Freitag, 25. April 2025

Na, das war ja mal ein Wetterchen

 Mindestens 36 Stunden hat es ohne die kleinste Unterbrechung geregnet, zum Glück aber kein Starkregen, sondern es kam relativ sanft, wenn auch lückenlos von oben.

Wieder einmal stellte ich fest, dass der erste Moment der schlimmste ist, so als würde man vor einem kalten See stehen und kann sich erst mal nicht überwinden, hineinzugehen.

Ist der erste Schritt dann getan, wird es eigentlich immer erträglicher und so erging es mir gestern auch, nachdem ich mir endlich ein Herz gefasst und mich auf den Weg zu Aldi gemacht hatte.

Der dann allerdings fast auf dem Hosenboden geendet hätte, denn unsere Querstraße, die ich bis zum Ende durchgehen muss, ist zu einem guten Teil von herrlichen alten Lindenbäumen gesäumt, die zwar noch gar nicht geblüht haben, aber trotzdem schon jede Menge Zeugs abwerfen, das sich nun auf dem Bürgersteig kombiniert mit dem Wasser in die reinste Schmierseife verwandelte.

Auch meine Schuhe waren unter der Sohle alsbald mit einer dicken Schicht davon beklebt und ich hatte große Mühe, meinen Weg unfallfrei hinter mich zu bringen.

Zurück würde ich das keinesfalls noch mal riskieren, also nahm ich mit schwerem Trolley und zwei Sechser-Trays Pflanzen in der anderen Hand einen längeren Umweg in Kauf - nass war ich ja ohnehin schon, also kam es da jetzt auch nicht mehr drauf an. 😁

Den Rest des Tages verbrachten wir notgedrungen im Haus, selbst Rex hatte keine Lust auf draußen, ich erledigte allerhand Kleinkram und freute mir zwischendurch ein Loch in den Bauch über ein Foto von A.s Mama, das diese mir schickte.

In unserer Jugend war sie mir ja fast so vertraut wie meine eigene Mutter, nun ist sie schon 86 und gleitet allmählich in eine Altersdemenz hinüber, doch auf diesem ganz neuen Bild sah sie wunderschön und vor allem auch sehr jugendlich aus mit hochgesteckten Haaren, Jeans, Turnschuhen und einer flotten, leichten Jacke.

Was für ein Unterschied zum Oma-Look, wie ich ihn von den Großtanten kannte. 

Von Kächen gibt es Fotos, wie sie in jungen Jahren mit Al Motorrad fuhr, zünftig in Lederkluft, also hatte sie in ihrem Leben durchaus einmal Hosen getragen, doch trotzdem sah ich sie immer nur in Kleidern oder auch mal Röcken - keine Ahnung, ob sich das riesige Korselett nicht mit Hosen vertragen hätte?

Für Tante Änne galt das Gleiche und auch Oma erlebte ich immer nur in Röcken - vermutlich hätte es gar keine Hosen für sie gegeben, so klein und kugelrund, wie sie war?

F.s Mutter wiederum kannte ich nur in Hosen, aber natürlich trug sie keine Jeans, sondern nur sehr unflotte, langweilige Stoffteile, meist aus Stretch-Stoff und dazu Pullover.

Wie schön zu sehen, dass sich die A.-Mama davon deutlich abhebt, so frisch und jung sieht sie aus, dass ich mir das Bild immer wieder ansehen muss. 🥰

Um zwanzig vor sieben am Abend ging dann das Telefon, ich nahm ab und hörte:

"Ja, hallo, hier ist der Luftmann ..." 😂

"Oh, hallöle, Herr Luftmann", antwortete ich lachend und erfuhr, dass er in ca. 20 Minuten bei uns aufschlagen würde.

Als ich zu F. zurückkehrte, sah der mich ziemlich verdattert an:

"Wieso sagscht du denn Luftmann zu dem?" 😲🤣

Ich erklärte es ihm immer noch grinsend und nachdem er sich nicht in der Lage fühlte, Rex an der Leine bändigen zu können, musste ich das arme Kerlchen kurzerhand in den nassen Garten aussperren, dann fuhr der Wagen auch schon vor.

Es war wieder der ältere Hüne, der einer der Wenigen ist, die noch den Geist ausstrahlen, der den Kohlenpott einst ausmachte: Direkt, lustig, herzlich und offen.

"Ein nasser Luftmann also", begrüßte ich ihn lachend und während er sich um den Tank kümmerte, kamen wir wie immer ins Gespräch.

Ihm war schon klar, dass ich von der späten Uhrzeit nicht begeistert war, und er wäre auch früher da gewesen, wäre ihm nicht ein Notfall in die Quere gekommen.

Eine Kundin habe er tatsächlich erst ins Krankenhaus bringen müssen, erzählte er, nachdem sie doch törichterweise versucht habe, sich mit einem 20-m-Schlauch bis in den ersten Stock zu versorgen, weil der Tank nicht durch den Treppenschacht passe.

