Montag, 3. November 2025

"Gegenkulturelles Milieu"

 Erst jetzt wird es mir richtig klar, dass ich den "Geist der 68er" ja eigentlich fast von Anfang an gründlich mitbekam, der dann die Grünen prägte, auch wenn das den heutigen jungen Berufspolitikern vermutlich kaum noch bewusst sein dürfte.

Das Eschhaus - hier der Wikipedia-Eintrag dazu -, ein riesiger Bau, in dem es immer nach Räucherstäbchen und Haschisch roch. Hier feierte ich meinen 18. Geburtstag, denn man konnte für ganz kleines Geld einen Raum mieten und dort dann treiben, was immer man wollte. 🥳

Oh, wie gern würde ich meinem damaligen Ich mal begegnen und Klartext mit ihm reden, mit diesem Mädel, dass durch den Einfluss seiner Mutter so gar kein Selbstwertgefüh hatte, dies aber auch nicht zeigen durfte, um sich nicht den letzten Rest an Würde zu nehmen. 

Alle erschienen sie mir so überaus schlau, wussten genau, dass Mao und die DDR toll waren, Che Guevara nicht zu vergessen, von dem überall Bilder hingen und von dem ich absolut nix wusste, außer Kuba und dass er klasse aussah. 

Bei uns im Elternhaus war Politik ein absolutes Tabu, denn das Thema hätte Muttern aufgeregt, leider, und in der Schule erfuhren wir auch nichts darüber, also blieb mir nur das Staunen darüber, wie "gebildet" die anderen alle waren - im Gegensatz zu mir. 😢

All die Hippies, die Jungs mit langen Haaren und Zottelbärten, die Mädels in langen Röcken und Jesuslatschen, immer umweht von süßlichen Düften und ... natürlich passte ich mich optisch an, nähte mir unter viel Schweiß auf der alten Singer die entsprechenden Röcke, nachdem ich mir das Geld für den Baumwollstoff mit Nachhilfegeben und  Zeitungenaustragen verdient hatte. Das Gleiche galt für den olivfarbenen Parka und die Boots, die einfach dazugehörten, genau wie die zottelige Flokatiweste und vor allem die unvermeidliche "Wrangler", bei deren Kauf wir uns im Jeanssalon der Länge nach auf den Boden legten, damit wir auch wirklich die engstmögliche Größe erwischten.

Und weil das noch nicht genügte, nähten wir sie von den Knien bis zum Schritt noch ab, denn sie mussten wirklich hauteng sein und unten der Schlag möglichst groß.

Spießertum ging gar nicht, eigentlich ein Witz, denn die angeblich doch so Weltoffenen, Vorurteilsfreien verachteten nichts so sehr wie Spießer. 🙄

Mittendrin ich, meist mit A. im Schlepptau, immer dabei, wo etwas los war, sei es nun im Eschhaus, im Stadtpark, auf dessen großer Wiese man immer Leute fand, die man kannte - wir wechselten die Milieus wie andere die Unterhosen, pendelten zwischen "Gegenkulturellem", Kirchlichem, der Tanzschule, Discos und Kneipen, später kam dann das wirklich knallharte Rockermilieu dazu.

Bezeichnend für mich war, dass ich äußerlich überall dazuzugehören schien, innerlich aber allein blieb, denn bei allem plagten mich erhebliche Zweifel, die ich als Makel meinerseits empfand - warum zum Teufel konnte ich denn nur nicht so sein wie die anderen? 

Und immer die Bewunderung für diese anderen, die alle so viel mehr zu wissen schienen als ich ... 😮

Tja, bis ich mich dann vor einigen Jahren mal mit einem Bekannten aus der damaligen Zeit traf - auch ihn hatte ich immer sehr bewundert und heimlich etwas angehimmelt. Griiins, nun erst gab er zu, dass auch er damals im Grunde von nix eine Ahnung hatte, was er aber immerhin bestens zu verbergen verstand. 🤣

Und das ist der springende Punkt, denn ich denke, grundsätzlich hat sich nicht viel verändert, zum einen funktioniert die Propaganda aus dem einstigen Ostblock nach wie vor, zum anderen werden Ideologien genauso emsig verbreitet wie damals, und diejenigen verstehen sich bestens darauf, alles um sie herum schlicht totzulabern, jedes Argument mit irgendwelchen Keulen kurzerhand vom Tisch zu wischen, und was dabei herauskommt, wenn sich Ideologien etablieren und in Unis, Medien und Politik Einzug halten,  das sehen wir ja ...

