Und so lachte ich laut auf, als 20 Minuten, bevor sie mich abholen wollte, eine Nachricht von A. kam, sie habe gebacken, wenn ich Kaffee dazu wolle, müsste ich mir selbst noch einen einpacken, sie habe nämlich keinen da.
Später lachten wir gemeinsam darüber: "Nein, sagte sie, ohne Essen und Trinken geht bei uns gar nichts."
Ob das nur in ihrer Familie so sei oder typisch für die ganze Türkei, hakte ich nach und sie meinte, alle Türken seien so drauf, wenngleich es ausmaßmäßig aber doch regionale Unterschiede gäbe.
Pünktlich fuhr sie dann vor und nachdem ich sie über die kürztestmögliche Verbindung zum See gelotst hatte, stiegen wir bald darauf dort aus dem Wagen.
Nicht unspannend für mich, denn ich hatte mich entschlossen, doch mal wieder einen Versuch mit meiner neuen Brille zu wagen, die ich mir für teuer Geld anfertigen ließ und mit der ich nun nicht klarkomme.
Beim Einkaufen macht sie wenig Sinn, denn lesen kann ich damit ja absolut nichts und dank des aufgeklebten Prismas bin ich erst mal eine Weile blind, wenn ich sie abnehme. So geht das nicht ...
Aber nun stand ja bis aufs Herumlaufen nichts an, also hätte ich die Chance, sie mal länger als nur fünf Minuten auf der Nase zu haben, doch angenehmer wurde sie mir trotzdem nicht.
Egal, da musste ich nun durch. Nicht dran denken, mich stattdessen auf A. konzentrieren, auf das, was sie zu erzählen hatte, und das war eine ganze Menge.
Zweimal umrundeten wir den See, der eigentlich mehr ein Seechen ist 😁, zweimal legten wir eine Pause auf Bänken ein, von denen aus man eine besonders schöne Aussicht hatte.
Der Kindergarten des Sohnemännchens befindet sich ganz in der Nähe, deshalb ist A. dort öfter mal und zeigte mir zwischendurch ein Video, das sie am Vortag aufgenommen hatte. und nun kam ich wegen der Brille doch ins Trudeln.
Ich konnte sehr gut ein langes, pelziges Tier erkennen, das sich dem Ufer schwimmend näherte, und rief ganz verblüfft aus: "Sag bloß, hier gibt es Biber?" 😲
(Später schickte sie es mir, nun konnte ich wieder g'scheit gucken und erkannte, dass es sich nicht um einen Biber, sondern um eine Bisamratte gehandelt hatte. Ade, du schöne Romantik ... 😒)
Was mir bisher noch gar nicht so bewusst war, mir aber sehr gefiel, war, wie sehr sie die Natur liebt.
Mitunter saßen oder gingen wir schweigend nebeneinander, genossen ganz bewusst die Ruhe und das Geschnatter und Gepiepse der vielen Wassertiere mit ihren Babys, wie hier zum Beispiel:
Eine wunderschöne Atmosphäre umfing uns, ab uns zu kamen Menschen mit ihren Hunden vorbei, grüßten fast alle freundlich, ansonsten waren wir unter uns - nur wir beide und die Natur, viel Raum für viele Themen und natürlich hatte diese liebe Seele nicht nur Schoko-Kirschküchlein für uns dabei, sondern auch für mich einen Thermobecher voll mit heißem Tee. 🥰
Für nächste Woche haben wir uns einen Besuch in einem meiner Lieblingsmuseen in einem Schloss in der Nachbarstadt vorgenommen.
Viel Altes gibt es dort zu bestaunen und ich denke, das wird ihr gefallen, denn wir tauschen uns oft darüber aus, wie das Leben früher in Deutschland und in der Türkei gewesen sein muss.
Und danach beginnt der Ernst des Lebens wieder für sie, denn der neue Deutschkurs fängt am 18.6. an. Sie hatte vergeblich versucht, einen Kurs zu finden, der erst nach den Sommerferien startet, und damit hat sie nun ein Problem, nämlich die Kinderbetreuung.
So ganz habe ich es nicht verstanden, um welchen Zeitraum es genau geht, auf jeden Fall gibt es eine mehrwöchige Lücke, in der der Kleine zwar in den Kindergarten kann, die Tochter aber allein wäre, weil beide Eltern zum Unterricht müssen.
"Hey, ich bin ja auch noch da", sagte ich spontan und dachte zurück an den Rettungseinsatz bei meinen Nichten, als diese noch so klein waren und meine Schwägerin wegen des Todes ihres Vaters so unvermittelt für eine Woche in ihre Heimat reisen musste.
Das hat damals alles prima geklappt und ich denke, mit A.s Lütten müsste ich genauso gut klarkommen können.
