... als ich mit meiner Freundin (die, deren Vater gerade starb) und zwei Kumpels nach Sindelfingen zu einem Konzert von Udo Lindenberg fuhr.
Damals war er in Rockerkreisen sehr beliebt, dementsprechend war das Publikum und ich werde es nie vergessen, wie - bevor es losging - der weiße Vorhang mit einem blauen "Ahoi" darauf diese harten Kerle dazu verführte, "Auf der Reperbahn nachts um halb eins" zu singen, sich unterzuhaken und zu schunkeln. 😂
Wie immer auf Konzerten hatte ich meine Begleiter aus den Augen verloren und war wie von Zauberhand getragen ganz vorn gelandet, so dass ich Gianna Nannini, die als Vorgruppe auftrat, direkt in die ungeheuer temperamentvoll blitzenden Augen schauen konnte und natürlich auch Udo ganz nahe war, während er vor mir in seiner unverwechselbaren Art von rechts nach links und wieder zurück tänzelte.
Zwei Mal grinste er mich an dabei, klar, ich fiel ihm sicher auf, weil ich die Einzige weit und breit war, die völlig regungslos dastand und ihn äußerlich ungerührt einfach nur beobachtete.
Wie sehr ich innerlich tobte, konnte er ja nicht ahnen. 😁
Ob der "Sonderzug nach Pankow" damals schon zu seinem Repertoire gehörte, kann ich nicht sagen, bin nicht sicher, ob es vor oder erst nach diesem Konzert veröffentlicht wurde, ist auch wurscht, doch was mich nun mehr empört, als ich es sagen kann, ist, dass sich diese postmateriellen "Wokisten" nun sogar wagen, selbst dieses Lied zu zensieren, wie man hier nachlesen kann.
Glauben die wirklich, dass irgendwo in Amerika ein Apache davon hört, dass ein Chor im Berliner Humboldt-Forum das Wort "Oberindianer" singt, und sich dann davon in seinen Gefühlen verletzt sieht? 🙄
Dieses Verbiegen der Vergangenheit und von damals Authentischem erinnert mich sehr an autokratische Systeme, wo das gang und gäbe ist, und ich halte es für äußerst verwerflich, was da geschieht im Namen einer Moral, die die Wenigsten nachvollziehen können und die mehr als gut geeignet ist, ein Land immer weiter zu spalten.
An Udos Stelle wäre ich zutiefst erbost, so wie ich selbst es auch war, als jemand einem meiner Texte durch mutwillige Veränderungen seinen Sinn raubte.
Ich kannte diesen Mann nur internetmäßig durch das gemeinsame Veröffentlichen einer Anthologie und fühlte mich natürlich geschmeichelt, als er mich bat, eine meiner Weihnachtsgeschichten im Radio vorlesen zu dürfen.
Erst hinterher erzählte er mir, dass er das eigentlich traurige, aber nachdenklich stimmende Ende (so zumindest meine Vorstellung) auf eigene Faust hin zu einem kitschig positivem abgeändert hatte, was meine hoffentlich etwas aufrüttelnde Geschichte zu einer Heile-Welt-Monschette verkümmern ließ.
Boah, war ich sauer, was ich ihm auch unmissverständlich klarmachte, denn so etwas geht gar nicht!
Könnte mir denken, dass Udo grad ähnlich kocht wie ich damals, besser gesagt hoffe ich das sogar, denn ich fände es schlimm, wenn auch er sich dem Geist der moralisch Höherstehenden unterwürfe, wo er doch genau wie ich einst in einer Zeit lebte, als freies Denken und Reden noch absolut in Ordnung waren und man nicht ständig Angst haben musste, dass einem wie aus dem Nichts die Moralkeulen um die Ohren fliegen könnten.
Und damit auch genug davon, denn nun muss ich hurtig in die Küche, um zwei Kilo Gulasch und noch mal die gleiche Menge an Zwiebeln anzubraten, denn tatsächlich hatte ich gestern Glück beim Discounter, großes sogar, denn nach meinem Einkauf waren nur noch zwei Päckchen Gulasch übrig im Regal. 😁
Nach der Anbraterei mit all ihren starken Gerüchen steht erst mal die Badewanne an, dann geht es weiter, denn natürlich will das Gulasch fertiggestellt werden und auch Bohnensalat muss ich noch machen sowie Nudeln und Reis kochen.
