... es mit einem genauen Plan, wie der Tag ablaufen sollte.
Unter anderem gehörte die Badewanne dazu, aber zunächst wollte ich einige Dinge abarbeiten, vor allem die, die Schweiß oder Dreck bescheren.
Die Regentonne an der Pergola, die jetzt zumindest schon wieder über eine halbe Rinne verfügt, die sie füllen könnte, wenn es denn mal regnen würde, ist so gut wie leer, aber ich habe ja noch die große, die aus anderen Quellen gespeist wird, allerdings auch immer mit sehr viel Moos, das vom Dach in die Rinnen und dann in sie hineinrutscht.
Abgesehen davon, dass ich sie dank Rex' angelegter Löcher etwas schwierig erreichen kann, ist sie mal wieder verstopft und normalerweise ist es F., der sich eine Stochertechnik zugelegt hat, mit der er den Hahn wieder einigermaßen frei bekommt.
Seit Tagen sagte ich es ihm, dass ich das Wasser aus ihr brauche, immer wieder versprach er, sich zu kümmern, doch gerührt hat sich noch nix, also beschloss ich es selber zu versuchen, fand aber tatsächlich keinen geeigneten Draht, den ich dafür hätte benutzen können.
Also blieb mir nichts anderes übrig, als die Kannen mit teurem Leitungswasser zu füllen, und nachdem ich mich auch durch alles andere Anstehende durchgewurschtelt hatte, stellte ich das Badewasser an und verkündete F., gleich hieinsteigen zu wollen, so dass er sich darauf einstellen konnte, nach mir ins Bad zu gehen.
Pustekuchen, ausgerechnet jetzt - obwohl er seit dem frühen Morgen von meinem Plan wusste - beschäftigte er sich mit dem Gitter, das unbedingt ans Badfenster muss, weil er das ursprüngliche ja abgesägt hatte, als er sich vor Jahren mal aussperrte.
Immer wieder hatte ich ihn deswegen angenörgelt, doch geschehen war nie etwas, bis er jetzt durch den Einbruch wach wurde und die Dringlichkeit einsah.
An seinem PC leuchtete mir eines entgegen, doch ausgemessen hatte er das Fenster noch gar nicht, also stellte ich das Wasser ab und erledigte das selber - zu zweit schauten wir uns das an und überlegten, ob das mit dem Lochabstand so passen müsste.
Jo, würde wohl klargehen, das Gitter machte für rund 180 Euro einen guten Eindruck, gefiel mir auch optisch, also machte er sich ans Bestellen und stellte sich dabei an wie der erste Mensch. 🙄
Ich übernahm, trug alles ein und als ich bei PayPal anlangte, sagte ich:
"So, den Rest kannste ja nun wohl selber, dann gehe ich jetzt in die Wanne, bevor das Wasser vollends kalt ist."
Es sollte das Alptraumbad meines Lebens werden, denn kaum saß ich drin und hatte mir gerade Shampoo in die Hand geträufelt, hörte ich durch die geschlossene Tür hysterische Schreie:
"Euuuulääähhhh....!!!!"
"Verdammt, was ist denn, ich sitze in der Wanne", brüllte ich zurück, doch offenbar wurde ich gar nicht gehört, denn die Schreie wurden immer noch hysterischer, seine Stimme überschlug sich dabei, so als würde grad die Welt vor seinen Augen untergehen.
"Euläääähhhhhhhhhhhhhhh, da isch was", hörte ich immer wieder, "kommmmmmmmmm!!!"
So laut versuchte ich zurückzuschreien, dass ich einen Hustenanfall bekam und fast noch abgesoffen wäre, aber ... er schien mich gar nicht wahrzunehmen.
Meine Güte, was konnte denn da passiert sein? Hatte er das Ding versehentlich 10 Mal bestellt oder gar Tausende von Euros abbuchen lassen? 😲
Allmählich geriet ich auch in eine gewisse Panik, wusch mir das Shampoo so wieder ab, wie ich es mir auf den Kopf geworfen hatte, seifte mich in Windeseile ein, duschte alles runter, verzichtete auf alles, was ich mir sonst in der Wanne gönne, kletterte stattdessen hinaus und so nass in nur die allernötigsten Klamotten.
Dann die Tür aufgerissen, zu F. ins Esszimmer, stehe schließlich zitternd vor ihm und ... was sehe ich?
Er hing an einem dieser blöden Sicherheitsdinger fest, die einen inzwischen fast überall zur Weißglut bringen können, Bilder sollte er zuordnen und immer wieder klappte es nicht.
Das war alles und statt einfach einen Moment zu warten, bis ich fertig wäre, hatte er ein derartiges Theater veranstaltet. 👺
"Sag mal, gehts eigentlich noch? Glaubst du wirklich, nur weil dir irgendwo ein kleines Fürzchen quersitzt, müsste jedes Mal die ganze Welt für dich stillstehen??? Ehrlich, hätte ich das geahnt, ich hätte mir lieber zehn Kinder zugelegt als einen einzigen Mann ..." 😡
So ein Mist, so ein verdammter!
