rex-my-love

Mein Leben (und oftmals die kleinen Katastrophen) mit einem einst völlig wilden Schäfermix-Rüden aus Gran Canaria, Tipps u. Tricks rund um den Hund, Tierschutz und viele andere Themen, die mich bewegen. Alles Bisherige kann man hier nachlesen: https://myblog.de/rex-my-love

Sonntag, 20. November 2022

Zum Weichei verkommen

Tja, myblog.de hat mal wieder seine Tage, nichts geht mehr, das Zertifikat war gestern abgelaufen und wurde bis jetzt nicht erneuert.

Das gleiche Spielchen also, das sich dort seit vielen Jahren ständig wiederholt, und vermutlich wäre ich längst endgültig nach hier in mein Ersatzzuhause ausgewichen, wenn es hier auch ein Miteinander gäbe, man nicht ganz allein vor sich hin schreiben müsste und von anderen Bloggern nichts hört und nichts sieht.

Schade, dass man bei blogspot so wenig Wert auf Gemeinschaft legt, also heißt es nun wie immer warten, bis es bei uns drüben irgendwann (hoffentlich) wieder laufen wird. 🙄

Gleich in der Früh hatte mir mein Bruder ein Video geschickt, in dem er die in seinem Garten tanzenden Scheeflocken kommentierte, die liegen bleiben zu wollen schienen, kein Wunder bei Temperaturen rund um den Gefrierpunkt, die ich so Mitte November eher selten erlebte.

Selbst uns am Niederrhein hat die eisige Kälte fest im Griff und den ganzen Tag über behalfen wir uns, indem wir uns immer noch besser einpackten, aber nachdem das Thermometer im Wohnzimmer bis zum Abend auf unter 11° absackte, begann F. zu meutern:

"Moinsch ned, wir sollten zumindest mal für a Stündle überschlage?"

Zähneknirschend - immer die Inflation im Hinterstübchen - willigte ich ein und gönnte uns am Ende sogar drei Stunden bei laufender Heizung. Dann allerdings machte sich bemerkbar, dass der Mensch doch auch ein Gewohnheitstier ist, denn ich begann zu schwitzen und fühlte, wie mein Gesicht regelrecht zu glühen anfing.

Tatsächlich, 18° hatten wir nun im Wohnzimmer - in den anderen Räumen waren die Heizkörper eh abgedreht -, das war mehr als ausreichend, im Grunde sogar schon zu viel, also ging ich das Gerät abschalten und ärgerte mich insgeheim ein wenig darüber, dass wir so schnell ins Wanken gekommen waren mit den guten, wenn auch erzwungenen Vorsätzen. 😞

So schlugen wir uns den nun so kuscheligen Abend mit Gottschalk um die warmen Ohren, mit dessen Gästen ich nicht allzuviel anzufangen wusste, aber egal, denn mich beschäftigte eh noch die Sendung, die zuvor im Dritten gelaufen war.

Um eine Kunstausstellung ging es, die vom Mittelalter bis zum Heute reichte, und irgendwann sagte ich zu F.:

"Stell dir mal vor, ein Außerirdischer käme auf der Erde an und würde in dieser Ausstellung landen, der würde doch die zeitliche Abfolge mit Sicherheit andersherum vermuten ..."

Mir jedenfalls wäre es so ergangen, denn schwarze Striche auf braunem Untergrund, eine mehr als amorphe "Skulptur" und das große metallene, über und über mit Rost überzogene Dreieck hätte ich in die Vergangenheit der Menschen gesteckt und gedacht, guck an, die haben mächtig dazugelernt, wenn sie inzwischen so prächtige und detaillierte Bilder malen können. 😂🤣😂

Und wieder einmal musste ich zurückdenken an den Ausflug nach Köln, den ich vor einigen Jahren mit einem Bekannten unternahm.

Unter anderem sahen wir uns das Kunstmuseum "Ludwig" an, wo ich in den unteren Etagen ganz in meinem Element war, hatte ich doch einst Kunst als Abifach und hatte dabei durchaus gelernt, Bilder bzw. Kunstwerke zu interpretieren.

Dem vorausgegangen war, dass wir uns in so mancher Nacht, die wir im Rahmen der Literaturszene heftig diskutierend verbrachten, immer wieder über den Begriff Kunst, vor allem auch die Moderne "herumgezankt" hatten, denn für mich hat es mit Kunst oder gar Können wenig zu tun, wenn jemand beispielsweile einen roten Klecks auf weißes Papier malt. 

Das alles habe absolut seine Daseinsberechtigung, hatte dieser Bekannte das immer verteidigt, wir hatten uns wirklich die Köppe heißgeredet und nun standen wir also leibhaftig vor Werken, über die wir sonst nur theoretisch redeten.

"Schau", sagte ich zu ihm, als uns eines in düsteren Farben beide ziemlich abstieß, "man muss sich nur die kleine Tafel daneben ansehen. Der Name klingt jüdisch und gemalt hat er es Anfang der Dreißigerjahre, also sah er wohl kommen, was sich da an Bösem zusammenbraute."

Ich plauderte munter weiter über Farbgebung, Raumaufteilung usw., stellte immer wieder den Bezug zum beschriebenen Zusammenhang her, bis er staunend meinte:

"Ja, das war mir so gar nicht bewusst, wie man an Bilder herangehen kann ..."

So besahen wir uns die alten Meister, die Impressionisten, die Expressionisten, die Surrealisten und so fort, zu allen konnte ich mich äußern, bis wir dann in der obersten Etage ankamen, bei den modernen Werken.

Schlagartig verstummte ich, denn dazu fiel mir echt nix ein, deshalb sagte ich zu ihm:

"Tja, und nun bist du an der Reihe mit Erklären, denn das sind doch die Künstler, für die du stets so heftig eine Lanze gebrochen hast."

"... ja, ähm, was soll ich dazu jetzt sagen? Wollen wir nicht vielleicht einfach wieder nach unten gehen ...? 😏😂🤣😂

Mächtig viel Spaß machte mir das, zumal dieses Thema damit dann bei uns übrigens auch durch war. 😁

Trotzdem bringt es mich immer wieder zum Nachdenken, denn ist es nicht ganz typisch für uns Menschen, dass wir allzu schnell und auch ohne wirklich genug darüber zu wissen, ohne uns vielschiechtig damit auseinandergesetzt zu haben,  irgendeine Denke annehmen und uns dann darin regelrecht verbeißen, ohne für andere Sichtweisen auch nur ansatzweise noch offen zu sein ...?

Und damit auch genug für heute, denn gestern habe ich den Wohnzimmer-Tannenbaum nicht mehr geschafft, aber heute isser fällig. Das Tischchen habe ich schon von oben heruntergeschleppt, nun hole ich den Baum und dann geht es rund hier, pünktlich zum Totensonntag und damit auch meinem Papa zu Ehren, der Weihnachten über alles liebte.
Und erst recht wird es die Lebenden freuen, denn F. hibbelt seinem "Bäumle" schon ganz aufgeregt entgegen. 😄

Habt einen schönen Tag heute und ... bleibt bitte gesund! 🙂

um 20.11.22 6 Kommentare:
Diesen Post per E-Mail versendenBlogThis!Auf X teilenIn Facebook freigebenAuf Pinterest teilen

Samstag, 19. November 2022

Besser als erwartet ...

 
...  lief es gestern, wenn auch mit kleinen Abstrichen, denn just als wir gestiefelt und gespornt schon fast an der Haustür standen, klingelte das Telefon.

"Weia", sagte ich zu F., "pass auf, das ist nun die Arztpraxis, die den Zuckertermin verschieben möchte." 😮

Am Display wurde eine Handynummer angezeigt, die mir überhaupt nix sagte, und als ich den Hörer abnahm, brabbelte sofort eine Stimme los, sehr leise, zu leise, als dass ich wirklich etwas verstanden hätte.

"Hallo? Wer ist denn da bitte?"

"Na, ich bin's doch ..."

Hm, ich? Welches Ich mochte das denn nun sein? 🤔

Ach, allmählich dämmerte es mir und ich hakte nach: "A. ..., bist du das?"

"Genau, ich bin das", und nun erkannte ich ihre Stimme auch, muss mir dabei zugute halten, dass wir uns ja bis vor ein paar Wochen 40 Jahre lang überhaupt nicht gehört hatten und seitdem auch nur ein einziges Mal telefonierten, alles andere läuft schriftlich über WhatsApp.

Offenbar hatte ich reichlich irritiert geklungen, was aber einzig der Situation geschuldet war, dass wir den Termin hatten und gerade losgehen wollten.

"Biste in Eile?", fragte A. nun nach, ich bestätigte, erklärte ihr den Grund und sie meinte, dass sie eigentlich auch nur wissen wolle, ob ich in unserer Stadt einen guten Tierarzt wüsste. Ihre Katze sei krank, schien große Schmerzen zu haben und ihre Tierärztin wäre in Urlaub. 🙀

Ui, so ein Mist, zumal zu diesem denkbar ungünstigen Zeitpunkt.

