Sonntag, 19. Mai 2024

Ein spannender Tag

 Und los ging es schon an der Bushaltestelle - ich hatte wieder die etwas weiter entfernte ausgewählt für den Fall, dass meine Linie ausfallen würde, und dadurch kam ich in den Genuss, das neue Andersrum-Wartehäuschen auszuprobieren.

Man sitzt mit dem Rücken zur Straße und dem Vekehr, der auch samstags ziemlich stark ist, während man vorn direkt in die Fenster der Häuser glotzt, für die Bewohner sicher extrem unangenehm, sie haben nun dauerhaft das, was ich zum Glück nur hin und wieder erlebe, wenn LKWs direkt vor unserem Haus parken. 

Etwas seltsam fühlte es sich an, aber egal ob rückwärts oder vorwärts, das Sitzen erleichtert die Warterei auf jeden Fall und irgendwann kam dann auch ein Bus.

Er war wider Erwarten nicht ausgefallen, was dazu führte, dass ich eine gute halbe Stunde zu früh vor Ort war. Kein Problem, ich kenne die Räumlichkeiten sehr gut, vergewisserte mich an der Theke, dass das Treffen im Nebenraum stattfinden würde, sah hinein, fand ihn noch leer vor, also ging ich ins Freie, setzte mich dort an einen Tisch und rauchte erst mal ganz entspannt eine.

Irgendwann ging eine Frau an mir vorbei, die ich aber nur von hinten sah.

So ein kurzer Minirock?

Nein, die würde sicher nicht zu uns gehören, dachte ich, bekam aber dann durch die Fenster mit, wie sie sich ebenfalls erst an einen Mitarbeiter und dann zum Nebenraum wandte.

Also doch ...

Gemütlich aufgeraucht, dann ging ich hinein und wir stellten uns erst einmal vor, obwohl ich sie inzwischen auch erkannt hatte.

Wir waren in Parallelklassen gewesen, daher hatte sich unser einstiger Kontakt höchstens auf gemeinsame Kurse in der Oberstufe beschränkt, so dass ich auch von dem, was sie hinterher machte, nichts mehr mitbekam.

Ärztin ist sie, hat mehrere Jahre in Afrika gearbeitet, interessanter Lebensweg und sehr dankenswert, dass sie sich nun immer wieder ums Zusammentrommeln bemüht und solche Treffen organisiert.

Zu weiterem Austausch kamen wir nicht mehr, denn nun trudelten nach und nach die anderen ein, von ursprünglich mal rund 90 Schülerinnen fanden sich ganze 18 ein, dem Umstand geschuldet, dass von vielen die erheirateten Namen und Adressen schlicht nicht bekannt sind.

Aber immerhin, ein guter Teil davon war sogar aus meiner A-Klasse, wir waren die gewesen, die gleich in der Sexta mit Latein anfingen und es auch mindestens bis zum großen Latinum durchzogen, und natürlich hatten wir uns unendlich viel zu erzählen.

Einige sind Ärztin geworden, so manche Lehrerin gibt es und u.a. auch eine Diplomingenieurin, die mit ihrer steilen Karriere bei einem Weltkonzern nicht hinterm Berg hielt.

Außer mir haben sie alle Kinder bekommen und scheinen in gut situierten Verhältnissen zu leben, nur Astrid stach karrieremäßig etwas heraus, denn nachdem sie zwei Jahre lang Mathematik und Physik studiert hatte, fiel ihr auf, dass sie zwar begabt in dieser Hinsicht war, aber eigentlich gar kein Interesse an den Berufsfeldern hatte, die damit möglich waren.

Also brach sie ab, machte eine Ausbildung zur Physiotherapeutin und wurde damit richtig glücklich.

Hach ja, die Astrid, noch immer wohnt sie in dem Haus ihrer Eltern, wo ich sie damals so gerne besuchte, weil es auf dem Land war und nebenan ein Pferdegestüt, wo sie täglich reiten ging.

Und ihr Bruder erst, er sah aus wie der junge "Dr. Brinkmann", auch wenn es die Schwarzwaldklinik damals natürlich noch gar nicht gab, heimlich war ich bis über beide Ohren in ihn verknallt - Pech, er erfuhr es nie und hat heute 6 Kinder von 2 Frauen. 😅

Eigentlich hatte ich mir 20 Uhr als Grenze gesetzt, wollte F. nicht zu lange allein lassen und auch nicht in die Dunkelkeit kommen, aber dann gingen die Stunden doch so schnell dahin, dass ich mich erst um neune verabschiedete, und auch dann nur schweren Herzens, denn ich hätte durchaus auch noch bissl länger quatschen können.

