Im so gerne gelesenen Nachbarblog kamen wir darauf, dass ich sie bisher wohl nur selten einmal erwähnt habe?
Ja, mag schon sein, denn ich fühlte mich mit ihr nie wirklich verbunden. Sie war da, wir mussten irgendwie miteinander klarkommen, viel mehr war da nicht.
Geboren wurde sie 1912 in Oberschlesien und selbst F. weiß kaum etwas über das Leben, das sie bis zu ihrer kriegsbedingten Flucht in den Westen führte.
Ihr Vater war von einem Pferdefuhrwerk totgefahren worden und sie arbeitete wohl bei der Polizei als Telefonistin. Dann gab's noch einen Verlobten, der mit der Wilhelm Gustloff unterging - mehr ist nicht bekannt und sie war auch nie bereit zu erzählen, wenn ich mal versuchte nachzuhaken.
Einmal fragte ich sie, ob sie so viel Schlimmes erledigt habe, dass sie derart misstrauisch und negativ anderen Menschen gegenüber eingestellt war. Sie nickte nur, ließ aber nichts heraus, obwohl sie auch mich unter diesem Misstrauen zunächst ganz schön leiden ließ.
Wie gesagt musste sie flüchten, der Bruder war meines Wissens schon vorher gestorben, die Schwester verlor sie unterwegs aus den Augen und beide ahnten nicht, dass sie viele Jahre lang in der gleichen Stadt lebten, nämlich in Stuttgart.
Sie war schon 90, als das Rote Kreuz sich meldete - ihre inzwischen in Bayern wohnende Schwester hatte einst eine Suchanfrage gestellt und so fanden sie in hohem Alter noch einmal zueinander, sahen sich noch einige Male, bevor die eine mit 100, die andere kurz vor ihrem 99. Geburtstag das Zeitliche segnete.
F.s Vater kam aus Ostpreußen, war dort schon einmal verheiratet gewesen. hatte drei Kinder, aber nachdem er aus dem Krieg zurückkam, wollte seine Frau nicht mit in den Westen.
Also ließ er sich scheiden, ging allein, holte die ganze Familie aber später dann doch noch nach, obwohl er längst F.s Mutter kennen gelernt und geheiratet hatte.
Beide waren schon um die 40, als sie mit der Familiengründung begannen, und da es keine Wohnungen gab, landete der kleine F. zunächst mal im Heim.
Hier müssen sie ihn wohl mal für einen Tag rausgeholt haben, um dieses Bild beim Fotografen machen zu lassen:
Als ich selbst 1982 nach Stuttgart kam, war ich ja zunächst mal drei Jahre lang mit Uli zusammen und hier zeigt es sich, dass diese Stadt irgendwie ein Dorf ist.
Ulis Vater hatte nach dem Krieg eine Installateursfirma hochgezogen, kam sehr schnell zu Reichtum und errichtete sich ein großes Miets- und Geschäftshaus in allerbester Lage.
Oben auf dem Dach gab es zu meiner Zeit zwei Wohnungen mit prächtiger Dachterrasse, in einer davon lebte Uli und ausgerechnet in diesen beiden kleinen Räumen waren F.s Eltern nach dem Krieg gelandet, holten ihn dann auch aus dem Heim nach dort.
Als drei Jahre nach ihm seine Schwester geboren wurde, zogen sie ein paar Häuser weiter in eine größere, aber sehr einfache Wohnung.
Ein Klo gab es, ein Badezimmer nicht, stattdessen stand in der Küche eine Wanne zum Ausziehen und alles war extrem schlicht mit Schrömmelszeug eingerichtet, ich habe diese Wohnung als braun und trist in Erinnerung, zumal keiner ein Händchen dafür hatte, etwas liebevoll einzurichten.
Beide Eltern arbeiteten, die Kinder kamen tagsüber in den Hort und jeder Pfennig wurde gespart, weil doch einmal etwas Eigenes hersollte, und zwar mit der ganzen kleinen Familie - für mich ein etwas seltsamer Gedanke, sich gemeinsam mit den inzwischen schon erwachsenen Kindern ein Haus kaufen zu wollen.
Besonders F. musste das Seinige dazu beitragen, für Lernen war keine Zeit, stattdessen sollte er so früh wie möglich Geld verdienen und nachdem er seine vier Jahre als Fallschirmjäger bei der Bundeswehr abgerissen hatte, holte ihn die Mutter zu sich in den Verlag, wo sie in der Rotation arbeitete.