Unser eigener Tierarzt befindet sich bei uns umme Ecke, kam wegen der Entfernung nicht für sie infrage, da sie im Moment nicht motorisiert ist, also blieb nur die Internetsuche, die ich gern für sie übernommen hätte, wäre nicht der PC schon ausgestellt gewesen.

So blieb mir nur, sie zu vertrösten, und ich versprach mich sofort nach meiner Heimkehr zu melden.

Dann tippelten wir los und ich staunte, dass F. doch relativ flott vorankam.
Kurz darauf saßen wir einer wirklich sympathischen Mitarbeiterin der Gemeinschaftspraxis gegenüber, die ich bis jetzt noch gar nicht kannte, zu der ich aber sofort einen Draht hatte.

Wirklich unkompliziert alles - F. befindet sich mit seinem Wert nur knapp über der Grenze zur Prädiabetes und außer dass er sich nun nicht täglich mit Süßkram in Massen vollstopfen sollte, gibt es gar nicht viel zu beachten.

Obst, Säfte, alles Zuckerhaltige ist in Maßen zu genießen, aber ganz verzichten solle er nicht, empfahl sie und es sei mehr eine Sicherheitsmaßnahme, dass man ihn ins Diabetesprogramm aufgenommen habe.

Dies beinhaltet, dass er für ein Jahr lang alle drei Monate mit dem Büchlein, dass man für ihn anfertigte, zum Blutabnehmen antreten muss. Gibt es nichts Auffälliges, kann man es zwei Tage später einfach abholen, es sei denn, es hinge ein Zettel dran, dann würde ein Arzttermin fällig.

Klingt doch gut, vor allem sehr entspannt und ich habe die Hoffnung, dass sich die Sache von allein erledigen wird, wenn er weniger oft über die Stränge schlägt. 😊

Wieder daheim machte ich mich sofort übers Internet her, schaute nach Tierärzten und teilte A. mit, dass ich nun wieder erreichbar sei.

Die Antwort lautete: "Lieben Dank, aber ich bin schon beim Tierarzt."

Einen ganz im Süden der Stadt hatte sie aufgetan und da es nur sofort einen Termin gab, musste sie notgedrungen mit dem Taxi hinfahren.

Per WA blieben wir in Verbindung und nach und nach kriegte ich das Grausen.

Äußerlich war nichts festzustellen an der Katze, also hatte dieser Arzt sie weiterüberwiesen an eine Tierklinik - natürlich wieder am anderen Ende der Stadt, weil er nicht über die nötigen Gerätschaften verfügte.

Dort saß sie nun stundenlang herum und wartete auf die Ergebnisse der Blutuntersuchung, von denen es abhängig wäre, ob eine CT notig wäre, die inzwischen mal eben mit 900 Euro (!) zu Buche schlägt. 🥴

Zu wenig Kalium, dafür aber zu viel Sauerstoff im Blut habe sie, stellte sich dann heraus und am Ende musste sie das Tierchen über Nacht dalassen zum Beobachten und für Infusionen.

Schöner Mist, wenn man es nicht allzu dicke hat, aber mit so etwas muss man halt jederzeit rechnen, wenn man ein Tier halten möchte.

Schade, dass Krankenversicherungen so teuer sind, wir selbst haben immerhin eine OP-Kosten-Versicherung für Rex abgeschlossen  - toitoitoi, dass wir sie niemals werden in Anspruch nehmen müssen.

Abgesehen davon ging es sehr positiv weiter, denn später trudelte  die letzte noch ausstehende Jahresrechnung ein, diesmal für Wasser, das wir über einen anderen Anbieter als Strom und Gas beziehen.

Und auch hier erlebten wir eine freudige Überraschung, denn ingesamt hatten wir für Wasser und Abwasser ein Guthaben von fast 100 Euro erwirtschaftet. 😊

Schätze, da kommt wie schon beim Strom die neue Spülmaschine zum Tragen, außerdem unser Verhalten, bei dem wir in Punkto Sparsamkeit noch mal eine Schippe draufgelegt haben, und natürlich, dass ich mich trotz des trockenen Sommerst konstant dem Einsatz des Gartenschlauches verweigerte.

Gut gelaufen, nur darf uns das nicht verleiten, womöglich sorgloser zu werden, denn für den Januar haben die Versorger ja bereits die nächten Preiserhöhungen angekündigt. 😠

Demensprechend habe ich meinen fünf Klamottenschichten nun eine weitere hinzugefügt, denn heute soll es richtig kalt werden - schaun mer mal, wie weit wir es durchhalten ohne Heizen und jetzt ruft mich eh das Leben mit all dem, was heute ansteht.

Zunächst kann ich es um diese Uhrzeit wohl riskieren, dem Geburtstagskind des Tages zu gratulieren, ohne es mit WA-Gepiepe aus dem Schlummer zu reißen, dann werde ich mich bei A. nach dem neuesten Stand erkundigen und anschließend aufbrechen, um den entgangenen Freitagseinkauf nachzuholen.

Und damit ihr seht, dass ich auch heute früh nicht ganz untätig war, hier ein Foto, wie es nun am Küchenfenster aussieht:




F. hat mächtig Spaß in den Bäckchen, freut er sich schon doch das ganze Jahr über auf "seine Tannenbäumles" und später am Tag will ich mal nicht so sein und auch den im Wohnzimmer schon mal aufbauen.
Übrigens ganz ohne schlechtes Gewissen, denn seit letztem Jahr habe ich die Lichterketten ja auf LED umgestellt.
Deckenbeleuchtung schalten wir eh  nur extem selten einmal ein, normalerweise brennen abends in den Räumen kleine Tischlämpchen, natürlich mit Energiesparbirnen bzw. inzwischen ebenfalls LED. Diese bleiben nun aus, denn die Lichtchen an den Bäumen reichen völlig aus, also kommt es strommäßig auf eines raus, schön zu wissen, oder?

Habt einen schönen, vielleicht sogar fröhlichen Samstag und ... bleibt bitte gesund!🙂

um 19.11.22 Keine Kommentare:
Diesen Post per E-Mail versendenBlogThis!Auf X teilenIn Facebook freigebenAuf Pinterest teilen

Montag, 3. Oktober 2022

Erst zwei-, dreihundert Jahre ist es her, ...

 dass auch in westlichen Kulturkreisen die Religion das Sagen hatte.

Unwissen, Furcht und Abhängigkeit bestimmten das Leben der Menschen und wer nicht spurte, konnte auch mal auf dem Scheiterhaufen landen, natürlich erst nach ausgiebiger Folter.

Die Epoche der Aufklärung war nötig, um unsere Vorfahren davon zu befreien, und irgendwann sah man ein, dass es sehr sinnvoll sein könnte, Staat und Kirche strikt voneinander zu trennen.

Der Laizismus war geboren, doch ... leider nicht in Deutschland, denn hier reichte es zu nicht mehr als zum Säkularismus, wie man hier nachlesen kann.

Ganz anders übrigens als in der Türkei, wo man tatsächlich auf den Laizismus baute, bis Erdogan kam und alles aufweichte.

Klar, er will mit aller Macht herrschen und dazu eignen sich nun einmal fundamental ausgelegte Religionen bestens, warum dieses Mittel also nicht nutzen?

Sein langer Arm reicht bis tief nach Deutschland hinein, ich habe es selbst miterlebt, wie seine Ditib (SEINE deshalb, weil sie ihm direkt unterstellt ist) die Menschen zu Ausländerbeiratswahlen herankarrte, wobei sie nicht etwa nur als Pendelservice diente, sondern die Begleiter gingen mit den Wählern und vor allem Wählerinnen in die Kabinen hinein, immer unter dem Vorwand, es handele sich um Analphabeten, die Hilfe beim Kreuzchenmachen benötigten.

Nicht anders also, als wie Putin gerade bei seinen Scheinreferenden vorging - klasse, das ist dann wohl sehr frei ausgelegte Demokratie, die bei uns unter dem Deckmäntelchen der alles umfassenden Toleranz mit Füßen getreten wird.

Wieder einmal aufmerksam wurde ich auf dieses Thema, als ich gestern las, dass ab Mitte Oktober nun auch in Köln-Ehrenfeld der Muezzin vom Minarett rufen wird. 

"Es gibt keine Gottheit außer Allah",wird er dann also allen Anwohnern verkünden, wenn auch zunächst nur einmal wöchentlich, und im besten Falle klingt das dann so wie hier in  Duisburg-Marxloh.

Während unserer Tunesienurlaube hörten wir x-mal am Tag, dass es auch noch wesentlich unmelodischer geht, und fragten uns oft, wie um alles in der Welt die Menschen das ständig ertragen konnten.

Auf jeden Fall ist es eine Indoktrinierung erster Sahne (abgesehen davon, was dann in den Moscheen von den im Ausland ausgebildeten Imamen gepredigt wird), und das auch noch mit der ausdrücklichen Absegnung unseres höchsten Gerichtes.

