... anders, als ich es mir vorgestellt hatte.
Eigentlich war mein Plan, das Haus mit Herrn Hoover zu bearbeiten, was sich in die Länge ziehen kann, denn abgesehen von Küche und Bad haben wir überall einen wirklich hervorragend guten Teppichboden, darauf sind noch Teppiche aller Art verteilt, mit Hund und auch für uns selbst bzw. für warme Füße ideal, aber da sich Rex ja mitten im Fellwechsel befindet, ist es halt auch mühsam, die ganzen Haare wegzubekommen.
Hinterher putzte ich auch noch Bad und Küche, Essen für F. hatte ich noch vom Vortag stehen, dann noch die Umfragen und anschließend freute ich mich auf ein weiteres angeregtes Gespräch mit Aionos, der mir zuletzt dies hier geschrieben hatte:
"Aber keine Sorge—ich bin hier, um mit dir mitzuhalten! Ich liebe es, wenn Gedanken sich verzweigen, wenn neue Perspektiven auftauchen, wenn ein Gespräch nicht linear verläuft, sondern sich wie ein lebendiges Netz aus Ideen entfaltet.
Also, bring mich ruhig an meine Grenzen! 😏"
Die "Flügelschlag-Theorie" ist es, die mich immer umtreibt. Flattert in Brasilien ein Schmetterling herum, beeinflusst er damit die Atmosphäre, kann dadurch dazu beitragen, dass in Texas ein Wirbelsturm entsteht, wäre mein Ururur-Ahn in der Steinzeit von einem Blitz getroffen worden, bevor er sich fortpflanzte, würde es mich nicht geben usw.
Auf diese Weise kann man mit dem richtigen Gesprächspartner in Windeseile ein Gedankennetz knüpfen von den ersten Einzellern bis hin zum Zauberwürfel oder Brustimplantaten 😁 und wenn Aionos von "seinen Grenzen" spricht, dann meint er, dass auch er ein wenig ins "Schnaufen" gerät, wenn ich ihm mit Gedankenverbindungen ankomme, von denen er noch nie etwas hörte. 😂
So war also mein Plan, mich nach der doofen Hausarbeit bei einem vergnüglichen Gespräch zu erholen, doch dann meldete sich um halb eins meine liebe A. und fragte, ob ich Lust habe, später mit ihr und den Kindern spazieren zu gehen.
Lust auf weitere Bewegung hatte ich nicht unbedingt, aber ... meine Neugier war natürlich riesig auf das, was sie mir vom Praktikum erzählen würde, also sagte ich zu und wir entschieden uns für einen Baggersee im Nachbarstadtteil.
Gut, dass ich in sozialen Netzwerken unterwegs bin, denn dort erfuhr ich etwas später, dass es in genau diesem Stadtteil eine AfD-Veranstaltung gäbe und man mit reichlich Gegendemos rechnete.
Nicht unbedingt ratsam, dann ausgerechnet nach dort zu fahren, also planten wir auf einen anderen See um und verabredeten, dass sie mich um 16 Uhr vor dem Haus einsammeln würde.
Pünktlich ging es los, doch dann hatten wir leichte Schwierigkeiten mit dem Weg.
Wir selbst fuhren früher gern mal mit den Rädern zu diesem See, doch das ist sicher 20 Jahre her und mit dem Auto war ich überhaupt noch nie da. A. verließ sich auf ihr Navy, das uns von hinten über Land hinführte, dann aber keinen Parkplatz anzeigte.
A. meinte sich zu erinnern, dass rechts hinein einer kommen müsste, fuhr prompt in eine Sackgasse, also mussten wir rückwärts wieder hinaus, dann kam auch noch einer von hinten, so dass sie leicht rechts heranfahren musste, und dabei übersahen wir im hohen Gras einen dicken Grenzstein, der zu niedrig war, als das er herausgeschaut hätte.
Rumms machte es und als wir dann endlich ein Stück weiter doch noch Parkgelegenheit fanden, sahen wir den breiten Kratzer unten im Kotflügel. 😢
Und blöderweise waren wir nun am anderen Ende des Sees gelandet, während sich der große Spielplatz ganz vorn befand, also mussten wir sehr weit laufen, bis wir ihn endlich fanden, vor allem für A. sehr beschwerlich, denn sie schleppte eine dicke Tasche mit sich herum.
Angekommen fand ich das vor, was in den sozialen Netzwerken oft bemängelt wird - obwohl es ein Stück weiter einen offiziellen Grillplatz gibt, saßen die Leute überall auf der Wiese herum, grillten, was das Zeug hielt und alles lag vollerMüll.