Das war aber noch nicht genug, zusätzlich musste er abends noch in einem anderen Verlag arbeiten, denn inzwischen war das Traumhaus im Schwarzwald gefunden worden, und das wollte natürlich bezahlt werden.
Das war in etwa die Situation, als ich dazustieß. Der Vater war längst in Rente, die Mutter auch, arbeitete allerdings trotzdem immer weiter, täglich etliche Stunden am Abend, die Schwester hatte sich längst abgeseilt und einen sehr gut bezahlten Job bei dem Amis gefunden, nur mein gutmütiger F. hockte immer noch bei den Eltern herum, für ihn bequem, musste er doch nicht selbstständig werden, und für die Alten erst recht, denn Geld musste er verdienen und ließ sich natürlich auch für alles andere prima benutzen.
Ich war gerade in meine schnuckelige 2-Zimmer-Mansardenwohnung unten in der Stadt gezogen, hatte mich von Uli mehr oder weniger getrennt und eines Abends lief mir F. in einer unserer Stammkneipen in die Arme.
Wir kannten uns längst, wie gesagt ist da alles ein Dorf 😁, doch als er nun auftauchte und sich neben mich an die Theke stellte, war ich zunächst alles andere als begeistert, denn ... der Gute war hackedicht. 🤣
Merkwürdigerweise trank er sich dann regelrecht nüchtern und nun kamen wir äußerst intensiv ins Gespräch, so sehr, dass wir es in seiner elterlichen Wohnung fortsetzten, nachdem auch die letzte Kneipe geschlossen hatte.
Der Vater lebte zu dieser Zeit im neuen Haus im Schwarzwald, eigentlich führten die Eltern nun eine Fernbeziehung, denn Muttern wollte ja immer noch mehr Geld raffen, blieb also zum Arbeiten in Stuttgart, ließ sich aber jedes Wochenende von F. hinausfahren, dadurch hatten wir die Wohnung nun für uns
Bis zum Morgen saßen wir dort und quatschten immer weiter, dann beschloss ich nun nach Hause zu wollen, doch F. wollte mich gar nicht mehr missen, kam einfach mit und dabei blieb es, bis auf eine einzige Ausnahme hat er nie wieder eine Nacht daheim in seinem Kinderzimmer verbracht. 😅
Und die auch nur, weil ich ihn zur Mutter schickte, nachdem der Vater gestorben war.
Nur dreimal sollte ich diesen Mann überhaupt nur sehen, und das auch nur noch im Bademantel, denn inzwischen war er schwer erkrankt.
Als er die Mutter abholte, erzählte F. ihm von mir und am nächsten Wochenende sollte ich dann gleich mitkommen, wir wollten es gemeinsam im Schwarzwald verbringen.
"Meeein Sohn hat mir erzählt, Sie sprechen mehrere Sprachen?", fragte er, als wir uns um den Esszimmertisch versammelt hatten und ich einem regelrechen Verhör unterzogen wurde.
Ich bejahte und beantwortete ihm auch alles andere, offenbar zu seiner Zufriedenheit, denn am Tag vor seinem Tod - nur drei Wochen später - ließ er mich allein zu sich ins Schlafzimmer rufen.
"Fräiileeiinchen, versprechen Sie mir eines", sagte er in seinem ostpreußischem Dialekt, den ich noch immer zu hören meine, "Frääiileeiiinchen, versprechen Sie mir eeeiiines! Bleeeiiiben Sie immer bääii meinem Sooohne!"
Du leibe Zeit, wir waren doch erst ganz frisch zusammen, wie konnte ich ihm da denn so etwas versprechen? 😲
Trotzdem sagte ich ihm zu, dass ich tun würde, was ich könne, und ... das hielt ich dann ja auch ein, denn das ist nun schon übre 39 Jahre her. 😊
Die Mutter wollte es mir nie glauben, dass sich diese Szene genauso abgespielt hat, und im Gegenzug stieß es mir übel auf, als wir am gleichen Tag noch den Notarzt rufen mussten, der schon Todesflecke am Vater erkannte und ihn sofort mitnahm in Krankenhaus.
