Mittwoch, 30. April 2025

Was für ein schöner Tag

 Mein Bus-Plan ging voll auf, zwischen halb zehn und zehn erwartete F. uns, hatte A. mir geschrieben, und da sie selbst direkt vom Kindergarten aus hinlaufen würde, machte ich mich auf eigene Faust auf den Weg und nahm zunächst den Bus in den Nachbarstadtteil.

Wo ich mit Erschrecken feststellte, dass nun auch der Haushaltsdiscounter Kodi seine dortige Filiale schließt. Allmählich gehen uns echt die Läden aus hier - überall nur noch Leerstand - und sicherheitshalber deckte ich mich gleich mit drei Glühbirnen ein.

Schon wieder draußen überlegte ich, dass der nächste Bus ja erst in gut 20 Minuten kommen würde. Sollte ich also lieber laufen?

Hm, nö, denn nun wurde mir erst richtig bewusst, wie günstig ich die Birnen bekommen hatte. Klar, die haben ja wegen des Ausverkaufes alles um 40% reduziert.

Nun fiel mir die Entscheidung leicht, statt mich zu Fuß auf den weiten Weg zu machen, ging ich lieber noch einmal zurück in den Laden und fand tatsächlich noch eine Backform zum Schnäppchenpreis - gut so, denn die alte ist inzwischen so marode, dass mir sogar F.s Lieblingskuchen darin kleben bleibt.

Und einen Handwärmer mit Herzchen nahm ich für F. noch mit, so war die Tafel Schokolade nicht so einsam, der nächste Winter kommt bestimmt und da wird F. ihn auf dem Markt gut gebrauchen können. (Ich spreche da ja aus Erfahrung. 😉)

Und nun ging es weiter wie am Schnürchen, der Bus fuhr sogar drei Minuten zu früh ab und hielt dann direkt bei F. um die Ecke.

Ihr Haus hatte ich mir bei Google Maps schon angesehen, erkannte es also gleich, ging in die zum Garten hin offene Einfahrt hinein und überlegte. ob sie wohl schon draußen sei oder ich doch besser an der seitlichen Haustür klingeln sollte?

Ha, Tarcin, die braune Labradorhündin ...


 ... enthob mich aller weiteren Grübeleien, denn sie bellte so laut, dass F. die Tür gleich öffnete. 😅

Sofort kam sie die zwei Stufen herabgesprungen und drückte mich erst mal so richtig herzlich, dann ging es ins Haus hinein, auch ein älteres Exemplar, das sie als Patchworkfamilie mit insgesamt 8 Kindern, von denen aber nun so gut wie alle aus dem Haus sind, erst vor einigen Jahren kauften und nun nach und nach umbauen.

Ganz locker läuft es mit ihr, völlig unverkrampft und so durfte ich mir gleich ihre riesige und wirklich schicke Küche anschauen, bevor wir uns im Wohnzimmer niederließen.

Bei M. und A. gibt es ja keine Tische vor den beiden Sofas, der Raum wirkt sehr steril mit den schneeweißen Wänden, an denen nicht die kleinste Deko hängt, dazu die grelle neofarbene Beleuchtung, die mir ja auch bei den von ebenfalls strenggläubigen Muslimen Häusern in meiner Nachbarschaft auffällt, umso überraschter war ich nun, dass es bei F. deutlich anders aussieht, MIT Tisch und sogar eine Sternenlichterkette hatte sie an der Wand hängen. 

Für mich sehr interessant zu sehen, F. ist in Deutschland aufgewachsen, das macht sicher einen Unterschied auch bei den Traditionen, wie man seine Wohnumgebung einrichtet.

Von der mit dem Schuhe-Ausziehen hat aber leider auch sie sich nicht verabschiedet. Zum ersten Mal in diesem Jahr war ich barfuß unterwegs und musste nun von meinen Schlappen in kuschelige Plüschhausschuhe wechseln, von denen ich natürlich keine Ahnung habe, wessen Mauken da schon drinsteckten.

Nach wie vor empfinde ich das als ziemlich ekelige Angelegenheit, fühle ich mich doch in meinen eigenen Schuhen eindeutig am wohlsten.

Vielleicht eine Viertelstunde lang unterhielten wir uns sehr angeregt, dann bellte Tarcin wieder und nun trudelte auch A. ein.

