Mittwoch, 12. Juni 2024

Was für ein schöner Ausflug

Trotz der in diesem Jahr wirklich heftig ausfallenden Schafskälte entschlossen wir uns gestern früh dann doch noch für die Nachbarstadt und auch A.s Freundin G. wollte mitkommen, diese junge Ärztin aus der Türkei, mit der ich mich ja auch sehr gut verstehe.

Zuvor galt es noch per WhatsApp abzuklären, wo wir parken würden.

Es gäbe einen Parkplatz direkt am Museum, schrieb ich A., der sei allerdings ziemlich teuer, im Gegensatz zu dem etwas weiter entfernten, wo man für den ganzen Tag nur 2 Euro zahlen müsse.

Also faul sein oder laufen, und zwar mitten durch die Fußgängerzone, so dass man noch ins ein oder andere Geschäft hineinschauen könnte?

Hihi, ich ahnte es, A. entschied sich für die Läden ...

Um Punkt 10 Uhr holte sie mich ab, dann sammelten wir G. ein und fuhren direkt weiter zu besagtem Parkplatz, wo sie sich wunderten, dass ich sie zum hinteren Teil lotste, obwohl doch vorn alles frei war.

Der Trick dabei ist, dass sich eine fast unsichtbare Grenze hindurchzieht, auf der einen Seite zahlt man für jede Stunde, und das nicht zu knapp, während auf der anderen Seite eben die 2-Euro-Regel gilt. Für Ausländer kaum zu durchschauen, fürchte ich ...

Ich ging zum Automaten, um das Tagesticket zu lösen, eine Minute zu schnell, denn als ich zurückkehrte, wedelte mir A. schon mit einem entgegen, das ihr jemand geschenkt hatte, der seine Besorgungen schon erledigt hatte und den Parkplatz wieder verließ. 

Nun hatten zwir zwei Tickets, beschlossen es dem edlen Spender gleichzutun und schon entdeckten wir eine ältere Frau, die gerade ihr Auto verließ.

Sie freute sich wie Bolle, wollte sich den Preis mit mir teilen, aber ich lehnte ab und sagte, so hätte ich immerhin schon meine gute Tat für den Tag erledigt.

"Da haben sie recht", meinte sie lachend, "ich werde sie dafür am Abend in mein Nachtgebet mit einschließen." 😀 (Was ja auch nie schaden kann. 😁)

G. war es nicht klar gewesen, dass wir uns nun in einer anderen Stadt befanden, auch das für Fremde wohl kaum nachvollziehbar, wie in unserem Ballungsraum die Städte nun einmal nahtlos ineinander übergehen. 

Und dann begannen meine zwei wie Touristen ihre Handys zu zücken und ein Foto nach dem anderen zu machen, denn nie zuvor waren sie weit genug in dieses Städtchen vorgedrungen, um zu sehen, wie viele wunderschönen alten Baubestand und malerische Gässchen es dort noch gibt.

Eine Viertelstunde später kamen wir am Schloss an und mit Öffnen des gewaltigen Eingangstores befanden wir uns in einer anderen, sehr viel ruhigeren Welt, tauchten ein in das Leben, wie es sich vor Hunderten von Jahren dort abspielte.

Das Konzept dieses Museums leuchtet mir nicht wirklich ein, es wirkt teilweise etwas zusammenhanglos und zurechtgestückelt, zumal man leider die Innenräume zu sehr saniert hat, so dass man wenig davon erahnen kann, wie es einst ausgesehen haben muss, trotzdem machten mir aber auch jetzt die vielen Treppen und Treppchen wieder viel Spaß. Hier geht es ein paar Stufen nach oben, dort wieder hinunter, dann wieder rauf, nun aber in die andere Richtung, bis man schließlich die Orientierung ziemlich verloren hat. 🤣

Einige römische Relikte bewunderten wir und dann marschierte A. los, tippte auf den Rand eines steinernen Behältnisses und meinte erfreut: "Schau, eine alte Badewanne."

