Samstag, 30. November 2024

Als ich mich heute Vormittag ...

... fertigmachte, um bald darauf zu F. zu starten, schellte das Telefon.

Meine Dörflifreundin war es, sie wollte mir nachträglich zum Geburtstag gratulieren und zeigte sich gleichzeitig leicht überrascht darüber, dass F sie in der Früh mit "Guten Morgen, mein Schatz" angeschrieben habe. 🤣

Kicher, der Arme hat keinen Knopf, mit dem er das Kopfteil seines Bettes selber höher oder niedriger stellen könnte, d.h. in der Stellung, in der er normalerweise liegt, ist das Bedienen des Handys tatsächlich sehr unkomfortabel, zumal wenn man so geschwächt ist und einen schon das Anheben des Kopfes sehr anstrengt.

 Ich klärte sie über die näheren Umstände auf und nachdem ich dann endlich bei F. war, richtete ich ihm aus, was sie mir aufgetragen hatte:

"B. war zwar etwas verblüfft über deine Nachricht, hat sich aber trotzdem sehr darüber gefreut und meint, sie hätte nichts dagegen, jeden Tag so lieb begrüßt zu werden ..." 😅

F. grinste - schön zu sehen, dass sein Humor langsam zurückkehrt, wenn auch heute buchstäblich unter arg erschwerten Umständen, denn er hatte eine schlaflose Nacht hinter sich.

Zum einen "randalierte" wohl dieser (vermutlich) ehemalige Arzt im Nachbarbett, versuchte ständig aufzustehen, immer wieder sprangen diverse Leute herbei, bis sie ihm schließlich androhten, ihn anzubinden, wenn er nun nicht Ruhe gäbe.

So F.s Erzählung, der aber nebenher auch selber in die Bredouille geriet, denn nicht nur sein Humor, sondern auch sein Darm meldete sich plötzlich zurück, nachdem er ja eine Woche lang außer Betrieb war.

Schon klar, in unserer ach so hippen Gesellschaft schweigt man über solche Dinge schamhaft oder tut so, als existierten sie gar nicht, und doch sollte uns klar sein, dass es jeden und vor allem auch jeden unserer Lieben irgendwann einmal betreffen könnte und etwas zutiefst Menschliches ist!

Genau das versuchte ich F. auch klarzumachen, denn er wand sich nicht nur unter heftigen Bauchschmerzen, sondern auch unter der Peinlichkeit des Ganzen - klar, wenn man da hilflos im Bett herumliegen muss.

Der alte Herr nebenan wurde abgeholt und in ein anderes Krankenhaus verlegt, während ich da war, nun waren wir endlich mal alleine und sogleich versuchte ich F. zu unterstüzten, indem ich mich nun selber um die Bettpfanne kümmerte - sicher auch nicht angenehm für ihn, aber doch wesentlich vertrauter als mit einem fremden Mitarbeiter, so sehr dieser auch an solche Situationen gewöhnt sein mag.

Übrigens ist mein F. in dieser Beziehung so richtig Mann, d.h. wenn ihn Kopf- und/oder Bauchweh plagen, dann leidet er so richtig und das war wohl auch der Grund, dass sie ihn heute noch auf der Intensivstation behielten.

Dass der Sauerstoff inzwischen auf Stufe 4 reduziert wurde, hatte ich schon ermittelt, dann suchte ich den Stationsarzt in seinem Zimmer auf, um Näheres zu erfahren, und dieser meinte, morgen könne er wohl auf die Normalstation verlegt werden und dann Anfang oder Mitte nächster Woche nach Hause.

Also schaun mer mal, wie es morgen läuft - nichts auf der Welt wünsche ich mir mehr, als dass F. rasch wieder so weit zu Kräften kommt, dass wir den Rest allein hinbekommen. 


Habt einen schönen Abend und ... bleibt bitte gesund! 😉



PS: Zum Thema Peinlichkeit fällt mir gerade noch etwas ein, denn der alte Herr nebenan hatte seit gestern auf sein Flatterhemdchen verzichtet, lag also da, mit einem dünnen Laken nur notdürftig bedeckt.

Als die Leute vom anderen KH nun mitsamt einem Bett kamen, um ihn dort hineinzupacken und mitzunehmen, fragten sie, ob er nicht doch mal etwas anziehen oder lieber nackt bleiben wolle?

Er bestand auf seiner Nacktheit, erklärte sich aber immerhin damit einverstanden, dass man ihn zudeckte, denn schließlich sei man ja ein christliches Krankenhaus, wie eine Pflegerin betonte, da ginge es anders nicht.

Was mich hinter dem Paravent zum Grinsen brachte ... 😁

Freitag, 29. November 2024

Das vielleicht schönste Geschenk meines Lebens ...

... erhielt ich letzte Nacht um halb zwei, als mir nämlich F. per WhatsApp zum Geburtstag gratulierte. 🥰

So beruhigt fühlte ich mich, dass ich tatsächlich zum ersten Mal seit einer Woche in einen tiefen Schlummer verfiel, wenn auch nur bis halb fünf, denn dann wollte Rex Gassi gehen und frühstücken.

Um halb acht rief ich wie immer auf der Intensivstation an und erfuhr, dass F. eine völlig ruhige Nacht hatte und keinerlei Extra-Sauerstoff über die Nasenbrille hinaus gebraucht hatte.

Dann ging es erst mal rund hier, von allen Seiten trudelten Glückwünsche ein und über eine Sache freute ich mich besonders, denn ein alter Herr, den ich vom Veröffentlichen gemeinsamer Anthologien her kenne, schrieb mir, er denke darüber nach, eine meiner Weihnachtsgeschichten noch einmal öffentlich lesen zu wollen, denn es sei einfach "eine tolle Geschichte". 

So etwas hört man doch gerne, zumal ich gestehen muss, auch wenn es schon einige Jahre her ist, dass ich diese Geschichte schrieb, mir selber gefällt sie auch immer noch. 😉

Bei F. geht weiter alles in die richtige Richtung. Zwar bekam ich leider keinen Arzt so richtig zu packen, kriegte aber beim Schichtwechsel mit, wie der Pfleger erfreut feststellte, dass der Sauerstoff nur noch auf Stufe 5 laufen muss, nachdem F. vorgestern ja noch am "Turbo"-Schlauch hing und gestern beim Wechsel auf die Nasenbrille zunächst noch Stufe 7 benötigte.

Daheim hat er ihn normalerweise auf 2 eingestellt, erhöhte, als es ihm schlechter zu gehen begann, auf 3 - das Ganze nähert sich also allmählich der Normalität und F. wusste zu berichten, dass die wohl überlegen, ihn in ein paar Tagen auf die Normalstation zu verlegen.

Dann kam mir der Gedanke an eine Pieselpulle, die ihm das Daheimsein am Anfang sicher erleichtern könnte, damit er nicht für jedes Tröpfchen durchs halbe Haus marschieren muss.

Ein Sanitätsgeschäft haben wir hier vor Ort, das, wo ich auch den Rollator kaufte, doch das Wochenende steht vor der Tür und wie mögen die überhaupt geöffnet haben?

Ich machte mich so auf den Rückweg, dass es mir eigentlich reichen müsste für den Fall, dass die schon um 17 Uhr schließen, doch dann kam natürlich wieder der Megastau.

Ich saß ganz vorn seitlich hinter dem Busfahrer und wunderte mich auf einmal, dass der eine völlig andere Richtung einschlug als die nun schon gewohnten Umwege.

Clever, dachte ich noch, also hat er die Schwachstelle auch erkannt, an der immer alles so lange komplett stillsteht, als er auch schon mit mir zu plaudern begann, denn nun rammelten wir in den nächsten Stau.

"Verdammt", meinte er, "gestern hat das hier richig geflutscht, aber ..."

"... nun sind andere auch auf diese Idee gekommen", führte ich seinen Satz lachend fort und so unterhielten wir uns prächtig, bis meine Haltestelle trotz allem irgendwann erreicht war.

Der Laden hatte geöffnet und dort ging es auch recht spaßig weiter, denn als ich die Inhaberin nach Pipifläschchen fragte, wollte sie wissen, ob für Frauen oder Männer.

Huch? Dass es so etwas auch für Frauen gibt, war mir völlig neu, denn ... ähm, so richtig klar ist mir nicht, was wir dort hineinschieben könnten. 🤣

Wir amüsierten uns prächtig und als ich nun von F. erzählte und dass ich das Flascherl für ihn haben möchte, meinte sie, das sei dann doch mal ein etwas anderes Weihnachtsgeschenk.

"Könnte es sein, aber ich hoffe sehr, er wird es schon lange vor Weihnachten benötigen", sagte ich, "aber wissen Sie was, da es sich nun einmal so prima als Geschenk eignet, werde ich es mir nun einfach selber zum Geburtstag schenken." 😅

Womit das Gelächter weiterging und ich dann zufrieden meiner Wege, denn so habe ich neben den vielen warmen Gefühlen, die mir heute entgegenschlugen, doch tatsächlich auch noch etwas Materielles erhalten.

(Werde F. dann bei jedem Benutzen daran erinnern, datt datt eigentlich meine Pulle ist. 😁)

 

Und damit genug für heute, bin gottfroh, dass mir der Text nicht flöten ging, denn mittendrin zwang mich Windows zu einem Neustart, aber das Programm war so nett, eine Zwischenspeicherung anzulegen.  


Hier noch ein Foto vom Sonnenungergang, wie ich ihn vom Bus aus sah:


Habt einen schönen Abend und ... bleibt bitte gesund! 😉


Donnerstag, 28. November 2024

Was waren das doch noch für Zeiten, ...

 ... als mein Opa und auch mein Onkel ständig unterwegs waren, um ihre Patienten auch zu Hause zu besuchen, wenn sie zu krank waren, um selber zu kommen.

So weit ich es ermitteln konnte, sind Haus- und sogar auch Fachärzte auch heute noch dazu verpflichtet, doch halten tut sich kaum noch einer dran.

Heute früh rief ich mal in unserer Hausarztpraxis an, um herauszufinden, wie man es dort hält.

"Wenn unsere Patienten krank sind, kommen sie zu uns und nicht wir zu ihnen", erklärte mir die Mitarbeiterin fast etwas vorwurfsvoll und als ich nachhakte, was denn sei, wenn jemand wirklich nicht könne, war sie ratlos und verprach, das in den nächten zwei Tagen näher zu erkunden und mir dann mitzuteilen.

Ich bin immer mehr davon überzeugt, dass man uns das KH und vor allem F. die Qual der Intubierung hätte ersparen können, hätte nur mal ein Arzt hier zu Hause nach ihm geschaut und ihm vielleicht ein Antibiotikum verpasst.

So aber hat man ihn drastisch geschwächt und nun muss er ganz von vorne anfangen, das Sprechen fällt ihm schwer und der Kopf wird nur langsam wieder klarer.

Pfui kann ich da nur sagen!!!

Ein paar Löffel Suppe habe er gegessen, vermeldete er, als ich hinkam, und da noch ein Minibecher mit Fruchtjoghurt herumstand, habe ich ihm den auch gleich noch hineingelöffelt.

Rund ums Nebenbett herrschte reichlich Trubel, vom Tod des alten Mannes hat F. dankenswerterweise nichts mitbekommen und nun hat man ihm einen Herzinfarkt ins Zimmer gepackt.

Ärzte und Schwestern überschlugen sich förmlich hinter dem Paravent, ich bekam mit, wie man kurz abklärte, dass er - selbstverständlich - privat versichert sei, und als dann auch noch der Chefarzt bei ihm auftauchte, entnahm ich dem Gespräch, dass der Patient offenbar selbst auch Arzt ist, Jahrgang 1948, also sicher lange im Ruhestand.

Das Fachgespräch, das die beiden führten, erinnerte mich an zwei Automechaniker, die sich über die besten Reparaturmöglichkeiten austauschen, nur dass es in diesem Falle natürlich nicht um ein Auto, sondern um den Körper des alten Herrn ging.

Und nun ließ sich auch bei uns jemand blicken, die Schwester, die mich am Montag über die Mittagszeit erst rausschmeißen wollte, dann aber doch froh war, dass ich da war und ihr Arbeit abnahm.

"Was sagen Sie denn zu Ihrem Mann?", fragte sie mich und ich antwortete, "toll, immerhin ist der Turboschlauch weg und er hat jetzt die normale Nasenbrille auf. Aber viel interessanter für mich: Was sagen Sie denn zu ihm?"

"Ich bin stolz auf ihn", meinte sie und strahlte mich an, eben habe er inhaliert und auf seinen Füßen gestanden habe er heute auch schon. Abgesehen davon seien die Werte immer besser ..."

Nun sprach ich sie auf die etwas gelbliche Hautfarbe an, ob da auch mal nach den Leberwerten geschaut würde?

Darüber müsse ich mit dem Arzt reden, lautete die Antwort und als ich sie darauf hinwies, dass F. über Schmerzen in den Oberschenkel jammere und ich dies normalerweise sehr schnell mit etwas Kalzium und Magnesium in den Griff kriege, wurden ihre Augen ganz groß:

"Sie kümmern sich aber wirklich toll ..."

"Ach, wissen Sie, nach fast 40 gemeinsamen Jahren gehört das doch einfach dazu", sagte ich augenzwinkernd und nun wandte sie sich direkt an F.: 

"Sagen Sie mal, wissen Sie eigentlich, was für ein Goldstück von Frau Sie da haben? Halten Sie die bloß gut fest und passen Sie auf sie auf ..." 😊

Das ging mir natürlich runter wie Öl, und da ich an Lob, schon gar nicht aus so vollem Herzen, eigentlich gar nicht gewöhnt bin, überspielte ich das, indem ich ihr erklärte, dass "das Goldstück" leider ein wenig marode Bandscheiben habe und nun traurig sei, dass man den Stuhl der vergangenen Tage durch einen Hocker ohne Lehne ersetzt hatte.