Schade, dass sie die gleiche Angst wie ihre Mutter vor Hunden hat, denn bei uns daheim wäre es einfacher für mich gewesen, aber das lässt sich auch so regeln, dann muss ich halt zu ihnen und mich dort mit dem Mädel beschäftigen.
Spielen, gemeinsam lesen, malen ..., irgendetwas wird mir schon einfallen, um sie zu beschäftigen, so sie mich denn wirklich brauchen.
Das werden wir dann nächste Woche genauer besprechen und zum Abschluss fuhren wir noch zum Kindergarten, um den Kleinen einzusammeln.
Schön, wie mir dort auf einmal die Fuzzis um die Beine wirbelten, das habe ich nicht mehr erlebt, seit ich die Mädels damals täglich hinbrachte und abholte, und so kam ich nach insgesamt dreieinhalb Stunden Abwesenheit sehr fröhlich uns ausgeglichen zurück nach Hause.
Wo ich dann allerdings hurtig in die Küche musste, denn ich hatte gedacht, viel früher wieder hier zu sein, und deshalb nichts für F. in die Mikrowelle gestellt, so dass er nun ordentlich Kohldampf schob. 😂
Abends wollte F. gerne Fußball schauen, für mich ziemlich langweilig, sofern die deutsche Mannschaft keine Tore schießt, und das tat sie ja nicht.
Also beschäftigte ich mich nebenher mit dem PC und ließ auch unseren Ausflug noch mal Revue passieren.
Das Thema Ferien und Tochter hatten wir nur sehr kurz angeschnitten, A. hatte wirklich besorgt geklungen und nun überlegte ich, ob es nicht zu leicht dahingesagt geklungen hatte, als ich mich anbot einzuspringen?
Womöglich hatte sie das nur als Höflichkeitsfloskel - wenn überhaupt - verstanden?
Wir waren eh den ganzen Tag über in losem WhatsApp-Kontakt, hatten Fotos ausgetauscht usw., also schrieb ich ihr nun, dass ich mich mit F. darüber unterhalten habe und dieser gemeint hatte, er selbst sei ja schon groß, könne auch mal alleine bleiben, die Kleine aber nicht.
Und weiter: "Wenn sie Angst vor dem Hund hat, komme ich dann eben zu euch und bleibe bei ihr, wenn ihr in die Kurse müsst.
Mach dir also keine Sorgen, das kriegen wir hin.
Ich bin da, wenn ihr mich braucht, und bin sowieso gern mit Kindern zusammen."
Ihre Antwort lautete: "Vielen Dank, allein der Gedanke daran reicht aus, um mich glücklich zu machen."
Da hatte sie sicher die Übersetzer-App zu Hilfe genommen, aber es war nicht zu übersehen, dass ich ihr damit zumindest eine kleine der vielen momentanen Lasten von der Seele hatte nehmen können, und das machte nun auch mich sehr froh, so fröhlich sogar, dass ich den Rest des Fußballspieles klaglos hinnahm. 😋
Ein wunderbarer Tag also und da Petrus bis jetzt noch mitspielt und uns nach wie vor Nicht-Wetter liefert, habe ich meinen Elan gleich genutzt, gestern Abend noch das Esszimmerfenster abgeräumt und die Pflanzen in der Wanne gebadet.
Im Moment läuft die erste Ladung Gardinen in der Maschine, die ich dann im Garten vortrocknen kann, und spätestens vor meinem Frühstück um fünfe schaut das Fenster dann hoffentlich wieder so sauber, freundlich und einladend aus, wie ich es mag. 😊
Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😉
Ich sehe es als sehr sehr wichtig an, wenn man Menschen in seiner Umgebung hat, die verläßlich sind. Leider gibt es das sehr selten. Heute schaut man eher nach seinen eigenen Vorteilen.
AntwortenLöschenDas ist schon sehr sehr ärgerlich, wenn man sich eine neue Brille machen lässt mit der man anschließend NICHT klar kommt. Was sagt denn der Optiker und/oder der Augenarzt?
Fußball interessiert mich nicht auch nicht zu Zeiten einer EM. Ich bin allerdings sehr besorgt über einen möglichen Terroranschlag. Dubiose Figuren im besten Deutschland aller Zeiten gibt es genug. Unser guter Freund aus Afghanistan lebte illegal hier, denn sein Asylantrag wurde bereits vor 10 Jahren abgelehnt. Nicht weiter schlimm, denn er ist ja nicht rechtsradikal. Der Attentäter vom Breitscheidplatz lebte hier mit 9 verschiedenen Identitäten und kassierte auch noch Stütze. Wunderbar, die deutschen Deppen lassen sich alles gefallen.es wird Zeit für einen Krieg. Gardinen habe ich keine zu waschen.
