Sonntag, 20. November 2022

Zum Weichei verkommen

Tja, myblog.de hat mal wieder seine Tage, nichts geht mehr, das Zertifikat war gestern abgelaufen und wurde bis jetzt nicht erneuert.

Das gleiche Spielchen also, das sich dort seit vielen Jahren ständig wiederholt, und vermutlich wäre ich längst endgültig nach hier in mein Ersatzzuhause ausgewichen, wenn es hier auch ein Miteinander gäbe, man nicht ganz allein vor sich hin schreiben müsste und von anderen Bloggern nichts hört und nichts sieht.

Schade, dass man bei blogspot so wenig Wert auf Gemeinschaft legt, also heißt es nun wie immer warten, bis es bei uns drüben irgendwann (hoffentlich) wieder laufen wird. 🙄

Gleich in der Früh hatte mir mein Bruder ein Video geschickt, in dem er die in seinem Garten tanzenden Scheeflocken kommentierte, die liegen bleiben zu wollen schienen, kein Wunder bei Temperaturen rund um den Gefrierpunkt, die ich so Mitte November eher selten erlebte.

Selbst uns am Niederrhein hat die eisige Kälte fest im Griff und den ganzen Tag über behalfen wir uns, indem wir uns immer noch besser einpackten, aber nachdem das Thermometer im Wohnzimmer bis zum Abend auf unter 11° absackte, begann F. zu meutern:

"Moinsch ned, wir sollten zumindest mal für a Stündle überschlage?"

Zähneknirschend - immer die Inflation im Hinterstübchen - willigte ich ein und gönnte uns am Ende sogar drei Stunden bei laufender Heizung. Dann allerdings machte sich bemerkbar, dass der Mensch doch auch ein Gewohnheitstier ist, denn ich begann zu schwitzen und fühlte, wie mein Gesicht regelrecht zu glühen anfing.

Tatsächlich, 18° hatten wir nun im Wohnzimmer - in den anderen Räumen waren die Heizkörper eh abgedreht -, das war mehr als ausreichend, im Grunde sogar schon zu viel, also ging ich das Gerät abschalten und ärgerte mich insgeheim ein wenig darüber, dass wir so schnell ins Wanken gekommen waren mit den guten, wenn auch erzwungenen Vorsätzen. 😞

So schlugen wir uns den nun so kuscheligen Abend mit Gottschalk um die warmen Ohren, mit dessen Gästen ich nicht allzuviel anzufangen wusste, aber egal, denn mich beschäftigte eh noch die Sendung, die zuvor im Dritten gelaufen war.

Um eine Kunstausstellung ging es, die vom Mittelalter bis zum Heute reichte, und irgendwann sagte ich zu F.:

"Stell dir mal vor, ein Außerirdischer käme auf der Erde an und würde in dieser Ausstellung landen, der würde doch die zeitliche Abfolge mit Sicherheit andersherum vermuten ..."

Mir jedenfalls wäre es so ergangen, denn schwarze Striche auf braunem Untergrund, eine mehr als amorphe "Skulptur" und das große metallene, über und über mit Rost überzogene Dreieck hätte ich in die Vergangenheit der Menschen gesteckt und gedacht, guck an, die haben mächtig dazugelernt, wenn sie inzwischen so prächtige und detaillierte Bilder malen können. 😂🤣😂

Und wieder einmal musste ich zurückdenken an den Ausflug nach Köln, den ich vor einigen Jahren mit einem Bekannten unternahm.

Unter anderem sahen wir uns das Kunstmuseum "Ludwig" an, wo ich in den unteren Etagen ganz in meinem Element war, hatte ich doch einst Kunst als Abifach und hatte dabei durchaus gelernt, Bilder bzw. Kunstwerke zu interpretieren.

Dem vorausgegangen war, dass wir uns in so mancher Nacht, die wir im Rahmen der Literaturszene heftig diskutierend verbrachten, immer wieder über den Begriff Kunst, vor allem auch die Moderne "herumgezankt" hatten, denn für mich hat es mit Kunst oder gar Können wenig zu tun, wenn jemand beispielsweile einen roten Klecks auf weißes Papier malt. 

Das alles habe absolut seine Daseinsberechtigung, hatte dieser Bekannte das immer verteidigt, wir hatten uns wirklich die Köppe heißgeredet und nun standen wir also leibhaftig vor Werken, über die wir sonst nur theoretisch redeten.

"Schau", sagte ich zu ihm, als uns eines in düsteren Farben beide ziemlich abstieß, "man muss sich nur die kleine Tafel daneben ansehen. Der Name klingt jüdisch und gemalt hat er es Anfang der Dreißigerjahre, also sah er wohl kommen, was sich da an Bösem zusammenbraute."