Ob man da vielleicht was machen könne?

Man bzw. sie konnte, alsbald kam sie mit meinem Stuhl zurück, ich bedankte mich dolle und sagte lachend: "Nun müssen wir aber mal abklären, wer hier das größere Goldstück ist." 😉

Irgendwann tauchte auch der junge ecuadorianische Arzt - komisch, beim Privatpatienten nebenan wurde allerbestes Deutsch gesprochen - auf und fragte: "Herr xxx, wie geht Ihnen?"

Eigentlich wollten wir genau das ja von ihm wissen und als ich nun nachhakte, setzte er an zu erklären, die Werte seien alle gut, doch in diesem Moment schellte sein Handy, er nahm den Anruf entgegen, verschwand plaudernd und ward auch nicht mehr gesehen. 🙄

Nun ja, habe ich halt außer etwas Allgemeinem nichts übers Labor erfahren, aber immerhin hatte ich selber ja die ganze Zeit die Gerätschaften und Monitiore hinter F. im Blick und die Werte, die ich zuordnen und interpretieren konnte, sahen alle wirklich sehr gut aus.

Bleibt zu hoffen, dass er auch weiterhin mit der normalen "Nasenbrille" (dieses Wort habe ich erst jetzt gelernt 😁) klarkommt, denn das entspräche dann dem, was wir eh schon zu Hause haben, von daher kann ich nun nur weiter ganz feste die Daumen drücken und ihn so gut wie möglich dabei unterstützen, wieder zu Kräften zu kommen.


Habt einen schönen Abend und ... bleibt bitte gesund! 😉


Mittwoch, 27. November 2024

Volle Bandbreite der Gefühle

Natürlich funktionieren die Fahrpläne überhaupt nicht mehr und so kam ich heute Mittag am Umsteigeort an, als mein Folgebus gerade abgefahren war.

Auf den nächsten hätte ich eine halbe Stunde warten müssen, ohne Häuschen, dafür in Sturm und Regen, das war mir zu viel, also legte ich den Rest des Weges bis zum Krankenhaus fluchend zu Fuß zurück. 

Dort dann ein F., der mir eigentlich recht gut gefiel, auch wenn mich die Schwester gleich darauf hinwies, dass er ziemlich groggy sein dürfte, habe sie ihn doch gerade ordentlich rangenommen mit Inhalationen, einer Massageweste und sogar auf der Bettkante habe er erstmalig gesessen.

Gestern noch hatte ich viel Spaß mit der 87-jährigen Dame gehabt, die man zu F. ins Zimmer gepackt hatte, so ein richtiges hiesiges Original war sie gewesen und sofort war es zu Kontakt zwischen und gekommen, als sie nämlich Hilfe brauchte beim Nachfüllen ihres Schnabelbechers.

Dann holte man sie mitsamt ihrem Bett zu einer Untersuchung und ich bekam mit, dass ihr Plappermäulchen nicht eine Sekunde stillstand - schon wussten Schwestern und auch wir über ihr halbes Leben Bescheid, über das sie mit einem unnachahmlichen Humor und viel Lachen berichtete.

Als sie zurückkehrte, hörte ich, wie sie im Flur krähte, hach, das sei jetzt aber mal schön gewesen, und so begrüßte ich sie von meiner Sitzposition hinter dem Paravent aus mit: "Na, haben sie ein Ausflügsken gemacht?" 

"Ja", antwortete sie, "und das war so richtig schön ..." 😁

Dann ging die Schnäbbelei weiter - wie gesagt sahen wir sie ja gar nicht, sondern hörten sie nur - und wir erfuhren, dass sie nach ihrem Mann auch noch Schwester und eine Tochter verloren hatte und selbst an Krebs erkrankte, nun aber als geheilt galt. Des Weiteren ging es um ihre Kinder, denn ein Teil ihrer Enkel seien Afrikaner. Der Tochter habe sie immer gesagt: "Komm mir ja nicht mit nem Türken an" ... stattdessen sei es dann eben ein Afrikaner geworden, aaaber ... es sei ein ganz toller Schwiegersohn und auch die Ursels (so sagt man hier zu kleinen Kindern) seien prächtig geraten.

Wenn sie nicht gerade im Krankenhaus sei, kämen die kleineren Ursels sogar mittags bei ihr essen, wenn die Tochter nämlich noch bei der Arbeit sei. Diese sage dann immer zu den Kindern: "Geht ma bei die Omma essen, die kocht euch watt Leckeret." 😅

Noch viel mehr erfuhr ich und es war wirklich eine Freude mit dieser alten Dame, die so ungeheuer viel Postives ausstrahlte und so viel lachte, umso größer dann heute das Erschrecken.

Die Dame war auf Normal verlegt worden, dafür haben sie F. nun einen Sterbenden in den Raum gelegt.

Ein ganz alter Herr, nach und nach versammelte sich die Familie weinend an seinem Bett, um Abschied zu nehmen, und ich war zutiefst erschüttert, dass man für solche Fälle keine Einzelzimmer bereithält, denn natürlich störte besonders ich dabei und auf der anderen Seite hoffte ich inständig, dass F. nichts davon mitbekam, was sich nur zwei Meter weiter abspielte.

So gerne wollte ich ihn weiter aufbauen, für etwas gute Laune sorgen, so weit das eben in seinem Zustand möglich ist, aber so wäre mir das natürlich völlig pietätlos erschienen, jedes Lachen verbot sich ja von selbst.

Dann machte mich eine Schwester drauf aufmerksam, dass auf der Fensterpank Aufnahmepapiere lagen, die ich bitte ausfüllen und zur Aufnahme bringen sollte, was sich aber als schwierig erwies, denn dort musste man wie auf einem Amt Nummern ziehen und eine Dame verriet mir, dass sie schon weit über eine Stunde vor der Türe herumsaß und wartete, dass sie aufgerufen würde.

Nein, dafür war ich nun weiß Gott nicht hier, um die wertvolle Zeit statt mit meinem Mann in einer Sitzgruppe in der Halle zu verbringen, also verschwand ich mitsamt meiner gezogenen Nummer wieder, um das zu vertagen.

Grad rechtzeitig war ich zurück, um noch auf eine Ärztin zu stoßen - wieder eine Ausländerin mit schlechtem Deutsch, aber ich konnte doch verstehen, dass die Entzündungswerte sich wieder völlig normalisiert haben und dass man davon ausginge, dass es keine Lungenentzündung, sondern ehrer etwas in Richtung Bronchitis gewesen sei.

Es hinge nun von seinem Irgendwas-Zustand ab und als ich nachfragte, was sie damit meine, wies sie auf den Sauerstoffschlauch und meinte, ich sähe es ja selbst.

"Was ja auch kein Wunder ist nach dem, was Sie mit ihm machten", gab ich zurück, "dieses Intubieren war eine sehr harte Nummer!"

"Ich weiß", sagte sie und damit verfestigt sich in mir das Gefühl, das ich von Anfang an hatte: Die haben viel zu schwere Geschütze aufgefahren, etwas, das man ja schon während Corona immer wieder las.

Vielleicht werde ich mal mit der Krankenkasse telefonieren, um herauszufinden, wie man an einen einfachen Hausbesuch kommen kann, statt dass es sofort auf so etwas hinausläuft.

Wie dem auch sei, ich hoffe, dass es weiter aufwärts geht mit F. - geistig kam er mir heute deutlich klarer vor, machte sich auch sofort Gedanken, ob bei den Papieren Durschläge dabei seien, und als ich verneinte, schlug er vor, ich solle alles knipsen.

Wirklich gut mitgedacht und auch mit WhatsApp kommt er nun wieder einigermaßen klar.

Die Aufnahme war nur bis 16 Uhr geöffnet, also verließ ich F. um viertel nach drei, damit ich das auf jeden Fall noch erledigt bekam, und da wurde es dann auf einmal wieder lustig.

Ein Mann in meinem Alter und eine junge Frau saßen hinter dem Schalter und ER stutzte sofort, dass nun zwei Nummernzettel auf meinen Unterlagen klemmten.

"Tja", sagte ich, "das war mir mittags zu voll hier, ich bin ja nun mal hier, um meinen Mann zu besuchen, und nicht, um mir Ihre Türe von außen anzugucken."

Sie könnten leider nicht mehr als arbeiten, meinte er und ich sagte augenzwinkernd: "Eben, so haben wir halt alle unsere Prioritäten."

Auch er so ein richtiges Ruhrpottkind, von daher sprang der Funke zwischen uns gleich über und als er sich nun über die von mir ausgefüllten Bögen hermachte, frage er nach: "Ihr Vorname lautet xxx?"

"Pühhh, nun machen Sie ihn mal nicht noch schlimmer, als er eh schon ist", gab ich zurück und er lachte laut auf, denn er hatte mir einen anderen Anfangsbuchstaben verpasst und den Namen dadurch wirklich noch hässlicher gemacht. 😁

"Och, warum, sooo schlimm isser doch gar nicht", meinte er", aber als ich ihn fragte, ob er als Kind so hätte heißen mögen, stellte fest, nö, da bliebe er doch lieber bei Andreas.

Und dann folgte ein ausgiebiger Lachanfall, gar nicht mehr beruhigen wollte er sich über meine Aufforderung, es doch nicht noch schlimmer zu machen ... 😂

Danach arbeiteten wir uns dann fröhlich durch alles durch, beplauderten noch ein paar private Dinge 😁, bevor ich mich auf den Weg zum Bus machte, der mich geradewegs in die Dunkelheit führte.

Geschlagene 2 1/4 Stunden brauchte ich für den Rückweg, der Luftlinie sicher nicht mehr als 6 Kilometer beträgt.

Um diese Uhrzeit herrscht eh wegen des Feierabendverkehrs Chaos, aber die ganz große Schwachstelle bei den wegen der gesperrten Autobahnunterführung nötigen Umwegen konnte ich nun ausmachen, denn u.a. müssen die Busse nun zunächst über einen Autobahnzubringer/Schnellstraße fahren und von dort aus dann in einer Schlaufe auf eine andere Schnellstraße einbiegen.

Die um diese Zeit natürlich ebenfalls sehr hohes Verkehrsaufkommen hat, d.h. alle die aus der Schlaufe draufwollen, müssen ewig warten, bis sich mal eine kleine Lücke zum Einbiegen ergibt - fast chancenlos und dementsprechend standen wir ewig lange komplett still in dieser Schlaufe.

Eine Behelfsampel für die Dauer der dreiwöchigen Baustelle könnte da deutlich Abhilfe schaffen, aber auf diese Idee kommt wohl keiner, fatal, besonders auch für die, die endlich Feierabend haben und nun ewig lange im Bus ausharren müssen.

Zufällig befand sich die junge Aufnahme-Mitarbeiterin von eben mit an Bord, schrecklich, wenn einem der wohlverdiente Feierabend dann so zerrinnt.

Und ich selbst bekam auch noch eins reingewürgt.

Der Busfahrer war mir schon beim Einsteigen durch seine Mauligkeit aufgefallen, in irgendeinem slawischen Akzent hatte er mich angegrunzt, es interessiere ihn absolut nicht, ob mein Ticket nun richtig freigeschaltet sei oder nicht, und als wir uns nun meiner Haltsstelle näherten, nur zwei Häuser neben unserem, fuhr er einfach durch, obwohl ich natürlich den Halteknopf gedrückt hatte und vorn auch der geplante Halt angezeigt wurde. 

Hieß für mich, eine ganze Haltestelle weit zurücklaufen zu müssen, durch strömenden Regen und der Sturm, der jetzt mit voller Wucht tobt, war bereits da so stark, dass er mir den Schirm sofort umknickte.

Der Tag endete also so, wie er angefangen hatte, nämlich mit einem ungeplanten Fußmarsch, aber das Allerwichtigste ist natürlich, dass es F. deutlich besser und hoffentlich weiter in die richtige Richtung geht ... 😊


Habt einen schönen Abend und ... bleibt bitte gesund! 😉


PS: Das "Problem" mit dem Tannenbaum konnte ich auch klären, denn F. wird megatraurig sein, dass es nun den normalen in diesem Jahr nicht gibt.

Einen ganz winzigen hatte ich noch in petto und nach etwas Suchen fand sich sogar noch eine 20ger-Lichterkette - mini halt, aber besser als gar nix, oder? 😊




Dienstag, 26. November 2024

Die Teenieversion ...

 ... des Liegestuhles hätte ich nehmen sollen, doch zunächst einmal zu dem, was der Tag brachte:

Durch die Sperrung der Hauptverkehrsader zum Nachbarstadtteil herrscht hier das blanke Chaos auf den Straßen und auch die Technik in den Bussen scheint mit den vielen Umwegen nicht klarzukommen, jedenfalls funktioniert nirgendwo die Tafel, auf denen die nächsten Haltstellen angezeigt werden, und da ich mit einer mir bis dahin völlig unbekannten Linie fuhr, ahnte ich erst, dass ich hätte aussteigen müssen, als die Busfahrerin schon an der Haltestelle vorbeigefahren war.

Also fuhr ich einen zusätzlichen Umweg mit und habe übrigens das Gefühl, dass ich die ganze Zeit schon schwarzfahre, denn irgendwas klappt mit dem Entwerten des 10er-Handytickets nicht, obwohl ich jede Fahrt eintrage.

