Nicht nur den Flug von Schwägerin und Nichten verfolgte ich gestern am Radar, sondern auch das Wolkentreiben am hiesigen Himmel und als ich meinte, ein Loch erwischen zu können, machte ich mich auf den Weg.
Erst zur Bank und dann zur Arztpraxis kam ich fast trocken und auch von dort aus zu Netto, doch als ich nach dem Bezahlen einen ersten Blick ins Freie erhaschte, rieb ich mir verwundert die Augen, denn es war finstere Nacht - Weltuntergangsstimmung da draußen.
Es schüttete wie aus Kübeln und trotz an sich wirklich guter Regenjacke und auch wasserabweisendem Trolley verspürte ich keine Lust, mich dem auszusetzen, also stellte ich mich in den Türbereich, um abzuwarten.
Unscharf konnte ich im Hintergrund des Marktplatzes die Bäckerei erkennen und auf einmal fühlte ich mich wie an einem Spätnachmittag in der Vorweihnachtszeit, so anheimelnd wirkten die Lichtlein in den Schaufenstern durch all die Düsternis auf mich.
Jetzt mit einem Stück Christstollen und einer heißen Tasse Tee auf dem Sofa einkuscheln, das wärs doch ...😁
Ein dicker Mann im T-Shirt kam, so schnell er konnte, angestapft, schüttelte sich in der aufgehenden Automatiktür wie ein nasser Hund, rief erbost aus: "So eine Scheiße!!!", entdeckte mich im gleichen Moment, sah mir verdattert und ertappt in die Augen und wir lachten beide laut auf.
Einige Minuten später meinte ich ausmachen zu können, dass das Geplatsche in den Seen - Pfützen konnte man das schon nicht mehr nennen - etwas nachließe, ich hatte Gefrorenes eingekauft, das würde mir antauen, also machte ich mich höchst widerwillig auf die Socken.
Von wegen nachlassen, in meinem durch nichts zu rechtfertigen Anfall von Optimismus hatte ich mich zwar nicht aufs Glatteis, aber doch mitten ins Wasser begeben, denn schon ging es wieder so heftig los, dass ich inerhalb von Sekunden nass war bis auf die Haut.
Von meinen Haaren rann mir die Suppe in Strömen das Gesicht hinab, von dort mitten in den Ausschnitt der Jacke - es bringt wenig, wenn sie von Haus aus wasserdicht ist, es aber trotzdem von allen Seiten eindringt.
Mühsam war es, begehbare Stellen zu finden, besonders von den Straßen kam ich kaum wieder auf die Bürgersteige hoch, weil sich auch entlang der Bordsteinkanten richtige Seen gebildet hatten - ein Boot wäre hilfreicher gewesen als meine Füße.
Schlimmer gehts nimmer?
Ohhh doch, denn ... ich hatte schon fast zwei Drittel des Heimweges hinter mir, da legte Petrus noch mal einen Zahn zu und der Regen klatschte mir derartig um die Ohren, dass mir nur noch blieb, mich an die nächste Hauswand zu drücken, auch wenn die außer von hinten natürlich keinerlei Schutz bot.
Ich hätte mich genauso gut mitsamt meinem Trolley unter die Dusche stellen können, nur dass dort der Schwall von unten gefehlt hätte, den mir jedes vorbeifahrende Auto, vor allem die Busse an die Beine spritzten.
Wäre es nicht so kalt dabei gewesen, ich hätte mich vermutlich kaputtgelacht, denn nasser gings echt nimmer ... 🤣
Endlich am Haus angekommen, klopfte ich nur noch ans Esszimmerfenster und ließ mir von dem ziemlich verblüfft aussehenden F. die Türe öffnen.
Eine ordentlich gekleidete und fein frisierte Frau hatte sich von ihm verabschiedet und nun bekam er etwas zurück, das er kaum wiedererkannte. 😲 😂
In der Küche bildete sich unter dem Trolley sofort eine große Pfütze, innen hatten die meisten Dinge es einigermaßen unbeschadet überlebt, leider im Gegensatz zu den Kontoauszügen, die ich wie immer in die Außentasche gesteckt hatte.
Nun stand ich da wie ein begossener Pudel, tropfte alles voll und kassierte mir obendrein noch einen Anpfiff ein: "Ja, was soll i denn damit anfange, die kleben doch alle zusammen ...!" 😖
Kurz darauf rubbelte ich mich im Bad trocken, während F. die Auszüge auf der Waschmaschine ausbreitete und föhnte. Nützte aber auch nicht mehr viel, denn die Schrift war teilweise arg verschmiert ...
Am frühen Nachmittag kam eine Nachricht von A.: "Hallo xxx, ich warte auf dich uns. 🥰 Das Wetter 😨"
Sicherheitshalber hakte ich nach, ob sie damit meinte, dass wir uns statt des Ausflugs zum See um 17 Uhr lieber bei ihr treffen sollten, was sie so bestätigte. 😄
Gut, dass sie nicht mehr die Übersetzer-App benutzt, wenn sie mir schreibt, denn so sehe ich sehr viel besser, wo es noch hakt bei ihr.
