Sonntag, 11. Mai 2025

My home is my Wackelpudding

So fühlt es sich an und immer noch bin ich fassungslos bzw. stehe irgendwie unter Schock.

Auf dem Rückweg vom Einkaufen traf ich vor dem Heim auf eine Frau, die mit dem Fuß Glasscherben einer Schnapspulle vom Bürgersteig schubste, und schon waren wir im Gespräch, denn so etwas macht man eigentlich nur, wenn man einen Hund hat.

Sie selbst habe einen Riesenschnauzer, erzählte sie und erkundigte sich dann, ob ich meinen Hund noch hätte, es sei auf einmal so leise dort vorn. Ihrer habe nämlich normalerweise Angst, dort vorbeizugehen, weil Rex sich hinter der Hecke oft so wild aufführte.

Also berichtete ich vom Büble und dass er allmählich etwas vernünftiger wird - sie lachte und meinte, er sei hier in der Gegend ganz schön verrufen als gefährliches Tier.

Während wir sprachen, ging ihr Blick immer wieder zu einem jungen Typen, der sich im Eingangsbereich des Heimes zu schaffen machte, was ich aber mehr oder weniger nur aus dem Augenwinkel mitbekam, weil ich so sehr aufs Thema Hund konzentriert war.

Der habe sie nicht alle, sagte sie, nun trage er sogar einen Blumentopf mit sich herum, den sie zuvor in der kleinen Grünanlage habe herumstehen sehen ...

So weit, so gut, ich ging nach Hause, und dort als Erstes nach oben, um die Betten zu machen, betrat das Schlafzimmer und stutzte.

Nanu, hatte F. etwas gesucht?

Zwei Schiebetüren von Schränken standen ein Stück offen, die Packung Papiertaschentücher aus seinem Nachttisch lag auf dem Kopfkissen und, hm, diese große Kiste auf dem Sideboard stand auf einmal neben dem TV-Receiver statt neben der mit den Socken.

Ausgerechnet die, in die ich vor einiger Zeit einmal ziemlich alles an Echtschmuck und Uhren (F.s große Leidenschaft) gepackt hatte, was sonst an verschiedenen Stellen im Hause gelagert war.

Sehr viele Gedanken machte ich mir noch gar nicht, denn der Geranienkasten vor dem weit offenen Fenster war völlig unversehrt, also konnte ja wohl kaum einer eingestiegen sein.

Ich machte die Betten, räumte alles wieder auf, goss die Blumen, ging wieder nach unten und fragte F. dann mehr beiläufig, was um alles in der Welt er denn gesucht hatte?

Er schaute mich groß an und meinte, ja, nichts, er habe sich, während ich weg war, überhaupt nicht vom PC weggerührt und ganz sicher sei er nicht noch einmal oben gewesen.

Hähhhh?

Was war das denn??????

Es war doch eigentlich unmöglich, dass jemand Fremdes im Schlafzimmer gewesen war. Selbst wenn er so dreist gewesen wäre, am hellichten Tag auf das Dach der Speisekammer zu klettern, wie um alles in der Welt sollte er durch das doch recht kleine Fenster gekommen sein, ohne auch nur ein einziges Blümchen abzuknicken???

Natürlich ließ mir das keine Ruhe und nun ging ich erneut nach oben, um mir alles doch mal etwas sorgfältiger zu betrachten.

Und nun kam das ganz böse Erschrecken, denn zwar standen die Schmuckdosen verschlossen in der Kiste, aber ... die meisten waren leer, wobei ich nicht mal eine Ahnung habe, wie viele es ursprünglich waren.

Fakt ist, die drei fetten goldenen Armbänder aus den Sechzigern, alles Erbstücke, sind weg, genau wie mehrere goldenen Kreolen, die mir F. früher regelmäßig schenkte. Ehe- und Beisteckring meiner Mutter fehlen, Letzteren hatte sie sich aus dem Ehering ihrer Großmutter anfertigen lassen. Eine Dugena-Uhr ist weg (die goldene Taschenuhr von Onkel Georg lag weiter unten und ist seltsamerweise da) und ganz besonders schmerzen mich die goldenen Granatohrhänger vom Juwelier Christ, die meine Mutter mir zum Vierzigsten schenkte. 

So oft hatte sie betont, wie teuer die gewesen seien, dass ich mich nie traute sie anzuziehen aus Angst, einen zu verlieren. 😰

Die Kette mit der goldenen Weltkugel, die meine Mutter während meiner Kindheit gern trug, ist ebenfalls weg und das sind jetzt nur die Teile, von denen ich sicher sagen kann, dass sie fehlen.

