Er war groß, etwas dicklich und vermutlich zwei, drei Jahre jünger als ich, also damals auch schon Mitte 30, lebte aber noch bei seinen Eltern und die Familie hatte einen kleinen so genannten Kampfhund, Rocky, eine wahre Seele von Hund und damit genau passend zu Püppi.
Ständig liefen wir uns beim Gassigehen über den Weg, alsbald waren wir per du und immer wieder quatschten wir uns fest, während die beiden Hunde fröhlich miteinander spielten.
Das allein wäre gar nicht erzählenswert, Markus war eine von vielen Gassibekanntschaften, aber was mich an ihm so faszinierte, war seine Mutter, obwohl ich diese eigentlich nur vom Sehen kannte.
Es war die Art, wie sie das Familienhaus aus dunklem Backstein direkt am Park eingerichtet hatte.
Zwar war ich nie drin, aber beim Vorbeigehen konnte ich durch die großen, mehrflügeligen Altbaufenster hineinschauen und besonders, wenn es schon dämmerte, liebte ich diesen Blick in den Wohn- und Essbereich, der sich von vorn bis ganz nach hinten durchs Haus zog.
Kein grelles Deckenlicht, sondern überall kleine Lämpchen, die ein gemütliches Licht abstrahlen auf die echten antiken Möbel, kominiert mit ganz wenig Modernem und etlichen Hinguckern, die mit ganz viel Liebe ausgewählt schienen.
So viel Wärme und Geborgenheit gingen von diesem Haus aus, dass ich es Markus nicht verdenken konnte, dass er das Hotel Mama einer eigenen Bleibe vorzog, und natürlich waren auch die Fenster mit richtig schönen Gardinen und deren Bänke mit Pflanzen und allerlei Deko versehen.
Hach, so richtig nach meinem Geschmack und der Grund, warum ich heute daran denken muss, ist, dass hier Fensterputztag Nr. 2 in Gang ist, aber nur noch das Esszimmer, das ich letzte Woche nicht mitmachen konnte, da ich fürs Blumenbaden eine leere Wanne brauche, in der aber da ja noch die Pflanzen aus der Küche standen.
Gestern Abend bereitete ich schon alles vor, nahm die großen, zur Seite gerafften Gardinen ab, räumte die Fensterbank leer und dann wurde F. darauf aufmerksam.
"Meine Güte", sagte er zu mir, "was bin i froh, dass des hier net immer so aussieht. Wie kalt und lieblos das Fenster auf einmal wirkt ..."
Hui, also merkt er den Unterschied auch und denkt sich nicht heimlich, boah, was macht die Alte sich immer ein Gedöns für völlig Überflüssiges. 😊
Für mich sind Fenster nach wie vor wie Visitenkarten, egal ob von innen oder außen betrachtet - sie können sagen "Komm her, tritt ein und fühl dich wohl" oder eben auch "Bleib mir bloß vom Leibe".
Und wo ich ganz passen muss, das sind diese Rollos, die nun so in Mode sind. Man spannt sie von innen in den Rahmen, kann sie nach Belieben hoch oder runter schieben und meist sehe ich sie so wie Bistrogardinchen genutzt, d.h. sie bedecken die untere Hälfte des Fensters, was Fremde am Hineinsehen hindert, aber die Bewohner ja auch am Hinausgucken.
Ehrlich, da würde ich mir wie eingesperrt vorkommen, mal abgesehen davon, dass ich sie auch ziemlich hässlich und witzlos finde.
Die Geschmäcker sind halt verschieden und sicher auch der Wille, Mehrarbeit für solche Dinge auf sich zu nehmen, denn ich muss es ja zugeben, bissl Aufwand ist es schon, aber nun ist die erste Ladung Gardinen bereits durchgelaufen, die Bistros hängen frisch gebügelt wieder da, wo sie hingehören, und beräumt habe ich die Fensterbank auch schon.
Nun muss die erste der beiden Großen so weit trocknen, dass ich sie aufhängen kann, ohne Bübchens Bett zu nass zu machen:
... dann das Gleiche noch einmal und bis es so weit ist, gehe ich mich eine Runde mit Herrn Hoover vergnügen, nachdem mich die Müllabfuhr heute früh schon natzte.
Die Gelbe Tonne war an der Reihe und noch nie in 31 Jahren, die wir hier nun schon wohnen, habe ich es erlebt, dass die vor halb eins mittags gekommen wären.
Dementsprechend ließ ich mir Zeit mit dem letzten Beutele, das in der Küche noch bereitstand.
F.s Frühstück wollte ich noch abwarten und es dann zur Tonne bringen, die ich gestern schon einmal quer durchs Haus und dann davor stellte.
Doch Pustekuchen, schon um kurz vor sieben hörte ich es rumpeln, F. war noch nicht ganz fertig mit Futtern, heißt im Klartext, mein Beutele ist nach wie vor da, dumm jeloofn ... 😁
Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😉
Hallo, Liebe „Rex-Mama!“
AntwortenLöschenDeine Erinnerung an Markus S. und das wunderbar heimelige Haus seiner Eltern hat sofort auch Bilder in meinem Kopf entstehen lassen.
Diese warmen Lichtinseln, echte Möbelstücke, liebevoll arrangierte Details – da kann ich so gut verstehen, warum man da einfach bleiben möchte.
Vor allem zur Weihnachtszeit hab ich doppelte Freude daran, in die offenen Fenster anderer zu schauen.
Das du viel Liebe in euerem Zuhause steckst ist mir seit den ersten Blogs klar.
Fenster sind wie kleine Einladungen nach draußen oder hinein?
Hier ist der Rollo-Trend noch nicht angekommen, frage mich nochmals 2029, worüber ich sehr froh bin, klingt das doch ziemlich Seelenlos.
Das mit der Müllabfuhr kennen wir auch. Immer dann, wenn sie nicht soll, kommt sie zu einer anderen als gewohnten Zeit angebraust.
Das haben wir bei uns sicher vier, fünf, neunmal im Jahr.
Das war so ein schöner Wohlfühlblog. Obwohl es heute 26 C° war – hatte der Eintrag für mich was gemütlich winterliches.
Lieben Gruß
Vom lifeminder
Genau, lieber lifeminder, so empfinde ich Fenster auch, sie können wie Einladungen wirken und viel Wärme vermitteln oder eben auch einfach nur Kälte und Lieblosigkeit ausstrahlen.
LöschenWas ja auch für Blogs oder überhaupt alles gilt, was von Menschen ausgeht, nicht wahr? ;-)
Liebe Zum-Glück-winterfrei-Grüße zurück! :-))