Samstag, 1. Juni 2024

Qualitätszeit

 Wieder mal so ein Modewort, mit dem ich verdammt wenig anzufangen weiß.

Zumindest ging es mir noch so, als ich mich in einer Umfrage damit beschäftigen sollte.

Barer Unsinn, teilte ich denen mit, denn unser aller Leben ist begrenzt, von daher sollten wir jeden Moment davon bewusst wahrnehmen und das Beste daraus machen.

Inzwischen habe ich herausgefunden, dass man den Begriff wohl hauptsächlich für den Umgang mit Kindern erfand, dann aber auf Beziehungen auch zu anderen Lebewesen inkl. Hunde übertrug, hier ein kurzer, aber treffender Kommentar dazu.

Sogleich sah ich Diether Krebs vor mir, wie er als Martin im Norwegerpullover herumbaggert und dabei von seiner Männergruppe und dem Töpferkurs erzählt.

Leider fand ich nur dies und kein Video, wo man ihn leibhaftig dabei sieht, denn ich weiß, wie wir uns damals darüber immer beömmelten, zumal F. ja so gar nicht zu diesem neuen Typ Mann werden wollte, der nun von Teilen der Gesellschaft verlangt wurde. 🤣

Noch immer sehe ich den Martin vor meinem inneren Auge, wie er zu seinem Kind sagt: "Du, macht mal kurz das Videospiel aus, ich möchte eine Viertelstunde Qualitätszeit mit dir verbringen", oder wie er die Frau auffordert, "würdest du dich bitte mal ausziehen, damit wir unsere Qualitätszeit für diese Woche erledigen können?"  😁

Bis dahin macht mir die Sache noch Spaß, aber wenn ich näher darüber nachdenke, erschreckt mich dieses Wort immer mehr, denn dahinter steckt ja letztlich, dass die Menschen offenbar keine Zeit mehr füreinander haben oder nicht haben wollen, je nachdem, ob sie Geld für die horrenden Mieten verdienen müssen oder auch einfach lieber am Handy herumdaddeln, statt sich miteinander zu beschäftigen.

Das bisschen, was übrigbleibt, muss man dann mit "Qualität" füllen, womit dann letztlich auch Beziehungen jeglicher Art bürokratisiert wären. Brrr... 😣

Ging mir gerade so durch den Kopf, weil dieser Tag irgendwie gar nicht so richig anfangen will zu existieren.

Gestern beim Einkaufen ging mir schon alles schief, denn das Gyrosgeschnetztelte aus dem Angebot war bei Netto gar nicht mehr vorrätig, woraufhin ich einen jungen Mitarbeiter ziemlich erschreckte, als ich anfing loszuschimpfen:

 "Verdammt noch mal, da lockt Ihre Firma die Leute gezielt mit Coupons am Freitag in den Laden und dann gibt's die Dinge aus dem Prospekt gar nicht mehr. Was soll das???"

Nun stand ich blöd da, hatte meinen Speiseplan fürs Wochenende nämlich darauf ausgerichet gehabt und musste jetzt aus dem Stegreif alles neu planen. 😡

Also wird es Fisch werden, dazu Gurkensalat in Kräuterjoghurt und Curryreis, mal sehen.

Da ich den Salat gestern schon fertigmachte - eine große Schüssel voll -, hätte ich heute früh eigentlich Zeit gehabt fürs Schneiden der Heckenzipfel, die ich beim letzten Mal nicht erwischte, aber nun spielt Petrus nicht mit, d.h. er weiß nicht, was er will, schickt uns irgendwie gar kein Wetter.

Mal ist es trocken, dann fieselt es wieder ganz leicht vor sich hin und so kämpfe ich seit 8 Uhr mit mir: Soll ich nun oder soll ich nicht?

Jedes Mal, wenn ich mich durchgerungen habe anzufangen, setzt das Nieseln wieder ein - so wird das nix und ich verplempere den halben Morgen mit meiner Unentschlossenheit.

Immerhin jut, dass ich es nicht so habe mit der "Qualitätszeit", denn man kann auch mit Augenblicken leben, die keinerlei Sinn erfüllen. 🤣

Zum Abschluss noch ein Foto vom "Hummelparadies".

