Sonntag, 20. April 2025

Gemischte Eindrücke

 Auf dem Weg zum Einkaufen stach mir dies hier ins Auge, was für ein herrliches Stückchen Natur:


 So schön wäre es, wenn der Blick sich darauf beschränken könnte, doch leider sieht es dort so aus, wenn man den Zoom herausnimmt: 

Nichtsdestotrotz zog ich fröhlich weiter meiner Wege, genoss die Sonne nach dem tagelangen Regenwetter und als ich an der neuen Trinkhalle (Kiosk) vorbeikam, sah ich dort eine junge Frau auf einem Hocker vor der Tür sitzen, die das Gleiche zu empfinden schien.

Irgendwie verstehend lächelten wir uns zeitgleich zu und schon war es geschehen und wir befanden uns mitten im Gespräch.

Ihr gewaltig aufgetürmtes und eigenwillig gebundenes Kopftuch war nicht zu übersehen, also fragte ich, ob sie wie ihr Arbeitgeber Türkin sei, sie bejahte und nun hatten wir natürlich erst recht Gesprächsstoff.

36 ist sie, Mutter von fünf Kindern und beklagt selbst, dass ihr Deutsch deutlich zu wünschen übriglässt, obwohl sie hier geboren und aufgewachsen ist. Genau wie sie es für einen Fehler hält, dass sie nun auch mit ihren Kindern zu Hause nur Türkisch reden. 

Vom Höcksken aufs Stöcksken kamen wir und richtig interessant wurde es, als sie von sich aus auf ihr Kopftuch zu sprechen kam.

Bis vor sechs Jahren sei sie ganz frei und offen herumgelaufen, erzählte sie, dann aber habe sie nachts von Gott geträumt und das Gefühl bekommen, dass er es von ihr erwarten würde, dass sie ihre "wunderschönen, sehr langen Haare" verstecke, was natürlich die Riesenbeule unter dem Kopftuch erklärte.

Ihr ebenfalls türkischer Mann sei nicht unbedingt dafür gewesen, habe aber auch keine Einwände gehabt, also trage sie es jetzt, wohlwissend, dass es nicht wirklich zu ihrer dicken Schminke und der figurbetonten Kleidung passe. 

Tja, was soll man dazu noch sagen, wenn Frauen sich freiwillig und von sich aus - zumindest scheinen sie das zu denken - unter die Knute begeben?

Sie fände es selbst ein wenig schade, denn früher habe man sie gern mal für ein Model gehalten, meinte sie und ich sagte augenzwinkernd: "Damit isses nun natürlich vorbei, wenn sich immer mehr von euch uniformieren ... " 

Für die Stimmung im Lande sei es auch nicht eben gut, fügte ich noch hinzu, letztlich sei es Wasser auf die Mühlen der AfD. Von der sie aber noch nie gehört hatte. Politik sei ihr zu anstrengend, da spiele ihr Kopf dann nicht mit ... 🙄

Was ich so gar nicht unbedingt glaube, denn dumm war sie nicht, nur eben erheblich ungebildet und ihr Deutsch befand sich auf ähnlichem "Ghetto"-Niveau wie das von F., der Freundin von A. mit dem Blumenstand, die ja ebenfalls hier aufgewachsen ist und genauso viele Kinder hat.

Wobei mir im Vergleich zu deutschen Frauen in ähnlichem Alter in meinem Umfeld auffällt, dass es auch dort mit der Bildung nicht weiter her ist, nur weniger Kinder haben sie. 

Nun ja, wir quatschten munter weiter, es hatte richtig gefunkt zwischen uns, doch nach einer halben Stunde kam ein Kunde, also marschierte ich weiter zu Aldi, wo man aber leider keinen Tabak mehr vorrätig hatte, der der Hauptgrund für meinen vorgezogenen Einkauf gewesen war, so dass ich für nächste Woche dann doch noch einmal umplanen muss. 🙄

Auf dem Rückweg, hihi, die Sonne schien ja immer noch, saß sie wieder vor der Tür, also folgte die nächste halbe Quasselstunde, bis wir wieder von einem Kunden unterbrochen wurden.

(Wobei ich mich frage, ob dieser Laden wirklich vom Umsatz leben kann oder doch eher anderen Zwecken dient, nachdem Polizei und Ordnungsamt in den letzten Wochen etliche Barbershops und Trinkhallen hopsnahmen, wo genau dies der Fall war ...)

Egal, es war jedenfalls ein sehr netter Austausch, F. bekam sein Mittagessen mit kleiner Verspätung, war aber trotzdem glücklich, da ich zu den Thainudeln nun auch noch Feldsalat servierte, der im Angebot gewesen war.

