Dienstag, 26. November 2024

Die Teenieversion ...

 ... des Liegestuhles hätte ich nehmen sollen, doch zunächst einmal zu dem, was der Tag brachte:

Durch die Sperrung der Hauptverkehrsader zum Nachbarstadtteil herrscht hier das blanke Chaos auf den Straßen und auch die Technik in den Bussen scheint mit den vielen Umwegen nicht klarzukommen, jedenfalls funktioniert nirgendwo die Tafel, auf denen die nächsten Haltstellen angezeigt werden, und da ich mit einer mir bis dahin völlig unbekannten Linie fuhr, ahnte ich erst, dass ich hätte aussteigen müssen, als die Busfahrerin schon an der Haltestelle vorbeigefahren war.

Also fuhr ich einen zusätzlichen Umweg mit und habe übrigens das Gefühl, dass ich die ganze Zeit schon schwarzfahre, denn irgendwas klappt mit dem Entwerten des 10er-Handytickets nicht, obwohl ich jede Fahrt eintrage.

Gegen halb zwölf war ich dann vor Ort und fand neben F. - abgetrennt durch den Paravent - eine alte Dame vor, der Neuzugang von gestern, wegen dessen man mich rausgeworfen hatte. 

F. selbst, na ja, nörgelig war er, unruhig und unzufrieden, weil er seinen naturgegebenen Fummeltrieb nicht ausleben konnte.

Das ist so eine Eigenart von ihm, irgendwo muss er immer fummeln, sei es ein Haar am Rand der Ohrmuschel, eine kleine Unebenheit auf dem Kopf und wenn es das nicht ist, muss er etwas auf dem Tisch geraderücken, selbst wenn es sich nur um einen Millimeter handelt.

Und immer gilt, was ihn stört, muss weg!

Deutlich demonstriert hatte er das ja, als er sich in der Aufwachphase den Tubus einfach herausriss, und auch mit der Atemmaske ging er wohl mehrmals ähnlich vor, immer noch nicht ganz Herr seiner Sinne.

Diesmal war es sein kleiner Diamantsplitter-Ohrstecker, den ich ihn vor fast 40 Jahren einmal schenkte und den er nie ablegt.

"Irgendebbes stimmt do nedde", maulte er, ich schaute und stellte fest, dass alles in Ordnung sei.

Er fummelte weiter und schließlich hatte er es geschafft, den Stecker konnte ich gerade noch retten, aber das Hinterteil ist verschwunden. 🙄

Und so ging es erst mal weiter, ein Schlauch, der seiner Meinung nach nicht da hingehörte, sollte weg und ich hatte meine liebe Mühe, ihn ein wenig zur Ruhe zu bekommen.

Dann tauchte die Schwester auf und fragte mich: "Kommen Sie nachher noch mal wieder?"

"Wieso, ich wollte jetzt eigentlich hierbleiben?"

"Öhm, nein, zwischen 12 und 13 Uhr haben wir hier gerne Ruhe wegen Übergabe und so ..."

Grrrr ..., doch bevor sie mich wirklich rauswerfen konnte, kam sie mit F.s Mittagessen an (das erste Essbare, was er dort bekam) und meinte: "Ach, Sie sind ja da, vielleicht können Sie Ihrem Mann ja helfen und sehen, ob er wenigstens ein bisschen essen mag?"

Schwere Geburt, denn natürlich ist in seinem Hals noch alles wund und so bekam ich mit Müh und Not zwei halbe Gabeln voll Reis in ihn hinein, aber immerhin.

Das sah dann auch die Schwester so und meinte: "Das haben Sie gut gemacht."

Nach mehrmaligem Nachhaken bekam ich dann auch einen Arzt zu Gesicht, ein Ecuadorianer mit grottenschlechtem Deutsch, wirklich kaum verstehbar, trotdem bekam ich heraus, dass sie keine Erklärung haben für die Entzündungswerte, die deutlich zu hoch sind, aber immerhin seit gestern kräftig gesunken waren.

Es ginge in die richtige Richtung, sagte er, und das war es, was ich hören wollte.