Gegen halb zwölf war ich dann vor Ort und fand neben F. - abgetrennt durch den Paravent - eine alte Dame vor, der Neuzugang von gestern, wegen dessen man mich rausgeworfen hatte. 

F. selbst, na ja, nörgelig war er, unruhig und unzufrieden, weil er seinen naturgegebenen Fummeltrieb nicht ausleben konnte.

Das ist so eine Eigenart von ihm, irgendwo muss er immer fummeln, sei es ein Haar am Rand der Ohrmuschel, eine kleine Unebenheit auf dem Kopf und wenn es das nicht ist, muss er etwas auf dem Tisch geraderücken, selbst wenn es sich nur um einen Millimeter handelt.

Und immer gilt, was ihn stört, muss weg!

Deutlich demonstriert hatte er das ja, als er sich in der Aufwachphase den Tubus einfach herausriss, und auch mit der Atemmaske ging er wohl mehrmals ähnlich vor, immer noch nicht ganz Herr seiner Sinne.

Diesmal war es sein kleiner Diamantsplitter-Ohrstecker, den ich ihn vor fast 40 Jahren einmal schenkte und den er nie ablegt.

"Irgendebbes stimmt do nedde", maulte er, ich schaute und stellte fest, dass alles in Ordnung sei.

Er fummelte weiter und schließlich hatte er es geschafft, den Stecker konnte ich gerade noch retten, aber das Hinterteil ist verschwunden. 🙄

Und so ging es erst mal weiter, ein Schlauch, der seiner Meinung nach nicht da hingehörte, sollte weg und ich hatte meine liebe Mühe, ihn ein wenig zur Ruhe zu bekommen.

Dann tauchte die Schwester auf und fragte mich: "Kommen Sie nachher noch mal wieder?"

"Wieso, ich wollte jetzt eigentlich hierbleiben?"

"Öhm, nein, zwischen 12 und 13 Uhr haben wir hier gerne Ruhe wegen Übergabe und so ..."

Grrrr ..., doch bevor sie mich wirklich rauswerfen konnte, kam sie mit F.s Mittagessen an (das erste Essbare, was er dort bekam) und meinte: "Ach, Sie sind ja da, vielleicht können Sie Ihrem Mann ja helfen und sehen, ob er wenigstens ein bisschen essen mag?"

Schwere Geburt, denn natürlich ist in seinem Hals noch alles wund und so bekam ich mit Müh und Not zwei halbe Gabeln voll Reis in ihn hinein, aber immerhin.

Das sah dann auch die Schwester so und meinte: "Das haben Sie gut gemacht."

Nach mehrmaligem Nachhaken bekam ich dann auch einen Arzt zu Gesicht, ein Ecuadorianer mit grottenschlechtem Deutsch, wirklich kaum verstehbar, trotdem bekam ich heraus, dass sie keine Erklärung haben für die Entzündungswerte, die deutlich zu hoch sind, aber immerhin seit gestern kräftig gesunken waren.

Es ginge in die richtige Richtung, sagte er, und das war es, was ich hören wollte.

Je länger ich bei ihm war, desto mehr begann mir F. dann auch zu gefallen, immer mehr kommt er wieder in dieser Welt an, nimmt Anteil, interessiert sich und das Schönste geschah, als ich wieder daheim war:

Ich schrieb ihm über WhatsApp, dass ich gut gelandet sei, und er schrieb tatsächlich zurück: "Schön."

Das war viel mehr, als ich mir erhofft hatte, den ich hatte ihn lediglich gebeten, das Handy ab und zu mal in die Hand zu nehmen, es reiche mir, wenn ich ihn online sehen könne, schreiben müsse er gar nichts.

Später kam dann noch die Frage, ob er sich drehen dürfe, denn er hatte sich einen Rüffel einkassiert, weil er die wegen Dekubitus verordnete Seitenlage nicht einhielt.

Alles in Allem fühle ich mich also nun vorsichtig zuversichtlich ... und dazu passte auch, dass der Nachbar den Liegestuhl tatsächlich angenommen hatte.

Macht einen guten Eindruck, nur habe ich halt die breitere und längere Erwachsenenversion gewählt und das bedeutete, dass ich den noch ungeschmückten Tannenbaum gleich wieder abbauen konnte, denn alles zusammen passt neben dem Fernsehsessel nicht auch noch ins Wohnzimmer, zumal man ja auch noch laufen können muss.

Tja, ich hätte F. gerne mit dem geschmückten und leuchtenden Bäumchen überracht, wo er es doch so sehr liebt, aber er wird mit einer Miniversion vorlieb nehmen müssen - gibt Schlimmeres, oder? 😉

Das wäre mal im Groben der momentane Stand, jetzt muss ich noch bissl was tun und sollte vielleicht auch mal einen Happen essen.

 

Habt eine gute Nacht und ... bleibt bitte gesund! 😉

Literweise Angst habe ...

 ... ich mir über Nacht herausgeschwitzt, was aber leider nicht dazu führte, dass sie weniger geworden wäre. Ins Bett zu gehen, bringe ich zurzeit nicht fertig, also hatte ich mich nur auf dem Sofa abgelegt und bei jedem Hochschrecken sofort den Läppi im Blick, um nicht zu verpassen, falls F. sein Handy in die Hand nehmen würde und ich ihn online sähe. Was aber leider nicht geschah ...

Nun läuft die Waschmaschine und auch ich selbst bin bereits frisch geduscht, um nachher zu F. starten zu können, nachdem ich gerade im KH anrief, um auf diesem Wege etwas über seine Nacht zu erfahren.

Er benötigte die Sauerstoffmaske, war aber wohl so unruhig, dass er sich sie irgendwann abriss, also hat man ihm etwas zur Beruhigung gegeben, nun sei er aber stabil, erfuhr ich und der Pfleger notierte sich, dass ich gegen halb eins da sein werde, damit ich dann hineingelassen werde.

Nun muss ich gucken, wie ich das mit der Lieferung des Liegestuhles hinbekomme, die mir für heute zwischen 10:25 und 13:25 angekündigt wurde, diesmal mit GLS, mit denen ich gar keine Erfahrung habe.

Länger als bis kurz vor zwölf kann ich nicht warten und hoffe, dass sie das Paket dann beim Nachbarn abgeben, der Bescheid weiß.  

Mit F.s PC startete ich am Abend noch einen zweiten Versuch und bekam Microsoft überredet, eine neue PIN anlegen zu dürfen, woraufhin ich dann hineinkam und nach etwas Suchen fand, dass F. mit "Sophie" offenbar "Spotify" meinte, das er sich offenbar ziemlich frisch installiert hatte, was ihn nun verunsicherte.

Gut, da kann ich ihm diesbezüglich Entwarnung geben und hoffe, dass das dazu beitragen wird, dass er zu etwas mehr Ruhe findet, und ansonsten gab es für mich persönlich noch zwei nette Erlebnisse, vermeintliche Kleinigkeiten, die mir aber in dem Moment ungeheuer viel bedeuteten.

Mein Bruder hatte am Morgen kurz über WhatsApp angefragt: "Wie geht's denn?"

Ich hatte geantwortet, dass F. wach, aber natürlich auf Intensiv ist, mehr war dann nicht mehr gekommen und später sah ich, dass auch meine Schwägerin F. geschrieben hatte und sich erkundigte, wie es ihm gehe.

Also schrieb ich nun auch ihr, dass er im Moment noch nicht selber antworten könne, sie sich also nicht wundern solle - Antwort bekam ich keine.

Watt soll ich sagen?

Es ist halt eine etwas gefühlskrüppelige Familie, die meine Mutter formte - Gefühle existieren irgendwie nicht wirklich, schon gar nicht tauscht man sich darüber aus, umso mehr freute es mich, als auf einmal eine Mail von einer lieben alten Freundin eintrudelte, mit der ich mich leider ein wenig aus den Augen verlor, ohne zu ahnen, dass sie hier noch regelmäßig mitliest.

Ein paar liebe Worte, ein kurzes "Ich weiß, wie du dich fühlst", genau das ist es, was mir gerade so ungeheuer guttut, auch wenn natürlich klar ist, dass man am Ende mit seinen Ängsten alleine fertigwerden muss.

Und dann war da noch meine liebe A., die mir verriet, dass sie für meinen Geburstag gemeinsam mit ihrer türkischen Freundin eine Überraschungsparty geplant hatte. 🥰

Sie wisse natürlich, dass ich im Moment große Probleme habe, schrieb sie, hoffte aber darauf, dass es vielleicht trotzdem eine Möglichkeit gäbe ...?

Nein, die gibt es natürlich nicht, nicht nur habe ich absolut keinen Kopf für solche Banalitäten wie Geburtstage, sondern vor allem sollte ich natürlich nun das reale Beisammensein mit anderen meiden, wo immer es möglich ist, aber das scheint sie kaum nachvollziehen zu können, obwohl sie als Apothekerin ja eigentlich um die Gefahr von Viren wissen müsste.

Egal, die Absicht zählt, und die hat mich wirklich zutiefst gerührt, sie ist einfach eine ganz Liebe. 🥰

So, und nun bekomme ich doch noch ein Problem mit meinem Paket, denn zwar sehe ich auf der Website von GLS ein Feld, wo ich eine andere "Ablagemöglichkeit" eintragen könnte, erkläre mich damit aber wohl einverstanden, dass die es dann einfach abstellen.

Was ich ja nicht, will, denn die sollen bitte beim Nachbarn anklingeln, 

Hm, mal sehen, was ich damit anfange, nun gehe ich jedenfalls erst mal Wäsche aufhängen.


Habt einen guten Tag und ... bleibt bitte gesund! 


PS: Gerade kam noch eine Mail von GLS und hinter beigefügtem Link ergab sich die Möglichkeit, die Abgabe beim Nachbarn einzutragen. Zumindest das sollte also hoffentlich funktionieren, hoffe ich.

 


Montag, 25. November 2024

Gibt es Nicht-Tage?

 Wenn ja, dann war das heute wohl so einer.

Schon wird es wieder dunkel, obwohl es noch gar nicht hell geworden war, stattdessen Dauerregen und heftiger Wind.

Wie um mich selbst positiv zu bestärken, hatte ich für F. eine kleine Tasche gepackt mit dem Allernötigsten, was man benötigt, sobald man von der Intensivstation runter kann, obwohl daran noch nicht wirklich zu denken ist.

Mit den Bussen ist das jetzt so eine Sache - eigentlich könnten sie am Rhein englang und unter der Autobahnbrücke hindurch schnurgerade von unserem in den Nachbarstadtteil fahren, doch nun gibt es an der Brücke eine Komplettsperrung für mindestens drei Wochen.

Also fährt der Bus bis an sie heran, biegt dann ab und fährt einen gewaltigen Umweg, über Land, über Schnellstraßen usw., um dann im großen Bogen an den Nachbarstadtteil heranzukommen, wo er dann aber erst mal zurückfährt in Richtung Autobahnbrücke, um dann von dort ab alle Haltestellen wie vorgesehen abzuklappern.

Nach Zeiten brauche ich also gar nicht mehr zu schauen, es ist einfach Glück, ob und wann mal ein Bus auftaucht.

Trotzdem erreichte ich das KH heute Mittag früher als vorgesehen und fürchtete schon, sie würden mich wieder vor der Tür zur Intensivstation sitzen lassen, doch wider Erwarten durfte ich gleich hinein und staunte über das jetzt freie Nachbarbett von F.

Er selbst, hm, schwer zu beurteilen, inwieweit er geistig wieder da ist. Nachts hatte er mich überrascht mit einem einzigen Satz auf WhatsApp, das Handy danach aber offenbar nicht mehr angerührt und nun erklärte er mir sofort - mit schwacher Stimme und schwer verständlich - das müsse ich wieder mitnehmen, da stimme etwas nicht. Er habe auf dem großen PC daheim ein Programm namens Sophie oder Sophia installiert und das würde ihm nun Musiktitel aufs Handy überspielen.

Ich müsse das sofort löschen ...

Nicht den Hauch einer Ahung habe ich, was er meinen könnte, ob es um etwas Reales geht oder er noch in den Kopfwirrungen nach der viel zu langen Betäubung feststeckt. 

Dann tauchte der Pfleger auf - die Gaswerte würden ihm nicht gefallen, F., der im Moment nur die "Sauerstoffbrille" unter der Nase hatte, solle lieber mal wieder die Maske bekommen.

Welche er denn wolle?

Egal welche er hochhielt, F. lehnte immer ab, war maulig, bis ich mich einmischte und ihm sagte, es sei doch nun gut, ich sei ja da und diese eine könne er sich jetzt wirklich mal gönnen, was er dann zuließ.

Dann betteten wir ihn gemeinsam etwas höher, damit er aufrechter fast sitzen konnte - nebenher bat ich den Mitarbeiter, dass ich heute dringend mal mit einem Arzt reden möchte, nachdem er selber gar nix weiter rauslassen wollte über F.s Zustand.

Doch leider kam es dazu nicht mehr, denn plötzlich wurde es hinter dem Paravent hektisch und man teilte mir mit, dass da jetzt ein neuer Patient käme, weshalb ich für längere Zeit die gastliche Stätte verlassen müsse.

"Wie lange wird das dauern? Minuten, eine Stunde oder noch länger?", fragte ich und bekam zur Antwort, das könne man vorher nicht sagen, aber länger würde es auf jeden Fall.

Also packte ich meine sieben Sachen und verabschiedete mich von F. - war noch unsicher, ob ich die ungewisse Warterei tatsächlich in Kauf nehmen sollte, entschied mich dann aber dagegen und begab mich viel zu früh auf den Rückweg.