Und jetzt kam die nächste Überraschung für mich, denn F. sieht es deutlich weniger eng mit der Bewirtung als A., die ja immer groß auftischt. A. wollte Tee, F. und ich entschieden uns für Cappuccino in großen Pötten, auf den Tisch hatte sie einfach zwei Schalen gestellt, die eine mit fertig gekauften Keksen, die andere mit etwas Sesamgebäck und das war's, kein Gedöns, herrlich für mich.

Bald darauf wechselten wir mit allem in den riesigen Garten, in den mein eigener vermutlich locker vier Mal hineinpassen würde.

Auch dort merkte man, dass alles noch im Entstehen begriffen ist, aber es war nicht zu übersehen, wie liebevoll einige Blumenbeete samt Deko und auch noch ein richtig langes Hochbeet für Gemüse bereits angelegt sind.

Und der gepflegte Rasen, hihi, der wäre ein gefundenes Fressen für Rex, da hätte er so richtig viel Fläche zum Zerstören. 🤣

Nicht so Tarcin, die ein ungeheuer wohlerzogener Hund ist, obwohl F. vor ihr noch über keinerlei Erfahrung verfügte. Sogar von A. hielt sie sich ganz brav in weiter Ferne, denn sie hat tatsächlich auch vor diesem "Schäfchen" noch ordentlich Angst.

Und nun zerrann uns die Zeit buchstäblich unter den Fingern, wir lachten viel, hatten Spaß, redeten aber auch sehr intensiv über die unterschiedlichsten Themen, wesentlich tiefgehender, als ich es sonst mit A. allein kann, denn nun übersetzte F. ihr manches kurzerhand ins Türkische, für das ich mich sonst arg hätte abmühen müssen, um es A. zumindest ansatzweise verständlich zu machen.

Und wieder einmal kam von A. die Feststellung, dass sie Deutsch am allerbesten versteht, wenn ich es spreche. Bei allen anderen vermutet sie starken Dialekt, nun auch bei F. 😁

Ich denke, es liegt daran, dass ich natürlich ziemlich gut weiß, was sie problemlos versteht und wo es hängen könnte. Dementsprechend formuliere ich und wenn ich Wörter benutze, von denen mir klar ist, dass sie sie nicht kennt, liefere ich sofort entsprechende Erklärungen.

Die übrigens auch F. begeisterten: "Boah", sagte sie mehrmals", "das hast du aber toll rübergebracht, auf diese Ideen käme ich gar nicht erst."

Wobei aber auch sie, obwohl ja hier aufgewachsen, selber immer wieder feststellt, dass ihr Deutsch noch reichlich Luft nach oben hat.

Die Schuld dafür sieht sie bei ihren Eltern, die davon ausgingen, als Gastarbeiter bald wieder in die Heimat zu gehen, und sie dementsprechend auf eine türkische Grundschule schickten. Ohne ein Wort Deutsch kam sie dann in der weiterführenden Schule an, hinkte dadurch hinter den anderen her und konnte das auch nie mehr aufholen, da ihr gesamtes privates Umfeld natürlich türkisch war. 

Gegen eins meinte A., sie müsse langsam los, den Kleinen vom Kindergarten abholen, und F. wies mich sofort darauf hin, dass das aber nicht bedeuten müsse, dass ich deshalb auch schon gehe, sie freue sich doch so sehr über die nette Abwechslung.

Okay, ich schaute zwar schon mal in die App, wann die Busse überhaupt fahren, aber wir saßen so wunderschön dort im Garten bei diesem Prachtwetter, dass ich A. allein gehen ließ und alsbald waren F. und ich wieder mitten im Gespräch.

Sie trägt so einiges an Ballast auf ihrer Seele, die kürzlich verstorbene Mutter, der seit vier Monaten verschwundene Sohn, Eheprobleme mit ihrem Mann, Auseinandersetzungen mit den anderen Kindern, dazu die Angst vor der Diagnose, was in ihrem Kopf los ist, immer viel Arbeit und von keinem in ihrer Familie fühlt sie sich so richtig ernstgenommen.

Es tat ihr sichbar gut, über all das mal mit jemandem reden zu können, und das werden wir sicher fortführen, denn ich mag sie wirklich. Für "nach Muttertag" haben wir beschlossen, dass sie einmal zu mir kommen wird. Leider wird es zu dritt nicht gehen, weil Rex sich nicht so einfach auf Abstand halten lässt wie Tarcin, aber die liebe A. treffe ich dafür schon übermorgen um 10 Uhr wieder.