Ich plauderte munter weiter über Farbgebung, Raumaufteilung usw., stellte immer wieder den Bezug zum beschriebenen Zusammenhang her, bis er staunend meinte:

"Ja, das war mir so gar nicht bewusst, wie man an Bilder herangehen kann ..."

So besahen wir uns die alten Meister, die Impressionisten, die Expressionisten, die Surrealisten und so fort, zu allen konnte ich mich äußern, bis wir dann in der obersten Etage ankamen, bei den modernen Werken.

Schlagartig verstummte ich, denn dazu fiel mir echt nix ein, deshalb sagte ich zu ihm:

"Tja, und nun bist du an der Reihe mit Erklären, denn das sind doch die Künstler, für die du stets so heftig eine Lanze gebrochen hast."

"... ja, ähm, was soll ich dazu jetzt sagen? Wollen wir nicht vielleicht einfach wieder nach unten gehen ...? 😏😂🤣😂

Mächtig viel Spaß machte mir das, zumal dieses Thema damit dann bei uns übrigens auch durch war. 😁

Trotzdem bringt es mich immer wieder zum Nachdenken, denn ist es nicht ganz typisch für uns Menschen, dass wir allzu schnell und auch ohne wirklich genug darüber zu wissen, ohne uns vielschiechtig damit auseinandergesetzt zu haben,  irgendeine Denke annehmen und uns dann darin regelrecht verbeißen, ohne für andere Sichtweisen auch nur ansatzweise noch offen zu sein ...?

Und damit auch genug für heute, denn gestern habe ich den Wohnzimmer-Tannenbaum nicht mehr geschafft, aber heute isser fällig. Das Tischchen habe ich schon von oben heruntergeschleppt, nun hole ich den Baum und dann geht es rund hier, pünktlich zum Totensonntag und damit auch meinem Papa zu Ehren, der Weihnachten über alles liebte.
Und erst recht wird es die Lebenden freuen, denn F. hibbelt seinem "Bäumle" schon ganz aufgeregt entgegen. 😄

Habt einen schönen Tag heute und ... bleibt bitte gesund! 🙂

6 Kommentare:

  1. Hallo liebe Rex-Mama,
    hier hat es auch wieder geschneit, aber laut Wetter-App soll es in den nächsten Tagen wieder milder werden. Kälte und der erste Schnee, daran denke ich oft zurück, wenn wir zu Allerheiligen an den Gräbern standen (stehen mussten!) und wir trotz Wintermantel und Mütze uns den Allerwertesten abfroren. -- Mehr als ein halbes Jahrhundert her :-)

    Denkst du, du bist ein Weichei, wenn dir bei 9° kalt ist? Finde ich nicht.
    Oder Weichei, weil man sich daran gewöhnt hat, ein Knöpfen zu drücken und schon hat man es warm?
    Das Thema Heizen war doch schon immer ein wichtiges Thema. Man hat sich drum gekümmert, dass man genug Brennholz hatte, wir haben pro Jahr einen Zentner Kohlen gebraucht, und es wurde natürlich auch geheizt. Aber halt anders als heute.
    Morgens wurde in der Küche der Herd angeschürt, da war es dann den ganzen Tag warm. Abends wurde der Ofen kalt, aber da ging man eh ins Bett. Bis Mitternacht aufbleiben? Niemals!
    Und die Küche war der einzige Raum, in dem es warm war. Aber wir waren durchgewärmt, wir schliefen wunderbar unter unseren dicken Federbetten und bestaunten die Eisblumen am Morgen.

    Also, in einem Zimmer mal Wärme haben, da ist man kein Weichei :-), das braucht der Körper auch, um wieder in Schwung zu kommen. Hast du ja auch festgestellt....

    Myblog kränkelt wieder, ist wohl auch schon altersschwach und hat keine Nachfolger, die sich um eine Modernisierung kümmern.
    Auf der Hausfrauenseite geht es ähnlich zu. Die Betreiberin schrieb die Tage auch, dass sie kaum noch Werbeeinnahmen hat und die Software in die Jahre gekommen ist. Das Publikum ist übrigens auch in die Jahre gekommen, junge Schreiber gibt es überhaupt nicht mehr, und die Alten nörgeln jetzt, dass nach einem Server-Update alles langsamer läuft. Bald werden dort die Lichter ausgehen, denke ich. Und aus der ehemals lebendigen Community ist ein kümmerlicher, starrsinniger alter Rest geworden.

    Hab einen schönen Sonntag, und liebe Grüße!