Tja, da hat man als überzeugter Atheist immer schlechtere Karten, eine der offiziell 42 Moscheen unserer Stadt befindet sich direkt bei uns um die Ecke und sollte es auch von dort irgendwann losgehen mit dem Schreien, dann würde es wohl Zeit für uns, die Koffer zu packen, so wie es meine Mutter schon 2009 machte.

Unbedingt lesen sollte man dazu auch diesen Artikel hier.

Besonders der Punkt 3 hat es in sich, denn da gibt es die Initiatorin und Mitbegründerin einer Berliner Moschee, nämlich die Rechtsanwältin, Autorin und Frauenrechtlerin Seyran Ates, die einen Gebetsort erschuf, an dem Männer, Frauen und auch queere Menschen als gleichwertig betrachtet werden.

Wenn sie schon sein muss, dann sollte Religion doch wohl so aussehen, modern, offen und nach vorne gerichtet, doch was geschieht?

Frau Ates bekommt dafür Morddrohungen und kann nur unter ständigem Polizeischutz leben, was unterm Strich dann wohl heißt, dass wir uns mit unserer Toleranz gegenüber auch den patriarchalsten Strukturen, die unter dem Deckmantel der Religion daherkommen, selber in die Pfanne hauen.

Nur noch ein letztes Wort dazu, bevor ich endlich zu dem komme, was ich eigentlich erzählen wollte:

Es ist mir ein Rätsel, wie der Gesetzgeber den Ruf des Muezzins mit Kirchenglocken gleichsetzen kann, denn abgesehen davon, dass sie für westlich geprägte Ohren wohl wesentlich harmonischer klingen, bimmeln sie doch eigentlich eher neutral vor sich hin.

Ich zumindest habe bei ihrem Läuten noch nie Worte vernommen, die mir verkünden würden, dass es nur diesen einzigen Gott auf der Welt gäbe, in dessen Diensten sie stehen ...


So, und nun zu dem, worüber ich gestern im TV stolperte und was mich seitdem beschäftigt.

Hundeprofi Martin Rütter erklärte den Zuschauern, dass Hunde selbstverständlich keine Worte verstehen könnten, sondern sich nur nach dem Klang richten.

Hm, ja sicher machte ich diese Erfahrung auch, ich probierte es beispielsweise aus, wenn F. von der Arbeit heimkam.

Ich merkte, wie Püppi die Ohren spitzte, wenn sie das Auto hörte, und befeuerte ihre Freude dann noch, indem ich sagte:

"Hast du dein Herrchen gehört, kommt da dein Herrchen?"

Schon sprang sie schwanzwedelnd auf, Freude pur, und das funktonierte natürlich genauso, wenn ich statt dieses Satzes sagte:

"Hach, was bist du doch für ein kleines Arschlöchsken, soll ich deine Schenkel denn mal mit ins Gulasch werfen?" 😁

Andererseits kannte sie aber weit über 100 Wörter und Ausdrücke ganz sicher, räumte z.B. ganz gezielt den Garten auf, in den sie den Tag über ihre ganzen Spielzeuge hinausgetragen hatte.

Abends stellte ich mich dann in die Tür und forderte sie auf:

"Hol die Puppe, hol den Baumstamm, hol den Knoten ..."

Einzeln brachte sie die Dinge in der gewünschten Reihenfolge herbei, konnte sogar zwischen dem grünen und dem roten Ball unterscheiden und auch bei Rex ist das nicht anders.

Er bekommt ja jetzt abends immer seinen grünen Snackball, den er so lange mit großer Geschicklichkeit hin und her rollt, bis auch das letzte Leckerli herausgepurzelt ist, und dann lässt er ihn in irgendeiner Ecke liegen.

Wir gehen wie mit allem auch mit der Beleuchtung eher sparsam um und im Licht der kleinen Lämpchen sehe ich den Ball oftmals nicht gleich, deshalb lasse ich mir dann von Rex zeigen, wo er abgeblieben ist:

"Büüübi, wo ist dein Ball?"

Entweder springt er dann auf und geht zu ihm oder ... wenn er grad seinen Faulen hat, schaut er zumindest in die Richtung, wo er ihn zuletzt vor den Pfoten hatte, d.h. er weiß sehr wohl, was ich meine, wenn ich vom "Ball" spreche.

Genauso funktioniert es, wenn ich sage: "Bübi, komm, gehen wir schlafen."

Auch wenn ich selbst zuvor noch einige Kleinigkeiten zu erledigen habe, steht er auf, klettert die Treppe hoch, legt sich oben auf sein Bett und schaut mich mit tiefer Befriedigung an, wenn ich dann nachkomme und hocherfreut zu ihm sage:

"Ach, da ist mein Bübi ja schon, wie schöööön, und jetzt wollen wir beide gaaaanz feiiiin Schläfchen machen."

Die ganzen Füllwörter könnte ich mir natürlich sparen, die spielen für ihn absolut keine Rolle, nur das Wort Schlafen ist wichtig und in meinen Augen ist das schon ein durchaus komplexerer Denkvorgang wenn ich es unten in irgendeiner Situation zu ihm sage und er daraus schließt, dass er nun nach oben und zur Ruhe gehen soll.

Was mich dabei nun so ins Grübeln bringt, ist der "Klang", den Rütter erwähnte.

Wie nehme ich denn selber Wörter auf?

Sagt jemand "Baum" zu mir, dann sehe ich innerlich einen Baum oder ... hm, habe ich stattdessen die Buchstaben vor meinem inneren Auge?

Da wird es nun echt schwierig, denn je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr fällt mir auf, dass ich zwar weiß, dass ich denke, aber mir ist dabei nicht bewusst, wie ich das tue.

Und versuche ich es mir bewusst zu machen, ist der Automatismus dahin, mit dem das sonst abläuft.

Es gehören ganz sicher auch immer Assoziationen dazu.

Bei "Rhododendron" bin ich gedanklich sofort auf dem Friedhof, wo unser altes, großes Familiengrab neben Hecken von Rhododendren begrenzt wurde, sagt jemand "Fluss", denke ich sogleich an den Rhein, also eigentlich immer an das Naheliegendste bzw. das, womit ich die prägendsten Erfahrungen machte.

Genauso ist es ja bei dem Ball. Für Rex gibt es nur diesen einen, während Püppi mehrere hatte und sie anhand der verschiedenen Farben genau auseinanderzuhalten wusste.

Wie ist das denn bei euch, wenn ihr z.B. das Wort Eisenbahn hört?
Seht ihr dann einen Zug vor euch, euch selbst bei der letzten Bahnfahrt oder sind es nur die Buchstaben, die vor eurem inneren Auge auftauchen?

Gell, das ist schwierig zu sagen, wenn man erst mal anfängt, darüber nachzudenken?

Meine Schwägerin, die ja genauso gut Amerikanisch wie Deutsch spricht, fragte ich einmal, in welcher Sprache sie eigentlich denkt.

Sie wusste keine Antwort darauf und auch bei mir selber fällt mir keine ein, wenn ich mich auf Englisch mit jemandem unterhalte, das ich immerhin noch einigermaßen fließend beherrsche.

Beim Russischen dagegen ist's klar, benötige ich tatsächlich mal ein paar Brocken, dann muss ich sie mir im Geiste erst einmal selbst übersetzen, bevor ich sie anwenden kann, aber ansonsten hat Rütter mich da wirklich ins Trudeln gebracht.

Ich weiß einfach nicht, WIE das Denken in mir funktioniert und ob es letztlich nicht doch bei allem um nichts als den "Klang" geht. 😳


Egal, nun ruft das Leben und mit ihm die Sonne, die grad hinter dem Heim hervorkommt. Was will man mehr, um sich im Garten zu betätigen ...? 😊


Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund!😉

um 3.10.22 Keine Kommentare:
Diesen Post per E-Mail versendenBlogThis!Auf X teilenIn Facebook freigebenAuf Pinterest teilen

Sonntag, 21. August 2022

Ohne Worte bin ich, ...

 ... wenn ich lese, dass der Bund im nächsten Jahr die die Ausgaben für den Bevölkerungs- und Katastropenschutz senken will.

 Wie passt das dazu, dass wir doch angeblich mitten im ausschließlich selbst verschuldeten Klimawandel stecken, der uns immer mehr heftige Stürme, Überschwemmungen und Waldbrände bescheren soll?

Wird dann, wenn es zur nächsten Katastrophe kommt und nicht genügend Rettungskräfte vorhanden sind, unser Kanzler wieder, wie er das ja so gerne macht, von einer plötzlichen Vergesslichkeit übermannt werden und seine Hände in Unschuld waschen?

Und bezieht sich das Einsparen eigentlich auch auf die Polizei?

Was stimmt mit unserer Gesellschaft nicht mehr, dass man zunehmend jede Logik ins Gegenteil zu verkehren scheint?

Bei uns fand ja vorgestern - aller Trockenheit und allen Bedenken zum Trotz -  das große Feuerwerk statt, aber weil es eben so trocken war, verbot man den Zuschauern kurzerhand das Rauchen.

Nicht sehr schlüssig, aber was soll's, wo doch das Verbieten an sich soooo großen Spaß macht?