Pünktlich war ich dort und endlich konnte ich ihr auch das Puzzle mitnehmen, das ich ja nun schon einige Wochen hier liegen hatte.
Der dm-Markt liefert die in schlichten braunen Schachteln, etwas arg trist, also hatte ich das mit einigen Schmetterlingsstickern mit lila-, pink- und silberfarbenen Glitzersteinchen aufgepeppt und schon vom Äußeren war sie begeistert, erst recht aber die kleine Tochter, die kurz mal das Wohnzimmer betrat.
Stolz berichtete sie vom Schulzeugnis: In Musik und Sport eine Zwei, alles andere sind Einser - eine tolle Leistung für ein Mädchen, das erst im Kindergarten seine ersten deutschen Wörter lernte und auch heute mehr Türkisch als Deusch spricht!
Als A. dann hineinschaute in das Päcken, fand sie dort die Vorlage, also das Foto der Collage, die ich zusammengestellt hatte, und freute sich sichtbar. Gerührt nahm sie mich in den Arm, bedankte sich immer wieder und ich ahnte schon, womit Mutter und Tochter wohl den Abend verbringen würden. 😊
(Was auch der Fall war, heute früh fand ich ein Foto auf WhatsApp vor vom fertig zusammengelegten Puzzle.)
Wie immer war unser Beisammensein wieder wunderschön, wir arbeiteten intensiv, hatten aber auch genug Raum für Gespräche.und als ich ihr vom anstehenden Termin am Mittwoch erzählte, kam sofort die Bitte, ihr unbedingt Bescheid zu sagen, falls es mir hinterher nicht gutginge und ich Hilfe bräuchte. 🥰
Und wo wir schon beim Thema waren, erzählte nun sie, dass sie mit ihrem türkischen Frauenarzt gar nicht zufrieden sei, gerne zu einem deutschen wechseln würde, wenn da nicht die Sprachschwierigkeiten wären.
Ich berichtete von meiner Ärztin, deren Praxis sich fast direkt um die Ecke bei ihr befindet und die wirklich eine sehr liebe und einfühlsame Frau ist, und natürlich bot ich ihr an, dass ich fürs Reden gerne mitkommen kann, sollte sie sich zu einem Wechsel entscheiden.
So geht das hin und her zwischen uns, alles so freundlich, so warm und ich bin dem Zufall zutiefst dankbar, der vor anderthalb Jahren dazu führte, dass ich entgegen meiner sonstigen Gewohnheit doch mal in die Nachbarschafts-App hineinschaute und in der Folge diese wunderbare Frau nun immer besser kennen lernen darf.
Und dann wurde es noch spannend, denn wir kamen auf die EM zu sprechen.
Hätte ich gar nicht gedacht, aber sie und M. schauten sich tatsächlich zumindest die Spiele mit türkischer Beteiligung an und - hihi, beim Spiel Türkei gegen die Niederlande haben sie allen Ernstes Letzteren die Daumen gedrückt, weil sie über das Verhalten ihrer Landsleute (inkl. Erdoganbesuch) entsetzt waren.
Ihr habt die Falschen hier, sagte sie sinngemäß, viel zu viele extrem Rechte ...
Dann führte sie aus, dass das Verhältnis in der Türkei genau andersherum sei, dort gäbe es sehr viel mehr Menschen mit gemäßigten, vernünftigen Ansichten, während sie hier immer wieder mit Radikalismus und Islamismus konfrontiert würde.
Und der Wolfsgruß?
Sie hassen ihn, sagte sie klipp und klar, so etwas gehe gar nicht und sei auf jeden Fall kein schlichtes nationales Symbol (wie ja oft argumentiert wurde), sondern ganz eindeutig ein Zeichen der Ultrarechten!
So war das gestern also, nasser Anfang, feines Ende und nun sollte ich mal in die Küche eilen. 😀
Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😉
An diesem Wochenende hat Petrus NICHT geduscht und so war es bei uns trocken. Halt gestern morgen, als ich als Zuschauer bei der Heidelberg Historic weilte fielen 3,5 Topfen aus den Quadratkilometer. Nun, einen Christstollen und eine warme Tasse Tee kann ich dir leider nicht anbieten. Angesichts deines Regenerlebnisse kann ich deinen Wunsch durchaus nach vollziehen. Bedauerlicherweise sind die Türken rausgeflogen anstatt der Käseköppe wie ich die Holländer zu nennen pflege. Und ja, das dumme Volk wird mit hochgeschriebenen Wichtigkeiten wie den "Wolfsgruß" und dem Gegröhle von besoffenen Jugendlichen zu einer Staatskrise hoch gepuscht. Trotzdem müssen diese Leute das Land nicht verlassen. Die sind doch alle traumatisiert und die Bevölkerungs hat bei der Eingliederung versagt. Es wäre sich nicht zu so einem solchem Vorfall gekommen, wenn diesem armen Menschen aus Kabul ein Einfamiliehaus plus AMG Jahreswagen zur Verfügung gestellt worden wäre (Ironie aus). Das hätte die Baukonjunktur angekurbelt.