Je länger ich bei ihm war, desto mehr begann mir F. dann auch zu gefallen, immer mehr kommt er wieder in dieser Welt an, nimmt Anteil, interessiert sich und das Schönste geschah, als ich wieder daheim war:

Ich schrieb ihm über WhatsApp, dass ich gut gelandet sei, und er schrieb tatsächlich zurück: "Schön."

Das war viel mehr, als ich mir erhofft hatte, den ich hatte ihn lediglich gebeten, das Handy ab und zu mal in die Hand zu nehmen, es reiche mir, wenn ich ihn online sehen könne, schreiben müsse er gar nichts.

Später kam dann noch die Frage, ob er sich drehen dürfe, denn er hatte sich einen Rüffel einkassiert, weil er die wegen Dekubitus verordnete Seitenlage nicht einhielt.

Alles in Allem fühle ich mich also nun vorsichtig zuversichtlich ... und dazu passte auch, dass der Nachbar den Liegestuhl tatsächlich angenommen hatte.

Macht einen guten Eindruck, nur habe ich halt die breitere und längere Erwachsenenversion gewählt und das bedeutete, dass ich den noch ungeschmückten Tannenbaum gleich wieder abbauen konnte, denn alles zusammen passt neben dem Fernsehsessel nicht auch noch ins Wohnzimmer, zumal man ja auch noch laufen können muss.

Tja, ich hätte F. gerne mit dem geschmückten und leuchtenden Bäumchen überracht, wo er es doch so sehr liebt, aber er wird mit einer Miniversion vorlieb nehmen müssen - gibt Schlimmeres, oder? 😉

Das wäre mal im Groben der momentane Stand, jetzt muss ich noch bissl was tun und sollte vielleicht auch mal einen Happen essen.

 

Habt eine gute Nacht und ... bleibt bitte gesund! 😉

5 Kommentare:

  1. Das freut mich sehr! Weiter so ,liebe Umarmung. Schau auf DICH. H.

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    1. Das mache ich, ich versuch's zumindest. ;-)
      Ganz liebe Umarmung zurück! 😘

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  2. Hallo, Liebe „Rex-Mama!“

    Ach, Rex-Mama, was war das nur wieder für ein Tag bei dir?

    Ich bewundere deine Geduld und wie du trotz all der Widrigkeiten den Humor nicht verlierst. Selbst wenn Busse, Ärzte und Liegestühle gegen dich zu arbeiten scheinen.

    „F“. klingt, als würde er sich langsam zurück ins Leben fummeln, und das kleine "Schön" ist doch ein riesiges und richtiges Zeichen

    Das mit dem Bäumchen kriegt ihr sicher auch hin, nur so leuchten wie dein unermüdlicher Einsatz wird es das nie können.

    Bitte vergiss nicht, dir selbst auch mal eine Pause zu gönnen.


    Liebe - Pausenknopf - Grüße
    lifeminder

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    1. Der Witz ist, lieber lifeminder, ich habe das kleine Bäumchen (52 cm) fertig geschmückt auf der Kommode am Küchenfenster stehen, Problem ist nur, dass ich damals versehentlich eine Lichterkette mit kaltem Licht erwischt hatte, seitdem taufte ich es "Eisbäumchen" und habe halt die Fensterbeleuchtung dem angepasst.
      Im Wohnzimmer will ich das kalte Licht aber nicht, nun muss ich also schauen, ob ich irgendwo noch eine andere Lichterkette herbekomme.
      Irgendwas wird mir schon einfallen, an sich ist es eh ein belangloses Thema, wenn es F. nur nicht soooo wichtig wäre.

      Liebe Lieber Pausenclown-als-Pausenknopf-Grüße zurück! ;-)))))))

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  3. Nun, das mit dem Schwarz-Fahren ist mir neulich auch passiert. Man hat keinen Fahrkartenautomat und in der Bahn auch nicht. Man muß alles über das Handy machen. Dazu habe ich keine Lust. Kürzlich war ich von Heidelberg aus weiter reisen. Dann kam die Durchsage: der Zug kann nicht weiter fahren wegen Oberleitungsschaden. Also bekam ich den Tipp fahen Sie mit der Straßenbahn die fährt. Los zum Halteplatz. Und ja alles ging gut.
    Ich freue mich, daß es langsam aufwärts geht. Weiter werde ich die Daumen drücken.

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