Hach, nun könnte ich noch seitenlang weiterschreiben, aber ... Aldi ruft, also höre ich nun mal lieber auf , habe aber immerhin noch ein Foto zu bieten, denn schon seit zwei Tagen sieht es vor U.s Haus so aus: 


 Überall stehen sie mitten im Weg herum, diese Scheißroller, und in diesem Falle wurden gleich drei von ihnen einfach dort stehengelassen. Jemand mit Rollstuhl, Rollator oder Kinderwagen wäre da nicht mehr durchgekommen, aber das juckt halt keinen in unserer Ich-Gesellschaft, womit dann der Bogen geschlagen wäre zu Obigem, denn wo mag sie herkommen, diese Rücksichtslosigkeit? 😉

 

Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😊 

 

 

 

7 Kommentare:

  1. Danke für deinen wunderbaren Eintrag und willkommen im Club. Ich erinnere mich noch gerne an diese Zeit. Ich war damals unterwegs mit einem sehr langen schwarzen Mantel meines Großvaters. Jeans waren das Kleidungsstück. Für den Schulsport hätte ich gerne adidas Turnschuhe gehabt. Meine Mutter waren die Dinge ganz einfach nicht leistbar. Deshalb bekam ich schwarze Turnschuhe mit gelben Schuhbändel. Und ja, man war einfach gegen Alles . Ich hatte damals einen Arbeitskollegen der schon sehr früh "Gras" - Erfahrungen gemacht hat. Was aus ihm geworden ist? Keine Ahnung. Nun, auch in Dummland früher hieß es mal Deutschland gibt es Propaganda von dieser Hexe, die gerne Steuergelder verteilt. Und Steuern erhöht für die sogenannten Klimaziele. Vulkane stoßen sehr viel CO2 aus. Mein Tipp: ganz klar zuschütten. Dieses Wesen ist mitverantwortlich am Niedergang der deutschen Wirtschaft. Und natürlich muß Dummland kriegstüchtig werden. Denn der Russe steht schon seit Tagen vor der Türe. Ich guck jeden Morgen nach. Den Russen habe ich noch nicht vor meinem Fenster stehen sehen. Die EU - Deppen wissen ganz genau wann der Russe angreift. Er macht das nicht vorher. ich warte nur noch, daß dieser Schauspieler aus Kiew heilig gesprochen wird.

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    1. Jo, bevor ich mir die Wrangler verdient hatte, musste ich auch erst mal in "Jinglers" von C&A herumlaufen, auch noch mit kleinem Messingglöckchen am Knie, Peinlichkeit in vollstem Ausmaß ... 😁
      Mit den Vulkanen gebe ich dir recht, ein richtig großer Ausbruch, und dahin sind se, die ganzen schönen Reglementierungen und Verteuerungen der Klimahypisten, auch ein minimales Abweichen der Erdachse könnte ausreichen und wir marschieren ungebremst in die nächste Eiszeit.
      Was dein Vertrauen in Putin angeht - hättest du den Ukrainern vor einigen Jahren auch erzählt, "Nieeemand hat die Absicht, euch totzuschießen, eure Frauen zu vergewaltigen, eure Kinder zu entführen und eure Häuser zu zerstören", ganz im Stil eines Walter Ulbricht?
      Und würdest ihnen womöglich auch heute noch sagen, dass das nicht stattfindet, weil es sich ja nur um eine "Spezielle Militäroperation" handelt?

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  2. Hallo, Liebe "Rex-Mama"!

    Warum du nicht wie die anderen sein konntest - Weil du nunmal du bist! Ich kann mir dich so angepasst gar nicht vorstellen.

    Eher Fragend. Dennoch - in der Jugend, daran hat sich nichts geändert, schauen wir, ob bewusst oder unbewusst, auch darauf was unsere Altergenossen tun und eifern denen nun manchmal auch nach. Im Guten wie im Schlechten. - Daraus beziehen wir ja auch unsere Lebenserfahrungen mit? ... (hoffe, ich mal).

    Das ist wunderschön formunliert: "Innerlich alleine blieb" - ein Satz den ich auch hier und da mir sicher von dir mal ausleihen werde, der sagt einfach Alles und macht dich zumindest für mich gut verständlich.

    Das man denkt die anderen sind klüger. Auch das gehört dazu - das ist, wenn ich hier über Politik oder anderes Lese auch heute ofters noch so, das ich denke: "Woher weiß die denn das? ... und wieso ich nicht?" - auch daraus zieh man seine lehren und ab und liest man auch genau deswegen was mal nach, was man möglicherweise weil einem keiner mit der Nase direkt drauf geschubst hat, tun würde. - Also schön so bleiben wie du bist :)!

