... dass ich zufällig herausfand, wie viel Zeit beim Arzt für einen Patienten einkalkuliert wird.
Ich bat die Dame am Telefon ja, F.s und meinen Besprechungstermin zusammenzulegen, damit das rennmäßig für mich ein Aufwasch wäre, und auch sie fand das sinnvoll.
Für F. trug sie dann 8:20 ein und für mich 8:30, d.h. die kalkulieren offenbar für jeden genau 10 Minuten ein, und wenn es länger dauert, geschieht genau das, was mir ständig passiert, dass man nämlich trotz Termin ewig lange warten muss.
Zu gerne wüsste ich, wie sich das wohl zu Zeiten meines Opas anfühlte, als doch vieles noch deutlich gemütlicher ablief. Kein Wunder, es gab noch keine PCs, kein SAP und über straffe Zeitoptimierung dachte man eher nicht nach.
Wir lebten ja mit in seinem 14-Zimmer-Haus, in dem sich in der unteren Etage auch die Praxisräume befanden, durch eine gepolsterte Doppeltür vom Wohnbereich abgetrennt.
Meine Mutter erzählte oft, wie sehr sie es hasste, wenn er mich Winzling mitschleppte und auf den Schreibtisch setzte, während er mit Patienten sprach.
Er wollte angeben mit seiner kleinen Enkelin mit den hellblonden Locken, während Muttern eher die Gefahr sah, dass ich mir dort Viren einfangen könnte, wobei es mir selbst vermutlich großen Spaß machte, denn ich war ja immer schon gern mit der Nas mitten dabei. 😂
Ich bin gar nicht sicher, ob ich mich daran selber erinnere oder ob das nur auf die Berichte meiner Mutter zurückgeht, aber immerhin an die Praxisräume kann ich mich sehr gut entsinnen, sehe noch den riesigen Gummibaum im Wartezimmer vor mir und die Bänke, auf denen mein Bruder gerne mal nächtige, wenn er schlafwandelte und aus seinem Bettchen abhaute.
Seltsam eigentlich - er hatte als Kind eigentlich große Angst vor Dunkelheit, wenn wir in den Keller mussten, um Koks und Bier zu holen, musste ich ihn ja immer beschützen, aber die dunkle Praxis schaffte es nicht, ihn zu ängstigen, weil er ja gar nichts davon mitbekam, wenn er dort im Schlaf herumtappelte.
Übrigens etwas, das auch meine kleine Schwester früher machte.
Einmal waren F. und ich von Stuttgart zu Besuch bei meinen Eltern, wir saßen spät abends im Esszimmer und plauderten, als wir es auf einmal im Treppenhaus rumpeln hörten.
Sofort gingen wir nachschauen, und tatsächlich kam Schwesterlein die Treppe heruntergehüpft, beide Beine in ein Bein der Schlafanzughose gequetscht, laufen war also gar nicht möglich.
Muttern eilte zu ihr, sprach sie aber nicht an, sondern passte nur auf, dass sie nicht stürzte. Die Lütte hüpfte ins Klo, schloss die Tür, kurz darauf hörte man es rauschen, sie kam wieder heraus und hüpfte die Treppe wieder nach oben, ohne davon irgendetwas mitzubekommen, geschweige denn, dass sie sich am nächsten Tag daran hätte erinnern können. 🤣
Übrigens ist sie gerade in Brüssel, mal wieder mit dem Fahrrad natürlich. Gerade schrieb ich ihr über WhatsApp. welche Gefühle meine liebe A. dort vor einigen Wochen hatte, dass sie nämlich die Europäer vermisste, obwohl das doch wohl die "Hauptstadt von Europa" sei ...?
Mal abwarten, ob Schwesterlein das als politisch unkorrekt empfinden wird ... 😂
(Wobei es ja von einer Flüchtlingsfrau und nicht etwa von mir selber stammte. 😉)
So, und nun muss ich schnell noch ein paar Umfragen abarbeiten und mich dann langsam in die Klamotten werfen für meinen Termin beim Neurologen. Bin gespannt, wie angenehm das sein wird, wenn sie mir Strom durch die Beine jagen.
