... nur ein Mal eine starke Schulter zum Anlehnen zu spüren, jemanden, der sagt, setzt dich mal hin, ich kümmere mich darum (egal, ob es sich um körperliche Arbeiten handelt oder um alles andere, was geregelt werden musss) ...
Der Schock sitzt immer noch ungeheuer tief, innerlich fühle ich mich wie gelähmt und muss ja doch immer weiter funktionieren, obwohl gestern der Moment kam, wo ich nicht mehr wusste, woher ich die Kraft dafür noch nehmen soll.
Tatsächlich habe ich trotz meiner Tremorbeine den weiten Weg zum Trödelmarkt auf mich genommen, der sich dann auch noch als sehr groß erwies, so dass ich lange brauchte, bis ich mir alle Stände angesehen hatte. Natürlich vergeblich, von meinem Schmuck weit und breit keine Spur.
Wie ein böser Witz kommt es mir vor, dass mir ausgerechnet zum Muttertag das gestohlen wurde, was ich von meiner Mutter erbte oder geschenkt bekam und was mir bis jetzt ein kleines Sicherheitsgefühl in Bezug auf die finanziell wackelige Zukunft gab, handelte es sich doch mit den dicken goldenen Armbändern der alten Damen der Familie um einen Gesamtwert von mehreren Zehntausend Euro.
Alles weg und es fühlt sich an, als habe mich ein Fremder nackt ausgezogen, gegen meinen Willen und in meinem eigenen Schlafzimmer, das mir nie mehr der Hort der Geborgenheit sein wird, der es zumindest ansatzweise bis dahin war.
Mitten auf dem Trödel entdecke ich M. und A. an ihrem Stand, die Nachbarn von schräg gegenüber, die demnächst auch hier wegziehen wollen. Ein kurzes Gespräch, dann machte ich mich auf den Rückweg und traf unterwegs auch noch auf den Ex-Mann von U., der mit seinem Kumpel auf einem Mäuerchen saß.
Sein Gesicht war über und über mit roten Pusteln bedeckt.
"Uiii", sagte ich", "hast du die Masern oder was ist los?"
"Leber im Arsch", lautete die knappe Antwort.
Klasse - er hat immer schon zu viel getrunken, aber seit der Scheidung tut er alles, um sich offenbar ganz bewusst zu Tode zu saufen, und weit scheint er davon nicht mehr entfernt zu sein. 🙁
So kam ich also bestens gelaunt nach Hause bzw. eigentlich schleppte ich mich eher heim, denn die Sonne knallte viel zu heiß auf mich und es fühlte sich an, als wolle sie mir den letzten Rest Kraft auch noch herausbrennen.
An sich wartete Herr Hoover auf mich, doch der muss weiter warten, denn nun stand ja erst einmal dieses scheiß Norton an, das uns jedes Jahr beim Verlängern die gleichen Probleme macht, weil wir uns weigern, das teure Abo zu kaufen, sondern es lieber im Internet besorgen.
Mehrere Stunden musste ich fummeln, bis ich es endlich gebacken bekam, und es fiel mir deutlich schwer, mich auf diesen Mist zu konzentrieren, zumal ich dann ja auch noch nach Gold- und Schmuckpreisen recherchieren musste.
Normalerweise zahlt die Hausratversicherung nichts, wenn Diebe durch ein offenstehendes Fenster ganz bequem einsteigen können, denn dann wird das als einfacher Diebstahl gewertet, doch im ersten Stock und wenn Hilfsmittel wie z.B. ein Regenrohr benutzt werden, sieht es anders aus und darauf baue ich nun mal.
Die Kripobeamten meinten auch, selbst wenn ich das Fenster vergessen hatte, konnte niemand damit rechnen, dass da einer hochkommt, schon gar nicht am hellichten Tag, zumal ja auch Mann und Schäferhund im Haus waren.
Ich hoffe inständig, dass ich dort einen persönlichen Ansprechpartner erreichen kann, denn über ein trockenes Internetforumlar lässt sich das alles kaum erklären, zumal da in der Regel der Platz für so etwas fehlt.