    "Rex Mama ist eine Streberin" ;) - Das ist gut so!

    Die Roller sind in Worms auch so ein kleines Problem .
    Seit ich durch "Samuel Koch" weiß, dass die, der Nummer eins Grund für Queerschnittlähmung sind, habe ich mir Roller-fahren ein für allemal aus dem Kopf geschlagen. Nicht, das ich es je richtig vorgehabt hätte, aber man weiß ja nie.
    Das die auf der Straße stehen über Tage hinwege verstehe ich nicht, die kosten doch wirklich ein Heidengeld.

    Ich hoffe dein Gang zu "Aldi" war erfolgreich!



    Liebe - 2 Uhr 10, ich muss direkt ins Bett nun gehen - Grüße
    Vom lifeminder




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    1. Es ging dabei um diese andere Art zu denken, Gedanken zu verknüpfen, lieber lifeminder.
      Fast alle der 2% der Menschheit, die mit Hochbegabung geschlagen sind, kennen dieses "Alien-"Gefühl und so lange man nicht weiß, was mit einem "nicht stimmt", fühlt man sich einfach unzulänglich.
      Es ist kaum möglich, das jetzt in ein paar knappe Sätze zu fassen, denn natürlich unterscheiden wir uns alle voneinander, versuchen aber trotzdem innerhalb von Gruppen eine gewisse Homogenität zu erlangen, sei es nun Religion, Sportverein, Hobbys, gemeinsame Interessen, was auch immer. Äußerlich nahm ich teil, innerlich blieb ich aber immer Freumdkörper - vielleicht magst du ja mal nach Hochbegabung googeln, dieses Gefühl gehört eigentlich immer dazu.
      Ich glaube, eine Streberin im klassischen Sinne war ich nie, aber da war schon ab dem Kleinkindalter diese unbändige Neugier, dieser Drang, verstehen zu wollen. Meine Tante jammert ja heute noch oft darüber, wie ich sie mit Fragen piesackte, auf die vermutlich nicht mal Physiker eine eindeutige Antwort gewusst hätten. 😅
      Und doch, ich war sogar sehr angepasst - äußerlich -, es blieb mir ja gar nichts anderes übrig, als mich so gut wie möglich einzufügen, was besonders auf meinem bistümlichen Gymnasium ziemlich schwierig war. So gern wollte ich sein wie die anderen und ebenfalls glauben können, aber da war diese riesengroße Skepsis, fast nur intuitiv, denn sie mit Fakten zu unterfüttern, dass gelang mir erst in den folgenden Jahrzehnten, als ich mich intensiv mit der Materie zu befassen begann.
      Gerade fällt mir auf, dass das mit dem "Wissen" heutzutage eigentlich immer schwieriger wird, denn je mehr wir zugeballert werden mit vermeintlichem Wissen, umso schwieriger wird es, herauszufinden, was denn wirklich zutreffen könnte. ;-)
      Was hatte Samuel Koch denn mit Rollern zu tun?
      Wir haben die Sendung damals gesehen und wenn ich mich recht erinnere, hatte er so eine Art Sprungstiefel an, mit denen er über Autos springen wollte, die ihm entgegenkamen. Das ging dann schief und ich meine, sein Vater war es sogar, der den Wagen fuhr?

      Liebe Hoffentlich-hast-du-gut-geschlafen?-Grüße zurück! :-))

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  3. Sag ich ja - außerhalb angepasst und Kopf nicht. Was normal ist in dem Alter, das man anderen nacheifert, wenn man es doch besser weiß. - und sich anders fühlt.

    Samule Koch erzählte, da er mit dem Thema zu tun hat.
    Das Roller-Unfälle Momentan die Nummer 1 in der traurigen Statistik sind, was zur Queerschnittslähmung führt.

    Das sagte er im Podcast: "Deutschland 3000".