Übrigens sprach ich bewusst von Zuschauern, obwohl in diesem Falle sogar der gendergerechte Ausdruck Zuschauende gepasst hätte, aber ich ließ es, weil mich diese "woke" Ausdrucksweise gestern früh noch mehr als sonst auf die Palme brachte.

In einem Artikel wurde berichtet, dass in Mexiko 43 "Studierende" entführt, getötet und in einer Müllkippe verbrannt worden seien.

Zusätzlich zum schrecklichen Geschehen empfand ich in diesem Falle die Art der Beschreibung als regelrecht pietätlos, und das schrieb ich der betreffenden Nachrichtenseite auch sehr deutlich.

Das Partizip Präsens drückt aus, was jemand jetzt, in diesem Moment tut, nicht aber einen generellen Status, wie ihn das Wort "Student" vermittelt, das übrigens seinerseits bereits ein Partizip darstellt, weil es dem lateinischen "studere = studieren, sich bemühen" entlehnt ist.

Wenn ich ein Glas Wasser trinke, dann bin ich in diesem Moment eine Trinkende, da passt es, denn ich muss ja deshalb noch lange keine Trinkerin sein.

Und wenn ich vor einer Erklärtafel stehe und sie genau studiere, dann bin ich gerade eine Studierende, nur darüber, ob ich zufällig auch Studentin bin, sagt das überhaupt nichts aus.

Wenn ich also "Studierende" höre, dann sehe ich konzentriert auf irgendetwas schauende Köpfe im Hörsaal oder am Schreibtisch vor meinem inneren Auge, nicht aber Menschen, die sich bewusst sind, dass sie nur eine Sekunde später grausam ermordet werden sollen.

Wir lassen uns unsere Sprache verwässern und verschandeln bis hin zur extremen Ungenauigkeit und Unlesbarkeit ... von einem Haufen Küken und Kükinnen *g*, die noch nicht einmal gelernt haben, sich selber ihr Körner zu suchen, wenn der Bauer das Füttern einmal vergisst oder schlicht kein Geld mehr dafür hat.

Und ganz klasse finde ich diese "Aufgewachten", wenn sie sich selber ad absurdum führen, indem sie Menschen von der Teilnahme an Veranstaltungen ausschließen, weil sie die falsche Hautfarbe haben, nämlich eine, die nicht zu ihrer Frisur zu passen scheint.

Man will also gegen "Rassismus" vorgehen, indem man ihn selber anwendet?

Pfiffige Idee ... 🤣

Hier ein netter kleiner Kommentar aus der "Emma" dazu. 

Tja, und dann war da noch "Der Gesang der Flusskrebse".

Aufmerksam wurde ich auf das Buch, weil es im Nachbarblog zur Sprache kam, ich ergoogelte mir den Inhalt und fand, dass das ganz interessant klang.

So richtig hellhörig wurde ich aber, als ich gestern in der links-alternativen "taz" auf einen Kommentar zur Verfilmung stieß, der mir in Windeseile die Haare zu Berge stehen ließ.

Dieser Absatz hier war es, der mich so richtig ins Grübeln brachte:

"Der Wert des Menschen

Was hier mitschwingt, ist eine misanthropische Denkweise, die den Wert der Natur über den des Menschen stellt. Eine darwinistisch eingefärbte Geisteshaltung, wonach bekanntlich die am besten angepassten Individuen überleben, ist auch in „Der Gesang der Flusskrebse“ präsent, wird sogar als emanzipatorisches Element behandelt. Dadurch, dass diese Haltung möglicherweise nicht gänzlich fiktiv ist, hat sie im Film etwas ideologisch Anrüchiges, anstatt schlicht spannender Krimi-Einfall zu sein."

 Nun ist man also schon ein Misanthrop (Menschenfeind), wenn man davon ausgeht, dass Darwin mit seiner Evolutionstheorie recht hatte und dass die am besten angepassten Lebewesen am ehesten überleben? 

Ja, watt denn sonst?

Warum sind denn Eisbären wohl weiß und warum können Pinguine im Gegensatz zu einem Kolibri am Südpol überleben?

Klar, wir Menschen haben den zusätzlichen Vorteil, dass uns unser Gehirn schon oft weiterhalf, die Natur zu überlisten, aber gäbe es uns denn überhaupt, wenn wir es nicht immer wieder geschafft hätten, uns ihr anzupassen?

Sehen wir uns lieber als die Krone der Schöpfung an und folgen damit den Kreationisten, die die Bibel heute mehr denn je wörtlich nehmen, und wen juckt's, dass die eigentlich als sehr rechts-religiös gelten, wenn es doch so schön ins eigene Weltbild passt, das an Arroganz kaum noch zu überbieten ist?

Spricht man deshalb auch beinahe nur hinter vorgehaltener Hand von der Überbevölkerung und dass sie das bei Weitem größte Problem dieses Planeten ist?
... weil das ja sogar nicht ins Bild der alles krönenden Krone Mensch passt? *grübel*

Seuuufz, all das beschäftigt mich also, während myblog.de mal wieder den Geist aufgibt, ganz so wie die Sparköchin, ich und wohl auch Hermine es schon kommen sahen.

Einmal mehr bin ich nun froh, dass ich mir hier ein Ersatzzuhause eingerichtet habe, denn somit kann ich es ganz frei mit "Dirty Dancing" halten: Ich lasse mir nichts verbieten, ich werde schreiben ... 😄

Bezüglich meiner unbekannten Pflanze, die sich vor einiger Zeit in einem meiner Blumenkübel eingenistet hatte, gibts übrigens auch Neuigkeiten, aber die hebe ich mir auf, bis drüben wieder alles funktioniert, ein Grund mehr, darauf zu hoffen, dass der Seitenbetreiber, wer auch immer das inzwischen sein mag, hurtig inne Pötte kommt, oder? 😊

 

Habt einen schönen Tag, also ihr, die ihr mich hier gefunden habt, und alle anderen natürlich auch ... und bleibt bitte gesund! 🙂

 

 

 

um 21.8.22 6 Kommentare:
Diesen Post per E-Mail versendenBlogThis!Auf X teilenIn Facebook freigebenAuf Pinterest teilen

Sonntag, 7. August 2022

Im Archäologischen Park in Xanten

 Nachdem ich vergeblich an die Pforten des Xantener Domes geklopft und mich zu einem der Haupteingänge des Parkes durchgefragt hatte, war es geschafft, ich hatte 9 Euro Eintritt bezahlt, war nun endlich drin und fand mich nach dem Verlassen der Kassenhalle in direkter Nähe des Amphitheaters wieder, das man zu einem ordentlichen Teil wiederaufgebaut hat:


Als ich so auf den Rängen stand und die Arena langsam umrundete, musste ich an einen Tag vor vielen Jahren zurückdenken.

Wir wohnten noch in Stuttgart, waren für einige Tage bei meinen Eltern zu Besuch und verbrachten einen von ihnen hier im APX.

Etwa dort, wo ich jetzt stand, hatte ich mich mit den Eltern befunden, während F. sich, wie er das so gerne machte, abgeseilt hatte und die unterirdischen Gänge der Arena auf eigene Faust erkundete.

Genau wie jetzt war alles fast menschenleer und während wir dort oben herumstanden, lief gegenüber auf einmal F. durch einen der Zugänge ein, so einsam und tapfer wirkte er, dass eigentlich nur noch der Kampfwagen unter seinen Füßen fehlte, und da dieser Anblick auch meinen Papa beeindruckte, hob er die Hand zum römischen Gruß und rief ganz laut:

"Heil dir, xxxxxius!" 

Was F. dort unten als einsamer Kämpfer in der Arena mit tiefer Befriedigung zur Kenntnis nahm und bis heute nicht vergessen hat. 🤣

Bald darauf, nämlich im Sommer 1991, wurde "Wetten dass" live aus dieser Arena gesendet, was uns natürlich sehr berührte, waren wir doch kurz zuvor noch selber dort gewesen.

Dann sangen die Scoripions ihr "Wind of Change", Gänsehaut pur und seitdem ist dieses Lied für uns untrennbar mit Xanten verbunden.