Ihr Gesichtsausdruck war köstlich, als ich sie aufklärte, dass es sich um einen Sarkophag handelte. 😂

Rittersaal, ein Bidermeierwohnzimmer, alte Möbel, Münzen, häusliche Gerätschaften ... nach und nach arbeiteten wir uns durch die Räume, ich erklärte, beantwortete ununterbrochen Fragen, u.a. auch die, ob ich für A. gleich noch einen Anruf beim Arbeitsamt erledigen könne.

Vertrackte Sache, denn nächste Woche soll ja ihr neuer Deutschkurs beginnen, doch am gleichen Tag wird es sich bei ihrem Mann entscheiden, ob er eine Umschulung genehmigt bekommt, und nun hat es sich auch noch herausgestellt, dass der Kindergarten ebenfalls während der ganzen Sommerferien schließt.

Mit der Betreuung der Tochter wäre ich sicher klargekommen, beim Kleinen können wir das vergessen, denn er weigert sich bis jetzt, auch nur ein Wort Deutsch zu sprechen, und neigt überdies zu ständigem Quengeln.

Nun war A.s Idee, dass dieser Kurs abgesagt wird und sie erst im August in einen anderen einsteigt.

Freie Plätze gäbe es, das hatte sie abgeklärt.

In einer Sitzecke versuchten wir unser Glück, d.h. mit G.s Handy wurde die Nummer des Amtes gewählt, auf A.s sah ich die Daten, die ich würde nennen müssen, aber dann stellte sich heraus, dass innerhalb des Schlosses keine stabile Verbindung zu bekommen war, also verschoben wir das auf später und setzten unsere Tour erst einmal fort.

Wie ich es mir gedacht hatte, waren die beiden Feuer und Flamme, als wir "mein Schlafzimmer" betraten:


Und wie ich waren auch sie zutiefst gerührt beim Anblick dieser alten Kinderwiege:


 

Unterm Dach schließlich waren wir hin und weg von den antiken Puppenstuben, die so wunderbar veranschaulichen, wie die Menschen damals wohnten und womit die Kinder der Reicheren spielten und schließlich waren wir durch und traten zurück in die moderne und so viel lautere Welt. (Tatsächlich waren wir während der letzten zwei Stunden auf keine weiteren Besucher gestoßen, sondern waren komplett unter uns geblieben.)

Auf einem großen, ebenfalls recht ruhigen Platz steuerten wir eine Bank an, um das Telefonspielchen erneut zu starten, und wie zuvor landeten wir in einer Warteschleife, nachdem ich die Kundennummer angesagt hatte, doch nun setzte plötzlich Regen ein, so dass wir uns unter ein kleines Dächlein flüchteten, das sich blöderweise dann aber als die Küchentür einer Außengastronomie herausstellte.

Immerhin meldete sich irgendwann eine Frau, ich sagte mein Sprüchlein auf, sie bestand darauf, zunächst einmal A. persönlich zu hören, doch als ich ihr das Handy übergab, kam sie dabei versehentlich auf eine Taste und weg war das Gespräch. 🙄

Also noch einmal von vorne, während neben uns ein Bierfahrer scheppernd seine Kästen ins Haus transportierte - wirlich keine Situation, in der ich gerne Amtsgeschäfte erledige, noch dazu im Stehen.

Diesmal bekam ich nach der unvermeidlichen Wartezeit einen Mann an den Apparat, der uns dann aber leider einen abschlägigen Bescheid erteilte.

Ich meinte herauszuhören, dass er hinter diesem Ansinnen Drückebergerei vermutete, redete mit Engelszungen auf ihn ein, erklärte, dass A. wirklich hochmotiviert ist, Deutsch zu lernen, dass es wirklich nur um die fehlenden Kinderbetreuungsmöglichkeiten gehe, aber es nützte nichts, A. muss ihren Kurs beginnen und sollte der Beginn von M.s Umschulung, so wie denn genehmigt wird, in die Sommerferien fallen, müsse man halt weitersehen.

Tja, das wäre nun wirklich einfacher gegangen und belastet A. psychisch völlig unnötig sehr stark, aber gegen diesen Amtsschimmel scheint kein Kraut gewachsen zu sein, der übrigens auch bei G. zuschlägt, denn erst jetzt bekam diese die Erlaubnis, sich einen Minijob zu suchen.