Und noch etwas fiel mir erst jetzt ins Auge, was mich sehr erschreckte, und zwar ging es um Schlüssel.

Erst vor zwei Tagen hatte ich F. darauf angesprochen, denn als er im KH war, hätte ich allzu gern einen Hausschlüssel für den Notfall bei U. deponiert, fand aber keinen außer den dreien, die ständig in Gebrauch sind.

Ob er irgendwo noch welche habe oder zumindest eine Karte, mit der man sie nachmachen könne, fragte ich ihn und er versprach danach zu sehen.

Nun musste er das gar nicht mehr, denn nun lagen sie vor seinem Nachttisch, in dem er drei Schlüssel mitsamt der Karte und dem alten Schloss deponiert hatte. (Wir hatten sie vorn und hinten ausgewechselt, als wir vor einigen Jahren die neue Haustür bekamen.)

Boah, dieser Mistkerl hatte sie in der Hand gehabt. Was, wenn er sich nun Abdrücke davon gemacht hätte?

Nun erst dachte ich an die Polizei, war irgendwie noch gar nicht darauf gekommen, weil ja gar nichts nach Einbruch ausgesehen hatte, aber nun beschloss ich, unbedingt mit Fachleuten darüber reden zu müssen, also wählte ich die 110.

Die Kollegen würden im Laufe des Tages vorbeikommen, versprach mir ein freundlicher Mann und um 16 Uhr war es dann so weit. 

Ein junger Mann schellte, stellte sich als Kripomenschen vor und sogleich folgte ihm noch eine etwas ältere Kollegin.

Ich bat sie hinein, sprudelte erst mal alles heraus und dann gingen wir gemeinsam nach oben.

Natürlich war es saublöd von mir gewesen, alles anzulangen und wieder aufzuräumen, aber es gab ja wirklich nicht die kleinsten Einbruchsspuren und so war ich gar nicht auf die Idee gekommen, was da wirklich passiert war.

Die beiden waren ungeheuer verständnisvoll, richtig lieb sogar, suchten rund ums Fenster und auf den verbliebenen Schmuckschachteln nach Fingerabdrücken. Die Dame machte sich oben lange zu schaffen, während ich mit ihrem Kollegen nach unten ging, um den Papierkram zu erledigen. Außerdem nahm er eine DNA-Probe bzw. zur Sicherheit sogar zwei von mir mit, was absolut Sinn ergibt, denn sollte eines der Schmuckstücke wider Erwarten irgendwo auftauchen, müsste sich ja meine DNA daran befinden.

Zu dumm, dass ich so wenig Wert auf Schmuck lege, die Teile also gar nicht gut beschreiben kann und erst recht dumm ist es, dass wir nicht längst einmal Fotos angefertigt hatten, so wie wir es früher sogar mit unseren Fahrrädern machten.

Zum Ende des recht lange Besuches gingen wir noch einmal ums Haus herum, besahen uns alles von unten und überlegten gemeinsam, wie der Mistkerl das alles wohl bewerkstelligt haben konnte, obwohl ja Mann und großer Hund im Haus gewesen waren.

Die beiden kamen vom Polizeipräsidium und als ich erzählte, wie ich dort einst zweimal Praktikum machen durfte, erfuhr ich etwas, das mich noch zusätzlich erschreckte.

Ihr Kollege Jo (der Mann, der mein erster "richtiger" war) ist vor Kurzem verstorben, womit dann nur noch ein einziger meiner "Exen" leben würde. 😢

Natürlich sprach ich auch das Thema Versicherung an, sehr zögerlich, da ich davon ausging, wegen des offenen Fensters und nicht vorhandener Einbruchsspuren eh keine Chance zu haben, aber da belehrten sie mich eines Besseren, denn wenn ich eine Hausratversicherung habe, dann müsste die normalerweise nun auch einspringen. Das Fenster befinde sich im ersten Stock und mit einer solchen Dreistigkeit habe keiner rechnen können.

Was ich immer noch nicht so recht glauben kann, aber ich werde es versuchen, wobei der psychische Schaden mit Geld allerdings eh nicht wettzumachen ist.

Der Ring und die Ohrringe meiner Mutter, beides unersetzlich und hinzukommt das Wissen, dass mein Schlafzimmer nun kein sicherer Rückzugsort mehr für mich ist, nie mehr wird sein können.