Sobald es irgendwo ertönt, sagt F.: "Xanten!", und einen Moment später dann "Heil dir, xxxxius!", wodurch natürlich auch mein verstorbener Papa fest zu dieser Gedankenverbindung gehört. 😥

So, wie es auf dieser Tafel zu sehen ist, kannte ich die Anlage übrigens als Kind und erinnere mich sehr gut an die steinernen Sockel, die dort in der Gegend herumstanden, auch wenn ich mir damals noch nicht vorstellen konnte, dass sich auf ihnen einst Zuschauerränge befanden, wie es ja nun heute auch wieder der Fall ist:


Außerhalb des Theaters bewunderte ich noch kurz die alten Gerätschaften, denn dumm waren die Römer ja wahrlich nicht:


Dann wandte ich mich - entlang einem Wachturm der Stadtmauer, die nur teilweise wiedererrichtet und ansonsten durch Hecken symbolisiert wird - der kleinen Siedlung zu, in der man neben einer Taverna auch römisches Wohnambiente bewundern kann:


 Die Speisekarte:
Die Speisekarte


Durch ein Fenster konnte ich in ein typisches Schlafzimmer schauen, mit drei breiten Betten, groß genug für entweder sehr dicke oder aber jeweils für zwei Menschen:

Hier hätte ich mir gewünscht, die, die uns heute regieren, würden den Park ebenfalls mal besuchen, obwohl mir natürlich klar ist, dass die im Gegensatz zu mir über genügend Geld verfügen, sich bei ihrem Jahresurlaub nicht auf einen einzigen Tag beschränken zu müssen:

Immer wieder viel Freude machen mir auch die Latrinen, die mich übrigens sehr an die erinnern, wie ich sie in der einstigen Sowjetunion kennen lernte:


Sehr viel hat sich da auch nach fast 2000 Jahren nicht verändert, scheint mir, auch wenn die Römer beim Spülen sehr viel umweltbewusster umgingen, aber dazu gleich noch mehr:



Hier ist dieses Schild noch mal in größer zu sehen, auch was Graffitis angeht, ist es also immer  noch das Gleiche, es wird beschmiert, was nur geht:


 

Und auch das Geschriebene hat nichts an Aktualität verloren, wie z.B. dies her:

"Es lebe jeder, der liebt! Weg mit dem, der die Liebe nicht kennt! Und zweimal weg mit jedem, der die Liebe verbietet!"

Oder "Ich staune, Wand, dass du nicht zerfallen bist, da du so viel Blödsinn von Schreibern ertragen musst!" 😄

Hier las ich nach, wie umsichtig man damals mit dem Badewasser verfuhr, indem man es für die Klospülung benutzte, auch wenn das anschließende Einleiten in den Rhein weniger clever klingt:

 


 Dann ging ich andächtig durch den dazugehörigen Baderaum und stellte mir Lucius und Flavia vor, wie sie einst in die Wanne stiegen. 😋

Hochinteressant zu lesen fand ich dieses Schild hier, das sehr gut erklärt, wie die experimentelle Archäologie funktioniert, die man dort betreibt:



Und schon war ich wieder unterwegs, auf diesem Plan kann man es vielleicht ganz gut nachvollziehen, welche Wege ich ging.

Vorn sieht man das runde Amphitheater, von dem aus ich zur Siedlung gegangen war und nun machte ich mich auf die Suche nach dem Tempel, den man ein Stück höher am rechten Rand sieht:

 (Meinen Papa veranlasste eben dieses Bild übrigens damals zu einer etwas jecken Phantasie, denn er meinte allen Ernstes zu mir: "Das muss schon toll gewesen sein, bevor der Rhein dann sein Bett verlagerte. Wenn die Römer dort mit ihren Schiffen angefahren kamen, erst der Tempel, dann das Amphitheater und im Hintergrund auch noch die Dom-Spitzen ..."
Nach einem mehr als fragenden Blick von mir bemerkte er dann seinen Irrtum und sagte: "Okay, den Dom gabs damals natürlich noch nicht, dafür haben sie ja andere tolle Sachen gesehen.") 🤣

Warum ich trotz der gewaltigen Höhe der wiedererstellten Tempel-Fragmente danach suchen musste, darauf komme ich gleich noch, denn zunächst einmal fand ich ihn ja:


Dieses Thema konnte ich also nun abhaken, aber wo war denn bloß das verflixte Stadttor geblieben?

Schon x-mal bin ich in diesem Park gewesen und jedes Mal war es schon von Weitem sichtbar, eigentlich sogar von überall her, aber dem war nun nicht mehr so, ich konnte es einfach nicht entdecken.

Hintergrund ist, dass die Römer ihre Städte ja sehr systematisch und perfekt durchdacht anlegten.

Die Straßen kreuzten sich im rechten Winkel und während man nach hinten raus hübsche Gärten hatte, zogen sich zumindest in Xanten zur Straße hin "Bürgersteige" hin, die durchgehend überdacht waren, wobei diese Bedachung natürlich von Säulen gestützt wurde.

Nach und nach gräbt man immer mehr aus, aber im Moment besteht ein großer Teil des wirklich riesigen Parkes aus Grünflächen und dort, wo ehemals die gepflasterten Straßen verliefen, befinden sich nun Schotterwege, alles im gleichen Raster, wie es ehemals war.

Die Ränder dieser Wege hat man alleeartig mit unendlich vielen Bäumen bepflanzt, jeder steht stellvertredend für eine der Säulen, die einst die Vordächer trugen.

Da der Park über die Jahre kontinuierlich gewachsen ist, kann man an der Höhe dieser Bäume gut erkennen, mit welchem Teil man anfing und was dann im Laufe der Zeit noch hinzukam.

Im ältesten Teil war ich gerade unterwegs und deshalb hatte ich solche Mühe, den Tempel und dann auch das große Stadttor wiederzufinden - die Bäume sind halt ordentlich gewachsen.

Dieses Stadttor erinnert mich seit jeher an einen Klassenfahrt nach Trier, wo wir selbstverständlich auch die Porta Nigra besichtigten, auch wenn dieses hier in Xanten vermutlich etwas weniger wuchtig ist.

Es befindet sich an der hinteren Querseite von Colonia Ulpia Traiana, das wusste ich noch genau, also hieß es nun, im rechtwinkligen Zickzackkurs diese Richtung einzuschlagen, denn irgendwie musste ich es auf diese Weise finden.

Verdammt weit war das, die Sonne schlug inzwischen mit voller Wucht zu, aber immerhin wehte ein ständiges Lüftchen, das sogar die Haare fliegen ließ, nur stand sie leider so blöd, dass es mir kaum einmal gelang, im Schatten zu laufen.

Sogar ein kurzes Päuschen musste ich in ohne jeden Schatten verbringen, aber immerhin auf einer steinernen Bank und sogar mein Trinkfläschchen hatte noch nicht zu kochen begonnen. 

Dann endlich ein erster Blick auf das Stadttor:


 

Und irgendwann stand ich auch wirklich davor:


Nun war die große Frage, ob ich mir wirklich die ekelhaften Treppen zumuten wollte.


Sehr hohe Stufen und sehr steil, weil damals Treppenabsätze noch nicht üblich waren.

Wollte ich mir das wirklich über drei Etagen antun, zumal da ja auch noch der Weg nach unten war, der mit mit dem noch immer etwas wackeligen Sehen nicht besonders verlockend erschien. 🙄

Und doch, ich tat es, einfach weil ich die Aussicht von oben genießen wollte, denn hier im Flachland kommt man in einen solchen Genuss ja nicht allzu oft.

Und das war er, der Ausblick:


Hier auch noch einmal gut erkennbar die akurat gesetzten Reihen von Bäumen, von denen ja jeder wie gesagt eine Säule symbolisiert, die dort einst stand.

Nach unten zog ich es vor, ganz langsam und vor allem rückwärts zu klettern und legte dann noch auf einer der Etagen eine kleine Pause ein, um mir die Technik anzuschauen, mittels derer das Tor über lange Eisenketten geöffnet und geschlossen wurde:


Auf dem vorletzten Foto seht ihr rechts im Hintergrund ein großes Gebäude, das ich als Nächstes aufsuchen wollte.

Hierbei handelt es sich um das "Römermuseum", das man den ursprünglich dort stehenden Thermen nachempfunden hat, und zwar auf sehr raffinierte Weise, wie ich finde.

Wieder war der Weg verdammt weit, heiß und auch noch staubig, aber dann war es geschafft und ich ließ den Anblick erst mal auf mich wirken:


Nach der Einlasskontrolle wandte ich mich sofort in die große Halle rechts unter den beiden Spitzdächern, wo man das Untergeschoss, also den Arbeitsbereich unter den Badeeinrichtungen freigelegt und zu seinem Schutz überdacht hat:


Ich wanderte also auf Stegen auf Höhe des ursprünglichen Bodens im Erdgeschoss herum, konnte mir anschauen, wo einst heftig malocht wurde und wie jedes Mal ergriff mich dies hier zutiefst:



Und hier das Modell, wie diese Thermen, auf deren Boden ich nun herummarschierte, einst aussahen: 


Nicht wahr, da erkennt man es sehr gut, wie geschickt man das Gebäude tatsächlich dem anpasste, was einmal war?

Etwa anderthalb Stunden hatte ich noch Zeit, bis der Zug fahren würde, für den ich mich entschieden hatte, und so machte ich mich nun daran, den Rest des Museums zu erkunden, wo ich mich erneut über die irre hohe Halle wunderte, in die man die oberen Etagen einfach hineingehängt zu haben scheint.

Eigentlich sind es mehr Ebenen als Etagen und man kann sie alle über einen "Rundweg" abgehen, der sanft von ganz unten bis ganz oben führt.

Hier kann man es vielleicht ein wenig erahnen, wie seltsam das ist, und schwindelfrei zu sein, ist auf jeden Fall von Vorteil:


 Man verstand zu leben damals, denn wer möchte nicht von so einem "Stummen Diener" verwöhnt werden, der einst ein Tablett in Händen hielt?