Sogar zu F. hatte sie Unterlagen mitgebracht, um mir zu zeigen, welche fachsprachlichen Bögen sie gerade bearbeiten muss. 

Das werden wir hinkriegen, nur ... mein ursprünglicher Wochenplan ist damit natürlich endgültig dahin. 😁

Nun habe ich alles umgedreht, was mir aber heute allerhand Gerenne bescheren wird, denn da war ja auch noch mein Flaschenfund.

Die erste Ladung werde ich gleich bei Netto abgeben, wenn ich in der Apotheke war, dann geht es mit leerem Trolley weiter zu Aldi und von dort aus noch mal zurück zu Netto, um dort schon meinen Freitagseinkauf zu erledigen.

Heute Abend werde ich erfahren, in welchem Zeitfenster der Gasmann morgen anrücken wird. Dementsprechend gruppiere ich das Bettenbeziehen und Baden drumherum. Essen wird so gestreckt, dass es für F. bis einschließlich Samstag reicht, so habe ich Freitag Luft für A. und kleinere Besorgungen und kann mich am Samstag um die Hecke kümmern, sofern Petrus bis dahin noch so wunderbar mitspielt.

Sonntag wird dann Küchentag und für nächste Woche sollte ich mir wohl wieder einen für A. freihalten, denn es scheint etwas Größeres zu sein, was da ansteht.

Einfach schön, wie bunt das Leben sein kann ... 🥰

 

Und nun werde ich mich hurtig auf die zum Glück nun nicht mehr vorhandenen Socken machen und zu meiner Rund- und Hin-und-her-Reise starten.

 

Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😉

 

4 Kommentare:

  1. Sodele, jetzt ist wieder alles im Lot die 7 vorne bleibt, nur die Zahlen hinten ändern sich. Oooh kommt der Gasmann auch am Feiertag?. Morgen ist ja halb Deutschland unterwegs bei Wanderungen, Fahrradtouren, Maibäume wurden gestellt. Die Labradorhündin ist sehr hübsch. 25 Grad soll es morgen geben. Da bin ich sehr gespannt und ich freue mich drauf

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    1. Wir hatten letzte Nacht auch 25 Grad - im Schlafzimmer, ein früher Vorgeschmack auf den Sommer.

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  2. Hallo, Liebe „Rex-Mama!“

    Das las sich ganz wunderbar. Ich war sehr froh, dass du einfach mal einen schönen Tag außerhalb hattest. Euer Frühstück das klang nach ganz viel Wärme und Menschlichkeit.

    Ich hatte ja „A“ sehr schnell durch deinen Blog gemocht und mit „F“ geht’s mir nicht anders. Was mir so leidtut, was „F“ alles mit sich herumträgt. Einen verschwundenen Sohn? Dann ihre Gesundheit und dazu Eheprobleme. Oh, oh! Doch bin ich sicher, dass du ihr mit deiner Gesellschaft Licht in den Tag gebracht hast.

    Das war genauso ein unbeschwerter Eintrag – wie ich ihn unbedingt Lesen wollte, wobei ich bevor ich deinen Blog las, gar nicht wusste, dass ich genau diesen Blog lesen wollte.



    Liebe – auf weitere wunderschöne Tage – Grüße
    Vom lifeminder

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    1. Genau, lieber lifeminder, das fühlte sich alles ungeheuer warm an und was mich besonders freute, dass es eben kein großartiges Frühstück mit viel Gedöns war, sondern einfach nur ein Pott Kaffee und was zu knabbern auf dem Tisch.
      So fühle ich mich doch selber gleich viel weniger verpflichtet. :-)
      Dieser Sohn ist wohl ein typischer Vertreter der heutigen Generation, Schule, Arbeit, das ist alles viel zu anstrengend, wesentlich wichtiger ist Work-life-banlance, auch wenn sie darin besteht, dass man gar nichts und wenn, dann eben nur Mist macht.
      Irgendwie scheint er nun komplett auf Abwege geraten zu sein und hängt wohl lieber mit Kumpels ab, statt sich daheim mal blicken zu lassen.
      Abwarten, wie das weitergeht.
      Bei F. geht es nicht nur um etwas Gesellschaft, sondern auch darum, ihre Probleme mal aus einer etwas anderen Sichtweise zu beleuchten, und die Frage, ob ihr das nicht helfen könnte, etwas leichter damit umzugehen.

      Liebe Wunderschöne-Tage-klingen-wunderbar-Grüße zurück! :-))

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