Ich hatte ja leider noch gar nix zu sagen in der Familie, wäre es anders gewesen, hätte ich sicher darauf bestanden, dass wir dort blieben, doch stattdessen ließ man ihn in seinen letzten Stunden allein und wir fuhren alle zurück nach Stuttgart, schließlich war ja am nächsten Tag ein Arbeitstag ... *traurigdenkoppschüttel*
Ich schätze, hätte der Vater noch länger gelebt, hätte ich einen etwas leichteren Stand gehabt, so aber erfuhr ich viel Ablehnung, denn es konnte ja gar nicht angehen, dass ich ihr "ihren Jungen nahm". 🙄
Dass ich für ihn bei Weitem nicht gut genug sei, das ließ sie mich ständig spüren, oft nur durch kleine versteckte Spitzen, von denen sie wohl annahm, dass F. sie gar nicht mitbekam.
Einmal verbrachten wir beispielsweise wie so oft das Wochenende mit ihr im Schwarzwald, als sie sich erkunigte, was es denn bei uns gestern zu essen gegeben hätte.
"Schweinebraten mit Nudeln und Salat", sagte F. und darauf sie "aber F., du isst doch gar kein Schweinefleisch!!!" Dabei sah sie mich, nicht etwa ihn an, und das durchaus vorwurfsvoll. 😁
Später überlegten wir ernsthaft, ins Haus rauszuziehen:
... wobei wir sie natürlich hätten mitnehmen müssen, was auch problemlos gegangen wäre, hätte ich nicht darauf bestanden, dass sie die obere Wohnung nähme und einen separaten Ausgang bekäme, denn so wie sie sich das vorstellte, wir alle in einem Wohnbereich und ich ständig unter ihrer Fuchtel, da spielte ich nicht mit.
"Mich alte, fußkranke Frau wollt ihr nach oben abschieben???"
Es war das erste und einzige Mal, dass ich etwas von Fußkrankheit hörte, denn sie hatte damals ja noch den Hund und flitzte mit ihm wie ein Döppken durch die Gegend. 😁
Indem sie darauf bestand, machte sie den Fehler ihres Lebens, denn hätte sie mitgespielt, hätte sie nicht die letzten drei Jahre ihres Lebens in Heim verbringen müssen, weil ich ja dagewesen wäre und mich auch gekümmert hätte.
Also musste am Ende verkauft werden und wir landeten hier in der Stadt, was mir natürlich immer angekreidet wurde, auch wenn es gar nicht auf meinem Mist gewachsen war, sondern auf F.s Konto ging, der im Gegensatz zu mir nach hier wollte.
Mit den Hunden war es auch so ein Ding, denn ursprünglich war sie ja die große Hundefreundin und ich war es, die sich vor ihrem Rusty schier inne Büx machte vor Angst.
Jeden Abend musste ich diesen völlig unerzogenen Riesen in meine schönen neuen Wohnung ertragen, weil sie ja arbeiten wollte, nie habe ich mich beschwert, aber dass mir das angenehm gewesen wäre, kann ich wirklich nicht sagen.
Später hatten wir dann selbst einen Hund, aber sie nicht mehr und nun wurde Püppi zum Hindernis aufgebaut, d.h. F.s Schwester war der Meinung, dass die Hundehaare in Mutters Wohnung nicht akzeptabel seien, also fuhr F. fortan alleine los, wenn er sie besuchen wollte - mich hatte man rausgekickt.
Als die Schwester zu einem längeren Aufenthalt in die Staaten starten wollte, war ich dann aber wieder gut genug, bekam die Mutter sechs Wochen lang geschickt, um mich um sie zu kümmern, was auch nicht ohne war.
Damals fuhr ich noch jede Woche zu meinen eigenen Eltern, um dort zu putzen, das wollte ich ungern ausfallen lassen, also richtete ich für F.s Mutter hier alles her und setzte mich mit Püppi in den Bus, doch abends bekam ich irrsinnige Vorwürfe: "Du wolltest mich verdursten lassen, ich konnte mir ja gar kein Glas aus dem Schrank nehmen!"