Zumal ich dann auch noch herausfand, dass Anette zeitgleich mit mir für einige Jahre in Stuttgart gelebt hatte.

Von der Alexanderstraße begann sie zu erzählen und ich sagte :"Ja, die kenne ich, dort befand sich mein Orthopäde."

"Meiner auch!", lautete ihre Antwort und nun waren wir doch recht verblüfft, dass wir in der gleichen Stadt lebten, sogar den gleichen Arzt hatten und nichts voneinander ahnten. 😅

Ein wunderbarer Abend, von der Wärme und dem Gefühl der Zugerhörigkeit werde ich noch lange zehren und was mich auch erfreute, war, dass das durchaus kein "Verein alter Schachteln" war, der dort zusammenkam. 

Okay, zwei kamen mir schon etwas omihaft vor, aber alle anderen wirkten deutlich jünger, als wir ja tatsächlich nun einmal sind, alles Frauen, die noch mitten im Leben stehen und das auch ausstrahlen.

Sich selbst kann man natürlich am allerwenigsten einschätzen, aber immerhin sprachen mich so gut wie alle sofort mit Namen an, erkannten mich also auf Anhieb wieder, das lässt doch hoffen oder? 🤣

Und nun muss ich mich leider wieder dem profanen Alltag widmen und mal mit dem Staubsauger durchs Haus jagen.

Meine alte Freundin A. hat mir gerade für morgen abgesagt, so als hätte sie geahnt, dass ich sie zur Küchenhilfe degradieren wollte 🤣, auch okay so, denn dann werde ich mir ein wenig Ruhe gönnen, wenn die Kocherei erledigt ist.


Frohe Pfingsten, habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😉



4 Kommentare:

  1. Liebe, dieses Klassentreffen - das war doch jetzt ein schöner farbiger erfrischender Klecks in deinem Leben. Man darf nur keine Neid- oder Rangordnungskomplexe aufkommen lassen und mit Interesse und Zuwendung die jeweiligen Lebensgeschichten genießen

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    1. Genauso war es auch, lieber Faradei, das war echte Wiedersehensfreude und es ging sehr liebevoll zu.
      Nur diese eine (aus der Parallelklasse, ich hatte früher so gut wie keinen Bezug zu ihr) nervte ein wenig, weil sie von jedem einzelnen ihrer Karriereerfolge in epischer Breite erzählte und überhaupt kein Ende mehr fand, ansonsten war es lustig, ernsthaft, so wie das Leben eben ist und wie es auch damals schon ablief zwischen uns.

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  2. Hallo, Liebe "Rex-Mama!"

    Wie schön muss das sein, nach so viele Jahre des Nichtsehens, sich gleich wieder zu verstehen und Miteinander auszukommen. - Dein gesamter Blog sprüht vor Herzenswärme und Miteinander. - Was kann und will man sich als Leser für dich mehr erhoffen?

    Ich freue mich sehr, dass du die Stunden offenbar endlos genießen konntest und total vom Alltag abgeschaltet hast?

    Dass dich alle sofort wiedererkannt, ist ein gutes Zeichen, heißt es doch du warst irgendwie präsent in ihren Erinnerungen - oder zumindest waren diese beim Ansehen deiner Person wieder da.

    Habt ihr denn über ein weiteres Klassentreffen schon gesprochen?

    Nun wünsche ich dir einen wundervollen Pfingstmontag mit ganz viel Ruhephasen.



    Liebe - motivierte - Grüße
    Vom lifeminder


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    1. Bedingt habe ich das, lieber lifeminder, denn natürlich lag das Handy immer vor mir auf dem Tisch und ich war in ständigem Kontakt mit F., bin halt doch immer unruhig, ob alles in Ordnung ist mit ihm.
      Ansonsten war es aber wirklich ein wunderbarer Abend und ja, offenbar war ich nicht nur präsent in den Erinnerungen, sondern habe mich auch nicht allzu stark verändert, so dass sie mich auf Anhieb wiedererkannten. :-)
      Die haben wohl alle fünf Jahre Klassentreffen gemacht, nur fehlte ich eine Zeitlang auf der Liste, vielleicht deshalb, weil ich ja nicht mit ihnen Abitur machte, sondern die 12. Klasse freiwillig wiederholte.
      Nun stehe ich aber drauf und werde sicher beim nächsten Mal eine Mail erhalten, denn natürlich wird es weitere Treffen geben.

      Liebe Motiv-Grüße zurück! :-))

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