Da ich nun an Bussen nehmen muss, was gerade auftaucht, erwischte ich eine Linie, die gar nicht bei uns am Haus vorbeifährt, dafür aber im weiteren Verlauf direkt bei Netto vor der Tür hält, also plante ich noch einen Mini-Einkauf ein, während ich die Fahrt alles andere als genoss.

Eingekeilt zwischen Schülern musste ich stehen, und nun war es nicht nur der riesige Umweg, der alles in die Länge zog, sondern auch die Verkehrsstituation, denn alle Straßen waren verstopft. 

Als ich dann bei Netto herauskam, geriet ich auch noch in einen kräftigen Schauer, der das Geniesele von vorher abgelöst hatte, und so kam ich fix und fertig zu Hause an.

Zudem völlig unbefriedigt, denn ich hatte deutlich mehr Zeit mit F. verbringen wollen. 

Nachdem ich dann meine Schwägerin auf den neuesten Stand gebracht hatte, schrieb ich meiner Kontaktfrau bei der Sauerstofffirma, dass wir die Donnerstagslieferung auf jeden Fall ausfallen lassen können, und wir verblieben, dass ich mich sofort melde, wenn ich einen Entlassungstermin weiß.

Anschließend wollte ich dann in den großen PC schauen, ob ich irgendetwas in Punkto Sophie feststellen könne, doch der ließ mich gar nicht erst hinein.

Eine Pin verlangte er zur Anmeldung und ... ich habe keine Ahnung, wo in seiner Zettelwirtschaft F. diese notiert haben könnte.

Auf WhatsApp reagiert er leider noch nicht - so weit ist er deutlich noch nicht - und nun träume ich grad davon, er wäre nicht mein Mann, sondern mein Kind, denn dann dürfte ich ja wohl rund um die Uhr bei ihm sein.

Was mir die Sache echt erleichtern würde ... diese ständige Ungewissheit frisst mich regelrecht auf.

Und dann versuchte ich mein Glück noch mal per Telefon, bat um ein Arztgespräch, wurde mit einer Dame mit recht schlechtem Deutsch verbunden und sie erklärte mir sogleich, dass sie so etwas nicht gerne telefonisch erledigen.

"Ich weiß, aber wenn Sie mich ja von der Station werfen, bevor ich jemanden sprechen kann, dann muss es halt mal so gehen!"

Die Gaswerte seien noch nicht befriedigend, erklärte sie mir dann und es gäbe einen Infekt in der Harnröhre (toll hingekriegt mit dem Katheter, grrr... ), aber in Anbetracht seines "reduzierten Zustandes" sei er stabil.

Also heißt es weiter warten und nun muss ich schauen, was ich mit den 19,5 Stunden anfange, bis ich endlich wieder bei ihm sein kann.

Schön geht anders ... 🙄


Habt einen schönen Abend und ... bleibt bitte gesund! 😉


PS: Was mir gerade noch einfällt, ist, dass es mit dem Pfleger heute ganz gut menschelte.

Er war zufällig dabei, als ich mit F. über seine neue Bartform sprach, denn sie haben ihm wegen der Masken kurzerhand den Voll- zu einem Kinnbart gemacht.

Er sei das gewesen, meinte der junge Mann, ich grinste und sagte: "Das können Sie gut, sollte es hier also mal nicht mehr so laufen, haben Sie ja ne Alternative ..."

"Genau", grinste er zurück, "dann mache ich einen Barber-Shop auf ..." 😁

Als er weg war, zeigte ich F. das Foto, das ich gestern von ihm gemacht hatte, wies ihn darauf hin, dass ich auf einmal nun Stellen von ihm sehe, die ich seit vielen Jahren nicht mehr zu Gesicht bekam, und das ich überrascht bin, dass da tatsächlich ein relativ junger Kerl zum Vorschein kam, da meinte er doch tatsächlich: "Vielleicht kommt der Rest ja auch noch ab ... ", denn offenbar gefiel es ihm selber auch, was er auf dem Foto sah. 😊

Bei seinem nächsten Auftauchen sagte ich es dem Pfleger, dass F. sein Werk auch gelungen fände, was ihn sichtlich freute, und während er dann versuchte, F. eine etwas angenehmere Liegeposition zu verschaffen, trafen sich unsere Hände zufällig hinter seinem Rücken, denn ich hatte automatisch hingefasst, um ihn zu stützen.

"Oh, Sie sind ja auch schon da", lachte er mich an und ich sage: "Wissen Sie, nach fast 40 gemeinsamen Jahren ist das einfach so, man muss nicht mehr viel nachdenken, man ist einfach da, wo auch immer der andere grad Not hat und einen braucht."

Deshalb kam es ihm dann wohl auch so locker von den Lippen, als er mich bat, gemeinsam mit ihm das Unterlagentuch mitsamt F. darauf ein Stück höher im Bett zu heben.



Sonntag, 24. November 2024

Das passende Kleingeld wollte ich mir bereitlegen, also ...

 ... schaute ich ins Internet und fand, dass die für sechs oder sieben Kilometer tatsächlich 3,60 Euro von mir haben wollten, für den Rückweg dann natürlich noch mal das Gleiche.

Mit dem Vierer-Ticket hätte ich "nur" 3,30 € pro Fahrt löhnen müssen, aber das dürfen die Busfahrer, die auch den Kopf darüber schütteln, ja nicht mehr verkaufen.

Nun überlegte ich, dass ich notgedrungen am Montagmorgen wohl erst mal zur Post würde gehen müssen, um mich mit Vierertickets einzudecken, merkte aber sofort, dass ich meine Kräfte grad sehr gut einteilen muss und mir nicht noch zusätzliche Wege aufbürden sollte.

Es gibt doch auch 10er-Tickets? Jedenfalls hatte ich davon schon gelesen, forschte weiter und sah, was ich schon befürchtet hatte: Es gibt sie, aber man kann sie nur online kaufen und per Smartphone benutzen.

Genau das also, was ich aus tiefstem Herzen ablehne, trotzdem erschien es mir nun als das kleinere Übel, also meldete ich mich in der App an und besorgte mir das 10er-Ticket für 26,60 Euro, was mich unterm Strich fast 10 Euro einsparen lässt. 

Ich hatte mir eigentlich vorgestellt, dass die App mir nun einen QR-Code bereitstellen würde, den ich im Bus vor den Scanner halten könnte, doch von einem Code weit und breit keine Spur - stattdessen muss ich vor jeder Fahrt den Startort eintippen, wobei mir nicht ersichtlich ist, wie ich das den Busfahrern nachweisen soll, und sie selber haben auch keine Ahnung.

Die erste Fahrt wurde durch den Kauf frecherweise sofort aktiviert, d.h. sie war ab diesem Moment für genau 90 Minuten gültig, was mich ins Hetzen brachte, denn nun musste ich eine ganze Stunde früher los als geplant.

Die Rückfahrt hat das Ding mir dafür gar nicht abgezogen, obwohl ich sie sorgsam eingetippt hatte - sehr merkwürdig, diese ganze Sache.

An der Tür zur Intensivstation hängt ein Schild, das Besucher bittet, zwischen 12 und 13 Uhr nicht aufzutauchen, natürlich geriet ich nun genau mitten hinein und musste dumm und sehr unruhig vor der Tür sitzen bleiben, denn die öffneten einfach nicht.

Drei weitere Frauen trudelten ein und als es endlich so weit war, öffnete ausgerechnet die Ärztin die Tür, mit der ich mich gestern kurz unterhalten hatte.

Die drei anderen ließ sie sofort durchgehen, nur ich solle doch noch einen Moment bei ihr bleiben, bat sie mich und zack, war mein Herz schon wieder tief in meiner Hose verschwunden.

Was sollte das nun wieder heißen? Was wollte sie mir mitteilen???

"Er hat sich den Tubus selbst herausgerissen", erklärte sie mir nun und dass man jetzt schauen müsse, wie es mit dem Atmen klappt - nur dass ich Bescheid wisse.

Herrje ... irgendwie fand ich den Weg durch das Gänge-Labyrinth sehr flott und hörte schon vor der Tür meinen lieben Mann herumjammern, schimpfen, stöhnen, irgendwie eine Mischung aus allem.

Sogleich war ich bei ihm und fand einen schweißnassen Menschen vor, der gerade mit gar nichts klarkam.

"Was machen die hier mit mir? Was ist das? Es tut soooo wehhhh ..." kam es schwer verständlich und gequält unter der Atemmaske hervor, während ich ihn erst mal zu streicheln begann, er musste dringend zu mehr Ruhe finden, denn er versuchte seine Arme, die man ihm sicherheitshalber angegurtet hatte, freizubekommen, wollte die Schläuche aus Armen und Leiste, vor allem aber den Katheter loswerden.

"Schatzele, lass das, es ist alles in Ordnung, du darfst nicht daran reißen ... Ich bin doch jetzt da und pass auf dich auf ..."

Wie mir der Pfleger später erzählte, hatte man begonnen, die Betäubungsmittel langsam herunterzufahren, um ihn allmählich wieder aufwachen zu lassen, aber er hatte ihnen gehörig ins Handwerk gepfuscht.

Es wurden dreieinhalb sehr anstrengende Stunden für mich und wie ich aus einem kurzen Austausch von zwei Schwester heraushörte, waren diese wohl sehr froh, dass ich da war, F. immer wieder von dem heftigen Auswurf befreite, den er unter der Maske loswerden musste, und auch auf seine nun wieder freien Hände aufpasste, damit er mit ihnen nicht wieder anfing, herumzureißen.

Ich glaube, er fühlte sich wie mitten in einem Horrorfilm gelandet .... "Sie sind mir unheimlich", sagte er zum Pfleger und zu mir, "Das ist kein Krankenhaus hier, das ist alles Fake ..."

Aber okay, aus seiner Position sah er nichts von den Geräten, die alle seitlich und hinter seinem Kopfende aufgebaut sind und ja nicht ständig laut piepsen, wie es im anderen KH der Fall gewesen war.

Eigentlich sah er nur die gelbliche Decke über sich und vorn die mit Jalousien verhängten Fenster zum Nebenraum, dazu lief wieder die leise Musik, das wird ihm schon sehr unwirklich erschienen sein.

Als er eine andere Maske bekam, um zu inhalieren, verfiel er plötzlich in Panik: "Meine Lippen, alles Salz ..."

"Ach Schatz, leck einfach drüber, du brauchst Mineralien, das gehört zur Inhalation dazu ..."

Das muss alles sehr unangenehm sein, diese wunde Luftröhre, aus der neben Schleim natürlich auch noch Blut kam ... die Husterei unter den diversen Masken und schließlich bot die Schwester ihm an, sie könne ihm noch mal Schleim absaugen. Es würde etwas unangenehm, auf der anderen Seite aber helfen.

Wieder war es gut, dass ich da war, und nun bekam ich wirklich Hochachtung vor meinem Mann, denn ich selber wäre sofort durchgedreht, wenn man mir einen Schlauch durch die Nase tief in mich hineinschieben würde.

Ich hielt seine Hand, er drückte sie ganz, ganz fest, verkrampfte sich regelrecht, ich versuchte ihn abzulenken ... "gleich hast du es schon geschafft ...", und dann war es wirklich erledigt, die Schwester zog den Schlauch aus ihm heraus und zeigte sich hocherfreut, wie viel gekommen war.

Inwieweit er geistig schon wieder voll da ist, kann ich kaum beurteilen, als die Schwester versprochen hatte, er würde gleich etwas zu trinken bekommen, merkte er sich das genau und begann zu meckern, als es noch ziemlich lange dauerte, doch als ich wissen wollte, welche Brille ich ihm mitbringen solle (ich hatte diese Frage extra gestellt, um ihn zu testen), ging ihm das sonstwo vorbei, also schien alles außerhalb des Raumes sehr weit weg für ihn zu sein.

Kein Wunder, wenn man eine "Narkose" von 36 Stunden hinter sich hat - noch immer halte ich diese Maßnahme für falsch -, und nun heißt es abwarten, wie er morgen drauf sein wird.

Gerne wäre ich noch länger geblieben, aber gegen viere begann es dunkel zu werden und dementsprechend unangenehm wurde es dann auch jetzt schon für mich, gleich zweimal an recht unübersichtlichen Haltestellen warten zu müssen - es sind einfach zu viele junge Männer unterwegs - und außerdem wartete ja auch der arme Rexibubi auf mich, der wieder mal gar nicht versteht, was hier abgeht.

Im Bus machte ich dieses Bild vom wunderschönen Sonnenuntergang, der leider nicht ansatzweise so farbenprächtig rüberkommt, wie er wirklich war:


Und dann bekam ich noch mit, wie ein Kollege des Fahrers zustieg und sich mit diesem unterhielt:

"Sag mal, ab morgen müssen wir ja Umwege fahren, weißt du schon, wo lang?"

Ach du je, nun fiel es mir auch ein, dass ich schon vor längerer Zeit gelesen hatte, dass diese einzig sinnvolle Strecke, die unsere beiden Stadtteile verbindet, für mehrere Wochen dichtgemacht wird wegen des Neubaus der Autobahnbrücke.

Gut, dass wir nicht so oft in diese Richtung müssen, hatte ich mich damals noch gefreut, so betrifft es uns eigentlich gar nicht, und nun wurde mir bewusst, dass mein Händchen fürs perfekte Timing mal wieder so richtig zugeschlagen hat.

