Donnerstag, 20. Februar 2025

Vom Schaumbad hängt es ab

Färbt es das Badewasser grün oder blau, mache ich sofort einen Zeitsprung, sobald ich mich in der Wanne wohlig ausgestreckt habe, und lande an einem der Wochenenden während unserer Umzugsphase von Stuttgart nach hier, die sich über einige Monate hinzog.

Insgesamt drei Mal mieteten wir uns einen Sprinter, alles andere transportierten wir nach und nach mit dem Hänger, immer passend dazu, wie weit wir hier mit dem Renovieren schon waren.

Hui, was war ich da oft kaputt. Freitagnachmittags gegen 15 Uhr fuhr F. nach der Arbeit mit dem Sprinter vor, bis dahin war ich mehr als 50 Mal die vier Etagen hoch und runtergesaust, hatte den Bereich an der Haustür mit Kartons und Kisten vollgepackt, bis kaum noch einer durchpasste, dann begann das Einladen und noch immer sehe ich es vor mir, wie mein F. wie ein Äffchen im Wagen herumkletterte, um auch die letzten freien Zentimeter noch auszunutzen.

Wenn es gut lief, waren wir dann nach der langen Fahrt gegen Mitternacht hier, mussten natürlich noch alles ausladen und fielen irgendwann völlig erschossen auf die alten Klappbetten meiner Großtanten, die wir uns ins Wohnzimmer gestellt hatten, alles andere war ja noch gar nicht benutzbar.

Bis aufs Bad, das damals sogar wesentlich eleganter daherkam als heute, weil man Gasthermen noch so zu bauen verstand, dass keine sichtbaren Rohre das Auge des Betrachters irritierten.

Am Samstag fuhren wir dann ganz früh los, um den Wagen abzugeben und mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Häuschen zurückzukehren, und anschließend marschierte ich zu Netto, der damals noch Plus hieß und eine Fleischtheke hatte, an der es sehr leckere Frikadellen/Krautsalatbrötchen gab.

So gestärkt ging es dann mit dem Streichen weiter und sonntagabends fuhren wir mit dem Nachtzug, der deutlich billiger war, nach Stuttgart zurück, um dort erst mal wieder in den Alltag einzutauchen.

Natürlich hatte es sonntags auch noch ein Bad gegeben, eben in blauem oder grünem Wasser, und wenn wir mit dem eigenen Wagen hier waren, hing meist auch noch ein Mittagessen bei meinen Eltern drin.

Wie selbstverständlich einem das doch alles erschien. Muttern war gerade mal 53, Papa unterrichtete noch, meine Schwester und ihr Mann hatten das erste Baby und mein Bruder, der immer noch bei der gleichen Firma im Limburger Raum arbeitet, bezog jedes Wochenende sein Kinderzimmer im Elternhaus.

Ich selbst rechnete noch fest damit, in Kürze eigene Kinder zu haben und keinen einzigen Gedanken verschwendeten wir an die Möglichkeit, dass wir eines Tages mutterseelenallein hier in der Stadt hocken könnten - ohne Kind und ohne jegliche Familie im Umkreis von 200 Kilometern.  

Das sind so die Gedanken, die mich in der Wanne befallen, zunächst einmal ist da das Gefühl von Aufbruch, alles unseres, ein neuer Lebensabschnitt beginnt und dann muss ich aufpassen, dass es sich nicht umkehrt in Melancholie, wobei mir gerade eh der Gasmann geholfen hat, der schon da war, so dass ich nun in die Küche eilen kann, um mich den Vorbereitungen fürs Mittagessen zu widmen.

Nur kurz festhalten möchte ich noch den Anruf meiner Schwimmbadrettungs-Bekannten, die mich erwischte, just als ich die ersten Bissen meines so heftig herbeigesehnten Früh-/Mittag-/Abendstücks zu mir nahm.

Warum haben die es alle auf mein Essen abgesehen? 😲😂

Sie hatte ein Problem mit Smartphone und PC, durch das ich sie durchaus hätte hindurchlotsen können, würde sie nicht zu den Frauen gehören, die sofort in Panik geraten, wenn es um Technik geht. Gut, dass sie dann auf die Idee kam, ihren Provider direkt anzurufen, der es ja auch war, der etwas von ihr wollte, damit war ich aus der Nummer raus, konnte mein Süppchen wieder aufwärmen und meine Brötchen vom Schrank fischen, wo ich sie vor Rex in Sicherheit gebracht hatte.

Als mein Bäuchlein endlich gefüllt war und ich gerade vorhatte, mich noch für einen Moment dösend auf dem Sofa abzulegen, schellte das Telefon schon wieder, sie war es noch einmal, wollte mir von ihren Erfolgen berichten und dann kamen wir ins Quatschen, bis das Abendprogramm im TV anfing.

Den ersten Teil der Reportage über die Familie Ritter wollte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen, verfolgten wir diese Asi-Sippe doch schon seit rund 20 Jahren bei SternTV - quasi Familie Flodder in real, nur 10x so schlimm.

F. bekam runde Augen bei dem, was bei denen so abging und immer noch -geht, und noch runder wurden sie, als ich ihm erzählte, dass ich vergleichbare Zustände in meinen wilden Zeiten durchaus selber miterlebte, zum Glück nicht bei uns daheim, aber eben bei anderen.