Ja, und leider hatten die Grünen auch jetzt wieder nichts Eiligeres zu tun, als vor die Presse zu treten und zu erklären, dass man u.a. nach Afghanistan auf keinen Fall jemanden abschieben könne. (Die Sicherheit von "Gefährdern" wird also über die der eigenen Bevölkerung gestellt.)
LöschenWie schön es wäre, jemanden zu wissen, auf den man sich verlassen kann, merkte ich sehr deutlich, als F. im Krankenhaus war, und was die Brille angeht, seufz, ich denke, es liegt ausschließlich an mir.
Schon als Kind versuchten sie mir ja eine zu verpassen, aber ich konnte mich einfach nicht daran gewöhnen, dieser Fremdkörper auf der Nase war unerträglich für mich, und daran hat sich bis heute leider nichts geändert.
PS: Die Angst vor Anschlägen ist auch bei mir das, was ich im Moment hauptsächlich mit der EM verbinde. :-(
LöschenHast du dann Rollos an den Fenstern oder sind sie ganz kahl?
Ich bin verlässlich, aber leider zu weit weg.
LöschenHallo, Liebe "Rex-Mama!"
AntwortenLöschen"A" und Du das passt bisher wie Topf auf Deckel.
Der Ausflug. Der Kontakt über What´s App. Wie ihr Euch helfen mögt, und unterstützt. Lange, sehr lange hat mich keine Freundschaft mehr berührt wie eure.
Das ist eine Freundschaft, die wächst und wächst und wächst. Ihr solltet beide stolz darauf sein? - Ich bin auf jeden Fall gerne Zuschauer durch den Blog bei eurer Zuneigung und gegenseitiger Unterstützung.
Einer Bisamratte möchte ich auch nicht begegnen.
Wobei ich Gewässer kenne, wo die auch zuhauf herumschwimmen.
Bereits jetzt freue ich mich auf den Blog über den Museumsbesuch, der hoffentlich hier eines Tages auch eintrudeln wird? ;)
Deutschland schoss keine Tore. Machte jedoch ein gutes Spiel.
Wie sieht es denn mit "A" aus, mag sie oder ihr Gatte Fußball?
Liebe - ohne mich mit irgendeinem Kommentar mal mehr, mal weniger sinnig in Deinen Blog zu verewigen würde mir etwas fehlen - Grüße
Das kann ich nur zurückgeben, lieber lifeminder, ohne deine Kommentare würde mir sehr viel fehlen und ohne deine Blogeinträge auch.
LöschenEs gehört längst zu meinen lieb gewordenen Ritualen, im besten Falle jeden Morgen darauf reagieren zu können. ;-)
Über die Vorstellung, A. und M. könnten sich für Fußball interessieren, musste ich lachen, denn von solch weltlichen Themen sind sie kilometerweit entfernt.
Sie sehen nicht fern, kennen keine internationalen Schauspieler, Filme oder Musik, konzentrieren sich ausschließlich aufs Lernen und ihre Religionsgemeinschaft.
Ich werde gleich im Blog noch mal etwas dazu schreiben, weil hier der Platz zu begrenzt ist.
Was Pott und Deckel angeht, ja, das ist erstaunlich, denn oberflächlich gesehen passt bei uns ja gar nichts zusammen. Hier die freiheitsliebende, sehr eigenständig denkende und kritische Atheistin, dort die, die von Kindheit an indoktriniert wurde, erst recht, seit sie in die Fänge ihrer Religionsgemeinschaft geriet, und für die es kaum etwas Wichtigeres als ihren Glauben gibt.
Und doch finden wir unter der Oberfläche sehr vieles, das uns verbindet, und das wird tatsächlich immer mehr.
Inzwischen weiß ich, dass gülenistische Gruppen überall in den Aufnahmeländern gezielt Kontakt zu Einheimischen suchen, wohl, um ihren Glauben dort mehr zu etablieren, als dürfte die Anzeige, auf die ich damals reagierte, gar nicht so sehr eigenen Bedürfnissen entsprochen haben und nach wie vor ist es ein Schlüsselerlebnis für mich, wie M. mich damals fragte, ob ich für meine Hilfe bezahlt werden wolle.
Ich verneinte und bekam es mit, wie es in ihm arbeitete und er dann nach einigem Grübeln zu der Feststellung kam, also sei es wohl nicht nur eine Frage des richtigen Glaubens, ob jemand ein "guter Mensch" sei.
Genau das ist es nämlich, was oftmals in den Moscheen von vom Ausland geschickten Imamen gepredigt und was bei TikTok eifrig geteilt wird, was einer Integration im Wege steht und sogar Hass schürt.
Da gibt es noch viel Stoff zum Nachdenken ... ;-)
Liebe Sinnig-Grüße zurück! :-))