Jawoll und weil in den Kommentaren die Sprache darauf kam, will ich kurz darauf eingehen.
Ich lernte als Kind ja beide Seiten kennen. Daheim war ich die, die immer neidisch auf die Schulbrote und das vorbereitete Obst der Klassenkameradinnen schielte, weil ich selber nix bekam, genau wie Papa. Schließlich waren wir alle ja durchaus in der Lage, uns selber darum zu kümmern, so die Ansicht meiner Mutter.
Was natürlich auch stimmte und ich finde es sogar gut und richtig, wenn Kinder früh zur Selbstständigkeit erzogen werden. Einen Frühstückstisch gab es bei uns nicht, Muttern pennte bis in die Puppen, wir mussten alle zu unterschiedlichen Zeiten los, also versorgte sich jeder selbst und vermutlich hätte ich es spätenstens mit 15, 16 Jahren gehasst, mich morgens zur Familie gesellen zu müssen, statt bis zur letzten Sekunden schlafen zu können.
So weit, so gut, was mir aber fehlte, war irgendetwas Liebevolles. Noch immer habe ich die geschälten runden Äpfel von Heidi R. vor dem inneren Auge, aus denen sogar das Kerngehäuse schon ausgestochen war.
Wenn sie die täglich neben mir auspackte, dazu noch die verführerisch duftenden Wurstbrote, ja, dann begann mein kleines Herzchen heimlich zu jammern, obwohl ich mir so etwas natürlich selber hätte herrichten können.
Es wäre aber nicht das Gleiche gewesen ...
Und dann war da mein Paralleluniversum im Dörfli.
Tante Kächen hatte ihr eigenes Kind mit nur sieben Jahren an den Krieg verloren und im Gegensatz zu meiner Mutter empfand sie mich nicht als lästig, als etwas, um das man sich notgedrungen kümmern muss, sondern es war ganz offensichtlich eine große Freude für sie, dass ich da war, und das ließ sie mich spüren.
Mit tausend Kleinigkeiten, ob sie sich nun die Zeit nahm, mit mir am Küchentisch Bauernskat oder Maumau zu spielen, oder eben auch kulinarisch.
Immer standen Schüsseln mit Vanille- und Schokoladenpudding bereit, aus denen ich mich nach Herzenslust bedienen konnte. Zum Frühstück bekam ich Marmorkuchen, den ich in meinen Kakao bröseln durfte (daheim undenkbar), anschließend noch Brötchen mit Kochkäse, Ahler Wurscht und Marmelade und wenn ich später als Jugendliche abends von meinen Umtrieben mit der Dorfjugend zurückkehrte, stand an meinem Bett immer ein Tellerchen mit liebevoll belegten Brotstücken, in der Mitte ein Klecks Kartoffelsalat, den sie aus dem Rest vom Mittag angefertigt hatte, und ... immer auch ein Glas mit sauren Gürkchen, weil ich die wegschnabulieren konnte wie andere Schokolade. 🥰
Ich bin nicht sicher, ob ich ihr ausreichend zeigte, wie sehr ich all das genoss, aber ich tat es über die Maßen, eben weil ich ja zu Hause das krasse Gegenteil erlebte.
Und genau das ist der Grund, warum ich F. immer wieder ein bissl zu verwöhnen versuche - ich weiß, wie schön es sich anfühlt, und so musste er nie zur Arbeit ohne von mir hergerichtete Vesperdose, oft noch mit kleinen Überraschungen versehen, und auch heute noch kann er sich Löcher in den Bauch freuen, wenn unvermittelt wieder etwas besonders Leckeres vor ihm einschwebt.
Was im Gegenzug dann auch für mich eine wirkliche Freude ist und eigentlich ist es schade für meine Mutter, dass sie sich die Chance darauf selber nahm.
Etwas, das mir gerade auch in Bezug auf meine alte Freundin A. durch den Kopf geht, die sich ihr Leben lang um nix als sich selber kümmern musste/konnte, wie immer man es sehen will.
Wie auch bei anderen Bekannten fällt mir auf, wie schnell das in Depressionen führen kann, dieses notgedrungen nur um sich selber Kreisen.
Nun ist der zweite Mann ihrer Mutter gestorben und da diese hochbetagt ist und erste Anzeichen von Demenz zeigt, muss sie sich kümmern, fährt fast täglich hin zu ihr.
Ob sie das nicht auch als Chance begreife, fragte ich sie mal, dieses nun so intensive Beisammensein mit der Mutter, das unmöglich war, so lange dieser Mann das Zepter führte?
Nein, sie empfindet es in allererster Linie als Belastung, kommt damit überhaupt nicht klar, geht nun wieder bei Psychiatern ein und aus und es ist richtig blöd, dass ich nun wegen Viren so aufpassen muss, denn sonst würde ich mal mit ihr hinfahren zur Mutter.
Mal sehen, vielleicht kann ich es im Sommer etwas lockerer angehen, wäre nicht schlecht, wenn ich mir mal selber ein Bild machen könnte.
So, und nun muss ich reinhauen und mir Herrn Hoover schnappen - unter der Woche wird mir keine Zeit für ihn bleiben, denn anschließend muss ich meine Tante anrufen, um ihr zum 82. Geburtstag zu gratulieren. Und das wird erfahrungsgemäß ein etwas längeres Gespräch, da sie immer die ganze akutelle Politik mit mir durchhecheln mag.
Noch kurz erwähnen möchte ich den Glasnudelsalat, an dem ich mich gestern erstmalig versuchte.
