Es war 1984, als mein 13 Jahre alter, aber frisch erworbener Minicooper sich weigerte, mich im ersten Gang anfahren zu lassen.
"Komm, dann tauschen wir eine Weile", schlug mein Freund Uli vor, ich fuhr von da an seinen nicht minder alten BMW Touring und er übernahm den Mini, kloppte ihm den Gang immer mit Gewalt rein.
Was tatsächlich wirkte, offenbar hatte da irgendein Krümel quergesessen, der sich durch die Rosskur löste, mein Auto funktionierte wieder einwandfrei.
So ählich hatte ich mir das nun auch mit der Unterleibsgeschichte gedacht, wollte es ja erst mal mit Salbe versuchen und darauf hoffen, dass sich alles wieder regelt.
Pustekuchen ...
"Ich glaube nicht, dass Frau Doktor sich darauf einlässt", sagte mir die Sprechstundenhilfe, wollte aber reingehen zu ihr und das besprechen.
Ich wartete auf einer Bank im Gang vor den Behandlungsräumen, bald darauf kam sie zu mir und bestätigte ihre Vermutung. Nein, ohne Gewebeuntersuchung bekäme ich keine Salbe, denn die könne dann womöglich mehr schaden als nutzen.
"Tja", antwortete ich, "dann muss ich das eben so laufen lassen und selber mit Haus- oder frei verkäuflichen Mittelchen daran herumdoktern, denn dieser Eingriff kann so nicht stattfinden."
Durch die noch geöffnete Tür hatte die Ärztin (optisch ein gemütlicher Typ 😉) das wohl mitbekommen, nun trat sie heraus, kam an und setzte sich neben mich auf die Bank.
"Hören Sie mal, das kann eine Vorstufe vom weißen Hautkrebs sein. Muss nicht, aber kann. Ich hatte ja extra "Morbus bowen" mit auf die Überweisung geschrieben."
Peng, das saß!
Daheim kontrollierte ich das natürlich gleich, und tatsächlich, ich Depp hatte mich so sehr auf die erste der beiden Verdachtsdiagnosen gestürzt, die mit dieser Autoimmunerkrankung, dass ich die zweite schlicht übersah dabei.
Nun hatte ich den Salat endgültig, denn logo, nun sah auch ich es ein, dass ich um die Biopsie wohl nicht herumkomme.
Von F.s Krankheit hatte ich ihr erzählt, von den Problemen, die wir dadurch mit der angeforderten Begleitperson haben, und nun schlug sie vor, ich solle das am besten im Krankenhaus der Nachbarstadt machen lassen.
Im Gegensatz zu Praxen wäre man dort ganz anders ausgerüstet und habe auch mehr Platz für den Fall, dass ich nach der Narkose länger als erwartet mit dem Aufwachen bräuchte.
Die Gedanken überschlugen sich in meinem Kopf.
Krebs!!!??!!
Und einen Moment lang hatte ich das Gefühl, nun würde alles über mir zusammenbrechen.
So mühsam habe ich mich immer wieder in meinem Leben aus allem herausgewurschtelt, es muss ja doch weitergehen und ich werde gebraucht, aber das war mir nun alles zu viel, denn natürlich habe ich mir das ganze erst kürzlich erlebte Drama mit F. nicht einfach aus den Knochen schwitzen können, sondern werde immer noch von der Angst um ihn beherrscht, beobachte ihn ständig, immer bereit, wieder tätig werden zu müssen, und nun auch noch das ...
Sie merkte, wie ich schluckte, versuchte die Tränen zu unterdrücken, die vor lauter Schrecken spontan herauswollten aus mir, und ... nahm mich einfach in den Arm: "Ach, kommen Sie mal her ..."
Die Dinge, die ich eigentlich auf dem Rückweg noch hatte erledigen wollen, waren vergessen, mehr als bedröppelt schlich ich nach Hause, wo F. nach ca. 10 Minuten fragte: "Und ...?"