Die Busse werden fahren, nur wann, das weiß kein Mensch, denn dank der riesigen Umwege sind alle Fahrpläne natürlich außer Gefecht gesetzt.

Das wird ein hübsches Durcheinander werden und ich befürchte, aus den Öffis und mir werden wohl keine innigen Freunde mehr werden.

Dann machte ich mich an die Recherche nach einer Liege, nachdem unser alter Liegestuhl sich tatsächlich nicht mehr aufklappen lässt.

Wenn F. nach Hause darf, wird er die Treppe erst mal nicht schaffen können, also heißt es im Wohnzimmer schlafen und einfacher als das Möbelrücken und Sofaausziehen wird es sicher, wenn ich einen Liegestuhl habe - Hauptsache, ich habe F. im Blick.

Just als ich mich für diesen hier entschieden hatte, gab mein Läppi den Geist auf, nichts ging mehr, gar nichts - er hatte sich beim Updates-Ziehen irgendwie aufgehängt.

Kostete mich ziemliches Gefummele, aber dann bekam ich ihn wieder ans Laufen, schickte meine Bestellung ab und telefonierte dann erst mal mit F.s Schwester, um sie auf den neuesten Stand zu bringen.

Dann war noch ein Haufen Umfragen abzuarbeiten, aber nun um halb elf bin ich durch mit allem und werde mich gleich mal aufs Sofa sinken lassen, um etwas Schlaf zu bekommen.

Und irgendwas essen sollte ich wohl auch mal, vielleicht wenigstens eine Banane?


Habt eine gute Nacht und ... bleibt bitte gesund! 😉


Momente, die keiner braucht

 Mit größter Überwindung zwang ich mir gestern Abend, eine Scheibe Brot mit Teewurst und eine Banane hinein, das Erste seit Tagen und dringend notwendig, auch wenn ich Essen gegenüber nur Ekel empfand.

Geschlafen hatte ich in der Nacht zuvor ja gar nicht und auch in den beiden vorangegangenen nur sehr wenig, also überrollte mich dann die Müdigkeit und ich döste ein, einige Minuten nur, dann schreckte ich hoch und erwischte mich, wie ich in dem Moment, wo mir die Situation bewusst wurde, ganz laut nach F. rief.

Eigentlich so, wie wir es gegenseitig x-mal am Tag tun, vielleicht vergleichbar mit zwei Vögeln, die auf verschiedenen Ästen sitzen und den anderen hin und wieder mit einem deutlichen "Pieeep" auf sich aufmerksam machen, in der Erwartung natürlich, dass der Gegenpiep sofort kommt.

Auch wenn ich auf diesen nun vergeblich warten musste, fühlte ich die Verbundenheit und schickte ihm in Gedanken eine große Portion Kraft, um dann wieder wegzudämmern, und so ging das die ganze Nacht.

Bis halb acht wartete ich, dann ging ich davon aus, dass die Übergabe an die Tagschicht erfolgt sein müsste, und traute mich anzurufen, wurde auch ganz schnell verbunden.

Doch dann ein riesiger Schrecken, ich stellte mich vor, sagte, ich wolle hören, wie es meinem Mann gehe und wie er die Nacht überstanden habe, doch der Pfleger murmelte nur etwas völlig Unverständliches und ... er würde mich gleich zurückrufen ...

Oh, mein Gott, was konnte das denn bedeuten?????

Mein Herz sank nicht nur hinab in die Hose, sondern gleich noch viel tiefer, sozusagen direkt bis in die Kanalisation, ich saß da, schaute ratlos auf das schweigende Telefon in meiner Hand und die Gedanken, die nun in mir kreisten, waren natürlich die schwärzesten, die man haben kann

Bitte schell doch ....

Ja ... zum Glück ließ er mich nur ein paar Minuten warten, dann rief er wie versprochen zurück und berichtetete, F. würde weiter beatmet, aber die Gaswerte hätten sich über Nacht ewas verbessert.

Immerhin, das lässt mich darauf hoffen, dass sie ihn heute wirklich wieder zurückholen könnten und dass er es schafft, wieder selber zu atmen.

Mehr kann ich nicht tun, inständig hoffen und hoffen, hoffen, hoffen ...

Heute werde ich erst später losfahren, habe mir eine Verbindung ab 13:02 herausgesucht, für die ich erst mal ein ganzes Stück laufen muss, und es ist völlig offen, ob diesmal die Angaben von App und Website mit denen auf den Haltestellenschildern übereinstimmen.

Gestern war es ja nicht der Fall und der Fahrer hatte mir erklärt, dass "die das einfach nicht gebacken kriegen", also muss ich mich darauf einstellen, möglicherweise sehr lange an zugigen Straßen herumstehen zu müssen, denn alle Busse, die ich benutzen kann, fahren sonntags nur stündlich und sind natürlich nicht aufeinander abgestimmt. 

Auf dem Rückweg wird es dann noch dramatischer - sowohl App wie auch Website zeigen mir einige Möglichkeiten auf, aber ich hatte gestern vor Ort noch aufs Schild geschaut und dort war für den ganzen Sonntag nur die 24 angezeigt worden, also 15:24, 16:24 usw., Uhrzeiten, die im Internet aber gar nicht erwähnt wurden.

Meine liebe A. hatte mir geschrieben: "Wenn du zum Krankenhaus geht,kann ich gerne fahren" und später noch einmal "Bitte ruf an" - und nun überlege ich, ob ich davon heute tatsächlich Gebrauch machen sollte.

Mal abwarten, wie das Wetter sich entwickelt, ich behalte es auf jeden Fall im Hinterstübchen, dass sie mich vielleicht abholen könnte.

Obwohl ich gerade merke, dass es draußen deutlich wärmer geworden ist als gestern, womit es nicht mehr ganz so grauslich ist, wenn ich sehr lange warten muss.


Fortsetzung folgt - habt bis dahin einen schönen Tag und ... bleibt vor allem gesund!


Samstag, 23. November 2024

So möchte man seinen Lebensmenschen nicht da liegen sehen, ...

... so nicht, niemals! 

Im Gegensatz zum Rückweg verlief der Hinweg reibungslos, beide Busse kamen pünktlich und ich benötigte nicht mehr als eine halbe Stunde von Tür zu Tür.

Ich klingelte an der Intensivstation und nachdem ich mich über die Sprechanlage vorgestellt hatte, öffnete mir eine Schwester und fragte, ob ich erst mit der Ärztin reden oder erst zu meinem Mann wolle.

Für Ersteres sollte ich auf einem Stuhl Platz nehmen, es könne aber noch etwas dauern.

"Na, dann gehe ich auf jeden Fall erst zu meinem Mann", sagte ich und sie führte mich durch ein wahres Labyrinth von Gängen zu einem großzügigen Zweibettraum.

Vorn ein älterer Herr und hinter einem Paravent erwartete mich dann zur Fensterseite hin ein Anblick, bei dem ich nur noch das Bedürfnis hatte, laut aufzuweinen.

So wie Komapatienten nun einmal aussehen, wenn ihnen überall Schläuche heraushängen und sie nicht selbstständig atmen, sondern dies von Maschinen erledigt wird.

Es kostete mich ungeheuere Kraft, mich zusammenzureißen, und dann machte ich mich bei der Schwester sofort unbeliebt, indem ich nun auch sie sofort fragte, warum um alles in der Welt man ihn gleich komplett stillgelegt habe, statt ihm eine Sauerstoffmaske zu verpassen.

(Die nicht invasiven Methoden gelten wohl weithin als wesentlich schonender, aber genauso wirkungsvoll, hier scheint moderne Wissenschaft gegen altvertraute Vorgehensweise zu stehen.)

"Ach, sind Sie die Ärztin hier?", bekam ich sehr pikiert von der Dame zu hören, ich verneinte, machte aber deutlich, dass man auch als Nichtmediziner durchaus in der Lage ist, sich mit solchen Themen zu beschäftigen.

Und damit blieben wir erst mal uns selbst oder besser gesagt mir überlassen, denn F. kann ja im Moment nichts, als als mit weit geöffnetem Mund dazuliegen, völlig hilf- und regungslos.

Nachdem ich ihn ausgiebig begrüßt hatte, setzte ich mich auf einen Stuhl direkt ans Bett und begann unser Handspiel.

Nachts kann er gar nicht ohne, sobald wir in den Betten liegen, taucht seine Hand in meinem auf, er liebt es, wenn ich sie streichle, massiere, und so zieht sich das durch die ganze Schlafenszeit, drehe ich mich oder war mal kurz auf, zack, ist sie wieder da, diese Hand, die so viel Nähe braucht.

Die sie nun natürlich erst recht bekam, wenn auch sehr behutsam um die Kanülen herum, die in ihr steckten.

Mit der anderen massierte ich ihm sanft Schulter und das Stück nackten Arm, das unter dem Kittel hervorlugte, und auf einmal war da wieder dieses, hm, soll ich es Hausfrauen-Reiki nennen?

Schon mit Püppi funktionierte das, besonders wenn sie Bauchweh hatte, forderte sie es regelrecht ein, also schien sie etwas zu spüren und noch immer läuft das nach dem gleichen Muster ab, das ich damals für mich entdeckte, entwickelte? Keine Ahnung, es war plötzlich einfach da ...

Schwer zu erklären, aber irgendwie geht es immer um einen Kreis, den ich das Gefühl habe zu schließen. Meine Hände berühren im Idealfall ein Stück Haut bei mir und meinem Gegenüber, die Füße müssen unbedingt geschlossen sein (warum auch immer *selberratlosschulternzuck*), dann folgt eine ganz tiefe Konzentration auf eine Stelle hinter meiner Stirn und dann das Denken wie in diesem Falle: Kraft, gehe rüber, bewege dich, ganz viel Kraft zu F. ....

Ich weiß selber, wie dämlich das klingt, aber nachdem ich das so für mich vor vielen Jahren herausgefunden hatte, also dass da irgendwas passiert, las ich in der Autobiographie des Dalai Lama, dass die tibetischen Mönche ganz ähnliche Dinge machen. Beispielsweise kann man sie wegen dieser Fähigkeit zur tiefen Konzentration nackig an den Nordpol setzen und sie erfrieren nicht.

Egal, ich mache so was eh nie geplant, sondern es geschieht einfach, so halt auch heute und während ich mir an F. zu schaffen machte und ihm allerlei unsinnige kleine Dinge erzählte, meinte ich auf einmal eine ganz winzige Bewegung an einem seiner Finger zu verspüren.

Fast unmerklich, aber gefühlt hatte ich sie doch und auf einmal kam er mir wieder sehr viel mehr dieser Welt zugehörig vor, als ich ein leichtes Flackern wahrnahm. Komisch, die Neonröhren an der Decke waren auf einmal alle etwas dunkler geworden, so als hätte jemand einen Dimmer betätigt, und ängstlich beobachtete ich nun die ganzen Apparate, ob sich dort auch etwas veränderte.

Stomausfall, während man ohne ihn noch nicht mal einen Atemzug tun kann, das wäre natürlich das schlimmste aller Szenarien und nur deshalb bekam ich die Lichtveränderung vermutlich so genau mit.

Wobei sie aber gut in die Gesamtatmosphäre passte, denn im Gegensatz zu der Intensivstation vom April herrschte hier nicht dieser Höllenlärm von Geräten, die sich gegenseitig mit ihrem Piepsen zu überbieten versuchen, sondern sie bekundeten ihr Tun mit sehr viel dezenteren Geräuschen, so dezent, dass man sogar die leise Musik mitbekam, die aus einem Gerät in der Raumecke ganz sanft ertönte.

Später sollte ich mich mit dem Pfleger noch kurz darüber unterhalten, aber zunächst einmal kamen sie zu zweit und baten mich kurz raus in den Flur, weil sie F. umlagern wollten.

Gegenüber der weit offenstehenden Tür lehnte ich mich an einen Heizkörper, konnte den Gang nach rechts und links überblicken und natürlich ins Zimmer hinein, vorn auf den schlafenden Herrn, weiter hinten sah ich die Schatten hinter dem Paravent an F. herumwerkeln.

Auf einmal ein ohrenbetäubendes Klatschbummpeng, erschreckt sah ich nach rechts und dort gerade noch zu, wie am Ende des Ganges eine Weihnachtsdeko von der Fensterbank flog, so dass die vielen bunten Glaskugeln mit lautem Klirren zerbarsten.

Ausgerechnet die Schwester, mit der ich es mir ja eh schon verscherzt hatte, kam als Erstes aus einem der Räume gesaust, schaute in meine Richtung (weil außer mir ja niemand da war), ich zeigte mit der Hand nach hinten und erklärte ihr: "Ich war's nicht, ich schwöre, ich stand die ganze Zeit völlig bewegungslos hier."

Nun entstand auch vor mir im Zimmer Bewegung, die beiden Pfleger waren offenbar fertig, ich bekam es nur mit einem halben Auge mit, war ja noch bei den Christbaumkugeln, aber als ich dann F.s "Dankee" hörte, schloss ich daraus, dass ich wieder ...

Hähhhh?

Was war das denn jetzt? Sollten die F. so schnell aufgeweckt und wieder ans Reden gebracht haben?

Unmöglich, das war mir klar, aber ich hatte ihn doch laut und deutlich gehört, kenne seine Stimme doch und vor allem den unvergleichlichen schwäbischen Akzent, der ihn das "e" am Ende so langziehen lässt.

Ich meine das nach wie vor noch im Ohr zu haben, aber eine Erklärung dafür habe ich keine, der Zimmernachbar kanns nicht gewesen sein und die jungen Pfleger würden doch kaum bei der Arbeit Höflichkeiten auf Schwäbisch austauschen? *schonwiederkoppkratz*

Nach über zwei Stunden tauchte die Ärztin dann auf, entschuldigte sich für die lange Wartezeit und erklärte mir, dass sie eigentlich noch gar nix wüssten.