Ich selbst bevorzuge Erstere, aber F. stellte auf einmal fest: "Mama machte immer Reis zum Gulasch ...", was mit Sicherheit nicht stimmt, aber egal, soll er halt haben, wonach sein Herzchen begehrt. Oder ist es doch eher der Magen ...? 😂
Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😉
Nein, bei Udo Lindenberg war ich nicht. Aber danke, daß du einen Ausflug in die Vergangenheit gemacht hast. Ich erinnere mich da noch gerne an die Konzerte, die ich damals mit meinen Kumpels besucht habe. Guru Guru, war eine Krautrock- Band aus meiner Jugendzeit. Wie ich auf deren Webseite gesehen habe sind die auch heute noch aktiv. Bei Udo Jürgens war ich auch zusammen mit meiner damaligen Freundin. Klar das war schon etwas Besonderes und die Karten waren teuer zur damaligen Zeit.
AntwortenLöschenSamstags haben wir uns oftmals bei einem Bekannten getroffen. Cola-Whiskey wurde gereicht und Canabis geraucht. Der Discjockey von damals lebt schon lange nicht mehr. Er kam einfach damit nicht klar, daß ihn die Post vorzeitig in Rente schickte. Eines Tages fiel er um und war tot. Seine Frau fand ihn als sie nach Hause kam.
Ja, da werden Erinnerungen wach, nicht wahr? :-)
LöschenUdo Jürgens hätte sicher nicht zu unseren bevorzugten Zielen gehört, aber Gras wurde natürlich auch geraucht ... ;-))
Hallo, Liebe „Rex-Mama!“
AntwortenLöschenDas muss eine Zeit voller rebellischem Geist und Energie gewesen sein?!
Der Moment, wenn die harten Kerle plötzlich miteinander schunkeln zeigt wie Musik - und wenn man selbst will - Grenzen und Vorurteile überwindet.
Dein Bericht über die Begegnung mit Gianna Nanninis temperamentvollem Blick und Udos unverwechselbarem Charme ist so nah, dass man sich selbst fast vor der Bühne wähnt.
Sind die von allen guten Geistern verlassen, wer rührt den solche Klassiker an und sind Songtexte nicht auch ein Zeugnis ihrer Zeit. „Oberindianer“ hin oder her. Wem tut das weh?
Schön dass du dich nicht verbiegen lässt, liebe „Rex-Mama“ und so Authentisch bist. Ein rundum toller Einblick in die Zeit und dein 22-jähriges-Ich.
Gulasch liebe ich ja mehr mit Nudeln 😊.
Liebe – ich besinge den „Oberindianer“ auch weiterhin – Grüße
Vom lifeminder
Es war vor allem eine Zeit, lieber lifeminder, die sehr viel freier und lockerer war als die heutige. Wir kannten keine Denk- oder gar Redeverbote, sondern stellten alles in Frage, diskutierten uns die Köpfe heiß über Gott und die Welt und linken Ideologien anzuhängen, war auch damals schon "in".
LöschenNur dass diese eben noch sehr viel handfester waren, weil noch nicht im postmaterialistischen Geschwafel angekommen. ;-)
Vor allem unterlag der Humor noch keiner "Zensur" und so war es auch dieser, der die Rocker mit breitem Grinsen zum Schunkeln brachte.
Keiner hatte damit gerechnet, dass jemand wie Udo Lindenberg seine Zuschauer mit einem schlichten blauen Ahoi auf dem Vorhang empfängt, was ja eher auf ein Seemannskonzert hätte schließen lassen, also war die Ironie nicht zu übersehen und alle gingen bereitwillig darauf ein. 😁
Das mit Giannas Augen war übrigens echt ein Ding.
Zu Beginn hatte ich ja noch mit den anderen hinten gestanden und konnte sogar von dort aus das Blitzen in ihnen sehen, diese Frau war ein Temperamentbündel, wie ich es selten erlebte.
Erst dann ließ ich mich sozusagen von der Menge treiben, landete immer weiter vorne und verlor meinem Rest umgehend, was aber kein Problem war, denn ich wusste ja, wo wir die Motorräder abgestellt hatten. :-))
Liebe Bei-den-Nudeln-zum-Gulasch-simmer-uns-einig-Grüße zurück! :-)