Ich weiß nicht einmal, ob ich ihn jemals aß, aber auf einmal kam er mir ins Hirn, setzte sich dort fest und da ich keine frische Paprika im Hause hatte, ersetzte ich diese durch ein Glas Pusztasalat - alles andere gaben die Vorräte her - und das Ergebnis konnte sich nicht nur sehen lassen, sondern schmeckte auch noch gut:
Und natürlich war da auch noch F.s Haar- und Bartschnitt, worum ich mich gestern im Garten kümmerte.
So gut ist es mir diesmal gelungen, dass er im weiteren Laufe des Tages und auch heute früh mehrmals zu mir sagte:
"Euläähh, du hast nen schönen Mann!" 🤣
Wobei er sich übrigens inzwischen ärgert, dass er mich nicht früher an seinen Bart heranließ. Bis vor Kurzem jaulte er beim Haareschneiden sofort auf, wenn ich ihm zu nahe kam, aber nun sieht er, dass ich es schöner mache, als er es selber hinbekam. 😁
Habt einen schönen Sonntag und ... bleibt bitte gesund! 😉
Ja, in meiner Kindheit wurde das Brot selbst gebacken, etwas anderes kannte ich nicht. alles wurde zu Hause vorbereitet in den Backkörben zum Bäcker gebracht, der sämtliche Brote buck. Wenn die Brote fertig waren, dann wurden sie auf einer grünen Waage gewogen und so der Preis ermittelt. Dann wurden sie nach Hause transportiert. Ohne Auto. Ich war immer neidisch auf die die Wurst vom Metzger hatten. Bei mir völlig undenkbar. Einmal pro Jahr gab es eine Hausschlachtung. Mein Pausenbrot bestand aus selbst gebackenem Brot und einer Wurst. Etwas anderes konnte sich meine Familie nicht leisten. Danke für deine Anregung ich werde mal probieren. Es gibt viele Möglichkeiten bis der Kühlschrank leerer wird.
AntwortenLöschenDas ist ja interessant, denn so habe ich das mit dem Backen noch nie gehört.
LöschenIm Dörfli standen zwar noch zwei alte Backhäuser herum, doch in Betrieb habe ich sie nicht mehr erlebt.
Hallo, Liebe "Rex-Mama!“
AntwortenLöschenDie Erinnerung an die Marmorkuchen-Frühstücke und die liebevoll zubereiteten Vesperdosen berührt mich, die lösen auch in mir viele Kindheitserinnerungen aus. So etwas macht einen echten Unterschied im Leben eines Kindes.
Es sind eben diese kleinen, aber bedeutungsvollen Dinge, die die Seele nähern und uns das Gefühl geben, gesehen und wertgeschätzt zu werden. – Irgendwie in ähnlicher Form wünschen wir uns doch auch das an die Personen die wir mögen weitergeben zu können.
Danke, dass du uns immer wieder mit deinen Gedanken und Erinnerungen begleitest. Sie regen an, über die eignen Werte nachzudenken.
Hoffen wir mal das wir noch ganz viele dieser liebevollen Momente erleben und wirklich auch weitergeben dürfen.
Deine 82-jährige Tante bekommt hier sicher mit das schönste Geburtstagsgeschenk. Es wird ihr guttun, mit jemanden das alles mal durchgehen zu können. Auch ich berichte im aktuellen Blog über Geburtstage aus der Familie. – Zufall, wie oft, ähnliche Themen in unseren Blogs fallen!
Puszta-Salat kenne ich eigentlich nur zu Gulasch oder Haschee. Davon bin oder war ich jedoch im Gegensatz zu Bruder, Mama und Vater nie ein großer Fan. – Möglicherweise gebe ich dem Puszta-Salat nachdem er dir so gut schmeckte nochmals eine faire Chance.
„F“ ist jedenfalls der schönste Blogs-Sidekick.
Ich bin noch immer etwas verwundert, dass „F“ nicht etwas neugieriger zumindest ist, was du in deinen Blogs schreibst?
Möglicherweise ist er aber auch nicht so neugierig wie ich? 😉
Liebe – neugierige, bereits jetzt, was die „Rex-Mama“ morgen zu berichten hat – Grüße
Vom lifeminder
Lach, lieber lifeminder, für mich gab es diese Momente ja nur in Kindheit und Jugend bei meinem Kächen. 1993 starb sie, seitdem bin es nur noch ich selbst, die dafür sorgt, aber da ich halt weiß, wie gut sie der Seele tun, bemühe ich mich halt, sie anderen zu bereiten. ;-)
LöschenUnd noch mal muss ich schmunzeln, denn ich wollte gar keine Werbung für Pusztasalat aus dem Glas machen. Gulasch wäre mir echt zu schade dafür, denn ich lege ja Wert auf einigermaßen gesundes Essen, d.h. dann ziehe ich frischen Salat deutlich vor.
Ich hatte das Glas herumstehen, weil wir abends zu belegten Broten oder auch mal Würstchen gerne etwas Säuerliches mögen, und so ist es die Alternative zu Gürkchen.
In diesem Falle war es ja auch nur eine der Zutaten im Glasnudelsalat, weil ich eben keine frische Paprika mehr hatte.
F. liest hier tatsächlich kaum einmal mit. Keine Ahnung, warum es ihn nicht interessiert. Vermutlich denkt er sich, er war ja eh dabei, wozu also alles noch mal nachlesen?
Ich selber wäre an seiner Stelle sehr viel neugieriger, wie der Partner das Erlebte wahrnimmt und interpretiert.
Vom wirklich schönen Gespräch mit meiner Tante werde ich gleich noch erzählen. ;-)
Liebe Nun-gehe-ich-aber-erst-mal-in-deinen-Blog-schauen-Grüße zurück! :-)) *ebenfalls neugierig* 😀