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  2. Genau, meine Liebe, bei Schnee und tanzenden Flocken geht die Phantasie auch mit mir sofort auf Reisen.
    Ich sehe mich dann im Dörfli auf dem Weg zum Nachbargehöft, wo meine Freundin wohnte, ich sehe uns anschließend mit unseren Schlitten zum "Schießgraben" marschieren und ich rieche den Rauch der viele Öfen, der aus den Schornsteinen quoll.
    Lang ist's her, aber soooo schön war es. :-))
    Und genau, damals wurde meist nur ein Raum beheizt, vorzugsweise die Wohnküche, die natürlich mit den heute üblichen winzigen Küchen so gar nichts gemeinsam hatte:
    Die gute Stube wurde höchstens aufgewärmt, wenn Besuch kam, und ich glaube, das hat sich durch die Einführung des Fernsehens sehr veröndert, denn auf einmal wollte man sich deswegen ja auch ohne Besuch gern im Wohnzimmer aufhalten und dementsprechend schrumpften die Küchen.
    Im Moment haben wir übrigens 13° hier und es lässt sich einigermaßen aushalten, wobei wir heute Abend dann aber vermutlich doch mal wieder kurz überschlagen werden, denn draußen ist es nach wie vor eisig.
    Über das mit dem Schwung bin ich mir gar nicht so sicher, denn wenn es richtig warm ist, dann werde ich eher müde und schläfrig, während man sich bei niedrigen Temperaturen von ganz alleine mehr bewegt. ;-)
    Mit den Foren habe ich die gleiche Erfahrung gemacht wie du, sie gehen nach und langsam alle ein und die "Hausfrauenrevolution", in der ich meine ersten wirklichen Schritte ins Internet unternahm, ist leider schon vor langer Zeit am weiblichen Zickentum gescheitert.
    Schad drum, erst recht, wenn es in deinem Forum nun auch bergab geht, aber ich drücke die Daumen, dass es vielleicht doch noch eine Weile am Leben erhalten werden kann. ;-)

    Liebe Grüße zurück und hab auch du einen wundervollen Sonntag! 😃

    PS: Wie lief es denn gestern? Hattest du es schön und haben sie dich so richtig gefeiert?

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  3. Ich folge dir überall hin oder so !!! Danke für deinen Hinweis mit dem anderen Blog.Ich werde hier genau so schreiben wie bei myblog. Ich habe für die KÄLTE folgendes Mittel ergriffen, da kann die Heizung ruhig ausbleiben, denn ich trinke für die Erwärmung von innen heraus Rum mit Tee.In meinem Bettchen ist es angenehm warm, seit ich die andere Bettwäsche verwende. Ich mümmle mich so ein, dass mir die Kälte gestohlen bleiben kann. Die offenen (gekippten) Fenster mache ich zeitig zu. Ich hatte mir das auch vorgeommen einem Besuch auf dem Friedhof meiner Heimstadt zu machen. Ich habs aber verpennt. Gut, dass du mich daran noch erinnert hast. Morgen wird es nach geholt

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  4. Das ist nett von dir, Helmut, ich weiche halt jetzt immer nach hier aus, wenn myblog.de mal wieder rumzickt.
    Alkohol haben wir uns so gut wie ganz abgewöhnt, tut nicht gut, das Zeugs, und ohne geht es auch wunderbar, haben wir festgestellt. ;-)
    Aber bei der warmen Bettwäsche gebe ich dir recht, die ist unverzichtbar im Winter, zumal das Thermometer im Schlafzimmer gestern bis auf 5° runterging.

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  5. Sag mal woran liegts? Ich werde manchmal schläfrig vom Allohol und dann dussle ich einfach weg. Und so geht mancher Tag unfreiwillig dahin. Zur Not gibt es einfach noch eine andere decke drüber. Die hab ich bisher nicht gebraucht. Aber wer weis das schon, was noch auf uns zu kommt. Die ersten Glatteisunfälle hat es auch schon gegeben im Schwarzwald.

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  6. Genau das isses doch, die Gefahr ist einfach zu groß, dass es allzu gut schmeckt und es dann eben nicht bei "einem Gläschen" bleibt, und ich habe keine Lust, die immer knapper werdende Zeit, die mir noch verbleibt, mit bedusseltem Gehirn zu verdaddeln, sondern möchte gern Herr meiner Sinne bleiben.
    In jüngeren Jahren war ich verdammt unsicher, weil meine Mutter diesbezüglich wirklich ganze Arbeit geleistet hatte, aber je sicherer ich meiner selbst werde, je mehr ich in mir zu ruhen beginne, umso weniger brauche ich Berauschendes, muss mich nicht mehr künstlich locker machen und will auch gar nicht mehr vor mir selber und meinen Gedanken ausbüxn.
    Auch F. trinkt nur noch alle Jubeljahre mal eine Flasche Bier und Leber- wie auch die anderen Werte sagen uns, dass das so schon ganz gut ist. ;-)

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