Wieder übernahm ich und schnell war alles geregelt, nun ist das Gitter bestellt, wird hoffentlich vor dem Wochenende noch ankommen und ich hoffe inständig, dass es beim Montieren nicht wieder zu hysterischen Anfällen kommen wird, zu denen mein lieber Mann nun einmal neigt. 🙄
Dann scheuchte ich ihn in die Wanne, widmete mich meiner Arbeit am PC und tauschte mich nebenher mit meiner alten Freundin A. aus, der ich vom Tod "meines Kriminalers" erzählt hatte und die davon genauso betroffen ist wie ich, erlebten wir dieses Praktikum bei der Kripo doch wie eigentlich alles damals gemeinsam.
Nun ging es um "Naddel", die viel zu früh an ihrem Alkoholkonsum starb, ein Thema, das auch A. sehr vertraut ist, und sie schrieb mir, wie ihr Ex-On/Off, den auch wir inzwischen ja kennen, weil er sie öfter von Bayern aus besuchen kommt, damit so gar nichts anzufangen wusste. Immer wieder habe er sie aufgefordert, doch mal was mitzutrinken, ein Bier ab und zu könne doch nicht schaden.
Das ist natürlich ganz fatal, wenn Betroffene nicht nur gegen die vorhandene und nicht abstellbare Sucht, sondern auch gegen ihre Umwelt kämpfen müssen und ständig das Gefühl bekommen, sich fürs Nichttrinkenwollen rechtfertigen zu müssen.
Womit ich dann wieder beim gestrigen Thema wäre, nämlich den Schuldgefühlen, und ich schätze, auch die arme "Naddel" wird damit heftig zu kämpfen gehabt haben, bis die Sucht dann doch gewann. 😢
F. hatte ich mittags mit einem belegten Brot abgespeist, sollte es doch nachmittags Gemüse-Wurst-Salat geben mit warmen Brötchen, für die ich natürlich nicht zweimal den Backofen anwerfen wollte.
Just als es dann so weit war, die Teller beladen und die Brötchen so gut wie fertig, klingelte das Telefon, die Kripo war es, und zwar der Mann, der den Fall nun auf dem Schreibtisch hatte.
Wieder ein ungeheuer netter Mensch, der sich von Anfang an sehr einfühlsam zeigte. Er fragte nach der Schadensmeldung, ich antwortete, dass diese schon eingetütet vor mir läge und ich sie heute zur Post bringen würde. (Wie doof, dass man uns die örtliche Polizeiwache wegrationalisierte, sonst hätte ich sie einfach dort abgeben können.)
Als er sich nach der Versicherung erkundigte, wurde es interessant, den ich erklärte, dass wir sehr wohl eine haben, die sich aber wohl weigern würde zu zahlen, da sie es wegen des offenen Fensters nur als Diebstahl wertet. Ganz empört war er, nein, bei ihnen sei es als Einbruch festgestellt und wie schon seine Kollegen sah er es so, dass es ja wahrlich nicht einfach sei, dort hoch in den ersten Stock zu gelangen.
Er würde das auch genauso an die Staatsanwaltschaft weitergeben, was man dort daraus mache, könne er natürlich nicht sagen, aber ich solle der Versicherung auf jeden Fall das Aktenzeichen mitteilen.
Als ich vom Ehering meiner Uroma erzählte, schluckte er deutlich hörbar, auch ihm scheint es sehr unter die Haut zu gehen, dass diese Verbrecher so etwas einfach einschmelzen ohne jede Rücksicht auf historischen Wert.
Ich erzählte von meinem Traum und wie ich dort diese Typen kräftig vermöbelt hatte.
Das hätten die alle mehr als verdient, meinte er, und ich hörte den Frust heraus, der sich vermutlich in den meisten Polizisten über kurz oder lang aufbauen muss, wenn man Täter teilweise sogar zu packen kriegt, dann aber sieht, dass ihnen in unserem Rechtssystem vergleichsweise wenig geschieht.
Außerdem kündigte er an, dass sich demnächst noch jemand von der Sicherheitsabteilung bei uns melden würde, um, wenn wir das möchten, einen Hausbesuch zu vereinbaren.
Klar möchte ich das, der soll sich ruhig mal anschauen, ob es noch irgendwelche Schwachstellen gibt und was wir verbessern könnten.
So enttäuscht ich von dem bin, was unsere diversen Regierungen in den letzten Jahren anrichteten, eines muss ich sagen, von unserer Polizei bin ich mehr als begeistert.
Gar nicht lange ist es her, dass die mir bezüglich der Schulden, die jemand bei mir hatte, so toll halfen, und auch jetzt fühle ich mich supergut betreut.
Seinen beiden Kollegen hatte ich es am Samstag schon gesagt, die Dame freute sich so, dass sie mich zum Abschluss sogar leicht in den Arm nahm, und auch ihm gegenüber wiederholte ich jetzt noch einmal, wie gut mir das alles tut, nachdem das Kind ja nun einmal so schmerzlich in den Brunnen gefallen ist.
Das war's also von gestern, nun gehe ich Wäsche in den Garten hängen und mache mich dann langsam fertig für meinen Besuch bei A.
Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😉