Menschen, die gar nicht erst auf die Idee kommen, selber für ihren Lebensunterhalt zu sorgen, verbringen ihre Zeit mit viel Gewalttätigkeit und noch mehr Alkohol, dazwischen springen kleine Kinder herum und lernen von Anfang an nichts anderes, als dass das eben die Normalität ist.

Interessant fand ich, als in der Reportage erwähnt wurde, dass man in Deutschland sehr viel mehr Wert als in anderen Ländern darauf legt, dass der Nachwuchs nach Möglichkeit bei den leiblichen Eltern aufwachsen soll - leider oftmals zum nicht wiedergutzumachenden Schaden der Kinder.

So, und nun kommt gerade Nachricht von DHL, dass der neue PC heute noch ankommen wird, früher als unrsprünglich angekündigt, was bedeutet, dass ich nun wirklich schleunigst in der Küche verschwinden muss, denn später wird mir F. keine Zeit mehr dazu lassen. 🙄

 

Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😉

4 Kommentare:

  1. Ich bin zweimal umgezogen und immer ohne Schwierigkeiten, denn ich habe eine Möbelspedtion damit beauftragt. Die schleppten die ganzen Möbel rum und bauten alles auf. Ja, plus kenne ich auch noch. Damals hieß der Werbespruch: Prima leben und sparen. Mein DHL Paket wurde nur angekündigt, es gab keine Uhrzeit mehr wann es kommen sollte. Ich kann mir nicht vorstellen wie es sein soll, daß Briefträger so wie früher auch Pakete zustellen sollen. Meion Bekannter, der hier am Ort die Postagentur hat meint, daß das in absehbarer Zeit kommen wird. Einsparungen eben. Ich bezweifle den Einspareffekt.

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    1. Ja, wenn man das nötige Kleingeld hat, geht es natürlich auch mit Spedition.
      Tatsächlich bin ich noch nie mit einer umgezogen, fällt mir gerade auf, wir haben immer alles selber gemacht und bei 450 km wäre es dann eh viel zu teuer geworden. Den Mietwagen konnten wir immerhin dort abholen und hier wieder abgeben.
      Bei uns fahren einige Briefträger mit Lasten-E-Bikes herum, kleinere Pächcken liefern die wirklich damit aus.

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  2. Hallo, Liebe „Rex-Mama!“

    Nach diesem Blog muss ich doch mal wieder mehr drauf achten welche Gedanken mich unter der Dusche so befallen.
    Ob da wohl etwas ähnlich Sinnvolles dabei herauskommen würde wie bei dir? … ich lege es lieber nicht drauf an. 😉

    Erinnerungen an diese intensiven, aber auch ganz besonderen Zeiten. Besonders der Blick auf das Familienleben, ist wirklich berührend.

    Du bist und bleibst die Technik-Notfallstelle für deinen Freunde und Verwandten. Ob du magst oder nicht – irgendwie so typisch, daran hat man sich über die Jahre echt gewöhnt, dass du solche Problemchen lösen kannst. Oder solange herumdokterst bist du die Lösung gefunden hast.
    Wahrscheinlich sollte ich mich auch an die wenden, du weißt sicher Rat und bist sicher auch geduldiger wie ich.


    Deine Gedanken zu den schwierigen Lebensumständen und den Auswirkungen auf die Kinder sind nachdenklich und treffend.
    Es ist wirklich erschreckend, wie bestimmte Umstände zum Schicksal werden können.


    Bleibt zu hoffen, das ihr viel Spaß mit dem neuen PC habt – und du hoffentlich auch noch etwas Zeit für dich abknapsen kannst?



    Lieber – einen neuen PC als im Garten ein Reh – Grüße
    Vom lifeminder

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    1. Lach, lieber lifeminder, unter der Dusche habe ich eher keine Zeit zum Nachdenken, denn da muss es schnell gehen, weil ich nicht zu viel Wasser und Energie verplempern will, aber in der Wanne sieht das natürlich anders aus. ;-)
      Und stimmt, an mich wenden sich so einige, wenn sie Probleme mit dem PC haben und meist finde ich eine Lösung, wobei ich von Haus aus eigentlich extrem ungeduldig bin, nur eben gelernt habe, mich auch mal zu zügeln. ;-)
      Ob ich mit dem neuen PC allerdings alles hinbekomme, steht noch in den Sternen, ehrlich gesagt, graust mir ziemlich davor, aber ich hab ja niemanden, an den ich es abschieben könnte.
      Was die Ritters angeht, ich glaube, die meisten Menschen können es sich nicht einmal ansatzweise vorstellen, wie es in solchen Familien abgeht.
      Falls es dich interessiert, hier kannste mal reinschauen bei denen, und das steht tatsächlich nur exemplarisch für die Zustände, die es viel öfter gibt, als man sich das vorstellen mag:
      https://www.youtube.com/watch?v=VWIQmgApIZI&list=PLkHYa3QcedRlW-qE4b4FSh1orMrwsU5D1

      Liebe Im-Moment-würde-ich-das-Reh-vorziehen-Grüße zurück! :-)

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