Alles Angepflanzte fressen die Schnecken mir ja weg, aber immerhin die Fingerhüte, die sich selbst aussäen, interessieren sie nicht, im Gegensatz zu den Hummeln, die sich draufstürzen wie jeck:



 Habt einen schönen Samstag und ... bleibt bitte gesund! 😉


9 Kommentare:

  1. Ich habe mal nachgeschaut bei Diether Krebs. Gefunden habe ich ein Bild im Internet, so wie du ihn beschrieben hast - mit Norweger-Pulli. Diether Krebs kenne ich noch aus der Serie "Ein Herz und eine Seele " Als Schwiegersohn von Ekel Alfred. Unter dem Begriff Qualitätszeit konnte ich mir bisher keine Vorstellung machen. Auch nicht nach deiner Beschreibung.
    Etwas habe ich von meinen Großeltern. Ein Sack mit dem früher Korn zur Mühle transportiert hat. Alle anderen Dinge wären eh zu groß für meine Wohnung gewesen. Der Sack ist nicht von meinem Großvater, sondern von meinem Urgroßvater. Tja und das haben auch nicht so viele Mitglieder aus der Familie. Wir hier sind von allen Wetterunbillen verschohnt geblieben. Es sollte heute regnen. Das war nicht den ganzen Tag so. Gott sei dank. In der Nähe von Augsburg gab es einen Dammbruch.

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    1. Deshalb hatte ich ja diesen Kommentar dazu verlinkt, genau wie das Lied von Diether Krebs, den ich natürlich vom Ekel Alfred auch noch kenne.
      Erfüllt der Sack deines Urgroßvaters jetzt irgendeinen Zweck oder hast du ihn einfach so?
      Spannend finde ich solch alte Stücke auf jeden Fall.
      Das mit dem Dammbruch habe ich in den Nachrichten gesehen und bin nun gespannt, was uns hier erwartet, wenn ein Teil der ganzen Wassermassen seinen Weg zum Rhein gefunden hat.

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  2. Hallo, Liebe "Rex-Mama!"

    Jahrzehnte muss es her sein, dass ich den Song: "Ich bin de Martin, ne" hörte. Vielen Dank hierfür. Noch immer kann ich darüber mich sehr erfreuen, ob des Menschen aus dieser Generation auch noch könnten? - Was würden wohl deine Nichten zu diesem Song sagen? Oder irgendwelche Gender-Aktivisten und Feministen?


    Das mit den Coupons, dass alles ratzfatz weg ist, kennen wir hier auch. - Wie knapp kann man eigentlich kalkulieren?

    Der Begriff Qualitätszeit finde ich nicht so abschreckend?
    Vielleicht sollte man ihn nicht für andere Menschen mitbenutzen, sondern nur für und auf sich selbst verwenden? Frei nachdem Motto, Arbeit geschafft, jetzt beginnt meine ganz eigene Qualitätszeit, wo ich nur manche und tue, was ich will?"



    Liebe - Qualitativ hochwertige - Grüße
    Vom lifeminder


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    1. Kicher, lieber lifeminder, damals ging es ja gerade erst los, dass auf einmal grüne Männer strickend im Bundestag saßen und wir alle umerzogen werden sollten.
      Der Martin hat das herrlich karikiert und vor allem auch die Sprache perfekt getroffen. 🤣
      Keine Ahnung, wie das auf meine Nichten wirken würde, ich bin ja absolut nicht mehr auf dem Laufenden, wie sie ticken.
      Mein Bruder ist wie ich erklärter Feind des Genderns, macht sich bei jeder nur bietenden Gelegenheit darüber lustig. Womöglich hat das auf sie genau den gegenteiligen Effekt, zumal sie ja auch in der Schule gehörig indoktriniert werden, z.B. schon sehr früher erklärt bekamen, wie schön es wäre, zwei Papas statt Mama und Papa zu haben, und ... sie sollten auch darüber nachdenken, ob sie sich mit ihrem Geschlecht wohlfühlten oder es nicht doch lieber wechseln möchten ...?
      Ich selbst nahm besonders aus den Siebzigern mit, alles in Frage stellen und von allen Seiten beleuchten zu dürfen. Rede-, im Grunde sogar Denk-Tabus gab es noch nicht bzw. nicht mehr, was sich inzwischen ins Gegenteil verkehrt hat, was den Jungen aber vermutlich gar nicht bewusst ist, sie nehmen es eher als selbstverständlich hin.
      Wie gerne würde ich mich mit den beiden mal wieder in Ruhe unterhalten können, am besten sogar ohne die Anwesenheit meines Bruders, denn ich denke, dass sie dann wesentlich offener wären, aber leider ist das ja in weite Ferne gerückt.
      Die Qualitätszeit passt natürlich perfekt zur "work-life-balance", die mir die Leute vor allem darauf zu drillen scheint, dass Arbeit doof und nur Chillen cool ist.
      Meiner Meinung nach sollte man mit Kindern, Partnern, Haustieren, egal mit wem, in jedem Moment bewusst umgehen und nicht sagen, ich behandele dich ziemlich mies, aber nachher gibt es dann eine halbe Stunde Qualitätszeit. Mit der man letztendlich das Nichtachtsame der übrigen Zeit rechftertigt.
      Zum Martin hätte das gepasst, zu mir eher nicht ... ;-)

