... habe ich A. vorgestern mal vorgeschlagen, nämlich dieses hier.
Vor vielen Jahren waren F. und ich in diesem Freilichtmuseum, es ist so lange her, dass sogar Püppi noch mit von der Partie war, mit der man ja alles machen konnte, im Gegensatz zu Rex, mit dem gar nix geht.
Ich habe es als sehr schön in Erinnerung und da ich inzwischen weiß, dass A. genauso auf Historisches steht wie ich selber, könnte das ein Tag werden, wie gemacht für uns zwei, vorausgesetzt, Petrus spielt ausnahmsweise mal mit.
Abwarten, ob und wann wir es umsetzen, jedenfalls zeigte sie sich hellauf begeistert, als ich ihr den Link schickte.
Als Muttersprachler macht man sich übrigens kaum ein Bild davon, wie ungeheuer schwer es für Ausländer tatsächlich ist, die hochkomplizierte deutsche Sprache mit ihrem großen Wortreichtum zu erlernen.
Das Türkische verfügt über sehr viel weniger Wörter, daher gibt es für vieles gar keine wirkliche Übersetzung und am Freitag blieben wir eine ganze Weile an "relativ" hängen.
Im neuen Kurs begegnete ihr das schon mehrmals, aber wirklich etwas anzufangen wusste sie damit nicht.
Ich verwies auf Einsteins Relativitätstheorie, von der sie zwar vage gehört hat, doch über die Bedeutung wusste sie nichts.
Hm, wie sollte ich das erklären?
Wenn sie fragt, was ein Tisch ist, dann zeige ich darauf und sie weiß es, aber mit Begriffen wie "vergleichsweise" oder "verhältnismäßig" geht das natürlich nicht - besonders mit dem "Verhältnis" verkomplizierte ich die Sache noch, also versuchte ich anders und sagte:
"Du bist 36, in meinen Augen relativ jung, aber wenn du deine Tochter fragst, wird sie dich relativ alt finden."
Nun schien es klick zu machen und weiter ging es zu Konjunktionen und Präpositionen, die sie nach wie vor heftig in Bedrängnis bringen.
Würde ich F. allein mit diesen beiden Ausdrücken kommen oder auch mit "Infinitiv", "Akkusativ", "Plusquamperfekt" oder "Partizip" usw., würde er mich angucken wie ein Auto.
Er hat in den Sechzigerjahren die Hauptschule besucht, Grammatik ist für ihn ein Buch mit sieben Siegeln, er spricht Deutsch völlig intuitiv - keine große Sache, wenn man es von Anfang an so erlernte.
Schwierig wird es dann aber natürlich mit Fremdsprachen, denn es bleibt einem nicht anderes übrig, als auch diese einfach per Aufschnappen zu lernen. Ich habe da noch sehr gut die portugiesische Pflegerin meiner Oma in Erinnerung, seit Jahrzehnten im Lande, aber ihr Deutsch war kaum verständlich und grammatikalisch natürlich eine Katastrophe.
A. und M. dagegen sind Akademiker und legen Wert darauf, die neue Sprache von der Pike auf und möglichst korrekt zu verinnerlichen, was aber so ungeheuer schwer ist, dass sie meinen allergrößten Respekt dafür haben!
In einen Lückentext des Kursbuches musste man beispielsweise Wörter einfügen, die aus einer Liste auszuwählen waren.
A. machte alles richtig, benötigte aber für jede einzele Lücke relativ (😁) viel Zeit und sagte dann auch, warum.
- "Um zu" passt nicht, denn das benötigt einen Infinitiv, der aber in diesem Satz nicht vorkommt.
- "Nachdem" passt nicht, es würde verschiedene Zeiten benötigen, hier stehen aber beide Sätze im Präsens.
Und so weiter, sie spult für jedes Wort das ab, was in ihrem Gehirn dazu gespeichert ist, eine ungeheuere Lernaufgabe und daran sieht man, wie schwierig das Ganze tatsächlich ist.
Ich selbst habe mich mein Leben lang ziemlich intensiv mit der deutschen Sprache beschäftigt, trotzdem käme ich nie auf die Idee, über solche grammatischen Zusammenhänge nachzudenken, habe es schlicht nicht nötig, weil es ja die Muttersprache ist.
"Irgendwann wird es leichter für dich, wenn du erst mal mehr Gefühl fürs Deutsche entwickelt hast, geht vieles ganz automatisch", versuche ich sie immer zu trösten, aber dabei ist natürlich sehr hinderlich, dass sich ihr ganzes Leben in türkischem Umfeld abspielt, abspielen kann, weil die heimische Community einfach so riesig ist.
Will sagen, ein Ausländer, der eine solche hier nicht vorfindet, wird Deutsch wesentlich schneller lernen, was auch bei meiner Schwägerin nicht zu übersehen war, die ja zunächst überhaupt keine anderen Thailänder hier kannte und wohl oder übel mit Deutschen Kontakt haben musste.