Ich sag's ja, das steht nun alles wie eine drohende Wand vor mir, von der ich noch keinen Schimmer habe, wie ich sie überwinden kann.
Leider hat sich auch meine vage Hoffnung auf diesen Typen zerschlagen, den ich gemeinsam mit der anderen Hundehalterin wahrnahm. Immerhin hat die Nachbarschafts-Gruppe im sozialen Netzwerk funktioniert. Diese Frau, die mich anschrieb, sie würde sie kennen, informierte sie und tatsächlich klingelte sie dann auf ihrer Gassirunde hier an, just, als ich mich endlich für einen Moment aufs Sofa legen konnte und prompt eingenickt war.
Nein, dieser Typ ist nicht nur durchgeknallt, wie sie das während unseres Gesprächs ausgedrückt hatte, sondern offenbar wirklich behindert und wäre schon körperlich gar nicht zu dieser Kletterei in der Lage.
Also Fehlanzeige und ich werde mit ziemlicher Sicherheit nichts mehr von meinem Schmuck wiedersehen.
Was mir bleibt, ist der Ratschlag an mich selbst und an alle anderen: Macht auf jeden Fall Fotos von eurer gesamten Wohnung und natürlich auch von jedem Teil, das irgendwie von Wert ist.
Außerdem einen Ordner anlegen mit allen Rechnungen, egal, ob Fotoapparat, Spülmaschine, Fernseher oder eben auch Schmuck.
Keiner kann sich heutzutage mehr sicher sein, dass nichts passiert, und dann sollte man zumindest versicherungsmäßig vorgesorgt haben, wobei es jetzt natürlich auch für die Polizei gut gewesen wäre, hätte ich Bilder gehabt.
So, und nun versuche ich gleich mal bei der Versicherung anzurufen, später gehe ich dann zu A., obwohl ich die Zeit eigentlich für den Papierkram bräuchte, aber ... vielleicht tut mir etwas Ablenkung ja gut.
Lasst es euch gut gehen und ... bleibt bitte gesund!
lifeminder
AntwortenLöschenHallo, Liebe „Rex-Mama!“
AntwortenLöschenBeim Lesen bleibt mir einfach die Luft weg. Nicht nur wegen des materiellen Werts, sondern weil das, was dir da genommen wurde, so tief mit deiner Geschichte verwoben ist
Es klingt furchtbar, sich so schutzlos zu fühlen im eigenen Rückzugsort.
Dass du dich trotz allem aufraffst, dich kümmerst, sogar noch versuchst, die anderen im Blick zu behalten, das ringt Respekt ab.
Bleib wirklich zu hoffen, das die Versicherung auch fair reagiert. Ihr endlich etwas Entspannung spürt.
„A“ wird dir sicher guttun, gönn dir die Ablenkung. Von Herzen wünsch ich dir viel Kraft für alle anstehende Aufgaben.
Liebe – zuversichtliche – Grüße
Vom lifeminder
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Keinen Cent wird sie zahlen, lieber lifeminder, weil das Fenster offen stand und es keine Einbruchsspuren gibt. Sie zahlen nämlich ausdrücklich nur bei Einbruchsdiebstahl, so wurde es mir am Telefon erklärt.
LöschenMit meinen Protesten, dass ich zwar vergessen hatte, es wieder zu schließen, mir aber trotzdem keiner Fahrlässigkeit bewusst bin, da es hellichter Tag war und großer Hund sowie Mann im Haus, konnte ich immerhin erreichen, dass er mir Bögen zum Ausfüllen zuschickt, aber viel Hoffnung konnte er mir nicht machen, dass es was bringt.
Liebe Danke,-Kraft-brauche-ich-gerade-wirklich-Grüße zurück!
Ich schicke Unterstützung in Form der Hoffnung. Und ja, bitte NICHT aufgeben. Wie sagte doch Ben Gurion : Wer nicht an Wunder glaubt ist kein Realist.
AntwortenLöschenDanke, und ... mein Wunder habe ich ja eigentlich schon erlebt, denn nach menschlichem Ermessen ist es fast unmöglich, was da geschah.
LöschenWie konnte der von Hund und Mann unbemerkt da einsteigen, ohne auch nur ein Blatt der Geranien abzuknicken?