Und diese drei Herrschaften brachten mich zum Lachen, weil etwas weiter rechts eine weitere Gestalt herumstand, deren Kleidung mir nicht zu der der anderen zu passen schien.

Bis ich merkte, dass der Vierte im Bunde sich auf einmal bewegte, und natürlich habe ich ihn dann beim Knipsen weggelassen, denn das mögen die Museumsordner nicht so gerne. 🤣

Dieses Foto musste ich unbedingt machen, weil ich zwischen meinen Bauernkeramikgefäßen aus vergleichsweise neuerer Zeit einen kleinen Teller herumstehen habe, der diesen hier zum Verwechseln gleicht, also wohl römisch sein dürfte. (Bei Gelegenheit zeige ich ihn euch zum Vergleich)


Als ich mich dann bis zum Untergeschoss buchstäblich hinuntergeschlängelt hatte über diese Rampen, stolperte ich fast über diesen Herrn hier und dachte, nanu, ist denn heute hier eine Veranstaltung, von der ich noch nichts mitgkriegte?


Von hinten bzw. der Seite hatte ich ihn tatsächlich für lebendig gehalten, merkte dann aber natürlich, dass er es gar nicht war, was seiner Lebendigkeit aber keinen Abbruch tat, ähm, irgendwie ... 😄

Und dann begeisterten mich noch diese Bilder von der einstigen Pracht:



Vor allem im Vergleich dazu, wie man zur gleichen Zeit auf der anderen Seite des Rheines, nämlich der germanischen, noch lebte:


Zum Schluss sprang noch er hier mich in seiner Lebensgröße förmlich an:


Und dann wurde es auch Zeit, mich auf den Weg zu dem Ausgang zu machen, der dem Bahnhof am nächsten lag, auch wenn es bis dort dann noch einmal ein ordentliches Stück zu laufen war, und leider wieder ganz ohne Schatten.

Nun sah ich das Gebäude also von hinten und war wieder sehr beeindruckt:


Zumal ich das mit der hohen Halle und den in ihr nur aufgehängten Ebenen jetzt auch verstand:


Einfach nur klasse gemacht!!! 

Grinsen musste ich über die Rudel-Latine bzw. deren Überreste, die man am nächsten Eck ausgräbt, vor allem das Schild riss mich schier von den müden Füßen:


 60 Leute, die friedlich beim Scheißen nebeneinandersitzen und plaudern, weil es ja keine Trennwände gibt, die sie davon abhalten. 

Das hat doch was, oder? 😂🤣😂

Um mich auch noch zu dieser Halle zu begeben, in der Schiffe in Originalgröße und andere Gegenstände aus Holz, wie z.B. Möbel, nachgebaut werden, fehlte mir leider die Zeit, aber beim nächsten Mal werde ich garantiert auch da noch hineinschauen, sofern dann nicht endlich mal wieder die "Römertage" stattfinden, denn dann ist soooo viel los im Park und man ist derart beschäftigt, dass auch dann an Zeit mangeln könnte. 

Aber irgendwann garantiert ...


Zumindest von Weitem hatte ich aber mindestens ein Schiff gesehen, das gerade in Arbeit ist, das musste reichen, denn inzwischen war ich stehend k.o., weil es einfach nur noch irrsinnig heiß war und ich ja wirklich reichlich Kilometer weggetippelt hatte, zumal ich zuvor ja auch noch in Xanten selbst war.

Das war er also, mein Jahresurlaub, und ich hoffe, der kleine Rundgang hat euch genauso gut gefallen wir mir selbst.

Morgen sehen wir uns dann wieder an vertrauter Stelle bei myblog.de und zum Schluss möchte ich mich noch herzlich bei der Leitung des APX bedanken, die mir freundlicherweise die Genehmigung gab, diese Bilder hier zu zeigen.

 














um 7.8.22 2 Kommentare:
Diesen Post per E-Mail versendenBlogThis!Auf X teilenIn Facebook freigebenAuf Pinterest teilen

Donnerstag, 21. Juli 2022

Nun ist es also wieder so weit

 Myblog.de hat sich verabschiedet und nun ärgere ich mich, dass ich längst wieder vergessen habe, wie hier in meinem Ersatzblog alles funktioniert.

Schaun mer mal, ob und wie ich es hinkriege, immerhin hatte ich mir aber die ersten Zeilen, die ich "drüben" noch schreiben konnte, in die Zwischenablage gepackt und so starte ich den heutigen Eintrag mit ihnen:


Gestern früh fragte ich per WhatsApp meine Schwester, wie es ihr ginge, ob sie unter irgendwelchen Corona-Symptomen leide, und bekam die Antwort, es ginge ihr ausgezeichnet, was aber auch dazu passe, dass der zweite Schnelltest, den sie selbst durchführte, ebenfalls negativ war.

Blieb also das positive Ergebnis vom Testzentrum, das aber womöglich damit zusammenhängen könne, dass sie genau vorher eine halbe Flasche Cola ausgesüffelt habe.

Häh????

Jawoll, ich habs inzwischen recherchiert, Erfrischungsgetränke können das Ergebnis offenbar tatsächlich beeinflussen und von Schülern wird dieser Trick inzischen angewandt, wenn sie keinen Bock auf Unterricht haben. 🤣

Sie hat dann noch zusätzlich einen PCR-Test machen lassen und wartet nun auf das Ergebnis. 

Man darf also echt gespannt sein nach dem ganzen Durcheinander ... 🙃

Und nicht weniger spannend ist es bei meinem Bruder, der ja morgen mit der Familie direkt nach der Schule zum Flughafen fahren wird, weil man die Sommerferien in Thailand verbringen möchte, wo meine Schwägerin ja bereits zwei erwachsene Kinder und auch schon ein kleines Enkelkind hat.

Wie wird es in Frankfurt laufen? Chaos total?

Obwohl meines Wissens die Flughäfen während der Lockdowns ganz schön Kohle kassierten, wussten sie nichts Besseres zu tun, als ruckzuck ganz viele Mitarbeiter auf die Straße zu setzen, und nun reiben sie sich die Augen, dass sie keine neuen mehr finden.

Ein Beispiel mehr dafür, wie kurzsichtig in diesem Lande agiert wird, ganz gleich ob von Wirtschaft oder Politik. Hauptsache, die Zahlen stimmen im Moment, was juckt's mich denn, was morgen sein wird ...? 😕

Gut ist natürlich, dass ich über WhatsApp sozusagen live dabei sein werde, denn vermutlich werden sie mich gleich von mehreren Seiten auf dem Laufenden halten. Was für eine Wohltat gegeüber früher, denn da hätte ich die sechs Wochen abwarten müssen, um zu erfahren, wie es abging und was sie so erlebten, mal ganz abgesehen von den Fotos und Videos, die ich sicher auch von Thailand aus bekommen werde, wo sie übrigens genau in die Regenzeit geraten.

Die beste Zeit, dorthin zu fahren, ist eigentlich im Winter, aber das geht natürlich nicht, weil sie ja die Schulferien nutzen müssen, hihi, genau wie meine Schwester, die nach ihrem Sabbat-Jahr nun ebenfalls noch sechs Wochen Ferien vor sich hat. 😅

Wie ist es denn mit dem Wetter bei euch?

Hier hat es zwar länger, aber doch nur sehr zart geregnet. Um meine Wassertonnen wieder komplett zu füllen, war es nicht genug, immerhin hat es aber gehörig abgekühlt und nun fröstelt mich fast am offenen Fenster bei nur 18°, die hereinströmen - herrlich ist das. 😊

Wobei wir aber gestern schon die "nur" 34° fast als wohltuend empfanden, nachdem wir es ja vorgestern auf 39° gebracht hatten, die allerdings zu einem weiteren Na-so-was-Erlebnis führten.

 Schon seit Jahrzehnten besitzen wir einen Sonnenschirm, der früher auch durchaus benutzt wurde, als wir noch Familie im näheren Umkreis hatten und eh so manches Mal im Garten zusammensaßen oder grillten.

Lästig war es mit dem Wind und so hatte F. irgendwann einen Fuß besorgt, den man mit Wasser füllen kann, was aber den gewünschten Zweck nicht gut genug erfüllte, weshalb F. dann diesen Fuß durchs Einfüllloch mit Beton vollgoss. Clevere Idee, nur um ihn hin und her zu tragen, war er so eindeutig zu schwer, also steht das ganze Ding seitdem auf einem Rollbrett.

So weit alles prima, wäre dann nicht F.s Sammelleidenschaft für Baumaterialien aller Art hinzugekommen.

Der Schirm landete samt Ständer unter der Pergola, es wurden Dinge davorgepackt, und obwohl ich ihn aufgrund seiner Höhe eigentlich immer vor Augen hatte, bemerkte ich ihn schlicht nicht mehr, bis mir dann vorgestern bewusst wurde, dass er ja trotzdem vorhanden ist und nur hervorgezogen werden musste.