AntwortenLöschenDa hielt ich es eher mit A. und M., die sich ja freuten, als ihre Heimatmannschaft flog, denn sie waren entsetzt über das Verhalten ihrer Landsleute, weil es eben nicht um Gegröle besoffener Jugendlicher geht, sondern um eine rechtsextreme Organisation, die die Macht demonstrieren will, zu der sie in Deutschland inzwischen gelangt ist.
LöschenDas kannst du gutheißen?
Übrigens hat das absolut nichts zu tun mit Menschen, die von Afghanistan aus nach hier migrieren, die haben ihre eigenen Strukturen ...
Und diese Leute haben wir alle zu versorgen? Wie viele Grenzen haben die von Kabul nach hier überschritten? 80 % in dem neuen Bundesland Ukraine sind NICHT vom Krieg betroffen. Trotzdem kommen die um hier Geld abzugreifen. Mit fetten BMW's und sogar einem Porsche Panamera S. wer sich so ein Auto leisten kann braucht keine Unterstützung.
LöschenHallo, Liebe "Rex-Mama!"
AntwortenLöschenDiesen Eintrag hab ich mittlerweile schon 2x gelesen.
Weil ich ihn wirklich unglaublich gerne mag.
Sei mir nicht böse, aber selbst die schlimmen Wetterphasen, die du zu überstehen hattest, waren Sonnenschein pur (für mich).
Man lacht erst mit über die nassen Kontoauszüge, dann nörgelt man über "F", der offenbar noch nicht mitbekommen hat, was du da wirklich für einen Kampf gegen Petrus und seine Wettermächte ausgefochten hast?
Dennoch ist und bleibt "F" ein sympathischer Grantler.
Noch zuvor, diese Million stimmigen Vergleich mit der Weihnachtszeit.
Genau das ist es, genau diese Atmosphäre, kennen ich, dieses Gefühl. Wusste es nur selbst nicht in Worte zu fassen.
Dann dieses Warmherzige und Innige mit "A".
Keine 2 Cent hätte ich anfangs darauf gegeben, besonders wegen "A"´s Schüchternheit und "M"´s Strenge das ihr "so" zusammenfindet.
Das war ein Blog wie ein Märchen! - Die Hauptfigur überwindet viele Probleme bis zum Happy End!
Liebe - Fanblog - Grüße
Vom lifeminder
Hihi, lieber lifeminder, es ist zu schade, dass wir 2014 noch nicht aufeinander aufmerksam geworden waren, als ich begann über meine Erlebnisse mit Rex zu berichten.
LöschenDagegen war meine Regendusche eine fröhliche Party, denn ich stolperte damals buchstäblich von einer Katastrophe in die nächste. Jetzt war ich nur nass, mit Rex jedoch kam ich nicht nur einmal wie eine Sau nach Hause, weil er mich wieder mal in den Matsch geschmissen hatte oder ich mit dem Hintern mitten im Gebüsch landete. 🤣
Du hättest sicher deine helle Freude daran gehabt ... 😂🤣😂
Wirklich traurig, dass die Einträge alle verschwunden sind, ich hätte selber auch gerne noch mal nachgelesen, wie ich es im Laufe der Jahre mit immer neuen Tricks allmählich schaffte, an diesen störrischen Hund heranzukommen.
Er weigerte sich ja anfänglich, mich überhaupt auch nur wahrzunehmen, ich stand wie vor einer Wand vor ihm ...
Das mit A., ja, das hat sich wunderbar entwickelt und ich denke immer noch, die Schlüsselszene war, als M. mich beim ersten Treffen bei ihnen zu Hause quasi auf Herz und Nieren prüfte.
Ob ich dafür Bezahlung wolle, fragte er, und wenn ja, von wem, also ob ich von ihnen Geld wolle oder von anderer Stelle etwas bekäme.
Als ich verneinte, hakte er nach, warum ich das dann mache, und ich sagte, dass mich ihr Lernwille einfach beeindruckt habe, ich diesen unterstützenswert fände und einfach helfen wolle.
Laut begann er darüber nachzudenken, dass es gute Menschen wohl doch nicht nur im Islam gäbe, zumal er ja auch gleichzeitig noch die Kröte schlucken musste, dass ich mich frank und frei zum Atheismus bekannte.
Seit genau einem Jahr habe ich M. nun schon nicht mehr gesehen, dafür wird es mit A. immer schöner. :-)
Liebe Märchenhaft-Fanblog-Grüße zurück! :-)