    Für mich bleibste eine Streberin! ;)

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  4. Nein, um Besser-Wissen geht es wirklich nicht, sondern um Anders- bzw. ständig viel weiter Denken.
    Ich sitze z.B. mit den Nachbarinnen zusammen, die sich austauschen über Dinge, die in den Schulen ihrer Kinder vorfallen, und natürlich rede ich mit, bemühe mich auch eng beim Thema zu bleiben, während tief im Hinterstübchen meine Gedanken längst auf Reisen gegangen sind. Wie gravierend hat sich doch in den letzten 50 Jahren die Vorstellung von Erziehung gewandelt, inwiefern spielt es für die Entwicklung der Kinder eine Rolle, dass weit mehr als die Hälfte ihrer Mitschüler muslimischen Glaubens sind, zum guten Teil zu Hause gar nicht Deutsch sprechen? Wie mag es sich anfühlen, wenn man eine gewisse Homogenität in der Gesellschaft gar nicht mehr kennen lernte, so wie es bei mir der Fall war? Nützt dieser Umstand der Wirtschaft, inwieweit werden damit ideologische Vorstellungen erfüllt, und was genau daran findetein gewisses Spektrum so erstrebenswert?
    Wie war das eigentlich im Alten Rom, als dessen einstige Hochkultur voller Dekadenz dem Untergang entgegenging? Inwiefern spielte dabei das Aufkommen des Christentums als monotheistische Religion eine Rolle?
    Schon bin ich bei Ägypten, bei Echnaton, lande etwas später dann über weitere Umwege bei Physik und der dort erntshaft diskutieren Möglichkeit von Paralleluniversen, die letztlich das, was wir für so wichtig halten, des größten Teiles seiner Bedeutung berauben könnten usw. ...
    Nebenher lache ich mit U. und ihren Freundinnen, gehe auf die Erlebnisse der Kinder ein, und als sie sich nun ihre neuesten Tattoos vorführen, geht es innerlich weiter - was ist mit den Frauen los, dass sie meinen, sich über solch dauerhafte Hautbemalungen, aufgepritzte Lippen und operierte Brüste meinen definieren zu müssen, aber nicht einmal wissen, wie die Landeshauptstadt von Baden-Württemberg heißt?

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  5. Und so weiter und so fort, ununterbrochen rattert es in meinem Hinterstübchen, aber das würde keinen interessieren, also behalte ich es für mich, habe ich doch im Laufe der Jahrzehnte ein ganz gutes Gespür dafür entwickelt, wem von den Menschen, auf die ich so treffe, ich davon vielleicht zumindest einen Teil andeuten kann und wo ich es besser ganz sein lasse.
    Was mir so richtig bewusst aber erst geworden ist, seit ich weiß, was mit mir "nicht stimmt", und in entsprechenden Foren bzw. Gruppen lese, dass ich mit dieser Erfahrung nicht alleine dastehe. ;-)
    Den Begriff Streber kenne ich übrigens eher abwertend für jemanden, der ungeheuer ehrgeizig ist und alle Energie ins Weiterkommen/Lernen/gute Noten steckt, was bei mir nie der Fall war. Im Gegenteil, mir flog ja in der Schule alles einfach so zu, klar musste ich mir die Vokabeln gleich vierer Fremdsprachen einprägen, aber das geschah so nebenher, oft indem ich abends im Bett noch mal eben drüberguckte.
    Ins Trudeln kam ich erst in der 12. Klasse, als ich mir die Nächte reihenweise ziemlich wild um die Ohren schlug, dazu sehr viele Stunden blaumachte, so dass ich vom Unterricht schlicht nix mitbekam.
    Zack ging es abwärts, also wiederholte ich die 12 freiwillig, glänzte wieder mehr durch Anwesenheit und wieder war es nicht nötig, dass ich zusätzlich etwas tun musste, nicht einmal fürs Abi - ein Schnitt im Zweierbereich genügte mir völlig, eben weil mir jeglicher Ehrgeiz abging bzw. war es wohl eher so, dass mir im Grunde Ziele fehlten, schon deshalb, weil meine Talente in jeder Richtung gleich gut ausgeprägt waren und ich tatsächlich bis heute nicht wüsste, was ich studieren sollte, wenn ich es noch tun wollte.
    Es ist schwer, das alles in ein paar Worte zu fassen, vielleicht gelingt es mir auch nicht gut genug, das auf den Punkt zu bringen - hihi, weil es denn im Grunde gar nicht gibt, weil das Thema viel zu umfassend ist und ... leider auch viel zu wenig bekannt.
    Wir reden so viel über "Inklusion", in meinen Augen in Bezug auf Hochbegabte ein Fehler, denn diese sollten besonders gefördert, vor allem aber gefordert werden, sonst bleibt eine Menge Potenzial auf der Strecke.
    Womit Samuel Koch sich heute beschäftigt, wusste ich gar nicht so genau, auf jeden Fall hatte sein Unfall mit Rollern nichts zu tun, sondern war eindeutig selbst verschuldet, indem er ein solches Risiko einging.

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