Das könne ja nicht gehen, meinte er kopfschüttelnd, von mir vehement unterbrochen, denn nun wies ich ihn darauf hin, dass dies genauso bei uns ja völlig problemlos funktioniert, und das sogar mit einem 25-m-Schlauch.

"Man muss halt gut mit ihm umgehen und darauf achten, dass keine Knicke entstehen ..."

Er nickte und ich erklärte ihm, dass ich auch eben wieder, als ich F. abmachte, das ganze Ding entwirrt hatte, was man regelmäßig machen sollte.

Was für manche ältere Patienten aber vermutlich wirklich zum Problem werden kann ...

Auf jeden Fall erklärt das ganz gut, warum die Sauerstofflieferungen zu den wildesten Uhrzeiten erfolgen, sie haben Notfälle dazwischen und vor allem auch Erstversorgungen von Menschen, die frisch aus dem Krankenhaus entlassen werden und zu Hause sofort einen Tank benötigen.

Dass die nicht in drei, sondern nur in zwei Schichten arbeiten, weiß ich nun auch. Die normale Schicht geht von 6 - 16 Uhr, dann übernimmt pro Gebiet ein Mitarbeiter den Notdienst, und das bis 6 Uhr in der Früh.

Dann holte er noch sein Handy aus dem Auto, um mir die neuesten Fotos von seinem Hund zu zeigen, der gerade die BHs seiner Frau für sich entdeckt hat und zu gerne damit spielt. 🤣

Als er sich verabschiedete, meinte er: "Sooo, nun gebe ich Ihnen für den Rest des Tages frei", ich bedankte mich herzlich und zeigte mich hocherfreut über so viel Großzügigkeit. 😂

Und dann ist da noch mein Bruder, der heute Geburtstag hat.

Gestern Abend erkundigte er sich über WhatsApp, ob wir schon abgesoffen wären oder ob es noch ohne Sandsäcke ginge. Wir quasselten eine Weile und irgendwann fragte ich ihn, ob er denn auch schon mächtig aufgeregt sei. (So wie früher halt. 😁)

Nun schickte er mir ein Selfie, wie er mit vor Anspannung verzerrtem Gesicht auf einem Acker vor bedrohlich aufgetürmten Wolken steht, schrieb dazu: "Bin erst mal zur Beruhigung in die Berge gegangen", und dann folgte dieses Bild:


Mit der Aufschrift: "Den Regen stoppen." 😂🤣😂

Das sind so die kleinen Dinge, die einem das Leben schönmachen, und als ich ihm heute früh schrieb: "Herzlichen Glückwunsch, kleines Büderlein", bekam ich die Antwort:

"Bin jetzt schon groß." 😂😅😂

Und nun werde ich mich aufmachen zur freitäglichen Besorgungsrunde.

 

Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😉

 

 

 

 

3 Kommentare:

  1. Ja, das ist doch ein gutes Bildle. Mit Gelb auf dem Acker dahinter türmen sich die Wolken auf. Bei uns hat es nur über eine gewisse Zeit geregnet. Ich erinnere mich noch, wie ich einmal mit einem Bekannten auf dessen Motorrad mit genommen wurde, denn wir wohnten im gleichen Ort. Er fuhr recht zügig. Am Wochenende fuhr er Rennen. Mal mit einem Geländemotorrad. Dann auf der Rundstrecke.
    Ich war sein Pressemann. Er hatte immer eine Motorrad Lederjacke an. Gut, wenn der Gasmann ein lustiger Mensch ist. Das erleichtert doch einiges.

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    1. Lach, auf diesem begann der Regentanz schon zu wirken, denn auf dem davor türmten sich wirklich ganz bedrohlich düstere Wolkenberge auf.

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  2. Kicher, lieber lifeminder, gerade fragte er mich, ob ich vielleicht ein Blatt Löschpapier kaufen möchte, und ich antwortete: Klar, aber nur wenn du mir vorher zeigst, wie weit du vom Mäuerchen aus pinkeln kannst. 😂
    Alles Dinge, die uns in der Kindheit sehr bewegten, und das mit dem Löchpapierverkaufen sollte der Geldbeschaffung dienen, weil wir Weihnachtsgeschenke für die Eltern kaufen wollten. 🤣
    Und gerade überlegen wir, wie unsere Mutter grundsätzlich all unsere Schandtaten herausbekam. Eigentlich hatte sie ja gar keine Kontakte, aber es fand sich trotzdem immer jemand, der uns verpetzte.
    Und ja, Lockerheit, Herz und Humor, das sind die Dinge, die mich bei Menschen magisch anziehen, während ich mit den stocksteifen und immer verniffen ernsthaften wenig anzufangen weiß.

    Liebe Sich-regen-bringt-ja-angeblich-auch-Segen-Grüße zurück! :-)

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