      Liebe "Immer, und nicht nur zeitweilig Qualitäts"-Grüße zurück! :-))

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  3. Guten Morgen, liebe Rex-Mama,
    Modewort? Weiß gar nicht, seit wann es das Wort gibt und ich denke, ich habe es auch noch nie benutzt.
    Aber ich finde schon, dass man damit verdammt viel anfangen kann. Für mich sagt es aus, dass es eine besonders wertvolle Zeit ist. Keine Selbstverständlichkeit, nichts, was im Alltag halt so seinen Platz hat.
    Staubsaugen, Heckeschneiden, Kochen würde ich bei dir nicht zur Qualitätszeit zählen, wohl aber die Zeit, die du dir bewusst freischaufelst (organisierst, bürokratisierst), um dich mit deiner türkischen Freundin A. zu treffen.

    Hab einen schönen Sonntag mit viel Qulitätszeit ;-) und liebe Grüße :-)

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    1. Guten Morgen, meine Liebe, da haben wir uns genau überschnitten. ;-)
      Hier mal noch ein Artikel einer Erziehungswissenschafts-Professorin dazu:
      https://www.margritstamm.ch/blog/blog-uebersicht-bildung-und-erziehung/entry/die-luege-der-quality-time.html
      Genau diese Gedankengänge teile ich, denn würde ich zu A. gehen mit dem Plan, nun aber mal zwei Stunden Qualitätszeit verbringen zu wollen, würde ich uns beide völlig unnötig unter Druck setzen, während ich natürlich im Nachhinein sagen kann, das war aber jetzt besonders schön, während mich das Heckeschneiden ziemlich nervte.
      Ich denke grad dran, wie mein Bruder oft erzählte, wie er sich mit der Größeren die Zeit vertreiben musste, während seine Frau mit der Kleineren im Bauch sich für langwierige Untersuchungen bei Ärzten aufhielt.
      Er nahm sie auf die Schulter, tippelte mit ihr durch die Gegend und verstand es hervorragend, jede Sekunde davon zu einem Abenteuer zu machen. Die Lütte hatte Spaß an dem, was es alles zu entdecken gab, was er sich nun wieder ausdachte, und er selbst amüsierte sich köstlich über ihre Reaktionen.
      Alles ganz spontan und aus dem Bauch heraus.
      Jeden Moment bewusst erleben und das Beste aus ihm herausholen, das erscheint mir besser als jede vorher geplante Qualitätszeit ... ;-)

      Auch dir einen schönen Sonntag, ob nun mit oder ohne Qualität. :))))

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    2. Sorry, aber ich lasse da sämtliche Wahrheits- und Lügenbeiträge an mir abtropfen. Ich handle und denke intuitiv und aus meiner langjährigen Erfahrung heraus - meist.
      (Meine Tochter ist promovierte Diplom-Pädagogin, da hab ich mir schon etliche "Vorträge" anhören dürfen 🙈🙈🙈)

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    3. Hilfe, was bin ich für eine grässliche Mutter. Nicht mal den Beruf meiner Tochter benenne ich korrekt. Sie ist SOZIAL-Päd. 👆😅

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    4. Na ja, in dem Falle schloss ich mich der Logik der Professorin an, aber ansonsten kann ich mir gut vorstellen, wie es mit den "Vorträgen" lief, denn meine Schwester und Schwager studierten ja schließlich auf Lehramt. 🤣
      Bei ihren Kindern musste alles "pädagogisch besonders wertvoll", sein. Spontan ein Geschenk mitbringen war nicht, es hätte ja das Erziehungskonzept stören können und natürlich wurde den Kleinen beigebracht, die Eltern bei den Vornamen und nicht etwa mit Mama und Papa anzureden.
      Später sagte mein Schwager dann mal, dass er inzwischen bezweifele, ob Letzteres richtig war, aber da war's natürlich längst zu spät.
      Ansonsten schließe ich mich dem Intuitiven an, gerade deshalb stoße ich mich ja an den geplanten Qualitätszeiten. ;-)

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