Freitag, 17. Mai 2024

Ein neuer Sauerstoffmann ...

 ... beehrte uns gestern und zum Einstand ließ er uns gleich mal mehr als fünf Stunden warten, bis er um viertel nach fünf dann doch noch auftauchte.

Gegen halb vier hatte er aber immerhin angerufen, um mitzuteilen, dass er noch ca. eine Stunde benötigen würde, was eh länger wurde und was ich dann dazu nutzte, um meine am Morgen besorgten Blümchen einzupflanzen.

Letzteres war mir wichtig, um notfalls den heutigen Tag für Rex freizuhaben, doch hier rührte sich im Laufe des Tages dann einiges.

Zunächst einmal antwortete mir mein Tierheilpraktiker, dass er später noch vorbekommen würde, falls er die Zeit fände, was aber noch nicht sicher war und dann auch nicht eintrat.

Dieser Mann hatte früher seine Praxis bei uns um die Ecke und ich möchte mir nicht vorstellen, wie besonders Püppis letztes Jahr ohne ihn verlaufen wäre.

Menschlich ist er etwas gewöhnungsbedürftig, nichtsdestotrotz hatten wir uns irgendwie angefreundet und mitunter ging ich sogar auf dem Weg zum Einkaufen bei ihm vorbei, auf ein kurzes Schwätzchen, sofern es gerade leer war bei ihm.

Es war eine Win-win-Situation, ich verfüge ja über enige Erfahrung mit Kräutern, bin bei medizinischen Themen zumindest nicht ganz unbewandert, also hatten wir immer viel zu bequatschen, außerdem kümmerte ich mich um seinen ganzen Schriftkram, und zwar in Punkto Rechtschreibung, von der er null Ahnung hat.

Seinen Internetauftritt, das soeben geschriebene Buch, seine Flyer, alles brachte ich in Ordnung und im Gegenzug betreute er mein Püppchen völlig kostenlos, nur die Medikamente bezahlte ich und selbst als er in ihrer letzten Phase öfter vorbeikommen musste, wollte er keinen Cent dafür annehmen.

Das Lobesgedicht, das ich ihm irgendwann schrieb und in einen hübschen Rahmen gepackt hatte, hing in seinem Wartezimmer, so ging das hin und her mit uns beiden, ich war unendlich dankbar, dass ich ihn hatte, und nach Püppis Tod holte er sie mit Tränen in den Augen bei uns ab und übergab sie ans Krematorium.

Rexibubi hat er noch kennen gelernt, denn natürlich führte mein erster Weg mit ihm direkt in seine Praxis.

Dann aber verkrachte er sich mit seinen Vermieter, wanderte ab in den Nachbarort und kam dort mit dem Halten seiner neuen Räumlichkeiten in arge Bedrängnis, weil ihm die Corona-Panik wie so vielen anderen Unternehmern förmlich die Luft abschnürte.

Dadurch verloren wir uns aus den Augen, auch wenn ich zum Glück bei FB seine Aktivitäten grob mitverfolgen konnte.

Nun habe ich ihn also auf WhatsApp und es gab mir ein gehöriges Stück Sicherheitsgefühl, zu wissen, dass ich ihn auf diese Weise jederzeit erreichen kann.

Wie gesagt tauchte er nicht auf, aber inzwischen scheint mir, es ist auch gar nicht mehr nötig, denn mit Rex ging eine wundersame Wandlung vor sich.

Den ganzen Tag über hatte er Hartes noch verweigert, Nassfutter aber durchaus mit Appetit gefressen, bis es hier dann anfing nach "Göckele" zu riechen.

Bei Aldi hatte ich ein halbes Hähnchen um 30% reduziert entdeckt, fertig gewürzt in der Ofenschale, so dass ich es nur noch ins Rohr zu schieben brauchte, was sich dann - dem Nichtauftauchen des Gasmännchens geschuldet - bis zum Abend hinzog.

Wie immer bekam Rex Knorpel, einen Teil der Haut, eben alles, was ich selber nicht essen mag, und er genoss es über die Maßen.

Später nörgelte er dann, hatte noch mehr Kohldampf und ... oh Wunder, nun nahm er tatsächlich auch die harten Leckerlis und knabberte sie ohne jedes Zögern.

Heute früh das Gleiche, er putzte das Trockenfutter anstandslos weg und lutschte nicht wie gestern noch nur das Nassfutter ab, das ich untergemischt hatte.

Was immer es war, ich hoffe inständig, dass es damit ausgestanden ist und von selber wieder heile wurde - toitoitoi! 

Die vielen Stunden der Warterei zusätzlich zur vielen Arbeit und den ganzen Sorgen hatten mich ziemlich zermürbt, aber nun stieg meine Laune deutlich an, zumal der Gasmann festgestellt hatte, dass F. nur 15 von 45 Litern Sauerstoffvorrat im Tank verbraucht hatte.

Das müsste beobachtet werden, meinte er, womöglich könne man dann die Lieferungen auf nur noch alle zwei Wochen umstellen, was für mich natürlich ein gehöriges Stück Freiheit mehr bedeuten würde.

Außerdem hatten wir das mit dem Baden ganz gut hinbekommen. Der Stuhl erwies sich für die Wanne als ziemlich untauglich, weil er sich einfach nicht niedrig genug einstellen lässt. Wir versuchten es, setzten das halbe Bad unter Wasser, bis F. ihn rausschmiss und sich dann doch auf den Boden der Wanne begab.

