Mittwoch, 5. Juni 2024

Vorbildlich integriert?

 Würde jemand auf die Idee kommen, die unzähligen Deutschen so zu bezeichnen, die auf Malle leben, dort zwar ihr eigenes Geld verdienen, aber kein Wort Spanisch sprechen und auch keinerlei Kontakt zu Einheimischen haben, weil die eigene Communty ja so riesig ist?

Wohl eher nicht, oder?

Hier aber sehen wir das anders und nachdem sich nun infolge des Messerattentates von Mannheim nun wieder alle überschlagen vor lauter Betroffenheit, brachte Migrationsexperte Ahmad Mansour es bei Lanz wohl so auf den Punkt, wie man es hier kurz nachlesen kann.

Ich selber habe die Sendung leider verpennt, da die viele Arbeit des Tages mich geschafft hatte, muss mich daher auch mit Artikeln dazu begnügen, aber was Mansour sagt, deckt sich genau mit meinen Erfahrungen.

Ich lebe in einer Stadt mit sehr hohem Ausländeranteil, in einigen Ortsteilen, unter anderem auch in dem meiner Kindheit, bin längst ich es, die sich als Fremde fühlt, dafür sagen dann M. und A., sie kämen sich hier vor wie in Ankara oder Istanbul.

Dementsprechend landeten sie, als sie hier ankamen, kein Wort Deutsch sprechend, sofort in der eigenen Community und innerhalb derer in der eigenen Religionsgemeinschaft, die in meinen Augen Züge einer Sekte trägt, und dort sind sie bis heute geblieben.

Warum auch nicht?

Dort gibt es Menschen, die dem gemeinsamen Glauben ebenfalls höchste Priorität beimessen, die auf ähnliche Erfahrungen zurückblicken und mit denen sie die Tradtitionen teilen, die ihnen so wichtig sind.

Wenn unsere Politiker so vollmundig von denen sprechen, die vorbildlich integriert seien, dann meinen sie in der Regel damit wirtschaftliche Integration, wenn nämlich jemand in der Lage ist, den Lebensunterhalt für sich und seine Familie selbst zu verdienen.

Viel mehr Verbindendes als den Arbeitsplatz/die Schule gibt es vielfach nicht, hinterher taucht man ein in die eigene Parallelgesellschaft inkl. einer Art eigenem Rechtssystem, wie es hier kurz, aber gut erklärt wird.

Ich sehe es übrigens auch in meiner eigenen Familie, F.s Schwager hat hauptsächlich amerikanische Freunde, meine Schwägerin ist mit Thailänderinnen ganz dicke und es ist nur dem Umstand zu verdanken, dass beide mit Deutschen verheiratet sind, dass ihr Bekanntenkreis dann letztlich doch gemischt ist.

So wie es hier vor sehr langer Zeit noch verpönt war, wenn Katholiken und Evangelische untereinander heirateten, so wird das in anderen Religionen häuftig heute noch gesehen, der Nationalstolz tut sein Übriges und man sollte dabei den Gruppenzwang nicht unterschätzen.

Ob sie jemals in einer Disko war, fragte ich A. vorgestern, was sie - natürlich - verneinte.

Ihr Vater habe das ihr und den fünf Schwestern verboten, zum einen, weil er sie "beschützen" wollte, hauptsächlich aber aus Angst davor, was Familie und überhaupt der ganze Ort dazu sagen würden.

Später mit M. sei sie dann hin und wieder in Cafés gewesen, wo sogar Lifemusik gespielt wurde, was sie als sehr schön empfand.

Was für Musik, wollte ich wissen.

Gemischte, meinte sie, also tradtitionelle, aber durchaus auch Popmusik.

Internationale?

Ähm, nein, nur türkische, so wie sie übrigens auch nur türkische Schriftsteller kennt, mit Ausnahme von Dostojewski und Tolstoi, von denen sie in der Schule hörten.

Goethe, doch denn kennt sie, wenn auch nicht als Dichter, sondern nur als Namensgeber der Goethe-Institute.

Will sagen, auch bei studierten Menschen beschränkt sich, abgesehen vom Studienfach, das Allgemeinwissen oft auf die eigene Kultur und A. war sehr überrascht, als ich ihr erzählte, wie sehr Süddeutschland gerade gegen die Wassermassen zu kämpfen hat. Vom mutmaßlichen islamistischen Messerattentat in Mannheim wusste sie auch nichts ... 

Woher auch?

Sie schauen gar nicht fern, erst recht kein Deutsches TV, die Nachrichten, die sie verfolgen, sind die aus der Türkei und abgesehen von mir haben sie keinerlei Anknüpfpunkte zur deutschen Gesellschaft.

Bei M. denkt das Arbeitsamt nun wohl über eine Umschulung in Richtung IT nach, aber selbst wenn er dann irgendwann arbeiten sollte, bleibt es mit Sicherheit dabei: Alles Private wird sich hauptsächlich innerhalb der eigenen Glaubensgemeinschaft abspielen.

Egal, ob junge Männer nach hier kommen oder ob sie vorwiegend innerhalb ihrer Parallelgesellschaft aufwuchsen, so einiges an der deutschen Gesellschaft dürfte ihnen zutiefst dekadent erscheinen, also braucht man sich nicht zu wundern, wenn sie verunsichert sind und denen auf den Leim gehen, die Hass predigen oder ihn über die sozialen Netzwerke verbreiten.

Was dann auf der anderen Seite ebenfalls zu immer mehr Extremismus führen kann. 