Ogott,ogott, da hatte ich doch tatsächlich nicht daran gedacht, dass sie zu klein war, um an den Gläserschrank über der Spüle heranreichen zu können - dass im Wohnzimmer jede Menge im Schrank herumstehen, spielte keine Rolle und auch nicht, dass man durchaus auch mal einen Schluck direkt aus der Pulle nehmen könnte - Hauptsache, es war was gefunden, was man mir vorwerfen konnte. 🙄
War übrigens auch so, als sich F. auf der Hochzeitsreise in Tunesien das Bein gebrochen und ich mir dort den Arsch aufgerissen hatte, um es ihm so erträglich wie möglich zu machen.
"Duuu hast nicht auf meinen Jungen aufgepasst!!!" 😡, bekam ich im Krankenhaus zu hören - so war sie halt.
Und dann natürlich das extrem Schrappige - alles drehte sich nur um Geld und wo man denn noch ein paar zusätzliche Pfennige hernehmen könnte.
Einmal, als sie diese Wochen hier verbrachte und ich sie mitnahm zum Einkaufen, ertappte ich sie dabei, wie sie von der Rolle am Obst- und Gemüsestand gleich etliche Tüten abriss und sie sich in die Tasche stopfte.
"Was soll das denn???", fragte ich irritiert und unangenehm berührt.
"Ja, man weiß nie, wo man so was mal brauchen kann", lautete die Antwort, womit dann auch die Frage geklärt wäre, wo F. seine Sammelwut herhat. 😅
So war es mit Schwiegermuttern - als ich sie kennen lernte, empfand ich sie mit ihren 73 Jahren und den übermäßig vielen Runzeln als alte Frau, während mir meine eigene Mutter mit ihren damals 44 Jahren und ihrem peppigen Aussehen dagegen natürlich äußerst jung vorkam, und wirklich nahe sind wir uns nie gekommen.
Zumal mir dieses "wir vier" sehr fremd war. Offenbar waren die Eltern nie davon ausgegangen, dass ihre Kinder sich eines Tages auf eigene Beine stellen könnten, eigene Leben mit Partnern führen, eventuell selbst Familien gründen könnten?
Es war alles darauf ausgerichtet, dass man immer so nah beisammen bleiben würde und so war und blieb ich der Eindringling, der Fremdkörper, den niemand wirklich gern haben wollte, mit Ausnahme von F. natürlich, der sich über all das wohl niemals viele Gedanken machte. 😄
Und nun muss ich mal schauen gehen, ob der Regen nicht langsam nachlassen will, bevor ich diese Woche gar nix mehr auf die Reihe kriege.
Als ich es endlich kapiert hatte, dass schon wieder ein Feiertag ansteht, verortete ich ihn irrtümlich auf den Mittwoch und sagte dementsprechend auch zu, als A. um ein Treffen am Donnerstag bat.
Offenbar war es ihr genauso ergangen wie mir, denn als ich nachhakte, ob sie von dem Feiertag wisse, machte sie gleich wieder einen Rückzieher, auch an ihr war er vorbeigegangen. 🤣
Habt einen schönen, hm ... Dienstag, oder? 😁 ... und bleibt bitte gesund! 😉
Du lässt uns in die Familie blicken und Vieles was du schreibst könnte ich auch erlebt haben. Mein Großvater führte ein sehr strenges Regiment. Er war für die Werkstatt und die Sattlerei zuständig. gleichzeitig gab es noch eine Nebenlandwirtschaft. So viel wie bei dir gearbeitet wurde hat mein Großvater zusammen mit seinem Sohn nicht. Weil auch der Sohn, der im Hause wohnte bei der Nebenlandwirtschaft mit arbeitete, reichte das Geld nicht wirklich. Die Zeit die er hier investierte konnte er ja nicht anderweitig arbeiten. Es ist doch tragisch, wenn man um seine Anerkennung kämpfen muß. Das lähmt.
AntwortenLöschenIch glaube, das war auch ganz was anderes, wenn man damals als Kriegsflüchtling bzw. Heimatvertriebene hier ankam.
LöschenMan hatte ja wirklich alles verloren und konnte sich nicht so einfach wie heute in die soziale Hängematte fallen lassen, also wurden die Ärmel hochgekrempelt.
Hallo, Liebe "Rex-Mama!"
AntwortenLöschenWie ein Fiebertraum hat sich dieser Blogeintrag von den Geschehnissen gelesen. - Man lernt und erfährte eine Menge über "F" (worüber ich mich sehr gefreut hatte), jetzt verstehe ich auch vieles besser, wenn du schreibst "F" ist einfach ...