Etas ungewohnt für mich, jemandem bei der Körperpflege assistieren zu müssen (habe ich vermutlich nicht mehr getan, seit meine kleine Schwester groß genug wurde, das allein zu erledigen), aber zum Glück sind wir so vertraut und locker miteinander, dass keiner von uns ein Problem damit hatte.

Als ich dann auch noch mein Göckele und einen Berg lecker angemachten Feldsalat im Bäuchlein hatte, war ich so guter Dinge, dass ich spontan beschloss, den so unerwartet aufgetauchten Feiertag für A. zu benutzen, die dringend Ansprache benötigt, soll sie nicht wieder in der Psychiatrie landen.

Also schrieb ich ihr und stellte fest, dass sie sich nicht wirklich in meine Situation hineinversetzen kann, denn sie fragte ganz unschuldig: "Bei dir oder bei mir?"

Natürlich gehe ich aus dem Haus, kann F. ja beim besten Willen nicht rund um die Uhr bewachen, aber wenn es sich so einfach einrichten lässt, vermeide ich es nach Möglichkeit, zumal ich auch erst mal gründlich die Schnauze voll habe vom Busfahren und körperlich so stark beansprucht bin, dass ich zusätzliche Bewegung echt nicht mehr brauche.

Apropos Bewegung: Als ich heute Morgen um fünfe den Garten betrat, wimmelte es nach dem nächtlichen Regen dort derartig von Schnecken, wie ich es selten erlebte.

Bei 47 habe ich aufgehört zu zählen, aber es waren noch sehr viel mehr von den Biestern, um die ich mich kümmern musste - jedes Mal Bücken, damit dürfte ich mein Frühsportpensum erledigt haben, oder? 🙄😁

Und wo ich nun schon so in Action bin, habe ich mir überlegt, dass ich kommenden Dienstag ein paar Stüdchen für die andere A. abzwacken könnte. 

Mal sehen, ob es ihr passt ...


Und nun werde ich erst mal per Bief wählen gehen, dann ab in den Garten, wo noch einiges an Arbeit auf mich wartet, bevor ich in die Küche wechsle.


Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😉


2 Kommentare:

  1. Hallo, Liebe "Rex-Mama!"

    Der neue Gasmann war auch kein falscher, was doch schon mal erfreulich ist, dass "F" nur so "wenig" Sauerstoff verbraucht hat, ihr vielleicht nicht jede Woche neu auffüllen lassen müsst, klingt recht gut.

    Schade, dass der Hocker nicht die erwünschte Hilfe war. Aber ein Versuch war es wohl allemal wert?

    Wählen finde ich auch wichtig.
    Ob Briefwahl oder Urne, das Stimmengeturne ist wichtig, ich fürchte mehr denn je, zählt jede einzelne Stimme.

    Dein Göckele scheint mir arg gelungen, mir läuft das Wasser im Munde zusammen.

    Dein Tierheilpraktiker der sollte dich lobpreisen, denn was du alles für ihn gemacht hast, ich schätze mal, bei anderen hätte er hierfür ganz tief in die Tasche greifen müssen, da finde ich die verbilligten Ratschläge und Untersuchungen nur mehr als Gerecht.
    Meiner Meinung nach hättest du noch viel mehr verdient für deine Dienste. - Jedoch ist Freundschaft ein hohes Gut, ich hätte vermutlich nicht anders gehandelt.


    Das Rex momentan fit und fresslustig ist, freut mich sehr, Daumendrücken, dass es so bleibt.



    Liebe - wo ein Rex da auch ein Wille - Grüße
    Vom lifeminder

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    1. Nein, lieber lifeminder, in diesem Falle war es wirklich andersherum.
      Er ist nicht einfach "nur" ein Heilpraktiker, der nicht mehr kann als ein paar Kügelchen empfehlen, sondern er versteht auch eine Menge von "richtiger" Tier- und sogar Humanmedizin.
      Hätte ich all das, was er für Püppi (und mich) tat, von einem normalen Tierarzt erledigen lassen, es wäre in die Tausende gegangen.
      Sie wurde mit fast 18 Jahren ja für einen so großen Hund fast unendlich alt und da sie nach ihrem schwierigen Anfang auf Gran Canaria mit jeder Faser ihres Herzens an mir und am Leben hing, wurde es für mich in ihren letzten Monaten zur quälenden Gewissensentscheidung, ob ich sie einfach abbauen lassen durfte oder ob man sie einschläfern müsste.
      Schmerzen hatte sie dank S. keine und so hörte ich schließlich auf das, was sie selbst mir signalisierte, doch diese Zeit war trotzdem mit die bisher schwerste und intensivste meines Lebens, sich auf dieses langsame Sterben ganz bewusst einzulassen, was wir beide, also Püppi und ich, gemeinsam taten.
      Dieser Mann war nicht nur zu jeder Tages- und sogar Nachtzeit für uns da, sondern er unterstützte und bestärkte mich auch bei der Frage, was nun das Richtige für mein Herzenslebewesen wäre, die ich mir wahrlich nicht leicht machte.
      Was ich für ihn tun konnte, waren dagegen wirklich nur Peanuts. ;-)

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