Später wurde es dann leider traurig, denn nun schrieb mir A., dass ihre Oma gestorben sei.

Die Frau war über 90, durfte also ein schönes Alter erreichen, aber für A. ist es sehr hart, nun nicht mit der Familie beisammen sein zu können.

Gespannt bin ich, wie sich das auf ihre Mutter auswirken wird, von der ich nicht glaube, dass sie ein schönes Leben hatte, umsonst wird sie nicht von Depressionen geplagt.

Als ganz junges Ding wurde sie gezwungen, bei den Eltern ihres Mannes einzuziehen, viele Jahre litt sie unter deren Knute, bis A.s Papa dann durch seine Firma reich wurde und selber baute, nur um dann allerdings seine Eltern mit ins neue Haus zu nehmen.

Am Ende beide pflegebedürftig, also drehte sich für A.s Mutter neben den sieben Kindern alles immer auch um die Schwiegereltern.

Wenn die Osterferien zu Ende sind, werden wir uns wohl endlich mal wieder treffen können und ich bin gespannt, was sie dann noch alles zu erzählen haben wird, meine liebe A., die so sehr an der Zwangstrennung von ihrer großen Familie zu knabbern hat. 

So, und weil ja Ostern ist, gehe ich jetzt mal in die Küche, um einen Apfel-Krümel-Kuchen zu backen.

 



                                                     ... und bleibt bitte gesund! 😉


4 Kommentare:

  1. Auch für dich und F. ein frohes Osterfest. Was mich persönlich sehr begeistert sind die gelben Felder, die ich heiß und innig liebe. Nun auch hier Petrus seine Dusche angestellt. Morgen soll es zu 90 % erforderlich sein, den Regenschirm zu benutzen. Am Dienstag geht es dann wieder aufwärts. Es gab zu meiner Kinder- und Jugendzeit zwei Familien, die viele Kinder hatten. Wenn ich mich meine -Erinnerung nicht täuscht waren es sieben Kinder. Wobei in einer Familie der Bundespräsident eine Patenschaft hatte. Wie sich das ausgewirkt hat kann ich allerdings nicht sagen.

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    1. Danke schön! :-)
      Viel mehr als Felder liebe ich Wiesen, so richtige Naturwiesen, auf denen es in allen Farben blüht.
      Mein Papa hatte ja auch sechs Geschwister, allerdings konnte Opa sich das finanziell auch erlauben und ich fürchte fast, dass meine Oma dafür von den Nazis das Mutterkreuz verliehen bekam.

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  2. Hallo, Liebe „Rex-Mama!“

    Auch hier wie bei mir gestern im Blog die Widersprüchlichkeit des Lebens.
    Schön, dass sich da jemand nicht in eine Schublde stecken lässt und ein ganz eigenes Bild von sich zeigt. – Ich fand gut, dass du das Bild nicht nur festgehalten, sondern auch gleich hinterfragt hast.
    Wie oft stecken wir Menschen in Schubladen und wundern uns dann, wenn einer plötzlich den Deckel von innen aufdrückt und ein ganz eigenes Bild zeigt. Die Szene mit dem zufälligen Austausch vorm Kiosk hat mich sehr berührt – gerade, weil du den Moment nicht nur festgehalten, sondern auch hinterfragt hast.


    Deinem Apfel-Krümel Kuchen wünsche ich goldene Brösel und beste Gesellschaft.


    Liebe – fröhliche Oster – Grüße
    Vom lifeminder

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    1. Viel lieber, lieber lifeminder, wäre es mir, wenn auch diese junge Frau ihr Tun mehr hinterfragen würde.
      Sie war sich nicht einmal sicher, ob der Koran es überhaupt vorschreibt, war auch zu bequem, es weiter zu erforschen, sie gab halt einfach einer Laune nach und ist sich überhaupt nicht bewusst, dass das Kopftuch vor allem auch ein politisches Symbol ist, der Abgrenzung dient und deutlich zeigt, wie stark die patriarchalisch geprägte muslimische Parallelgesellschaft im Lande wächst.
      Ich hoffe, dass ich sie dort vielleicht noch öfter treffe, denn dann werde ich sie mal fragen, ob ihr klar ist, dass unsere Geschlechtsgenossinnen in Ländern wie dem Iran sogar ihr Leben dafür aufs Spiel setzen, ihre Haare zeigen zu dürfen.

      Liebe Immer-noch-Ostergrüße zurück! :-)

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