Später Vogel verpasst den Wurm

 Bis viertel vor sieben hatte ich mir heute erlaubt zu schlafen und beim Gassigehen sah ich dann schon von Ferne die beiden großen Henkeltaschen aus dem Gebüsch leuchten.

War mein Säufer also wieder unterwegs und hat sein gesammeltes Leergut einfach in die Pampa geknallt, nicht nett von ihm, aber natürlich gut für mich, doch beim Näherkommen fiel mir dann auf, dass die Taschen nicht voll zu sein schienen. Richtig, irgendwer ist mir zuvorgekommen, doch im Gegensatz zu mir hat er die Umwelt nicht komplett befreit, sondern nur das rausgeklaubt, was Pfand bringt, Piccolo- und Schnapsflaschen hat er dagelassen. 

Fazit: Lange schlafen schadet dem Geldbeutel ... 🙄😁

Während ich mit Rex durch die Gegend trabte, hatte ich genug Zeit, noch mal über den gestrigen Dschungel nachzudenken, denn man muss nicht einmal die Politik bemühen, um Beispiele zu finden, wie es heutzutage mit dem ideologisierten Pranger läuft.

Von Sportkommentatoren kennt man es ja, wie sehr sie sich bemühen, ständige Wiederholungen zu vermeiden, so wird der Ball dann schon mal zum runden Leder und so bezeichnete Jörg Dahlmann einst Japan als Land der Sushis.

Was ihm prompt falsch ausgelegt wurde, man wollte den Satz so interpretieren, als habe er Sushis als Synonym für die Japaner gebraucht, und schon war er seinen Job los.

Er neigt dazu, einfach auszusprechen, was ihm gerade in den Sinn kommt, etwas, das einst völlig normal war, heute aber nur noch mit großer Vorsicht getan werden sollte, wenn man in der Öffentlichkeit steht, und nachdem die anderen Teilnehmer eh schon angefangen haben, ihm jeden seiner Sätze auf die Goldwaage zu legen, wurde es auf dem Weg zur Dschungelprüfung ganz brenzlich.

Er strotzt ja eh vor guter Laune und mitunter etwas übertrieben wirkendem Überschwang und nun war er so glücklich, gewählt worden zu sein, dass ihm in seiner Euphorie kein besseres Beispiel für seinen Tatendrang einfiel als ausgerechnet Donald Trump.

Man könne von ihm ja halten, was man wolle, meinte er, aber die Szene, als er am Ohr angeschossen wurde, hochkam und mit gereckter Faust drei Mal das Wort "fight" ausrief, habe ihn doch sehr beeindruckt. 

Hihi, genauso gut hätte er in diesem Moment sagen können, er habe die Pest, so erschreckt zuckten seine Begleiter von ihm zurück, dabei ausgerechnet der, dem kürzlich nicht einmal der Name Pistorius etwas sagte, der sich also wahrlich nicht durch Politverständnis auszeichnet.

Schon prasselten Vorwürfe auf ihn hernieder, erst recht als die weibliche Begleiterin später den anderen von dem "ungeheuerlichen Vorfall" berichtete, so ungeheuerlich, dass sich eine der Damen, die sich bisher eher dadurch auszeichnete, kaum stattzufinden, bemüßigt sah, ihn sich "unter vier Augen" (in Wirklichkeit sehen ja einige Millionen zu) zu schnappen und auf Herz und Nieren zu prüfen.

Sie wolle ihm die Chance geben, das geradezustellen, denn immerhin sähen ihre Kinder zu und die dürften auf keinen Fall Schaden nehmen ... 😲

Das war dann der Punkt, wo ich mir endgültig an den Kopf langte. Wenn Mama sich mehrmals für den Playboy auszieht und an Reality-Formaten teilnimmt, dann ist das für ihre Kinder gut, aber wenn jemand den Namen Trump erwähnt, dann fügt das ihren kleinen Seelchen Schaden zu? 😲

Wie gesagt hatte sich Dahlmann deutlich von Trump distanziert, sogar mehrmals, es war ihm ausschließlich um diese Geste gegangen, um dieses "Jetzt erst recht!", aber selbst das schaffte die Allgemeinheit ihm so auszulegen, als habe er auf einmal eine höchst ansteckende Krankheit. 

Ehrlich, es geht mir ungeheuer auf den Geist, wie die moralisierende Keule inzwischen ständig hervorgekramt wird, womit wir dann doch wieder bei der Politik wären, denn den Keulenschwingern geht es ja vor allem um eines: Selber gewinnen, deshalb zückt man sie zu jeder Gelegenheit, um Mitbewerber aus dem Rennen zu hauen.

... und hat damit auch oftmals ganz schnell die Mehrheit auf seiner Seite, weil Moral immer zu ziehen scheint, hat doch jeder Angst davor, als politisch nicht korrekt zu gelten. 🙄

In einer Biografie über Voltaire fand sich wohl der Satz: "Ich verachte ihre Meinung, aber ich würde mein Leben dafür geben, dass Sie sie äußern dürfen ..."

Sollte es nicht gerade das sein, was eine Demokratie von der Diktatur unterscheidet, dass man nämlich tatsächlich seine Meinung haben und auch sagen darf?