An sich hatte ich vorgehabt mit dem Bus zu fahren, sah aber eben, dass das Viererticket, das ich freundlicherweise vor einigen Montaten in der Bank gefunden hatte, nur noch eine einzige Fahrt drauf hat, also werde ich den Hinweg wie schon letztes Mal zu Fuß zurücklegen, diesmal aber sicherheitshalber früher losgehen, denn das zieht sich schon ganz ordentlich.
F. wird während meiner Abwesenheit nicht verhungern, denn dies hier steht für ihn bereit und er muss für die Spaghetti nur noch den Knopf der Mikrowelle drehen:
Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😉
Liebe Rex-Mama,
AntwortenLöschenwitzigerweise fand ich gestern auf der Homepage meines Hausarztes diesen Aufruf:
"Liebe Patienten,
Sie bekommen kurzfristig keinen Termin bei uns? Das liegt daran, dass wir Termine für unsere Patienten vergeben. Umso ärgerlicher ist es für Sie und uns, wenn andere ihren Termin nicht wahrnehmen können und nicht absagen! Je nach Terminart kann die Dauer variieren. Es gibt Untersuchungen, die sogar bis zu 30 Minuten dauern (z.B. Belastungs-EKG) oder lange Wartezeiten haben (z.B. Langzeit-Blutdruckmessung). In dieser Zeit könnten wir uns um andere Patienten kümmern.
Deshalb bitten wir Sie, die Termine bei uns zu notieren oder in Ihren Handykalender einzutragen. Wenn doch einmal etwas dazwischenkommt, bitten wir Sie, uns so früh wie möglich Bescheid zu geben, damit wir die Zeit wieder anderen Patienten zur Verfügung stellen können, die unsere Hilfe dringend benötigen."
Erinnerst du dich noch, als ich es so seltsam fand, dass du vom Röntgeninstitut angerufen wurdest, ob du deinen Termin wahrnimmst? Offensichtlich kommt es sogar in unserer kleinen heilen Welt vor, dass Patienten ihren Termin nicht wahrnehmen und nicht absagen.
Aber der Arzt schreibt auch, dass die Termine variieren.... wird sicher bei euch nicht anders sein 🤷♂️
Und früher..... als ich noch Kind war, kam der Arzt ins Haus. Als ich älter war und zum Zahnarzt ging, ging man ohne Termin hin und wartete eben bis man dran kam. Manchmal war kaum jemand im Wartezimmer, manchmal war es proppenvoll. Aber am gleichen Tag kam man eigentlich immer dran. Manchmal verschob man den Besuch auch auf einen anderen Tag. War halt immer Glückssache.
Hoffentlich war deine Untersuchung nicht zu unangenehm!
Lieben Gruß :-)
Genau, liebe Hermine, das variiert natürlich je nach dem, was ansteht, und es ist perfekt durchgeplant, ist ja auch prima, wie das inzwischen flutscht, dass der Doc unten an seinem PC sofort sehen kann, was die Mitarbeiterin eine Etage höher gerade eingab usw.
AntwortenLöschenSchlimm ist, wenn die Patienten dann nicht mitspielen und Termine einfach verpennen - bekam so was erst letzte Woche beim Lungen-Doc mit und wunderte mich fast, dass der Typ tatsächlich den am Vortag verpassten Termin noch am gleichen Tag nachholen durfte.
Was man auch nicht vergessen darf, ist die viel zu stark aufgeblähte Bürokratie.
Mein Opa konnte sich früher voll auf seine Patienten konzentrieren, während heute ein großer Teil der Arbeitszeit für Dokumentieren und Bürokram draufgeht.
Und immer fallen denen noch neue bürokratische Hürden ein ...