Die Nacht über müsse F. auf jeden Fall in diesem Zustand bleiben, aber morgen werde man sehen, ob man ihn eventuell aufwecken und wieder selber ans Atmen bekommen könne.

Grrrr ...

Auch ihr gegenüber erwähnte ich meine Zweifel an dieser Vorgehensweise und bat mit allem Nachdruck darum, das wirklich so kurz wie irgend möglich zu halten.

Als die Pfleger mit F. zugange waren, war mir aus der Ferne aufgefallen, dass sie dabei mit ihm redeten: Herr xxx, wir machen jetzt dies und jenes mit Ihnen, weil ...

Und auch nun kam einer von ihnen noch mit einem Kissen an, packte es F. unter das recht Bein und erklärte ihm dabei, dass das von vielen als wohltuend empfunden würde.

"Glauben Sie, er bekommt wirklich etwas mit hier?", fragte ich nun interessiert, wobei mir währenddessen der Gedanke kam, dass mir das zunächst sehr unwahrscheinlich erschienen hatte, was sich aber änderte, je länger ich mit F. zugange war.

"Man weiß es nicht genau", meinte er nun, "aber es gibt Studien ...."

Im Grunde also das, wie wohl die meisten von uns mit dem Thema umgehen, man weiß nix, hält aber einiges für möglich ...

Und damit wurde es dann Zeit für mich, mich auf den Heimweg zu begeben, auch wenn es mir schier das Herz zerriss, meinen armen F. so dort liegen lassen zu müssen.

Die App der Verkehrsbetriebe hatte mir eine falsche Zeit angezeigt, in Wirklichkeit war der Bus schon weg, so dass ich eine halbe Stunde auf den nächsten warten musste - Zeit, die ich wahrlich lieber an F.s Seite statt am Straßenrand verbracht hätte.

Und nun wurschtele ich mich hier durch alles durch, habe Decken und Kissen vom Sofa bereits gewaschen und die nächste Maschine ist auch gleich fertig. Umfragen sind für heute ebenfalls erledigt, damit käme dann jetzt der schwerste Teil, nämlich hier herumhocken, die Telefone anstarren und in alle Himmelsrichtungen Stoßgebete absenden, dass keines von ihnen schellen möge.

Apropos Telefon: Ich hatte den Sanitätern ja F.s Handy mitgegeben, nachdem ich es nirgendwo entdecken konnte, befragte ich den Pfleger, der erstmalig davon hörte, was schon alle Alarmglocken in mir schrillen ließ. aber dann fand es sich zum Glück und nun werde ich es täglich mit hinnehmen in der Hoffnung, dass er bald wieder in der Lage sein wird, es zu benutzen.


Bleibt bitte gesund - es ist sooo wichtig! 😉

Leider kam es anders ...

 F. gefiel mir den ganzen Tag über nicht, aber er wollte auch nichts davon hören, dass ich einen Arzt rufe, und so schlingerte ich mit meinen Gefühlen auf und ab und klammerte mich daran, wenn der Sauerstoffgehalt immerhin wieder die 90% überschritt.

Gefallen wollte mir das alles aber ganz und gar nicht - diese verdammte riesige Unsicherheit, konnte ich es verantworten, seinem Wunsch nachzugeben, oder wurde das zu riskant und ich müsste den Notarzt kommen lassen?

Hatte ich eben noch Ersteres gedacht, schwang das Pendel zehn Minuten später in die Gegenrichtung aus, so ging das immer hin und her und zwischendurch kam ich schon ins Grübeln, wie lange meine Nerven das noch aushalten würden.

Hundemüde war ich nach den letzten schon sehr aufreibenden Nächten, aber in dieser musste ich ihn noch engmaschiger überwachen, also verbot sich das Bett für mich von selbst.

Als F. aus dem Krankenhaus gekommen war, hatten wir ja die ersten Tage auf dem ausgezogenen Sofa übernachtet, ohnehin viel Möbelrücken für mich, weil das Wohnzimmer sehr eng und vollgepackt ist, aber nun undenkbar, weil der Tannenbaum auch noch im Wege steht. 

Ihn wieder wegzupacken, erschien mir als kein gutes Omen und nun überlegte F. , dass sich oben im Gästezimmer doch noch ein Feldbett befinden müsse, eingepackt in einen Sack.

Hm, und das sollte ich nicht kennen? 

Ich ging suchen und fand zwar kein Feldbett, dafür aber einen Liegestuhl, von dem ich geglaubt hatte, wir hätten ihn gemeinsam mit seinem Geschwisterchen entsorgt, weil da irgendwas mit den Scharnieren nicht mehr gestimmt hatte.

Keuchend schleppte ich das schwere Ding nach unten und versuchte mein Glück, doch leider bekam ich ihn nicht aufgebaut, meine Erinnerung hatte mich nicht getrogen.

F. lag inzwischen auf dem Sofa und für mich blieb nun nur noch der Fernsehsessel, bei dem ich jetzt ausprobierte, wie weit man ihn eigentlich nach hinten ausfahren kann.

Relativ weit, stellte ich fest, ich konnte mich also zurücklehnen und die Beine auf den dazugehörigen Lederhocker packen, zum Fernsehen prima, doch zum Übernachten nicht die komfortabelste Lösung, zumal ich an sich nur auf der Seite schlafen kann, was auf diesem Sessel aber gar nicht geht.

So gut wie möglich kuschelte ich mich ein, hatte den Fernseher leise laufen und kleine Lämpchen so geschaltet, dass ich F. gut im Blick hatte, ohne mich bewegen zu müssen, und knappe zwei Stunden lang ging alles gut, zwar döste ich zwischendurch leicht ein, blieb aber so an der Oberfläche, dass ich jede Veränderung seines Atems mitbekam.

Auf einmal stimmte da gar nichts mehr ...

"Schätzle, das geht so nicht, ich rufe jetzt den Arzt, die können dir besser helfen als ich."

"Nein, lass das, ich will net weg von dir, i will koi Arzt ..."

Weitere fünf Minuten später war der Punkt überschritten, das konnte ich nicht mehr verantworten, da musste F. sich fügen, der nun selbst auch anfing die Notwendigkeit einzusehen.

112 gewählt, mein Sprüchlein aufgesagt, gleich mit dem neuesten Stand an Sauerstoff- und Blutdruckwerten, keine zehn Minuten brauchten sie, gerade genug Zeit für mich, das Sofa irgendwie zugänglich zu machen und Rex in den Garten zu sperren.

Zwei Notärzte waren es und drei Rettungssanitäter inkl. einer -täterin, die sich kurz darauf sehr lieb und zum Glück auch relativ unaufgeregt um ihn kümmerten.

Sofort drückten sie ihm die wohl dringend notwendige Sauerstoffmaske aufs Gesicht, woraufhin der Wert dann gleich auf 96 anstieg, und auch der Blutdruck war einigermaßen in Ordnung.

Irgendwelche Spritzen bekam er - ich hatte hinterher jede Menge Verpackungszeug wegzuräumen - und dann ging die Telefoniererei los, welches Krankenhaus ihn aufnehmen würde.

Wie schon beim letzten Mal weigerte sich die Klinik hier vor Ort - es ist eine Frechheit, denn der Anrufende erzählte seinen Kollegen dann, die Stimme, die sich dort gemeldet hätte, habe ziemlich verschlafen geklungen, offenbar habe man dort schlicht keinen Bock.

So wurde es dann das Krankenhaus im Nachbarstadtteil, per Luftlinie werden es nicht mehr als 7 oder 8 Kilometer sein, mit dem Bus ist es etwas umständlicher und ich werde umsteigen müssen, aber immerhin muss ich diesmal nicht auf die andere Rheinseite.

Um 1:05 sind sie abgefahren mit F., ich gab ihm gute Worte mit und vor allem diesmal auch gleich sein Handy inkl. Ladekabel und dann stand ich auf einmal allein vor dem Haus und fühlte mich so einsam, dass ich hätte schreien mögen.

Habe ich nicht getan, stattdessen ging ich das Chaos beseitigen, die Möbel wieder zurechtrücken und machte mich im Internet auf die Suche nach diesem KH und den Busverbindungen nach dort.

Seitdem starre ich alle paar Minuten auf WhatsApp in der Hoffnung, dass sich an F.s Online-Status etwas verändert haben könnte, was aber bis jetzt nicht der Fall ist.

Denke, eine halbe Stunde warte ich noch, dann werde ich mal anrufen, schätze, er wird von der Notaufnahme direkt auf die Intensivstation gelegt werden, abwarten was ich erfahre.

... und hoffen, aus mehr besteht mein Leben gerade eigentlich nicht mehr. 


Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund!

 

PS: Als ich den Leuten nach dem ganzen Gerenne schwer keuchend die Tür öffnete, fragten sie gleich, ob ich der Patient sei, was ich verneinte.

Das hätte och noch gefehlt, dass die mich einpacken und F. hier vergessen hätten. 🙄


PPS um 4:28: Hoffentlich war es nicht der größte Fehler meines Lebens, den Notarzt gerufen zu haben, denn nun erfuhr ich, dass sie ihn im KH sofort ins Koma gelegt haben, er wird inturbiert und beatmet. 

Während Corona hatte man ausführlich Gelenheit zu lesen, dass diese Methode längst überholt ist und mehr Schaden als Nutzen anrichten kann, d.h. ICH WILL DAS NICHT!!! (... und hoffe inständigst, dass ich das richtig sehe ...)

Nachdem ich das durchdacht hatte, verweigerte mir die Ärztin auf der Station jedes weitere Gespräch und verwies mich darauf, dass ich dann ja während der Besuchszeit mit dem Stationsarzt reden könne.

Wie hilflos kann man sich eigentlich fühlen???

Ausgerechnet zu einer Uhrzeit muss das alles geschehen, wo alle schlafen und man niemanden erreichen kann.

F.s Schwester, die notgedrungen sehr Intensivstation-erfahren ist, habe ich alles geschrieben und hoffe, dass sie sich beizeiten zurückmeldet, denn ich brauche dringend eine zweite Meinung, aber ich werde auf jeden Fall gleich um neune mit dem Bus losfahren - auch wenn die Besuchszeit auf Intensiv wohl erst um 16 Uhr beginnt -, die Vorsorgevollmacht nehme ich mit, außerdem die CD mit den Befunden des letzten Krankenhausaufenthaltes und dann sehe ich weiter, notfalls werde ich die Verlegung in ein anderes KH verlangen.

Freitag, 22. November 2024

Da haben wir sie wieder, die Schwierigkeiten, ...

 ... die man als Ausländer beim Erlernen der deutschen Sprache zu bewältigen hat.

Gestern fragte mich A. über WhatsApp, wie es uns ginge, und ich schrieb, dass F. mir nach wie vor große Sorge mache.

Oh, dann ist er also wieder gesund? So lautete sinngemäß ihre Reaktion und nun erst wurde mir bewusst, wie gründlich man das missverstehen kann.

Den Begriff "sorgen" kennt sie sicherlich, aber dann eher im Sinne von "für jemanden sorgen" und dass "sich um jemanden sorgen" ganz etwas anderes bedeutet, war ihr völlig neu.

Jetzt vor der Prüfung (heute und morgen) will ich ihr damit natürlich nicht das Gehirn verstopfen, aber ich sollte dran denken, demnächst mal darauf zurückzukommen, und werde es ihr anhand ihrer Familie erklären:

Du SORGST FÜR alle, kochst für sie und wäschst ihre Wäsche, kommt aber die Tochter nicht pünktlich zu Hause oder dein Mann steckt auf der Autobahn und meldet sich nicht, dann SORGST du dich UM die beiden. Du hast Angst, dass etwas passieren könnte ...

Wenigstens ein paar sinnvolle Gedanken, die mich aus dem ganzen Scheiß hier mal für ein paar Minuten herausreißen, denn nach wie vor macht das keinen Spaß so.

Gestern hatte F. eigentlich angekündigt, mit ins Bett zu wollen, was für mich eine enorme Erleichterung wäre, da ich ihn da ständig im Blick habe, und um ihm das zu versüßen, erklärte ich mich sogar dazu bereit, zuvor noch mit ihm "Die Bergretter" anzuschauen, eine Serie, vor der ich immer flüchte, zum einen wegen der seichten Geschichten, zum anderen wegen der immer leidenden oder herumzickenden Damen rund um den Hauptdarsteller.

Tapfer quälte ich mich hindurch, nur um am Ende zu erfahren, dass F. das Sofa nun doch lieber sei. 

Da ich mich also auf eine unruhige Nacht einstellen musste, zog ich mich - ich glaube, erstmalig in meinem Leben - gar nicht erst aus, sondern legte mich mit meinem ganzen Klamottenberg aufs Bett, zwar sehr unbequem und überhaupt nicht mein Ding, aber es war mir zu kalt, x-mal leichtgeschürzt durchs Haus laufen zu müssen, und in der momentanen Situation muss ich ja auch immer für alle Fälle gewappnet sein.

Um elfe schickte er mir Blutdruck- und Sauerstoffwerte aufs Handy, alles tipptopp, also war ich erst mal etwas beruhigter, ging aber zwei Stunden später runter, um mich selbst zu überzeugen.

Um halb drei weckte mich Rex - der arme Bursche blickt hier allmählich gar nix mehr und verlangte nach Frühstück, was ich ihm auch gab.