Seit zwei Jahren ist sie im Lande, die Anerkennung ihres Studiums ist noch in weiter Ferne und sie möchte nichts lieber, als Geld verdienen, da sie im Moment von dem lebt, was ihr die Eltern aus der Türkei überweisen, und egal wie sehr hierzulande über fehlende Arbeitskräfte gejammert wird, man verbietet es den Willigen ganz einfach. 😕

Schade, uns alle drei hatte der Museumsbesuch in eine sehr angenehme Stimmung versetzt, die nun natürlich durch das Ergebnis des Telefonates ein wenig gedrückt wurde, trotzdem schauten wir auf dem Rückweg zum Auto aber noch in den ein oder anderen Laden hinein, holten dann noch den Kleinen aus dem Kindergarten ab un dann lief alles wieder rückwärts.

Erst setzten wir G. im Nachbarstadtteil ab, dann A. mich vor unserem Haus und so trudelte ich um kurz vor drei wieder bei F. ein, der sich in der Zwischenzeit den Bauch mit Hühersuppe erwämt hatte und nun auf dem Sofa lag.

Alles in allem ein wunderbarer Tag, bei dem ich nur einen ganz winzigen Minuspunkt vermerken kann, denn wie immer bei gemeinsamen Unternehmungen nimmt mich G. sehr stark in Beschlag, so dass mir für mein Gefühl etwas zu wenig Raum für A. bleibt.

Und nun muss ich in die Küche eilen, endlich aus dem Rest der Suppe ein Hüherfrikassee anfertigen. Dazu wird es dann Nudeln und einen gemischten Salat geben.

Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😉


PS: Auf dem Rückweg erzählte A. noch, dass es im Kindergarten keine Ferienbetreuung gäbe, weil trotz rund 160 Kindern nur zwei Eltern überhaupt danach gefragt hatten.

Ob die alle nicht arbeiten?

Denkbar wäre das in unserer Stadt durchaus ... 🙄


 


6 Kommentare:

  1. Ich freue mich sehr für euch, dass ihr gemeinsam einen so tollen Tag, neudeutsch sagt man dazu ja Mädelstag. Gut, dass du Bescheid gewußt hast wo der Parkplatz günstiger ist. Nun so etwas habe ich noch nie gehört. Hier ist es so: die wenigen kostenfreien Parkplätze sind bekannt und man muß schon großes Glück haben, wenn man noch einen Parkplatz erhält. Ja, Museen sind interessant und ja es kommt auch auf die Gestaltung an. Das ist ja blöd, daß es keine Ferienbetreuung gibt.

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    1. Es war ja nicht kostenfrei, nur eben sehr viel günstiger und damit war es dann genau wie bei euch, Ortskundige wissen das, deshalb herrschte nebenan gähnende Leere, während wir nur mit viel Glück eine freie Lücke fanden.

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  2. Hallo, Liebe "Rex-Mama!"

    Vielen Dank für den charmanten Bericht Liebe Rex-Mama über euren Ausflug.

    Ich habe Zeile für Zeile des Blogs sehr genossen. Herzhaft über der Verwechslung des Sarkophags mit einer Badewanne gelacht.

    Man freut sich bei euch auch über diese kleinen Dinge mit, wie das geschenkte Parkticket und dass ihr auch die Muse hattet dann eures weiterzuverschenken.

    Du solltest als Touristenführerin arbeiten, so gut wie du die Stadt kennst.

    Du könntest neben der Geschichte auch auf die kleinen Tricks bei Parkplätzen und Co hinweisen?
    Das ist wieder eine Welt-Idee. Eine Führung durch die Stadt, wo man Geld sparen kann, ob es so was schon gibt?

    Das sind die ganz kleinen Gänsehautmomente, über die man sich einfach nur mitfreuen möchte.
    Dazu kommt, dass du es geschafft hast, dass man mittlerweile sich auch fragt: „Wie geht’s wohl mit G weiter?“

    Das mit A. ihr zu unterstellen Faulheit oder eine Drückebergerin zu sein, ist dermaßen böse, dass man sich fragt, ob man von verschiedenen Stellen erst gar nicht an das Gute glauben mag?