Mein Sicherheitsgefühl in dieser Stadt, immerhin meiner Geburtsstadt, ist eh von Jahr zu Jahr gesunken, nun ist es ganz dahin und das einzig Tröstliche, das ich im Moment entdecken kann, ist, dass F. und Rex absolut nichts mitbekamen, denn wärens sie diesem Typen in die Quere gekommen, wer weiß, was dann noch hätte passieren können ...

Die Betten habe ich natürlich am Abend noch frisch bezogen und meine Lieblingssendung "Denn sie wissen nicht, was passiert" verpennte ich auf dem Sofa komplett, so erschossen war ich.

Von den Nachbarn, von denen leider auch keiner etwas gesehen hat bekam ich den Tipp, dass heute im Nachbarstadtteil Trödelmarkt ist, also werde ich später den weiten Fußmarsch auf mich nehmen, um zu schauen, ob mein Schmuck dort vielleicht schon angeboten wird. (In den Kleinanzeigen habe ich auch schon gesucht.)

Außerdem versuche ich über ein soziales Netzwerk die Frau wiederzufinden, die mehr über diesen merkwürdigen Tpyen vor dem Heim zu wissen schien.

Immerhin kam er aus unserer Richtung, wer weiß ...

 

Tja, Schöneres habe ich heute leider nicht zu berichten, wünsche euch aber einen schönen Tag!

 

 

PS: Und später muss ich mich dann an den Papierkram machen, wird extrem schwierig, weil ich die gestohlenen Dinge beschreiben und den Wert nennen soll, von dem ich ja absolut keine Ahnung habe. 🙄 

 

 

4 Kommentare:

  1. Nun bin ich ehrlich gesagt ratlos. Wie kann ein Einbrecher, der deinen Schmuck weg schafft ins Haus gekommen ist. Ja, das sind keine Schmuckstücke die man mit einem Betrag ersetzen kann. Da hängt viel Erinnerung dran, die durch nichts zu ersetzen ist. Das ist sehr schade, daß du keine Fotos hast. Ich hoffe auf ein positives Ende. Ich überlege gerade, ob ich meine Armbanduhren fotografieren soll. Ich habe noch einen alten Dugena Chronographen. Und eine Tissot Armbanduhr. Ohne Uhr fühle ich mich nicht angezogen. Armbanduhren waren schon immer meine große Schwäche.

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    1. Mach das auf jeden Fall, eine Dugena ist bei uns auch verschwunden.

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  2. Hallo, Liebe „Rex-Mama!“

    Das dir dieses Ereignis nicht den Boden unter den Füßen komplett weggezogen hat, zeigt was für ein starker Mensch du bist. – Ich kann nicht fassen, dass da jemand sich erlaubt so dreist und leise ins Haus einzudringen – sofern sogar ein großer Hund und ein Mann im Haus sind. – Das „Rex“ da nicht angeschlagen hat – spricht für die Qualität des Einbrechers, der das ganz sicher nicht zum ersten Mal so getan hat.

    Es ist eben nicht nur Schmuck den du da verloren hast, sondern ein Stück Familie, Geschichte und ganz viel Herz sicher auch.

    Lasst euch, euer Zuhause nicht wegenehmen. Auch wenn sich das Heim derzeit wie Wackelpudding anfühlt – machts zu eurem eigenen wieder. – Ihr schafft das!

    Das du in diesem Schock noch daran gedacht hast, dich bei der Polizei zu bedanken – Bemerkenswert!

    Ich wünsche dir von Herzen, dass du deinen Schmuck zurückbekommst und deine Sicherheit.

    Natürlich auch von dieser Stelle ist man sehr froh, dass Rex und „F“ nichts passiert ist – es keine Konfrontation zwischen ihnen und dem oder der Einbrecher gab.



    Liebe – verliere bitte nicht die Hoffnung – Grüße
    Vom lifeminder

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    1. Doch, lieber lifeminder, es hat mir den Boden komplett weggezogen, zumindest innerlich, denn äußerlich muss ich ja weiter funktionieren.
      Rex ist 13 und ich denke, mein Verdacht bestätigt sich, dass er nicht mehr so gut hört.
      Hinzukommt, dass ich ja wegen ihm die Schlafzimmertür immer schließen muss, also konnte sich der Saukerl da oben herrlich unbeobachtet fühlen.

      Liebe Doch,-sie-ist-leider-weg-Grüße zurück!

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