisungslosen Entlassungen klarkommen sollen, die selbst nicht den besten Überblick haben?
Eine einzige winzige Maultasche brachte ich in F. hinein, zu mehr konnte er sich nicht zwingen, und doch genügte das, dass wir eine sehr unruhige Nacht bekamen.
Meine neue Liege ist tatsächlich knallehart und ich hatte große Mühe, überhaupt mal einzuschlafen, was ich mir aber fast hätte sparen können, denn zweimal wurde ein Klogang (mit Rollator und Schlauchgedöns) nötig, der jeweils anderthalb Stunden in Anspruch nahm und mich, hm, ziemlich herausforderte.
Und dann ist da noch die Literzahl an Sauerstoff, die F. benötigt. Unter 3 bekommt er Angst, was für mich bedeutet, dass ich nächste Woche auch noch zum Lungendoc muss, denn dann wird eine weitere Anforderung nötig, und zwar für einen zweiten Sauerstofftank, denn bei 3 Litern reicht eine Füllung nicht die ganze Woche.
Keine Ahnung, wo ich das Ding dann noch hinstellen soll, aber irgendwie muss es ja gehen, sofern wir nicht doch nach und nach noch etwas reduzieren können.
Und nun liegt das Wochenende vor uns, ich bin immer in F.s Nähe, beobachte ständig, ob und wie er atmet, und hoffe, dass ich mit Verantwortung und Pflegenotwenigkeit in allen Bereichen irgendwie klarkomme.
Ein Gutes gibt es aber doch zu berichten, denn die städtische Verkehrsgesellschaft hat sich gehörig selbst ins Bein geschossen, indem sie die Busfahrer nun keine Vierertickets mehr verkaufen lässt.
Hab's mal ausgerechnet, bei der vielen Fahrerei der letzten 14 Tage wäre ich genau auf 92,40€ Fahrgeld gekommen, so aber erstand ich gezwungenermaßen im Internet ein Zehnerticket fürs Handy für 26,60 Euro, und das Wundersame daran, ich habe immer noch 9 Fahrten zur Verfügung, obwohl ich vor jedem Fahrtantritt Ort, Datum, Uhrzeit eintrug und auf Entwerten klickte.
X-mal habe ich die Busfahrer darauf angesprochen, gefragt, ob ich das denn wohl richtig gemacht habe, aber die hatten noch weniger Ahnung als ich und winkten mich immer wieder durch, also soll es jetzt so sein, dass ich, wenn ich denn wollte, noch reichlich durch die Stadt gondeln könnte.
Mit Betonung des Konjunktivs, denn ich treibe grad unsere Isolation sehr voran.
Neben meiner Schwester, der ich ja schon absagte, musste ich dies nun auch bei meiner Jugendfreundin A. tun. Sie scheint auf einem guten Weg zu sein, hat den Link zu einer Selbsthilfegruppe, den ich ihr vor einiger Zeit schickte, wahrgenommen, nun Kontakt zu denen und sogar einen Termin bei einem Psychologen. Jetzt wollte sie gern vorbeikommen, um mir die Klamotten zurückzugeben, die ich ihr ins KH brachte, aber die habe ich ihr nun geschenkt, denn ich muss Treffen mit anderen Menschen vermeiden, wo immer es möglich ist.
Was dann leider auch für die Heiligabendveranstaltung gelten wird, zu der ich mit der türkischen A. gehen wollte und auf die ich mich ja sehr freute.
Es hat einfach keinen Sinn, denn besonders um diese Jahreszeit kommt man unweigerlich mit Viren in Kontakt und das ist für F. zu gefährlich.
Wie gut, dass es Internet und WhatsApp gibt, sonst wäre ich wirklich komplett von der Welt abgeschnitten.
Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😉
Wie gut, daß du das Ganze "Anderweitig" regulieren konntest. Manchmal ist es sehr hilfreich, wenn es Alternativen gibt. Wie lange wird es dann dauern, bis F das neue Gerät geliefert bekommt? Gut, daß du das mit den Vierertickets noch einmal aufgegriffen hast. Zu mindest im Blog kannst du dir Luft machen. Hochachtung vor den beiden "Mädels" die dir F. nach Hause gebracht haben. GUTE BESSERUNG
AntwortenLöschenKeine Ahnung, erst muss sich ja mal herausstellen, ob wir es überhaupt benötigen.
LöschenHallo, Liebe "Rex-Mama!"
AntwortenLöschenDeine Stärke und deine unerschütterliche Fürsorge für 'F.' sind einfach beeindruckend. Ich kann mir leider nur ansatzweise vorstellen, wie herausfordernd es für dich ist, aber du gehst mit allem so liebevoll und bedacht um. Was alles andere als eine Selbstverständlichkeit ist.
Besonders wie du die Situation mit den beiden Sanitäterinnen und Rex schilderst hat mich schmunzeln lassen und gezeigt, wie du auch in den kleinen Momenten etwas Zuversicht findest.
Ich hätte sicher mehr Respekt vor Rex gehabt.
Die Sache mit den Bustickets ist seltsam.
Es tut mir wirklich leid, dass das mit Weihnachten und A. nicht klappt. Ich weiß, wie sehr du dich darauf gefreut hast.
Aber ich bin sicher, dass es schon bald viele weitere andere schöne Momente geben wird, die ihr zusammen genießen könnt.
Was du für mich am besten kannst, selbst die unerwarteten Hürden des Lebens nehmen und weitergehen.
Auch der zusätzliche Sauerstofftank zeigt, wie du für alles einen Plan hast, selbst wenn es anstrengend wird.
Ich weiß, dass 'F.' mit deiner Unterstützung Schritt für Schritt Kraft wiederfindet. Soviel eben geht. Euch wünsche ich viel Gedul und Zuversicht in dieser Zeit.
Bleib weiterhin so stark und positiv, du bist ein echtes Vorbild!
Liebe - bewundernswerte - Grüße
lifeminder
Das täuscht, lieber lifeminder, denn ich bin inzwischen so kaputt, dass ich während der vielen Stunden, die ich nun schon auf dem Wannenrand gesessen habe, um F. jederzeit beistehen zu können, ganz einfach drohe einzuschlafen.
LöschenWas natürlich nicht gut wäre, wenn ich dann nach hinten kippe. ;-)
Liebe Grüße zurück! :-))