Auch F. war wach, machte keinen schlechten Eindruck, was sich aber eine halbe Stunde später veränderte, als er mir etwas schrieb von Blutdruck 198 zu 168, Sauerstoff 118% und Puls 123.

Hähhh?

Das konnte ja alles überhaupt nicht sein - so schnell wie nun war ich wohl selten aus'm Bett und stürmte nach unten.

Ich konnte nicht ermitteln, was da gewesen war, jedenfalls erschien er mir geistig voll da und als wir nun gemeinsam die Werte ermitteln, war auch alles zumindest ansatzweise im Grünen Bereich.

Meine Güte, was war ich müüüde ..., also wieder hoch und den nächsten Versuch gestartet, etwas Schlaf zu bekommen.

Ging gut bis genau 4:32, da stand dann Rex wieder maulend an meinem Bett.

Kurz überlegt, hm, vor dem Schlafengehen war er noch ausgiebig draußen, hatte ein ordentliches Geschäft erledigt, eigentlich konnte es so dringlich nun noch gar nicht sein, also versuchte ich ihn zu beruhigen und zurück auf sein Bett zu schicken.

Was gelang, bis 6 Uhr, dann ging es von vorne los und als ein Blick durch die geöffnete Schlafzimmertür mir zeigte, dass von unten Licht heraufschimmerte, war mir klar, dass es das nun endgültig gewesen war, denn F. hatte sich bereits vom Sofa erhoben und belegte nun für die nächste Dreiviertelstunde das Bad.

Blöd gelaufen für mich, diese Zeit hätte ich gerne noch verpennt, denn wenn ich erst mal auf bin, dann muss ich selber auch dringlich dort hinein. 🙄

So holpert mein Leben nun weiter vor sich hin und ich träume von Zeiten, als es noch Ärzte wie meinen Opa gab, die ihre Patienten ganz selbstverständlich auch zu Hause besuchten, denn so etwas würde mir nun natürlich ein sichereres Gefühl geben, auch wenn wir so oder so von Sicherheit ganz weit entfernt sind und die Angst über allem schwebt. 

Außerdem glotzt mich der dunkle Tannenbaum an.

Aufgebaut habe ich ihn schon vor Tagen, auch die Lichterketten sind dran, nur ... ich finde ums Verrecken nicht die Mehrfachsteckdose, ohne die ich sie nicht ans Leuchten kriege.

An sich etwas, um das sich F. immer kümmert, aber im Moment ist er dazu nicht in der Lage und ich lasse den Baum nun ganz bewusst so stehen, denn wenn er dann leuchtet, dann wird das ein Zeichen sein, dass es F. wieder besser geht. So viel Zeit muss sein ...


Habt einen schönen Tag und ... bleibt oder werdet bitte gesund! 😉


Donnerstag, 21. November 2024

Fladenloch, Flockedach?

 Irgendein Wort hatte ich mir in meiner unvergleichlich sauberen Handschrift auf einem der Schmierzettel notiert, die unter einem Platzset auf dem Couchtisch immer bereitliegen - ich weiß noch, dass ich begeistert war, weil diese spontane Wortkreation meine Stimmung, unsere momentane Situation so gut beschrieb, und nahm mir vor, im heutigen Blog darauf einzugehen.

Nur, wie soll ich das machen, wenn ich den Mist selber nicht mehr entziffern kann? 🤣

Falls jemand eine Idee haben sollte, hier ist das ominöse "Werk":


Stimmungsmäßig ist hier wirklich alles sehr mau, mir geht es nicht gut, aber F. geht es richtig schlecht und ich werde gleich mal beim Hausarzt anrufen, ob und was ich noch machen könnte.

Mit Essen ist es ganz schwierig, er verweigert fast alles, das bereits Vorgekochte musste ich tatsächlich wegwerfen, etwas, das hier sonst nie vorkommt.

Der Reis war aber noch okay, also fragte ich F., ob ich ihm dazu vielleicht eine Brühe machen sollte, ob er denke, das bekomme er runter?

Ja, meinte er, und dann fiel mir ein, dass ich auch noch Suppenfleisch eingefroren hatte, also wurde aus der Brühe ein Rindfleischsüppchen, und immerhin einen halben Teller schaffte er, nachdem diese zwei Stunden später fertig war.

Dazu der erste Schnee, der zum Glück nicht liegen blieb, denn schippen zu müssen, das hätte auch mich deutlich überfordert.

So, neuer Zwischenstand, nachdem ich gerade irgendwann doch noch mit meinem Anruf durchkam, obwohl ich eigentlch das Telefon freihalten muss, denn der Gasmann hat sich zwischen 7:45 und 11:45 angekündigt und ruft ja vorher immer noch an.

Wie immer, der Doc ist noch nicht im Hause, steht mit seinem fetten Geländewagen im Stau, den er wohl grundsätzlich nicht einplant, obwohl er ihn jeden Tag betrifft. 🙄

Grippostad hätte ich im Haus, sagte ich der Mitarbeiterin, sei aber unsicher, ob ich ihm das geben könne, und hätte daher lieber eine ärztliche Meinung dazu.

Die sie versprach einzuholen, nur ... das könne eben dauern, weil er ja im Stau stehe. 

Diese Ängste um F. schaffen mich im Moment ganz ordentlich, ständig schaue ich, wie er atmet, wenn er wie ein nasser Sack in seinem Sessel hängt, und immer wieder gehe ich ihm auf die Nerven, dass er doch bitte seinen Finger in den Pulsoximeter stecken möge, um die Sauerstoffsättigung seines Blutes zu ermitteln.

Im Frühjahr hatte er sich ja selber mit CO2 vergiftet, das darf auf keinen Fall noch mal passieren.

Ansonsten sind meine Gedanken nach der gestrigen Diskussion weiter auf Zeitreise und ich muss heute ständig an den Rosenmontag denken, wie er früher einmal war. 

Schon um die vorletzte Jahrhundertwende war der Vater meiner Großtante stolz ein Wohn- und Geschäftshaus an einer der beliebtesten Einkaufsstraßen der Stadt zu besitzen (die sich inzwischen so verändert hat, dass A. der Meinung ist, dort sei es genau wie in Istanbul):

                          (Die Zweite von rechts auf dem Balkon ist übrigens meine Tante.)

Und als ich viele Jahrzehnte später ebenfalls dort aufwuchs, hatte sich am Status nicht viel verändert. Um in den vielen Fachgeschäften auf dieser sehr langen Straße einzukaufen, kamen die Leute auch aus anderen Stadtteilen herbei, doch die schöne Gründerzeitfassade hatte leider einer völlig gesichtslosen weichen müssen, da man die ganze Straßenseite mit einem Arkadengang versah, damit die Menschen nun auch bei Regen im Trockenen flanieren konnten. 

Wir selbst bewohnten schräg gegenüber die gesamte dritte Etage eines ebenfalls wunderschönen Gebäudes und nie werde ich die Stimmung vergessen, die jeden Rosenmontag Einzug hielt.

Ab ca. 10 Uhr fuhren keine Straßenbahnen mehr und auch für Autos war alles gesperrt, nach und nach wurde alles immer feierlich-fröhlicher.

Im ersten Haus neben Tante befand sich ein Juwelier - dort hatte ich es tapfer überlebt, wie man mir die ersten Ohrlöcher stach, daneben war der Frisör, bei dem ich meine langen Haare vor Beginn des ersten Schuljahres ließ, woraufhin ich mich fühlte wie Annika von Pippi Langstrumpf, dann kamen Gemüseladen, chemische Reinigung, der große Supermarkt, in den ich so oft von Muttern geschickt wurde, dann folgen der Platten-Laden, das Möbelgeschäft, Tabak, Drogerie, Damenmoden usw. bis hin zum Elektrogeschäft, das dem Vater eines Grundschulklassenkameraden von mir gehörte.

Sie alle ließen sich nicht lumpen, alles war bunt geschmückt und während an den Ständen die ersten Bierchen flossen, setzte der Fernseh- und Elektromann große Boxen ins Freie und beschallte die ganze Straße mit "Humba Täterääää" ...


Hach, war das immer schön, diese allseits gespannte Vorfreude auf den großen Karnevalsumzug, der traditionell durch unsere Straße führte - bequemer ging's ja gar nicht für uns. 😊

Gegenüber hatten die Tanten sich schon Kissen auf die Fensterbänke gepackt, damit ihre Arme es weich haben sollten, überall lagen die Menschen in den Fenster und vielfach hörte man von innen den Radau fröhlicher Partys nach draußen schallen und man sah, dass viele Wohnungen auch von innen geschmückt waren mit Luftschlangen und -ballons.

Wir Kinder konnten uns oft nicht so recht entscheiden, von wo aus wir schauen sollten - von oben sah man viel mehr, aber unten hatten wir natürlich die Chance, Kamelle zu sammeln, also Bonbons, die mit vollen Händen von den Wagen geworfen wurden.

Und dann war es endlich so weit, irgendwelche Anzeichen verrieten uns immer, dass der Zug nicht mehr weit weg war, was sich auf der Straße noch bewegte, ging nun zunehmend in eine Richtung und immer mehr Menschen versammelten sich auf den Bürgersteigen bzw. den nun natürlich autofreien Parktaschen vor den Arkaden. 

Neben ganz vielen Prinzessinnen sprangen kleine Cowboys und Indianer en masse herum, knallten mit ihren Spielzeugpistolen, was das Zeug hielt, auch viele Erwachsene hatten sich verkleidet und die Stimmung war einfach grandios.

Auch später noch, als wir schon etwas älter waren und meine Freundin A. und ich an diesem Tag gerne noch auf den Jöck gingen, nachdem der Zug durch war.

Auf den Jöck, das hieß, dass wir uns in unseren Verkleidungen mitten ins Kneipentreiben begaben, wir zogen immer weiter, trafen hier Bekannte, lernten dort neue kennen, bis tief in die Nacht bzw. den frühen Morgen ging das und nirgendwo musste man Angst haben.

Dass sich Letzteres rapide zu verändern begann, erlebte ich dann am Rosenmontag 1980, dem Vorabend der Mathe-Vorklausur fürs Abi, ab da war bei aller Liebe nicht mehr zu übersehen, wie sich die Haltung Frauen gegenüber vonseiten mancher junger Herren, wie sich überhaupt alles wandelte.

Aber immerhin schön, wenn man solche Erinnerungen noch hat - einer der wenigen Vorteile, wenn man schon ein paar Tage mehr auf dem Buckel hat. 😀


Sooo, inzwischen hat sich einiges gerührt hier, die Praxis rief zurück, jawoll, F. darf Grippostad einnehmen und der Gasmann meldete sich, er sei in 30 bis 40 Minuten hier, was es für mich mit Rex nicht unbedingt leichter machte, denn an den Vorbereitungen bekam er mit, dass was im Busche war, ließ sich aber kaum einfangen, dazu kam das Problem, dass F. im Moment nicht mal sitzend in der Lage ist, ihn an der Leine zu halten.

Nun ist es überstanden, der Tank wieder voll und Rex aus dem Garten befreit, aber F. gefällt mir nach wie vor nicht, hängt in seinem Sessel und nickt immer wieder weg.

Diese Verantwortung ist schwer für mich zu ertragen - ist es in Anbetracht der Umstände okay oder müsste ich einen Arzt rufen?


Habt einen schönen Tag und bleibt ... bitte gesund! 😉

Mittwoch, 20. November 2024

"Zahl von Übergriffen steigt massiv"

Hier kann man es nachlesen, wie es sich für Frauen inzwischen in den Berliner Öffis anfühlt, und das unterscheidet sich kein bisschen von den Gegebenheiten, wie ich sie hier erlebe.

Gut entsinne ich mich daran, wie meine Eltern einst gerne mal abends loszogen in die Stadt. Der "Hausfrauenreport" 😁 lockte sie ins Kino und hinterher gab's noch einen Schaufensterbummel und ein Bierchen in einer der unzähligen Kneipen. 

Wo es heute neben Leerstand Handyläden, Barbershops, Dönerläden, Nagelstudios, Spielhallen und orientalische Brautmoden gibt, lockte damals noch ein breites Angebot an Fachgeschäften mit liebevoll dekorierten Schaufenstern, Muttern informierte sich auf diesem Wege über neueste Modetrends, auch zu später Stunde war die Innenstadt noch sehr belebt, und zwar durch Menschen, vor denen man sich in der Regel nicht fürchten musste.

Was heute ganz anders aussieht, schon seit vielen Jahren erscheint es mir als viel zu gefährlich, abends noch unterwegs zu sein, also verzichte ich auf die Teilnahme an kulturellen Veranstaltungen, die ich früher gerne und häuftig besuchte.

Man muss sich das mal reintun, allein in den letzten 10 Jahren ist der Anteil an Sexualdelikten in den Berlinder Öffis um 260% gestiegen - Frauen als Freiwild und auch für Männer gibt es keinen Grund, sich sicher fühlen zu können, denn wenn es nicht ihre Körper sind, die sie für Täter begehrenswert machen, dann doch vielleicht ihre Handys oder andere Habe und oft reicht ein einfaches und womöglich sogar versehentliches In-die-Augen-Schauen, schon kann es passieren, dass man ein Messer am Hals hat. 

Nun will man also eigene Waggons nur für Frauen anbieten, doch selbst wenn das etwas mehr Sicherheitsgefühl bringen sollte, was ist mit den Haltestellen und es geht ja auch nicht nur um die U-Bahn, sondern auch um Busse, auf die das Warten inzwischen zum unschönen Abenteuer werden kann, wenn man allein zwischen Gruppen junger Herren herumstehen muss. 