Selbst wenn er Trump-Fan wäre, was er ja absolut nicht zu sein scheint, dürfte er dies in Deutschland nicht einmal mehr bekunden, wenn schon das Gutfinden einer einzigen Geste für derartige Empörung sorgt?

Übrigens etwas, das mir sogar in meinem winzigen Blog schon mehrfach auffiel: Einer kommentiert "falsch", und schon ziehen sich andere zurück, wollen auf keinen Fall ihren Nick unter seinem sehen, das Gleiche also, was im Großen überall stattfindet. Man schiebt sich gegenseitig in bestimmte Lager, die man zum Tabu erklärt, die Fronten verhärten sich immer mehr und statt miteinander zu reden, ist da nur noch Feindschaft. *koppschüttel*

Dabei fällt mir Rex ein: Wäre ich von Anfang an stur dabei geblieben, ich Mensch, du (nur) Hund, wir hätten nie einen Draht zueinander gefunden und vermutlich würde er mich immer noch angreifen wollen, wenn es ums Essen geht. 

Zum Glück lief es anders, ich versuchte mich in ihn hineinzudenken, kam ihm entgegen, wo es nur ging, er tat das Gleiche und so lernten wir uns gegenseitig immer besser zu verstehen und kommen heute bestens miteinander klar - auch wenn wir nach wie vor Mensch und Hund sind, gelang es uns, uns irgendwo in der Mitte zu treffen. 😉

Und noch für eine weitere Empörung sorgte Dahlmann, als er nämlich beim Beschreiben der absolvierten Prüfung raushaute, seiner Meinung nach hätten die Frauen weniger Chancen auf Erfolg gehabt, weil ihre Körperkraft dafür nicht ausgereicht hätte.

Hui, da war die Aufregung groß ... 😁

Und ich bedauerte zutiefst, dass er das nicht zu mir gesagt hatte, denn ich hätte ihn mir gleich geschnappt und zum Armdrücken herausgefordert. 😁 

(Früher zumindest habe ich die Jungs dabei reiheinweise flachgelegt. 😀)

Warum zum Teufel muss alles immer mit so verbissener Ernsthaftigkeit angegangen werden? Warum wird Humor immer seltener und auch die Fähigkeit, mal über sich selber lachen zu können? 

Und dann war da noch die Sache mit den Ledergürteln.

Zwei nagelneue hatte ich zum Verkauf angeboten für jeweils 6 Euro und gegen Mittag schrieb mich jemand an, ob ich mit 10 Euro einverstanden wäre, wenn er sie beide nähme?

Na klar, das sollte mir recht sein, nur auf seine Frage, ob ich sie ihm womöglich in den Nachbarstadtteil bringen könne, bekam er einen abschlägigen Bescheid.

Okay, er wäre dann so in einer Stunde hier, die er aber nicht einmal brauchte, schon nach ca. 30 Minuten schellte es und ich sah einen sehr dicken Mann, der schnaufend neben seinem Fahrrad stand.

Offenbar hatte er fürs Schreiben eine Übersetzungs-App benutzt, denn beim Sprechen war sein Deutsch sehr viel schlechter, aber ich bin ja in Übung und so verstand ich gleich, dass er sich einen der Gürtel mal umlegen wolle.

Weia, der könnte ja nie und nimmer passen, das sah ich auf den ersten Blick, doch offenbar unterschätzte er seine wahren Ausmaße gewaltig und irgendwie wirkte es mehr als naiv, als er den gewaltigen Bauch anhob und versuchte, sich den Gürtel um die nicht vorhandene Taille zu ziehen.

Mindestens 20 Zentimeter fehlten und ich erklärte ihm, dass die wie von mir beschrieben 115 bzw. 110 cm lang seien, er bräuche doch deutlich mehr.

Was er gar nicht nachvollziehen konnte, er habe es doch eben bei Kik versucht und da wären 115 cm ausreichend gewesen. 

"Ich hatte die vorher noch mal nachgemessen, die Länge stimmt ganz sicher", sagte ich ihm, aber es war klar, aus unserem Geschäft wurde nix, also setzte er sich wieder auf sein Rad und strampelte davon, nicht ohne dass ich ihm augenzwinkernd noch mit auf den Weg gegeben hätte:

"Wenn Sie den Weg noch einige Male abradeln, dann passen sie vielleicht ja irgendwann ..." 😂

Dann ging ich aber doch noch mal in die Küche, zog das Metermaß hervor und überprüfte es noch einmal. Die Angaben, die ja auch hinten auf den Gürteln aufgedruckt waren, stimmten so, das schrieb ich ihm noch und empfahl ihm, seinen Bauch bzw. einen vorhandenen und passenden Gürtel noch mal auszumessen, bevor er den nächsten Kaufversuch startet. 

Ansonsten gab es gestern nix Neues, meine anderthalb Kilo Hack ergaben 29 Frikadellen, und zwar sehr leckere, wie F. freundestrahlend und mit dicken Backen verkündete. 😊

Unnu werde ich mich in die oberen Gefilde begeben und den Staubsauger anwerfen, nein, nicht Herrn Hoover, denn oben habe ich einen anderen.

Habt einen schönen Sonntag und ... bleibt bitte gesund! 😉