Die Untersuchung war ein Klacks ... ich erzähls morgen, für heute bin ich erst mal platt. :-))
Lieben Gruß zurück und hab einen schönen Abend! :-)
Es ist schon seltsam zu lesen wie sich der Alltag in den letzten Jahrzehnten verändert hat!
AntwortenLöschenMir scheint das erst nach und nach bewusst zu werden.
Offenbar wird man in Arztpraxen mehr und mehr wie in einer Art Supermarkt abgefertigt. So eine Minute sich mal mehr Zeit zu nehmen ist gar nicht mehr oder nur sehr selten drin.
Hat man sich früher mehr umeinander gekümmert wie heutzutage?
Du scheinst so eine Art Praxis-Maskottchen gewesen zu sein.
Ich kann mir das lebhaft vorstellen, wie du auf dem Schreibtisch vom Opa gesessen hast und deine Mutter schimpfte. – Gibt es denn besondere Auslöser, die, die Rex-Mama dazu veranlassen sich an die Vergangenheit zu erinnern oder passiert das eben einfach so?.
Diese Erinnerung mit deinem schlafwandelnden Bruder herrlich!
Angst vor dem Keller zu haben, aber nicht vor der nächtlichen Praxis. Woran lag das wohl?
Du weißt einfach wie man Momente schafft im Blog mit deiner Familie.
Ob schlafend oder eben radeln durch Europa. – Diese Erinnerung sind Goldwert und ich nehme sie als Leser so dankend mit und erfreue mich daran.
Ich wünsche euch viel Erfolg mit allem, was da auf euch zukommt.
Bitte, bitte so ganz ohne Kokos aus dem Keller holen zu müssen. 😉
Lasst euch die Spaghetti schmecken, die euch hoffentlich viel kraft für zukünftige Aufgaben geben!
Liebe – das Leben ist an manchen Tagen ein Prozess des müden werden - Grüße
Lach, lieber lifeminder, das war nicht etwa leckerer Kokos, den wir aus dem Keller hochschleppen mussten, sondern ganz schlichter Koks, mit dem der große Kachelofen befeuert wurde, der eine so behagliche Wärme abstrahlte.
LöschenZu den Veränderungen besonders auch in den Praxen fällt mir gerade eines ein: U. erzählte mal, dass sie die Patienten nicht mehr mit Frau oder Herr Soundso aufruft, sondern nur noch mit "Für xxx", weil man heutzutage ja Empfindlichkeiten pflegt und nie so genau weiß, wer sich welchem Geschlecht gerade zugehörig fühlen mag.
Dank meiner vielen Arztbesuche in diesem Jahr bekomme ich nun mit, dass das auch in anderen Praxen so gehandhabt wird - man will besonders achtsam in Bezug auf Minderheiten sein und beraubt den Rest der Gesellschaft dafür kurzerhand seines Geschlechtes. 🙄
Und wo einst viel Raum war für Persönliches, werden Ärzte, überhaupt jeder Selbstständige, nun von derartig viel Bürokratie aufgefressen, dass für solche Dinge keine Zeit mehr bleibt. Das deutsche (und EU-) Bürokratenmonster will befriedigt werden und um das so rationell wie möglich zu gestalten, muss jeder Kunde, jeder Patient mit all seinen Bedürfnissen in ein Computerprogramm passen.
Erinnerungen sind ja neben unseren Genen das, was uns ausmacht, zumal jede Sekunde, die vergeht, schon eine Sekunde später ebenfalls nichts mehr ist als eine Erinnerung an Vergangenes.
Von daher brauche ich eigentlich keine Auslöser, um mich zu erinnern, auch wenn es sie natürlich trotzdem gibt, wenn es bestimmte Dinge sind, die man mal eben aus dem großen Ganzen hervorkramt. :-)
Liebe "Optimal ist eigentlich, wenn man gar keine Zeit zum Müdewerden hat, oder?"-Grüße zurück! ;-))))