Bei F.s Schwager das Gleiche andersherum, er ist Amerikaner, der Freundeskreis besteht fast nur aus Landsleuten, ergo spricht er auch nach 40 Jahren immer noch sehr schlecht Deutsch.
So, und nun genug davon, ich sollte dringend den Staubsauger schwingen, denn diese Woche ist ja wieder randvollgepackt mit Terminen.
Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😉
Du und A., ihr entpuppt euch immer mehr zu einem harmonischen Mutter-Tochter-Gespann, liebe Rex-Mama, das freut mich sehr.
AntwortenLöschenUnd M., naja, das ist der Schwiegersohn, den man halt akzeptieren muss bzw. aus seiner Sicht: Die Schwiegermutter, der man halt aus dem Weg geht, um es sich mit der Ehefrau nicht zu verscherzen 🤣
Lieben Gruß und fettes Daumendrücken für Mittwoch :-)
Lach, altersmäßig würde es ja hinkommen, liebe Hermine, und gegen eine Tochter hätte ich auch wirklich nichts einzuwenden, aber irgendwie trifft es das nicht so richtig.
LöschenWir leben ja in völlig unterschiedlichen Welten, da käme die Tochter altbackener und verklemmter daher als die Oma der eigenen Mutter - so in etwa. 😅
Am Freitag trug ich z.B. eine Bluse in knalligem Pink, relativ tief ausgeschnitten bzw. weit geöffnet, für mich sehr normal, für sie undenkbar mit ihrer Ganzkörperverhüllung. Sie sprach mich sofort darauf an, war richtig begeistert und ich ahne nicht mal, welche Gedanken parallel dazu wohl hinter ihrer hübschen Stirn abliefen, denn sie ist ja völlig eingeklemmt in ein Korsett von Konventionen.
Wobei wir darüber aber nie sprechen, ich nehme es so hin, was ihr (vermeintlich) ihr Gott abverlangt, und sie sieht halt bei mir, dass ich mir von keinem Mann irgendwelche Vorschriften machen lasse, schon gar nicht, was meine Klamotten oder Haare angeht.
Ist schwierig zu beschreiben, aber harmonisch geht es zwischen uns auf jeden Fall zu. ;-))
Danke fürs Daumendrücken und liebe Grüße zurück! :-)
Hallo, Liebe "Rex-Mama!"
AntwortenLöschenNachdem du "A" alles beigebracht hast in Sachen deutsch, werde ich nochmals Nachhilfe bei dir nehmen.
Ich bin der Meinung, nach der Lektüre deines Blogs ich habe es nötig.
Ob ich aus dem Stand etwas zur Relativität-Theorie erklären könnte oder das ein oder andere von dir geschilderte Wort, sodass es für jeden anderen Verständlich ist? - Eher nicht!
Über Schrödingers Katze da wüsste ich wahrscheinlich mehr. :)
Irgendwie habe ich das komplett überlesen das auch "A" Akademiker ist. - Das erklärt mir aber vieles, diese neugier, dieses wissen und lernen wollen.
Das Beispiel wie du relativ erklärt hast, werde ich mir von dir kopieren, auch so in Zukunft erklären. - Das ist so einfach und einleuchtend. Besser gehts nimmer.
Deine Freundschaft zu "A" und wie diese sich entwickelt macht Freude. Es ist grandios dies hier auf dem Blog mitverfolgen zu können.
Vielleicht hast du ja deine Einträge über Püppi nicht mehr. Diese Einträge, wie diese Freundschaft entstanden ist - dafür schon. Irgendwann wirst du hier nochmal alles von A bis Z selbst nachlesen können. ... du speicherst doch mittlerweile deine Einträge ab?
Neben deiner Erklärung zum Begriff relativ - habe ich auch heute wieder aus deinem Blog mitgenommen. - Damit meine ich nicht die gute Laune, dir mir das Lesen stets beschert.
Liebe - Bescherung ist nicht nur an Weihnachten - Grüße
Vom lifeminder
Aber ja, lieber lifeminder, M. ist von Haus aus Mathe- und Physiklehrer, A. ist studierte Apothekerin und ohne Erdogans Repressalien wären sie nie auf die Idee gekommen, zu migrieren, denn ihnen ging es in der Türkei richtig gut.
LöschenUnd ... lach, ja, ich muss selber manchmal lachen, zu welchen Brücken ich greifen muss, um A. irgendwelche völlig abstrakten Begriffe zu erklären, für die es keine Übersetzung gibt. ;-)
Über das Abspeichern sollte ich vielleicht mal ernsthaft nachdenken, denn ... ich mache es immer noch nicht.
Liebe Heute-hab-ich-Bescherung-genug-Grüße zurück! :-)