Mittwoch, 25. Dezember 2024

"Schöne Bescherung"


 
                                   (Geschenke auf Notbett statt unterm Tannenbaum 😁)

 Eigentlich hatte F. damit zum Ausdruck bringen wollen, dass er mit seinen Geschenken, obwohl es diesmal nur praktische Klamotten waren, überhaupt mit dem Tag sehr zufrieden war, aber man konnte es natürlich auch anders verstehen. 😁

Was ihm auch bewusst wurde, als ich nun in etwas anderem Tonfall wiederholte: "Jo, datt is wirklich alles ne schöne Bescherung ..." 🙄😂

Wir lachten beide und zumindest kurz nahm mir das mal ein wenig die Wehmut, die mich die ganze Zeit über im Griff hatte, auch wenn ich mich redlich bemühte, sie vor F. zu verbergen.

Damit, dass Heilgabend der Fernseher läuft, werde ich wohl nie zurechtkommen, auch wenn ich mich in den Jahren bei meinem Bruder schon zähneknirschend dreinfügen musste. 

Bei uns zu Hause undenkbar - am Heiligabend waren wir gut mit Essen beschäftigt und vor allem mit der Bescherung, weil sich bei uns ja nicht alle einfach auf ihre Geschenke stürzten, sondern der Reihe nach jeder immer eines öffnen und zuvor raten musste, wobei alle anderen zuschauten.

Nicht nur für die Beschenkten, sondern auch für die Schenkenden war das sehr schön so, weil jeder viel Aufmerksamkeit bekam, statt das alles in einem Konsumrausch endete, und natürlich wurde dabei auch immer viel gelacht und geredet.

Später, viel später saßen wir dann alle im überaus gemütlichen Esszimmer beisammen, das meine Mutter im Bauernlook selber bemalt hatte, und das galt auch für die Feiertage und die Zeit danach, so lange halt, wie F. und ich von Stuttgart zu Besuch bei meinen Eltern waren.

Erst im Nachhinein wird es mir so richtig bewusst, wie angenehm ich es empfand, dass keiner von uns dann jemals das Bedürfnis nach Berieselung hatte, immer hatten wir uns genug zu erzählen, außerdem saßen wir auch oft am Tisch und spielten Gesellschaftsspiele. 

Genauso hätte es auch bei meinem Bruder laufen können, aber ... leider griff meine Schwägerin sofort zur Fernsteuerung, wenn die Bescherung erledigt war, und an den restlichen Tagen war es das Gleiche.

Diese Spiel- und Redeabende von einst, das ungezwungene Beisammensein mit viel Ernsthaftikeit, aber auch genauso viel Lachen, der Trubel, der unweigerlich entsteht, wenn viele Leute durchs Haus turnen, das fehlt mir heutzutage mehr, als ich es auszudrücken in der Lage wäre, und natürlich blieb uns beiden gestern nur der Fernseher, was sollten wir auch einen ganzen Abend lang reden, wenn wir doch eh isoliert von der Außenwelt immer zusammen sind und Spiele sich von selbst verbieten? 🙄

Sehr froh war ich aber immerhin, dass ich es schon vor neun Jahren aufgab, mich WhatsApp gegenüber verschließen zu wollen, denn diese fast einzige Verbindung nach außen brachte immer wieder mal frischen Wind ins Geschehen.

Mit der jungen und der alten A. schrieb ich mir, meine Schwester schickte Fotos, wie sie sich bei ihrem Sohn und seiner madagassischen Lebensgefährtin vor dem Tannenbaum versammelten, bei meinem Bruder war eh alles festlichst geschmückt, nur das Essen erschien mir etwas gewöhnungsbedürftig: Kartoffelsalat mit Garnelen und allerhand thailändischen Köstlichkeiten.

Auch andere Bekannte und Freunde meldeten sich und irgendwann musste ich an das denken, was mir meine Tante, die Schwester meiner Mutter, neulich mal über Oma sagte:

"So kalt und biestig sie auch war, von Weihnachten verstand sie was, das machte sie wirklich immer wunderschön."

Genau das Gleiche könnte ich über meine Mutter sagen, wie so vieles hat sie auch das 1:1 von ihrer eigenen Mutter übernommen und meist klappte es, zumindest wenn sie ihre ständig schlechte Laune etwas zügeln konnte.

Heute früh wünschte mir F.s amerikanischer Schwager frohe Weihnachten und fügte diesen Satz hinzu: "I know you are having a tough time holding things together and I admire your strength If we can do anything reach out"

... was mir sehr, sehr gut tat. 🥰

 

Und nun überlege ich, ob ich mir zur Feier des Tages ein wenig Cig Köfte anfertigen sollte?

F. ist nicht besonders scharf drauf, aber ich selber esse die in diesem Falle sogar vegane Variante für mein Leben gern und zum Kartoffelsalat würden sie mir wohl auch schmecken.

Warum sollte ich meinem Bruder beim eigenwilligen Kombinieren seltsamer Dinge in irgendwas nachstehen? 😂🤣😂 


Habt einen schönen ersten Feiertag und ... bleibt bitte gesund! 😉


2 Kommentare:

  1. „Hallo, liebe „Rex-Mama!“
    Wie schön du das immer schaffst, diese Zwischentöne und Stimmungen so treffend einzufangen! Dein „Jo, datt is wirklich alles ne schöne Bescherung“ hat mich direkt zum Schmunzeln gebracht
    Die Beschreibung von eurem Heiligabend früher klingt so wunderbar vertraut. Kaum Fernsehen, dafür gemeinsames Essen, Verwandtschaftsbesuche und Spiee.
    Diese Wärme und Aufmerksamkeit war etwas Besonderes. Wobei die Wärme noch immer vorhanden ist und wenn die anderen Familienmitglieder nicht so erkältet gewesen wären, hätte sich auch was Spielmäßig stattgefunden.
    Ob bei Euch oder bei Uns diese Momente des gemeinsamen Lachen oder so eine Nachricht von außen tragen doch erheblich zur Festtagsstimmung bei.
    Cig Köfte mit Kartoffelsalat klingt sehr lecker.
    Ich hoffe auch am 1. Weihnachtstag könnte ihr gemeinsam Lachen und es Euch gutgehen lasen, den Bildern nach zu urteilen hat auch „F“ wieder ein wenig Appetit gefunden?


    Liebe – ganz spezielle und liebe 1. Weihnachtstaggrüße -
    Vom lifeminder

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    1. Nicht nur kaum Fernsehen, sondern gar keines, lieber lifeminder, und das galt eigentlich für die ganze Zeit rund um die Feiertage.
      Gerade habe ich mal versucht zu überschlagen, wie viele Personen wir zu Weihnachten oder anderen Familientreffen waren, als wir noch im Haus meines Opas lebten. Da kamen leicht über 40 Personen zusammen - was für ein Glück, dass dort alles so groß war und sowohl im Wohnzimmer wie auch im angrenzenden Wintergarten Esstische von phänomenalen Ausmaßen standen, sonst hätte das nicht so klappen können.
      Für uns Kinder war das natürlich immer toll mit derart vielen Spielgefährten, wenn alle Cousins und Cousinen aufliefen, während meine Mutter und die Hausmädchen sicher stöhnten unter der vielen Arbeit.
      Was für ein Unterschied zu heute und ja, ein wenig Appetit hat F. wieder, auch wenn ich den mit allen möglichen Tricks wachkitzeln muss ...

      Liebe Ganz-speziell- und lieb-Grüße zurück! 😊

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