Alles nicht gut und meiner Meinung nach sollten wir unbedingt damit aufhören, ständig auf die Unterschiede hinzuweisen, ob nun in Bezug auf Geschlecht, Sexualität, Religion oder was auch immer.

Menschen, alle sind wir letztlich nichts anderes als Menschen, nur das sollte im Mittelpunkt stehen, so wie es auch bei A. und mir ist, die wir ja eben nicht auf das eigentlich Trennende achten, sondern bewusst das Gemeinsame suchen.

Amen ... 🤣

 

Nun muss ich mit dem Staubsauger loslegen.

Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😉 

4 Kommentare:

  1. Ja, das ist so wie du das beschrieben hast.Ich selbst kann beim Bäcker in Lauterbourg ein Baguette in der Landessprache bestellen. das wars dann aber auch schon. Fragen kann ich auch ob die entsprechende Person auch deutsch spricht - in der Landessprache. ZuM Thema das du auch angesprochen hast: natürlich machen die Herrschaften Volksvertreter auf Betroffenheit, weil es Polizist war der starb. Mein Fazit lautet: es ändert sich NIX !! Gerade weil die Ampel das nicht will. Die NAZI Parteien CDU/CSU/SPD und Grüne gehört bei der EU Wahl ein Denkzettel verpaßt !!!! Und zwar ein richtig heftiger. Der deutsche Kriegsminister schwafelt davon, dass Deutschland bis 2029 Kriegstüchtig sein muß. Da würde ich sagen: zuvor kommt ein Krieg und dann ist das Thema durch.

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    1. Du meinst also, Putin ist schneller?
      Dann sollten wir uns schon mal darauf einstellen, wirklich nirgendwo mehr unsere Meinung sagen zu dürfen. 😊

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  2. Hallo, Liebe "Rex-Mama!"

    Heute hörte ich ein über zwei stundenlanges Interview mit "Richard David Precht", der eine sehr ähnliche Meinung wie du vertritt. Ich stimme (fast natürlich) auch mit dem meisten überein. - Vor allem mit den Gemeinsamkeiten finden und voneinander lernen.

    Weniger gefällt mir, dass das bei "A" und "M" wirklich ein wenig der Welt entrückt wirkt. - Aber kann man das wirklich, nur lernen, Familie, Glauben? - Offenbar schon.

    Die Hoffnung, dass du ihnen auch noch mehr "den Genuss" und "Welt" zeigst, ist bei mir vorhanden.
    Denn so wie es aussieht und ausschaut hat doch "A" durchaus eine positive Weltanschauung?

    Vielleicht kann ja "A" in die "Rex-Mama-Sekte" wechseln? - Damit könnte sogar ich mich gut anfreunden. ;)



    Liebe - warum gehen Ameisen nicht in die Kirche?-Weil sie In-Sekten sind. - Grüße
    Vom lifeminder

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    1. Dafür müsste der Wille vorhanden sein, lieber lifeminder, den viele Zuwanderer aber nur in Bezug auf die eigene Community haben. Gerade das versuchte ich ja zu erklären - es besteht meist überhaupt kein Interesse an der deutschen Gesellschaft, im Gegenteil, vielfach wird sie rundheraus abgelehnt.
      Hier noch ein, wie ich finde, sehr interessanter Artikel dazu:
      https://www.msn.com/de-de/nachrichten/politik/eine-analyse-von-ulrich-reitz-frau-baerbock-zu-ihrem-islam-appell-haben-wir-3-unangenehme-fragen/ar-BB1nH0d0?ocid=hpmsn&cvid=20c9b3de332b48a8b5f806dd14a3b54e&ei=130
      Zu A. und M. - hattest du jemals Kontakt zu Zeugen Jehovas, Freikirchlern oder auch Scientologen?
      Ich wohl und ich weiß, wie sehr bei ihnen ihr Glaube, ihre Ideologie im Mittelpunkt von allem steht, das ganze Leben dominiert.
      So ist es auch bei diesen beiden und ihrer Religionsgemeinschaft, ihr Gott und Selbstoptimierung stehen über allem, wobei ich Letzteres ja sogar irgendwie nachvollziehen kann.
      Mein Bruder schnauzte mich bei unserem letzten Besuch dort z.B. mal an: "Meine Güte, muss denn immer alles einen Sinn ergeben, kannst du nicht einfach mal was genießen?"
      Auch ich habe ja zunehmend den Spaß an seichten Filmen verloren, mag kaum noch Fiktives lesen, weil es mich schlicht langweilt, genau wie die Gespräche, die die Frauen in meiner Nachbarschaft führen über Tattoos, Haarfarbe oder was auch immer.
      Die Oberflächlichkeit unserer Gesellschaft geht mir immer mehr auf die Nerven, denn darin findet sich ja nichts, was den Menschen Halt geben könnte (erst recht nicht, wenn sie fern der Heimat leben), also gehen sie links-grünen, rechten oder religiösen Bauernfängern auf den Leim, hoffen dort ihr Heil zu finden, selbst wenn es immer extremer wird.
      In gewisser Weise sind A. und ich da also auf einer Wellenlänge, auch wenn bei mir jeglicher Glaube natürlich flachfällt, weil ich Wissenschaft bevorzuge.
      Auch wenn ich Ideologien ablehne, gönne ich sie ihr aber natürlich, denn sie scheint viel Trost darin zu finden und ... das heißt eh nicht, dass sie nichts genießen könnte, nur sind es eben andere Dinge als bei einem Großteil unserer oberflächlichen Gesellschaft.

      Liebe So-zahlreich-wie-Ameisen-wuseln-auch-wir-bald-auf-diesem-Planeten-herum-Grüße zurück! ;-)

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