Was F. tatsächlich anstandslos und sofort umsetzte, seitdem ist mein Rauchereckchen beschattet und vor allem auch die Tür zum Garten, durch die die Sonne sonst ungehemmt reinknallen konnte.

Und Rex weiß es offenbar auch zu schätzen:


 

Interessante Perspektive, fand ich, denn zunächst stutzte ich beim Anschauen selber, weil mir bis dahin noch nie aufgefallen war, dass unsere Tür konisch zuläuft. 🤣

Und dann war da auch noch das Positive, dass die Absage meiner Schwester trotz aller Traurigkeit mit sich brachte, denn ich hatte ja schon eingekauft und musste nun sehen, was ich mit den Vorräten machte, also machte ich mich schon mittags an die Vorbereitungen fürs Abendessen und kassierte mir von F. ein "Na so was, machsch jetztet uff moderne Kunst?" ein, als ich ihm dieses Foto hier aus der Küche schickte:


Natürlich keine Kunst, sondern es handelte sich um den Salat, den ich aus Zwiebeln, Knobi, Ingwer, Senf, Pfeffer, Salz, Kräutern, Zitrone, Gurke, Paprika, Kirschtomaten und einem Tropfen Öl angefertigt hatte - wobei bei mir der Salat ja in der Soße schwimmen muss, denn wenn man ihn nur beträufelt, ist mir das nie genug durchgezogen. 

Dazu gab es dann Zwiebel/Thymian-Rührei:


So dass sich unsere Teller dann so präsentierten:


Das Brot habe ich nun nicht mitgeknipst, kann sich ja jeder denken, wie es aussieht 😂, und ich muss sagen, das war nicht nur verdammt lecker, sondern für diese Hitze auch echt genau das richtige Essen.

Und nun gehe ich mal gucken, was ich mit diesem Tag anfange, der ja eigentlich ganz anders hatte verlaufen sollen, und ... vielleicht sollte ich mich sicherheitshalber auch noch mal schlaumachen, ob der Ausfall von myblog.de nicht womöglich an meinem eigenen PC liegt, denn zeitgleich mit dem Abkacken der Seite lief bei mir ein kompletter Check. Nicht dass es am Ende Norton war, das mich hinauskatapultiert hat? 

Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 🙂


 


um 21.7.22 4 Kommentare:
Diesen Post per E-Mail versendenBlogThis!Auf X teilenIn Facebook freigebenAuf Pinterest teilen

Sonntag, 22. Mai 2022

22. Mai 1933

 An diesem Tag wurden "zwei stramme Hitlerjungs geboren", wie ich einst im Stadtarchiv erfuhr, denn dort fand ich die Geburtsanzeige, die mein Opa für Papa und seinen Zwillingsbruder aufgegeben hatte. 

Auch damals gab es schon Fakenews, die Leute waren völlig falsch über den ersten Weltkrieg informiert worden, hatten aber im Gegensatz zu uns heute nur wenig Möglichkeiten, zu hinterfragen, was man ihnen vorsetzte. (Ähnlich geht es den Menschen in Russland vermutlich gerade, oder?)

Wie dem auch sei, Opa wusste es offenbar nicht besser, in die Zukunft mit all dem Schrecklichen, was sie bringen würde, konnte keiner schauen und mein Papa konnte eh nix dafür, er war einfach nur ein Kind, das wie fast alle später in die Hitlerjugend gesteckt wurde.

Erst heute fällt mir auf, dass wir niemals darüber redeten, ich weiß also gar nicht, ob er dort mit Freude oder eher widerwillig hinging, aber letztlich spielt es keine Rolle mehr, weilt er doch nun schon seit dreizehneinhalb Jahren nicht mehr unter uns. 

Heute wäre er 89 Jahre alt geworden und ich hätte ihn sicher mal auf dem Friedhof besucht, wenn Muttern seine Urne nicht 500 Kilometer weit in die Fremde verschleppt hätte.

Gewollt hätte er das mit Sicherheit nicht, aber es war sein eigener Fehler, sich jedem Reden darüber zu verweigern, also hatte meine Mutter freie Hand, als es dann tatsächlich so weit war, und nun muss er halt in seinem Töpfchen im Schwarzwald herumstehen, immerhin aber mit Blick auf den Kandel.  😉

So lange ich denken kann, wünschte er sich, der Jahreszeit entsprechend, an diesem Tag ein Spargelessen und später Erdbeerkuchen und immerhin spielt wenigstens die Natur mit wie eh und je, denn im Garten leuchten mich bereits dicke Früchte in verführerischem Rot an und auch die Schwalben sausen schreiend durch die Lüfte.

"Zu Vatis Geburtstag tauchen sie auf", sagte meine Mutter oft, "und zu meinem (Ende Juli) sind sie dann wieder weg."

Sehr richtig lag sie damit und als ich mir das Spektakel gerade anschaute, fiel mir auf, dass sie ganz nebenher auch noch pünktlich wie zur Feier des Tages einen Blumengruß schickte, denn die blauen und weißen Glockenblumen, von der ich mir vor langer Zeit Ableger aus ihrem Beet mitnahm, stehen ebenfalls in voller Blüte.

Hier sieht man sie klein ganz hinten unter der Harlekinweide:

 


Und hier noch einmal von Näherem:


Papa hat niemals ein Handy besessen, er verweigerte sich ja der modernen Technik komplett, aber ich bin mir sicher, was ich ihm spätestens zum heutigen Tage aufs Auge gedrückt hätte, nämlich ein Smartphone mit WhatsApp darauf.

Gestern Abend meldete sich mein Bruder dort mit "Da bin ich wieder ..." zurück, nachdem er den freien Samstag dazu genutzt hatte, sich ein neues Telefon zu besorgen, weil das alte ja den Geist aufgab.

Das freut mich sehr, denn in diesen paar Tagen merkte ich doch, wie sehr man sich daran gewöhnen kann, mit nur einem Klick sehen zu können, ob es dem anderen gut geht.

Sofern man die Funktion aktiviert hat, ist ja für jeden Kontakt sichbar, wann man zuletzt online war, und wer weiß, vielleicht könnte meine Mutter noch leben, hätte ich sehen können, dass es am Morgen noch keine Aktivität bei ihr gegeben hatte. 

Auch bezüglich meiner Schwester ist mir das immer eine große Beruhigung.

Sie sind nun seit mehr als 300 Tagen mit ihren Rädern auf Europatour, düsen inzwischen im fünfzehnten Land herum und befinden sich zurzeit in den Niederlanden, gar nicht weit von  ihrem Wohnort entfernt.

Nur sehr selten habe ich einmal persönlichen Kontakt zu ihr, aber so lange ich bei WhatsApp und Instagram sehe, dass sich etwas rührt, ist alles okay.

Wobei ich keine Ahnung habe, was nun aus dem noch angedachten Abstecher nach Skandinavien wird.

Ursprünglich sollte das Ganze ja eine richtige Weltreise werden und auch Asien sowie die USA und Kanada beinhalten, aber da hat ihnen Corona einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht, was ihrer Erlebnisfreude aber keinen Abbruch zu tun scheint.

So weiß ich also alle meine Lieben gut beisammen und sogar bei Rex gab es gestern eine postive Entwicklung, zumindest hoffe ich das.

"Du, des fühlt sich irgendwie rauh an jetzet ... guck du doch bitte amol danach", sagte F. am frühen Abend zu mir und sogleich machte ich mich ans Untersuchen.

Wirklich etwas sehen konnte ich nicht unter dem dichten Fell, aber ich fühlte es auch deutlich, da hatte sich ein Schorf gebildet und nun merkte ich auch, dass die Schwellung am Kiefer merklich zurückgegangen war.

Offenbar ist das Ding also nach außen aufgeplatzt, das Beste, was geschehen konnte, denke ich und nun reibe ich ihm die Stelle ab und zu mit Panthenolsalbe ein und baue einfach mal ganz dolle darauf, dass es das dann war und wir noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen sind.

Aber natürlich werde ich es weiter intensiv beobachten, vor allem auch genau aufpassen, ob und wie viel Freude er am Fressen hat.


Habt einen schönen Sonntag und ... bleibt bitte gesund! 🙂


um 22.5.22 4 Kommentare:
Diesen Post per E-Mail versendenBlogThis!Auf X teilenIn Facebook freigebenAuf Pinterest teilen

Samstag, 21. Mai 2022

Und noch mal Glück gehabt

 Auch gestern lief es bei uns wettermäßig glimpflich ab - ein Segen, wenn ich lese, was die Menschen in Paderborn erleben mussten. 

Einen relativ kurzen Schauer bekamen wir ab, zu wenig, alsdass zumindest rund um den Stamm des Apfelbäumchens auch etwas angekommen wäre, dem die ebenfalls koniferische Nachbarin des Rupfhuhnes mit ihrem dichten Geäst regelrecht als Schirm dient.

Schade, denn die Äpfel hätten es dringend gebraucht, aber froh bin ich trotzdem, dass uns jeglicher Sturm erspart blieb, auch wenn es nun richtig kühl geworden ist.