Ich berichtete, er meinte: "Ach du Scheiße ...", dann hängte ich mich ans Telefon und versuchte, diese Klinik in der Nachbarstadt zu erreichen.
Von U. weiß ich, dass sie dort hingeht, wenn etwas Gynäkologisches ansteht, und da sie ja vom Fach ist, vertraue ich diesbezüglich ihrem Urteil, dass es sich um ein gutes Krankenhaus handelt.
Sehr positiv fiel mir immerhin gleich auf, dass mich am Telefon kein Band, keine Musik erwartete, sondern ich sofort mit der Zentrale sprechen konnte. Der Versuch des Weiterverbindens schlug fehl, ich rief erneut an, bekam die Durchwahl der Fachabteilung und eine Stunde später klappte es dann.
Allerdings mit dem nächsten Schlag, denn nun war gleich die Rede von zwei Terminen, der erste übernächsten Freitag morgens um 9 Uhr.
Untersuchungen sollen dann stattfinden und die Vorbesprechung, dann bekäme ich den zweiten, und zwar für die stationäre Aufnahme.
"Wie, machen Sie das etwa nicht ambulant?", fragte ich entsetzt.
Nein, in aller Regel sei das nicht der Fall ...
Toll, nun habe ich die Wahl zwischen Pest und Cholera, denn noch habe ich den Termin, den ich am Freitag mit der Praxis in der Nachbarstadt ausmachte, nicht abgesagt.
Die würden das ohne jede weitere Untersuchung und ohne jedes Vorgespräch machen, dafür habe ich das Problem mit dem Parkplatz, der im Gegensatz dazu am Krankenhaus direkt vorhanden ist, wenn auch natürlich sehr teuer.
Auf der anderen Seite das KH mit wesentlich mehr Aufwand für mich, aber irgendwie auch vertrauenswürdiger, finde ich.
Zumal die, vermute ich zumindest, sollten sie etwas Böses entdecken, vielleicht gleich weiterschnibbeln könnten? Keine Ahnung, ob die Befunde parallel zum Eingriff schon ermittelt werden oder ob das auch da mit Wartezeit verbunden ist ...
Seufz, nun merke ich, wie sehr mir meine Mutter fehlt, denn mit ihr hätte ich das in aller Ausführlichkeit bequatschen können, während ich nun ganz allein vor der Entscheidung stehe, von F. einmal abgesehen, der aber wenig Ahnung hat und den ich auch nicht mehr als nötig damit belasten möchte.
Heute Nacht dann ein Traum: Meine Mutter wollte nach Papas Tod nach hier zurückkehren, ich bereitete ihr Haus für sie vor und überlegte dann, dass wir sie nachts auch vom Flughafen abholen müssten, das könnte sie auf keinen Fall alleine hinbekommen, und das müsste ich F. dringend klarmachen.
Inzwischen ist mir klar, was mein Unterbewusstsein mir damit sagen wollte: Verschwende nicht deine Zeit damit, dich nach etwas zu sehnen, was nicht mehr wiederkommt, denn am Ende wärst du es gewesen, die hätte helfen müssen statt andersherum, also Ohren anlegen und durch ...
Und später merkte ich dann auch, wie sich die eigenen Sorgen zumindest etwas relativieren, wenn man von denen anderer erfährt.
Zutiefst geschockt sah ich die Bilder des Kinderkrankenhauses in der Ukraine, das Putin bombardieren ließ, und der kurze Bericht einer Ärztin ließ mich das ganze Ausmaß erkennen.
In einem der OPs hatten sie just den Brustkorb eines Kindes geöffnet, um es am Herzen zu operieren, da kamen die Detonationen.
Dazu die Bilder von krebskranken glatzköpfigen Kindern, die aus dem Krankenhaus ins Freie fliehen ...
Wie abgrundtief schlecht können Menschen eigentlich sein?