Aus dem Blog war mir nur ein wenig das mit dem Haus im Schwarzwald bekannt, das Bild mit dem Haus und Mann im orangenen Pullover meine ich schon mal gesehen zu haben.
Was ich nicht so dolle fand, was die da mit dir gemacht haben,. da du sicher noch nicht die Lebensferfahrung wie heute hattest solltest dir mal auf die Schulter klopfen, wie du das alles weggesteckt und gemanagst hast.
Das du nicht das Handtuch Buchstäblich geworfen hast, empfinde ich nach Blogleserei als kleines wunder.
Wenn du dich auch nicht in das Herz von "F´s" Familie gelangt bist, in seines nachdem was ich da lese aber sofort.
Auch der Begriff des "Wachtrinkens" war mir so nicht geläufig und ich habe ihn sehr gemocht.
"F" und du ihr seid eben Kämpfer.
Die Kriegsgeneration die war immer am Sparen. Besonders bei meinen Großeltern mütterlicherseits - die mit dem Bauernhof - war das, da auch.
Erst im fortgeschrittenen Alter als Opa und Oma ihre Liebe für die TV-Serie: "Sturm der Liebe" entdeckten, wurde das Fernsehgerät auch mal mittags angemacht. Zuvor war das ihnen verpönt. - Für uns Enkel hingegen, gab es da keine Beschränkungen.
Aber bei Kleidung alles wurde getragen bis es gut und gerne auseinanderfiel und wurde so lange genäht und geflickt wie es eben möglich war.
Ich wünsche dir ein schönes treffen mit "A" und bin gespannt, was euch dann einfällt?
Liebe - wir sparen auch, Aber nicht mit Wörtern im Blog - Grüße
Vom lifeminder
Lach, lieber lifeminder, der Mann im orangenen T-Shirt war F. und zwischen seinen Beinen sieht man Rusty - wir kamen grad vom Gassigehen zurück.
LöschenNein, die Lebenserfahrung von heute hatte ich damals noch nicht und bei mir fiel das alles auf fruchtbaren Boden, weil ich es ja eh gewohnt war, von meiner eigenen Mutter kleingemacht zu werden.
Selbstbewusstsein gleich Null, aber dann sagte sie doch mal etwas, das mir half, nämlich: "Vergiss mal nicht, aus was für einer Familie DU kommst ..."
Sie hatte ja recht, da gab es Ärzte, Lehrer, Richter, Rechtsanwälte, einer von Papas Brüdern war sogar Professor, verstecken brauchte ich mich wirklich nicht, zumal ich auch jeden Einzelnen aus F.s Familie bildungsmäßig locker zum Frühstück hätte verspeisen können. 😅
Das half mir etwas auf die Sprünge und dann wohnten wir weit weg und F. stand eh wie eine Eins an meiner Seite.
Später verkrachte er sich mit Mutter und Schwester mal derartig (nicht wegen mir), dass er sie nie wieder sehen wollte. Da war ich es dann, die mit Engelszungen auf ihn einredete und dafür sorgte, dass er sich wieder vertrug - vermutlich haben die beiden nie davon erfahren, ist aber auch egal, Hauptsache, ihm blieb nicht für alle Zeiten das Gefühl, im Unguten auseinandergegangen zu sein.
Der Fernseher lief bei Schwiegermuttern übrigens fast immer, wenn sie zu Hause war, eine Angewohnheit, mit der ich selber zum Glück nicht aufwuchs, denn das muss ich meinen Eltern lassen, die Flimmerkiste lief nur äußerst sparsam.
Tagsüber eh niemals und abends wurden die Nachrichten eingeschaltet, hin und wieder auch noch eine Sendung danach, aber spätestens dann war Schluss und man saß im überaus gemütlichen Esszimmer im Bauernlook beisammen und redete.
Das mit der Sparsamkeit, auch bei Klamotten fand ich übrigens sehr gut, auch ich stopfe noch Socken und lernte von F.s Mutter, Jeans so zu flicken, dass man absolut nichts davon sieht.
Diese Wegwerfgesellschaft, wie wir sie heute haben, ist eine Schade für Umwelt und Ressourcen, oder nicht? ;-)
Liebe Stimmt,-an-Wörtern-sollten-wir-niemals-sparen-Grüße zurück! :-))