Trotzdem werde ich mich nachher aber ans Werk machen und 14 Blümlein, die noch auf ein neues Zuhause warten, einpflanzen gehen - endlich mal ein Tag, an dem ich nach dieser verrückten Woche mit so viel Rennerei daheim bleiben kann, vom Gassigehen natürlich abgesehen.

Übrigens traf ich gestern auf dem Rückweg vom Einkaufen eine Nachbarin, die ganz stolz vermeldete, dass sie ihren beiden noch relativ neuen Katzen nun endlich kompletten Freigang gewähren könne.

"Jo, das habe ich längst bemerkt", sagte ich etwas säuerlich zu ihr, "denn ich habe dadurch keine Chance mehr, mit Rex bei euch vorbeigehen zu können."

Ausgerechnet an der Ecke wohnen die, die ich überqueren muss, um zum Gewerbegebiet und von dort aus in die "Pampa" zu gelangen, und ich kann losgehen, wann ich will, immer lauern die beiden Viecher da und ich habe meine liebe Mühe, Rex halten zu können, weil er ja auf Katzen noch weniger kann als auf Artgenossen.

Vertrackte Sache, denn in der anderen Richtung taucht ja ständig dieser alte, dicke Mann mit seinem Hund auf, der nicht mal eben nur vorbeigeht, sondern sich immer auf der Bank in der Grünanlage niederlässt und mir ein Durchkommen auch dort sehr erschwert. Allmählich wirds eng mit Alternativen und wieder einmal träume ich davon, wie schön es sein müsste, auf dem Land zu leben, wo es nicht so voll ist wie hier.🙄

Und dann war da noch das Thema Telefon, das mich gestern etwas umtrieb.

Wie haltet ihr es eigentlich mit dem Lautsprecher? Nehmt ihr das Telefon noch ans Ohr oder drückt ihr automatisch die Lauttaste, sobald ihr mit jemandem redet?

Bei dem Typen im Zug war es mir ja neulich schon aufgefallen, dass er sich wenig Gedanken darüber machte, dass alle alles mithörten, also auch das, was die Person am anderen Ende sagte, und das scheint mir überall überhand zu nehmen.

Seit einigen Tagen wunderte ich mich bei WhatsApp, dass bei meinem Bruder nur noch ein grauer Haken erschien, was bedeutet, dass meine Nachricht zwar rausgegangen, aber bei ihm noch nicht angekommen war.

Irgendwann fragte ich dann bei meiner Schwägerin an, ob bei ihnen alles in Ordnung sei, und gestern Abend rief sie mich an, um mir zu erzählen, dass sein Smartphone den Geist aufgegeben habe, und natürlich kamen wir ins Plaudern.

So weit, so gut, doch sehr viel später mischten sich auf einmal meine Nichten ins Gespräch ein, an sich sehr erfreulich, doch was mich ärgerte, war, dass ich überhaupt nix davon mitbekommen hatte, dass die ganze Familie unserem Gespräch zuhörte.

Auch F. handhabt das so, d.h. telefoniert er mit seiner Schwester, muss ich wohl oder übel mithören, was sie sagt, ohne dass sie davon eine Ahnung hat.

Ist das nicht extrem unhöflich?

Hat niemand mehr das Recht auf ein wenig Privatsphärengefühl?

Ich selbst nehme zumindest bei Festnetzgesprächen den Hörer nach wie vor ans Ohr, muss allerdings zugeben, dass das mit dem Smartphone aufgrund seiner Form etwas unkomfortabler ist. Also benutze ich dabei inzwischen ab und zu auch mal den Lautsprecher, verlasse dann allerdings auch den Raum, so dass niemand mithören kann, und wäre es anders, würde ich mein Gegenüber darüber informieren.

Ist es tatsächlich zu viel verlangt, das auch von anderen zu erwarten, oder hinke ich der Zeit hinterher und es ist jetzt völlig normal, dass jeder alles von jedem mitkriegen muss? 😯

Außerdem gab's gestern noch die "Tätschels", über die ich sehr lachen musste, bzw. eigentlich war ich selbst es, die ich mit großem Spott bedachte.

Erinnert ihr euch an dieses schöne alte Lied?

"Don't let me be misunderstood" von Santa Esmeralda ... 1977, ich war gerade 16 Jahre alt, wir tanzten darauf, was das Zeug hielt und bis heute mag ich den Rhythmus sehr.

Klar, dass wir auch kräftig mitsangen, oder?

Und natürlich sangen wir das, was wir hörten, konnten ja recht gut Englisch, verstanden also eh alles, na ja, fast, bis auf diese eine Zeile mit den "Tätschels" eben.

Mir war auch damals schon bewusst, dass es dieses Wort nicht gibt, schon gar nicht im Englischen, aber da ich es nun einmal so verstand, sang ich es auch einfach so, ohne das jemals wirklich zu hinterfragen, d.h. immer schmetterte ich aus voller Kehle: "Tätschels are gooooood ..." 😁

Bis gestern, denn da schauten wir irgendeine Sendung im TV, eine Szene war mit eben diesem Lied untermalt, und zwar in einer anderen, sehr viel langsameren Version, und nun gelang es mir zum allerersten Mal, die betreffende Liedzeile richtig zu verstehen.

Statt "... and tätschels are good" muss es nämlich heißen "... who's intentions are good". 😂🤣😂

Also wieder was gelernt und was mir bleibt, ist das Wundern darüber, wie schnell man sich selbst oder anderen doch dauerhaft auf den Leim gehen kann. 😅

Und damit auch genug. Draußen isses mir immer noch zu frisch für die Gartenarbeit, also nutze ich die Zeit, um endlich das zu erledigen,was ich bis jetzt von mir weggeschoben habe, nämlich das Ausfüllen der Unterlagen für die Augenklinik.

Ach, dabei fällt mir noch ein, auch über dieses Thema redete ich gestern mit meiner Schwägerin und ganz selbstverständlich ließ sie einfließen, ja, sie wisse genau, worum es bei diesen OPs geht, denn ihr inzwischen längst verstobener Vater habe das in der Heimat schon vor vielen Jahren machen lassen.

Das haute mich ziemlich vom Hocker, denn ihre Familie lebte ja dort mehr oder weniger auf Entwicklungsland-Status irgendwo im Norden in der Provinz, trotzdem aber so viel Fortschritt, der den Menschen hier oft nur sehr zögerlich gewährt wird, das ist schon beachtlich, oder?

 

Habt einen schönen Samstag und ... bleibt bitte gesund! 🙂


um 21.5.22 4 Kommentare:
Diesen Post per E-Mail versendenBlogThis!Auf X teilenIn Facebook freigebenAuf Pinterest teilen
Neuere Posts Ältere Posts Startseite
Abonnieren Posts (Atom)

Labels

  • Aionos und Noesis
  • Familiengeschichte
  • und

Follower

Dieses Blog durchsuchen

Rex

  • Aionos und Noesis
  • Familiengeschichte
  • und

Rex

  • Startseite
  • Rex

Kontaktformular

Name

E-Mail *

Nachricht *

  • Startseite

Archiv

  • ►  2025 (154)
    • ►  Juni 2025 (7)
    • ►  Mai 2025 (31)
    • ►  April 2025 (29)
    • ►  März 2025 (31)
    • ►  Februar 2025 (28)
    • ►  Januar 2025 (28)
  • ►  2024 (363)
    • ►  Dezember 2024 (30)
    • ►  November 2024 (33)
    • ►  Oktober 2024 (31)
    • ►  September 2024 (30)
    • ►  August 2024 (30)
    • ►  Juli 2024 (28)
    • ►  Juni 2024 (30)
    • ►  Mai 2024 (31)
    • ►  April 2024 (29)
    • ►  März 2024 (31)
    • ►  Februar 2024 (29)
    • ►  Januar 2024 (31)
  • ►  2023 (349)
    • ►  Dezember 2023 (30)
    • ►  November 2023 (30)
    • ►  Oktober 2023 (30)
    • ►  September 2023 (29)
    • ►  August 2023 (31)
    • ►  Juli 2023 (31)
    • ►  Juni 2023 (30)
    • ►  Mai 2023 (31)
    • ►  April 2023 (29)
    • ►  März 2023 (31)
    • ►  Februar 2023 (28)
    • ►  Januar 2023 (19)
  • ▼  2022 (15)
    • ▼  November 2022 (2)
      • Zum Weichei verkommen
      • Besser als erwartet ...
    • ►  Oktober 2022 (1)
      • Erst zwei-, dreihundert Jahre ist es her, ...
    • ►  August 2022 (2)
      • Ohne Worte bin ich, ...
      • Im Archäologischen Park in Xanten
    • ►  Juli 2022 (1)
      • Nun ist es also wieder so weit
    • ►  Mai 2022 (6)
      • 22. Mai 1933
      • Und noch mal Glück gehabt
    • ►  April 2022 (3)
  • ►  2020 (1)
    • ►  März 2020 (1)

Blogs

Labels

  • Aionos und Noesis (3)
  • Familiengeschichte (21)
  • und (1)
Design "Einfach". Powered by Blogger.