Und nun darf ich mich erneut auf den doch recht weiten Fußweg zu meiner Frauenärztin machen, denn das Krankenhaus ist mit einer Überweisung nicht zufrieden, sondern benötigt stattdessen eine richtige Einweisung.
Habt einen friedlichen Tag und ... bleibt bitte gesund!
Ich wünsche dir von ganzem Herzen, daß es nichts schlimmes ist. Und ich begleite dich gedanklich auf jeden Fall. Gute Besserung.
AntwortenLöschenDanke dir, mein Lieber! :-)
LöschenDas war ja dann kein guter Morgen für dich, liebe Rex-Mama :-(
AntwortenLöschenAlso ich würde eindeutig das mit der Praxis und "sofort" verwerfen und mich fürs KH entscheiden.
Das mit der stationären Aufnahme kenne ich schon seit die Kinder klein waren, also seit vier Jahrzehnten, und das ist in Wirklichkeit nicht so dramatisch wie es klingt. Es ist eigentlich nur eine Vorsichtsmaßnahme (oder Geldfrage fürs KH?), damit du notfalls ein Bett hast. Wenn der Eingriff planmäßig verläuft, kannst du natürlich nach ein paar Stunden wieder nachhause.
Klar ist so ein Verdacht ein Hammer, da bricht erstmal alles zusammen. Aber du wirst gründlich aufgeklärt werden, wenn du das Vorgespräch hast.
Meine Schwägerin hatte vor kurzem eine Totaloperation, sogar da war sie nur vier Tage im KH.
Alles Gute für dich und liebe Grüße :-)
Danke, liebe Hermine, im Moment bin ich wirklich um jede Ansicht froh, allerdings hat es gerade noch mal eine Kehrtwende gegeben, nachdem ich ja eh noch mal zur Praxis musste.
LöschenIch muss das noch mal sacken lassen und werde morgen davon berichten, aber es riecht nun doch nach nächstem Mittwoch, hin und durch, feddisch. ;-)
Ich habe übrigens mit ambulanten Geschichten auch schon ganz andere Erfahrung gemacht.
Die letzte von meinen vier Fuß-OPs, nahm mein Orthopäde nämlich selbst bei sich in der Praxis vor.
Es ging nur darum, Schrauben, Draht und eine Platte herauszunehmen, trotzdem war das natürlich nicht in ein paar Minuten getan und so dauerte die Narkose deutlich länger als diese Minis.
Als ich wieder wach war, rief man mir ein Taxi, ich fuhr nach Hause und hüpfte dann mit Krücken und auf einem Bein die vier Etagen hoch bis zu unserer Wohnung.
War nicht der schönste meiner Tage, aber ich war doch gottfroh, auf diese Weise einen weiteren stationären Aufenthalt umgangen zu haben.
Liebe Grüße zurück! :-)
Hallo, Liebe "Rex-Mama!"
AntwortenLöschenHeute einfach mal ein Fühle dich gedrückt und sei dir sicher, auch deine Blogleser - zumindest dieser hier - steht mit seinen Gedanken bei dir und wünscht sich einfach einen gut verlaufenden Eingriff und eine "Rex-Mama" die bald mal ihren Kummer loswerden kann.
Hauptsache, du bist bald wieder gesund. Denn Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts.
Nimm dir Ruhe und Zeit und komme auch selbst erstmal wieder auf die Beine und deine Gedanken im Griff.
Es ist bewundernswert, wie viel Stärke du selbst in solchen Momenten zeigst!
Liebe - schon bald ist alles geschafft - Grüße
Vom lifeminder
Das täuscht, lieber lifeminder, denn im Moment fühle ich mich alles andere als stark, würde mich am liebsten in ein Mauseloch verkriechen, aber ... da hätte ich zu viel Zeit zum Nachdenken, und das bringt mich nun gerade nicht weiter. ;-)
LöschenLiebe Danke-fürs-in-den-Arm-nehmen-Grüße zurück! :-)