Wobei ja im Grunde Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker 2016 allen Frauen den entscheidenden Tipp gab: Haltet eine Armlänge Abstand ... (schon könnt ihr euch sicher und geborgen fühlen) 😁 😡

Lieber zu schöneren Themen, sofern sie sich gerade finden lassen, denn wir sind immer noch beide ganz ordentlich malade.

Mein Bruder hatte mich ja ums Rezept für Rosinenkuchen gebeten, das ich aus Nostalgiegründen immer noch in der Originalversion aus den Achtzigerjahren verwende:


Als meine Schwester mit ihrer Familie noch hier in der Stadt lebte, geschah es mehrmals, dass sowohl ihre Schwiegermutter wie auch ich einen Rosinenkuchen zu Festen mitbrachten, und vermutlich hatte mein Bruder den Unterschied noch sehr präsent, denn der der Schwiegermutter schmeckte in etwa so wie meiner, bevor ich die Verbesserungen im Rezept vornahm.

Wir waren frisch verheiratet und obwohl ich auch damals schon recht gut kochen konnte, verfügte ich über keinerlei Backerfahrung, da meine Mutter dieses Thema weitgehend ausklammerte - sie selber aß nicht gern Süßes, deshalb hatte ich diesbezüglich nichts von ihr gelernt.

Nun begann F. vom Rosinenkuchen seiner Mutter zu schwärmen und ich rief die meinige an, um nach dem Rezept zu fragen, denn ganz selten einmal hatte es ihn bei uns auch gegeben - bei Oma ja sowieso.

So wie Muttern sie mir ansagte, notierte ich die Zutaten auf diesem Zettel, machte mich ans Werk und war betrübt, als F.s Begeisterung sich deutlich in Grenzen hielt.

Dann gab's ihn mal bei seiner Mutter und nun war auch ich verblüfft über den riesigen Unterschied.

Wir verglichen unsere Rezepte und siehe da, nachdem ich Zucker, Butter und Eier fast verdoppelt hatte, wurde auch mein Kuchen zu einem Träumchen und ist bis heute F.s Lieblingskuchen. 😀

Nun bekam Brüderlein also eine Kopie meines fettvertatschten Schmierzettelchens und fragte einen Moment später an, was denn eigentlich mit Rosinen sei und Bittermandelöl? 🤣

Na klar, und es kommen auch noch Orangeat und Zitronat mit hinein, teilte ich ihm mit und beschrieb ihm, wie ich diese zunächst heiß abbrause und dann in etwas Rum tränke, merkte aber doch, dass ich dieses Rezept vielleicht doch mal richtig komplett und sauber aufschreiben sollte, denn so kann ja wirklich nur ich selber etwas damit anfangen. 😊

Später bekam ich ein Foto seines Werkes, gut schaute er aus, der Kuchen, nur etwas zu hell.

Ja, er habe ihn mit der Eco-Funktion seine Backofens gemacht, meinte er - was immer das auch sein mag. 🙄

Nebenher tauschte ich mich mit A. aus, bei der man Flüssigkeit im Herzbeutel und vergrößerte Vorhöfe entdeckte, und mit der anderen A. arbeitete ich wieder an ihren Texten. 

Dann auf einmal - wie niedlich - kam dies hier von ihr:

"Nach der meine Kinder zur Schule fahren,kann ich dir ein paar Suppe mitbringen"

So ungeheuer lieb ist sie, so warm, trotzdem musste ich dankend ablehnen, denn beide haben wir im Moment keine Lust auf Essen und ich muss mich eh schon abmühen, irgendwas in uns hineinzubekommen.

Dann aber wenigstens Kekse und Kuchen, frage sie nun an, auch das lehnte ich ab, denn meine Speisekammer ist wirklich gut bestückt und nun schrieb sie dies hier, gefolgt von einem dicken roten Herzen:

"Wenn du Hilfe brauchst,bitte Ruf uns an" 🥰

 Meine Gefühle dazu brauche ich sicher nicht näher zu beschreiben, einfach ein Goldschatz ist sie! 😊

Die Nacht verbrachten F. und ich getrennt voneinander, weil ihm die Treppe zu anstrengend war, und zunächst befürchtete ich, das könnte für mich eine völlig schlaflose Nacht bedeuten, denn auf einmal war der Sauerstoffgehalt in seinem Blut auf 74 abgesackt.

Ein Wert, bei dem im Grunde die unverzügliche Einweisung ins KH nötig ist, dementsprechend bibberte und beobachtete ich. Bis ich hochging, war er immerhin wieder bei 88, F. wirkte völlig klar im Kopf und versprach mir, immer wieder mal zu messen und mir das Ergebnis per WhatsApp nach oben zu schicken.

Was er brav einhielt und auch als ich zwischendurch nach ihm schauen ging, war ich ganz zufrieden, aber ich muss halt höllisch aufpassen, damit mir da nichts entgeht. 

Und nun schaun mer mal, was uns der Tag bringen wird.

Habt einen guten solchen und ... bleibt bitte gesund! 😉

Dienstag, 19. November 2024

Außer Gefecht

Ja, es hat uns gründlich erwischt und nach wie vor macht mir das bei F. natürlich große Sorge. Mehrmals am Tag lasse ich ihn den Sauerstoffgehalt in seinem Blut überprüfen. 

Mich mit A. zu treffen, den Gedanken daran habe ich erst mal weit weg geschoben, aber immerhin haben wir herausgefunden, dass wir einiges auch per WhatsApp erledigen können, wenn sie mir ihre Arbeitsbögen abknipst.

Sie wünsche mir, schrieb sie irgendwann, dass ich bis zu meinem Geburtstag wieder gesund sei, und ich antwortete, dass das eigentlich völlig unwichtig sei, da wir ja eh keine Familie mehr haben, mit der man feiern könnte.

"Wir sind auch deine Familie!", schrieb sie mir daraufhin und ich hätte sie einfach nur knuddeln mögen dafür, so gut taten mir diese paar Worte. 🥰

Außerdem fragte mein Bruder an wegen meines Rezeptes für Rosinenkuchen, den er als "unvergleichlich lecker" in Erinnerung zu haben meinte, und dann meldete sich auch die andere A., die sich immer noch in der Psychiatrie befindet und sie heute einem TEE unterziehen muss, einem Herzultraschall über die Speiseröhre.

Überall fast los. nur ich hock mehr oder weniger schachmatt hier herum ... 🙄

 

Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😉

Montag, 18. November 2024

Da gibt es nüscht zu erzählen, ...

 ... wenn zwei den ganzen Tag herumschniefen und husten, was das Zeug hält.

Ich hatte so sehr darauf gehofft, dass es sich bei mir nur um eine Reaktion auf die Impfung handeln könnte, aber da ich F. inzwischen angesteckt habe, kann ich das wohl vergessen, d.h. vermutlich habe ich es mir wieder von A.s kleinem Sohnemann geholt, der mir vorkommt wie eine Sammelstelle aller Viren, für die man im Kindergarten "hier" schreien kann.

Obwohl er eigentlich auch schon ständig kränkelte, als er noch nicht mal im Kindergarten war.

Bei meinen Nichten war es damals auch nicht anders, fast jedes Mal haben sie uns nette, kleine Viren mitgegeben, wenn wir von dort wieder losfuhren - so ist es halt mit kleinen Kindern, nur sollte ich mir wohl überlegen, ob ich F. dieses Risiko weiter so zumuten darf, oder ich muss es A. noch einmal klarmachen, dass wir geplante Treffen unbedingt verschieben müssen, wenn der Lütte daheim ist. Das ist er, wenn er knatscht, und knatschen tut er in der Regel, wenn er etwas ausbrütet.

Apropos Kinder und insbesondere Jungs: Als wir letzte Woche beim Arzt im Wartezimmer mit diesem Mann in Zimmermannskluft ins Gespräch kamen, redeten wir nicht nur über "Cordyceps", sondern auch über Arbeitsmoral, Pflichtbewusstsein usw. und landeten schließlich bei der Erziehung, die heute ja nicht mehr unbedingt auf solche Dinge abzielt ...

Nun entspann sich dieser kurze Dialog:

Der Mann: "Wenn ich nicht gespurt hab, hab ich se mit nem Stock gekriegt."

F.: "Jo, bei mir war's der Kleiderbügel und manchmal auch ein Gürtel."

Der Mann: "Und mal ehrlich, hat uns das geschadet?"

F.: "Nö, und wir hatten es in der Regel ja auch mehr als verdient." 😁

Nicht, dass ich derartige Methoden befürworten würde, Gott bewahre, bei mir hätte ein Kind niemals Schläge bekommen, aber die beiden ließen doch deutlich durchblicken, dass ihnen diese "Lösung" deutlich lieber war, als womöglich stundenlange, ernsthafte Gepräche über ihr Verhalten führen zu müssen.

Eine Erfahrung, die ich übrigens auch im vierten Schuljahr machte.

Unser Klassenlehrer, der Konrektor der Schule, war noch so richtig von altem Schrot und Korn. Sehr streng, aber ... wir lernten auch ungeheuer viel von ihm und damit nicht täglich mit Petzereien angefangen wurde, hatte er samstags eine Petzstunde eingerichtet, wo sie alle losschimpfen durften, der Klaus hat mir mein Federmäppchen geklaut oder der Peter mir ein blaues Auge gehauen.

Dann gings ans Bestrafen und Herr L. stellte es frei, ob man eine Strafarbeit schreiben oder lieber Schläge auf den Hintern haben wollte.

Bis auf Katrin S. betraf es ehr nur die Jungs, aber ... sie alle, Katrin S. eingeschlossen, entschieden sich für die Hiebe, zogen "kurz mal bisschen Aua" deutlich langwierigeren, wenn auch humaneren Aktionen eindeutig vor, im Grunde also genauso, wie es auch F. und dieser Mann viele Jahrzehnte später immer noch sahen. 

Tja ...

So, unnu gehe ich mal den kleinen Tisch für den Tannenbaum runterholen.

Zwar hat F. mich heute Nacht so sehr geärgert, dass ich wutentbrannt ins Wohnzimmer umgezogen bin und fürs Erste auch sämtliche Küchentätigkeiten einstelle, aber um den Tannenbaum sollte ich mich wohl trotzdem langsam kümmern. 


Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😉

Sonntag, 17. November 2024

Allerorten Zauberhände?

 Die erste machte sich am Rolladen zu schaffen, und natürlich gehörte sie zu F., der sich endlich überwand, mal danach zu sehen, nachdem ich angekündigt hatte, in einer dunklen Küche jegliche Arbeiten einzustellen. 😁

Natürlich hatte ich die Fensterbank bereits abgeräumt und hätte mich auch selber gekümmert, doch mit meinen etwas zu weichen Fingernägeln hatte ich keine Chance, das Platikgehäuse auch nur geöffnet zu bekommen. 

Das war eindeutig eher für F.s harte Krallen geeignet, außerdem ist das Wickeln und Spannen des Gurtes ein Geduldsspiel und bei solchen Fummeleien ist F. bessser als ich. 

Nun läuft er wieder geschmeidig, der Rolladen, und ich ... sehe endlich wieder, wer von den Nachbarn zu Hause oder unterwegs ist. 😅

Tja, und dann ist da noch diese seltsame Handlampe, die seit Jahren in der Küche auf dem Regal über der Eckbank steht und regelmäßig wie von Zauberhand bedient wird.

Schon vor Jahren beschrieb ich es mal, was sie da oben treibt, und bis jetzt hat sie ihr Verhalten kein bisschen verändert:


 Sie steht da einfach so herum, keiner beachtet sie oder fasst sie gar an, trotzdem schaltet sie sich hin und wieder ein und leuchtet dann über Stunden, ohne dass sich ein Knopf finden ließe, wo man das abstellen kann.

Sicher der nächste Spuk hier im Hause, oder? 😁

Ansonsten hoffe ich, dass es allmählich wieder aufwärts geht. Zwar war die Nacht ziemlich verhustet, aber gestern Abend hatte ich nach tagelang fehlendem Appetit auf einmal wieder richtig Hunger und werte das jetzt mal als gutes Zeichen.

Ach ja, und nachdem unsere neuen Pillen gestern schon eintrafen, befragte ich noch mal KI dazu, nachdem ich im Internet allgemein nur Gutes darüber gefunden hatte, und erfuhr vom Copiloten dies hier:

"ist cordyceps gut für die gesundheit?

Ja, Cordyceps wird oft als gesundheitsfördernd angesehen. Hier sind einige der wissenschaftlich belegten Vorteile:

  1. Leistungssteigerung: Cordyceps kann die körperliche Leistungsfähigkeit und Ausdauer verbessern, indem es die Produktion von Adenosintriphosphat (ATP) erhöht, das für die Energieversorgung der Muskeln unentbehrlich ist.

  2. Stärkung des Immunsystems: Es kann das Immunsystem stärken und die allgemeine Gesundheit unterstützen.

  3. Herz-Kreislauf-Gesundheit: Cordyceps hat antioxidative Eigenschaften, die die Herzgesundheit unterstützen und Entzündungen reduzieren können.

  4. Anti-Aging-Eigenschaften: Es wird traditionell verwendet, um Müdigkeit zu reduzieren und die Lebensqualität älterer Menschen zu verbessern.

  5. Unterstützung der Nieren- und Atemwege: Es kann die Gesundheit der Nieren und Atemwege unterstützen."

Klingt wirklich gut, nicht wahr?

Wir werden sehen, ob und wie es wirklich wirkt. 😊

 

Habt einen schönen Sonntag und ... bleibt bitte gesund! 😉