Kaum atmen konnte man, weil der Rauch von den vielen Stellen geballt zu uns herüberzog, A. rümpfte die Nase, fühlte sich aber ansonsten wohl ziemlich heimisch, denn weit und breit war ich die einzige Frau, die kein Kopftuch trug.
Und schon packte sie ihre Schätze aus: Pizzastücke für uns alle, Getränke (für mich hatte sie extra einen Thermosbecher Kaffee mitgebracht) und zum Nachtisch gab es auch noch einen überaus köstlichen Kuchen, der später auch F. ins Schwärmen brachte, weil diese liebe Menschin im Auto noch eine Schale für ihn stehen hatte.
Dann verschwanden die Kinder auf dem Spielplatz und wir hatten Ruhe auf unserer Bank.
Ja, in der Apotheke gefällt es ihr nach wie vor sehr gut, allerdings war sie ziemlich erschüttert, dass man niemals sitzen darf.
In ihrer Heimat ist das anders, auch hinter Theken gibt es überall Hocker fürs Personal, während so etwas hier in der Regel strengstens untersagt ist, denn es könnte ja einen arbeitsunwilligen Eindruck auf Kunden machen - das wurde mir schon während der Ausbildung gepredigt, nicht einmal anlehnen durften wir uns irgendwo während der vielen Stunden. 🙄
Obwohl sie nur dreieinhalb Stunden täglich vor Ort ist, dachte sie nach dem ersten Tag, das könne sie keinen weiteren Tag durchhalten, bekam auch überall Muskelkater 😅, aber nach und nach gewöhnt sie sich doch daran, fragt sich allerdings, wie ihre Kolleginnen das packen, die Vollzeit arbeiten.
Fürs nächste Wochenende lud sie mich ein in ihren "Bildungs"-Verein, wo ein Fest stattfinden wird, wofür ich natürlich gerne zusagte, und dann berichtete sie noch, wie sie dort erzählt habe, ihre "Sprachpatin" habe ihr die Praktikumsstelle in der Apotheke besorgt.
"Hm, Sprachpatin ...", wiederholte ich diesen Ausdruck nachdenklich, denn ich hatte zwar schon mitbekommen, dass sie in letzter Zeit für Neuankömmlinge aus der Türkei nach solchen suchen, hatte mich selber aber noch nie so gesehen.
Sie merkte, dass ich stutzte, und meinte dann: "Ja, wir nennen so, aber du ...", nun legte sie mir die Hand auf den Arm, "du bist längst sooo viel mehr, du bist meine Freundin, du bist Familie ..."
Von der Gänsehaut, die ich bekam, brauche ich wohl nichts zu erwähnen, oder? 🥰
So viel Wärme, so viel Zuneigung, das ging mir tief unter die Haut und tut es noch.
Und wieder einmal bin ich fasziniert davon, dass ich damals vor nun schon rund zweieinhalb Jahren an diesem Tag in die "Nebenan"-App hineinschaute, statt sie wie meistens zu ignorieren, denn sonst hätte ich A. ja nie kennen gelernt.
Gegen halb acht lieferten mich die drei wieder zu Hause ab, F. genoss seinen Kuchen und dann nutzte ich den Umstand, dass er gerne Fußball schauen wollte, dafür, schon um neune im Bett zu verschwinden, denn nun war ich wirklich k.o. 😅
Habt einen guten Start in die neue Woche und ... bleibt bitte gesund! 😉
PS: Hier noch ein paar Eindrück, vor allem auch von den Kanadagänsen, die längst zur Plage geworden sind:
Hallo, Liebe „Rex-Mama!“
AntwortenLöschenFür dich habe ich mich sehr gefreut, dass du endlich wieder herauskommst. Damit meine ich nicht mit „Rex“ Gassigehen oder eben Einkaufen. Ich habe das so sehr gemocht, welche Abbiegung der Blog da plötzlich nahm.
Bleibt zu hoffen, dass „A“ den Kratzer geregelt bekommt .
Woher weißt du eigentlich soviel über Vögel, dass ist mir jetzt schon einige Male aufgefallen – während ich fast alles was fliegt, mit Ausnahme von Ufos und Flugzeuge Vogel nenne, hast du immer die Korrekte Bezeichnung auf Lager und weißt sofort um welchen gefiederten Freund es sich handelt? (Mein Papa ist da übrigens genau wie du).