    Muss denn der Kleine im Kindergarten nicht auch mit deutschen Kids auskommen, verstehe ich nicht? – Normalerweise saugen die doch dann sofort Wörter usw. auf. Hängt der so in seiner „Blase“ fest?

    Von 160 Kindern nur zwei Stück erscheint mir auch ausgesprochen wenig, die Betreuung suchen. – Wobei ich das auch so kenne, dass Eltern möglichst immer versuchen dann Urlaub zu nehmen, wenn die Kids auch Ferien haben.

    Mach dir keine Sorgen, ich glaube, nicht dass es dir „A“ krumm nimmt und bin sicher in Zukunft wirst du mit „A“ hoffentlich auch mal wieder alleine losziehen und Zeit verbringen können.

    Mal sehen, ob dir nun auch noch das Frikassee gelingt!



    Liebe – Carpe diem – Grüße
    Vom liefminder

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    1. Nein, lieber lifeminder, A. nimmt mir das ganz sicher nicht krumm, schließlich handelt es sich ja um ihre Freundin, aber ich selbst hätte mich gerne etwas intensiver mit ihr ausgetauscht, wäre neugierig auf ihre Reaktionen gewesen, von denen ich zu wenig mitbekam, da ich so mit Beschlag belegt wurde.
      Der Kindergarten, hm, ich weiß gar nicht, wie viele der Kleinen deutsch sind, als ich letzte Woche mit dort war, sah ich vorwiegend schwarze Haare, also gehe ich mal davon aus, dass er mit Türkisch hervorragend klarkommt, so wie es ja auch seinen Eltern bei allem geht, zumal auch einige der Mitarbeiterinnen Landsleute von ihnen sind.
      A. ist der Meinung, dass er inzwischen vieles versteht, aber halt gehemmt ist, selber auch nur ein deutsches Wort auszusprechen.
      Vielleicht wird sich das ja irgendwann geben ...
      Die Ferien dauern ja rund 6 Wochen, so viel Urlaub dürften die wenigsten der Eltern zur Verfügung haben, sofern sie denn überhaupt arbeiten.
      A. war es ja, die das im Auto zur Sprache brachte, und natürlich ist es in ihrer Kultur auch eher üblich, dass die Mütter sowieso zu Hause bleiben.
      Trotzdem fanden wir alle drei es verwunderlich, dass so wenig Bedarf an Ferienbetreuung besteht.
      Wenn der Mann vom Arbeitsamt auf mich etwas skeptisch wirkte, dann wird das sicher seinen Grund haben, denn dort erlebt man natürlich sehr viel.
      U.s beste Freundin arbeitet auf dem Ausländeramt und macht sich mitunter Luft, weil sie sich oftmals kaum noch durchzusetzen weiß gegenüber den heftigen Forderungen, die ihre Klientel so vorträgt, meist mit mitgebrachtem Übersetzer, der jeden Kniff kennt, wie sich am meisten herausholen lässt.
      Zumindest erzählt sie es so ...
      Letztlich war der Arbeitsamtmitarbeiter auch wirklich freundlich, aber offenbar waren ihm die Hände gebunden.
      (Ist natürlich möglich, dass das Amt die Kohle längst an die Sprachenschule überwiesen hat, und wenn A. den Kurs nun absagte, um später bei einer anderen Schule einen anderen zu beginnen, könnte das ein hoher bürokratischer Aufwand sein, zumal ich vermute, dass Schule Nr.1 das Geld sicher nicht mehr vollständig zurückzahlen würde.)

      Liebe Das-ist-mal-wieder-eine-tolle-Geschäftsidee-Grüße zurück! :-)

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  3. Hallo, Liebe "Rex-Mama!"

    Das habe ich doch geschrieben, dass es dir "A" sicher nicht krumm nehmen wird. :)

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    1. Schon klar, sie hätte ja auch keinen Grund dazu, weil G. auf ihre Initiative hin dabei war. Ich selbst war es, die es anders mehr genossen hätte, weil es mir ja in erster Linie um A. geht, aber egal, schön war's ja trotzdem. ;-)

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