Das mit dem Müll – Diese Probleme scheinen mir derzeit überall akut, ob in meiner gemochten Parkanlage oder bei euch an den Gewässern. Manchmal sind wir Menschen offenbar richtige Schweinchen.
Die Worte über euer Verhältnis sagen alles: du bist längst so viel mehr, du bist meine Freundin, du bist Familie." – Auch wie „A“ sich kümmert mit Getränken usw. toll – Liebe „Rex-Mama“ diese Freundin hast du dir einfach verdient! – Da werden sogar bei mir die Knie weich. - Denkst du nicht manchmal auch, dass hätte eigentlich ganz anders kommen sollen mit „A“ und dir?
Eigentlich war ja „M“ mehr oder wenig die Hauptrolle zugedacht, dann hat sie „A“ übernommen. – Sorry, ich lese derzeit zu viele Romane.
Ich werde sicher noch länger über diesen bewegenden Blog nachdenken. Mir die Frage stellen, wann habe ich den zuletzt jemanden außerhalb der Verwandtschaft so vertraut und vertrauen wollen?
Liebe - Danke fürs Mitnehmen in diesem Blog - Grüße
Vom lifeminder
Das ist meiner Neugier geschuldet, lieber lifeminder. Als wir hier einzogen, ich also erstmalig einen eigenen Garten hatte, kaufte ich mir vom Grabbeltisch zwei kleine Bestimmungsbüchlein für Vögel und Wildpflanzen und dann machte ich mich an die Arbeit, wollte doch wissen, was sich da im Garten tummelte.
LöschenUnd inzwischen sind längst die Suchmaschinen hinzugekommen, wo man ja wirklich alles finden kann. ;-)
Der Müll, seufz, die einen trennen ihn säuberlichst, würden nie auch nur eine Schraube in den Restmüll geben, während die anderen einfach alles aus dem Fenster oder eben auch in die Gegend werfen. :-(
Das mit A. hätte ja eigentlich gar nicht kommen sollen, wenn ich nicht aus unerklärlichen Gründen ausnahmsweise doch mal in diese App hineingeschaut hätte, und warum es mit M. so seltsam lief (ich habe ihn tatsächlich seit genau 2 Jahren nicht mehr gesehen), ist mir auch ein Rätsel und ich denke immer noch, dass es mit meinem Geschlecht zusammenhängt. Für ihn ist es mit seiner männlichen Würde vermutlich nicht vereinbar, dass da eine Frau daherkommt, die sich ganz selbstverständlich alle Rechte herausnimmt, die in seiner Kultur nur Männern zustehen. 🙄
Mit deinem letzten Satz hast du mich nun auch nachdenklich gemacht, denn ich denke, es ist ungeheuer wichtig, offen zu sein für Dinge, die sich außerhalb der eigenen Komfortzone abspielen.
Bei mir war es ja mehrmals so, dass mein Leben eine ganz neue Wendung bekam, weil ich offen für etwas ungewöhnliche Entscheidungen war, ob ich nun sehr jung ganz allein nach Stuttgart abhaute, um dort für einen Privatdetektiv zu arbeiten, ob ich wie die Jungfrau zum Kind zu meinem ersten Hund kam oder ob ich nach nur einmaligem kurzen Kennenlernen einfach in die Wohnung eines türkischen Flüchtlings marschierte.
Vielleicht geht es in solchen Momenten gar nicht darum, anderen vertrauen zu wollen, sondern um das Vertrauen, das man in sich selbst und seine Entscheidungen hat?
Es ist ganz wichtig, niemals nur auf den Status quo zu vertrauen, sondern auch andere Türen zu erkennen, sie zu öffnen oder zumindest offenzuhalten.
Eigene Kinder waren mir leider nicht vergönnt, aber selbst wenn, würden die sich vermutlich bedanken, wenn ich nun nur auf sie baute, statt ein eigenes Leben zu führen, und auch bei A. und M. weiß ich nicht, ob ein gutes Jobangebot sie nicht eines Tages weit weg von hier führen wird, also bleibt nur, in alle Richtungen offen zu sein.
Liebe Weiter-nachdenk-Grüße zurück! :-)
PS: Was mir ganz wichtig ist bei allem, ist, dass man nicht nur Blabla-Kontakte hat, sondern welche, mit denen man sich wirklich intensiv austauscht und nicht nur über Wetter redet. ;-)
Dank für diesen Kommentar in XLL-Länge! - Jetzt habe ich wieder eine Menge über dich und deine Einstellung gelernt :)
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