Freitag, 18. Juli 2025

Eine nette Rennerei ...

... war das gestern.

Schon um fünfe war ich mit Rex unterwegs gewesen, um Punkt acht Uhr betrat ich Aldi als erste Kundin, fand aber trotzdem nur einige wenige Puma-Paare vor, und darunter nur ein einziges in F.s Größe.

Sogar ein Metermaß hatte ich mir mitgenommen und kam zum Ergebnis, dass die Länge ohnehin stimmen und die Breite vorn auch hinkommen müsste.

Pustekuchen, natürlich waren sie ihm trotzdem zu eng, so dass ich auf dem Weg zu A. gleich noch einmal zu Aldi marschierte, um die Schuhe zurückzugeben.

Die Brötchen, die A. mich mitzubringen gebeten hatte, schleppte ich auf diese Weise also auch noch mal mit hin, aber egal, sie würden wohl trotzdem noch knackig sein.

Ein wenig Zeit hatte ich noch, beschloss mir auf der Bank in der ziemlich großen Grünanlage inmitten von A.s. Siedlung noch eine Zigarette zu gönnen und während ich darauf zusteuerte, beobachtete ich eine Frau, die vor mir den Weg entlangging.

Eine zarte Person mit Kopftuch, das lange Gewand tatsächlich auf Taille geschnitten - anhand ihres beschwingten Ganges tippte ich auf eine ziemlich junge Frau und sollte dann sehr überrascht werden, denn gegenüber der Bank, die ich anstrebte, befindet sich ein Spielplatz, der von dicken Steinen umrandet ist. 

Auf einem davon ließ die "junge Frau" sich nieder und während ich selbst mich nun auch hinsetzte, erkannte ich ein sehr altes Gesicht, über und über von Runzeln durchzogen.

Wir nickten uns freundlich zu, dann war sie mit ihrem Handy beschäftigt, doch als sie sich dann mühsam wieder erhob, kam sie ein paar Schritte auf mich zu, zeigte auf ihren Rücken und sagte mit fast zahnlosem Mund: "Kaputt, viel Schmerzen, muss Apotheke."

Noch ein paar Worte wechselten wir, was für ein Glück, dass ich mich inzwischen sehr gut auf die Verständigung mit Händen und Füßen verstehe, dann tippelte sie davon und auch ich machte mich auf das letzte Stück zu A., während ich mal wieder über die islamischen Kleidervorschriften für Frauen nachdachte.

Weil ich 6 Brötchen mitbringen sollte, hatte ich fast damit gerechnet, bei A. mehrere ihrer Freundinnen vorzufinden, aber es war nur G. eingeladen gewesen und die hatte wegen Bauchweh abgesagt, also waren wir allein mit den beiden Kindern.

So liebevoll hatte sie wieder alles vorbereitet: 


 Und nachdem dann auch noch heißer Tee in Minigläsern und Wasser auf dem Tisch standen, ließen wir es uns schmecken und waren für die nächsten zweieinhalb Stunden in ein angeregtes Gespräch vertieft.

Ja, die Apotheke war ein voller Erfolg gewesen, sie hatte sich sehr wohl dort gefühlt, auch wenn sie alles ganz neu lernen muss, denn mit ihrem Job in einer Krankenhausapotheke in der Türkei ist da absolut nichts vergleichbar.

Und einmal mehr bin ich gespannt, wie es mit der Gleichwertigkeitsprüfung ihres Studiums weitergehen wird, denn ich habe zu wenig Ahnung davon, was ein Pharmaziestudim überhaupt beinhaltet und inzwieweit es sich im Ausland unterscheiden könnte.

U.a. kamen wir auf Impfungen zu sprechen und ich erzählte, dass ich in den nächsten Tagen bei unserem Hausarzt nachfragen will wegen der RSV-Impfung.

Was das denn sei, wollte sie wissen, davon habe sie ja noch nie gehört.

"Ja, ähm, respiratorisches ... ähm ...", mir fiel ums Verrecken nicht der komplette Name ein, der sich hinter der Abkürzung versteckt, also googelte ich schnell und erklärte ihr dann, dass ich das respiratorische Synzytial-Virus meinte.

Ja, von dieser "Krankheit" habe sie gehört, aber sie wisse nichts darüber und das machte mich natürlich nachdenklich, denn ein Virus ist keine Krankeit, sondern kann nur solche auslösen, in diesem Falle schwere Atemwegserkrankungen, deshalb halte ich es ja für F. für so wichtig.

Traurig übrigens, dass einen kein Arzt von sich aus darauf anspricht, sondern man sich selber kümmern muss, wenn man so viel Schutz wie möglich haben will. 🙄

Vom Höcksken aufs Stöckken kamen wir, u.a. erzählte sie, dass sie heute schon um halb fünf aufgestanden war zum Beten und nun schrecklich müde sei, da sie wegen der Kinder immer erst so spät ins Bett komme.

Mein Blick muss wohl Bände gesprochen haben, denn nun führte sie weiter aus, dass sie fünfmal am Tag zu festelegten Uhrzeiten beten müssen, die wie der Ramadan immer weiter nach hinten rutschen.

Egal ob tagsüber oder mitten in der Nacht, man muss sich danach richten und schafft man es einmal nicht, muss man es am Folgetag nachholen. Sogar den dünnen Gebetsteppich zeigte sie mir, den sie immer mit sich führt und der beim Beten immer genau nach Mekka zeigen muss.

"Herrje", sagte ich, "Muslimen gegenüber scheint Gott aber sehr bürokratisch zu sein, wenn er solchen Wert auf Äußerlichkeiten legt."

Dann fuhr ich fort, dass ich es von Christen durchaus kenne, dass sie ganz still in sich hinein beten, ohne dass die Umgebung etwas davon mitbekommt.

Ach?

Das fand sie ja wirklich interessant. 😁

Kurz darauf sah ich zum allerersten Mal überhaupt ihre Unterarme, denn nun zeigte sie mir, welche Stellen sich die Gläubigen vor dem Gebet waschen müssen, nämlich Füße, Hände und Unterarme bis zu den Ellbogen (hierfür schob sie ihre Ärmel hoch), außerdem das Gesicht, dann zeigte sie noch oben auf den Kopf und sagte etwas, das ich nicht genau verstand, aber es bezog sich ausdrücklich nur auf Frauen, was mich veranlasste zu sagen: "Natürlich, NUR die Frauen, die Männer haben ja sehr viel mehr Freiheiten bei euch."

Sie habe es von ihrer Oma so gelernt, erzählte sie und ich merke immer wieder, wie sehr sie die ganze Thematik beschäftigt: Ist es wirklich ihr Gott, der ihr so viel abverlangt, oder sind es einfach nur die Traditionen?

Das "Zeitalter der Aufklärung" sagt ihr gar nichts und es ist auch schwer zu erklären, also versuchte ich es über einen Umweg und führte aus, dass es auch im Christentum früher sehr viel strengere Regeln gab, die aber mit der Zeit an die sich doch stark veränderden Lebenswelten, auch je nach Region, angepasst wurden, während man bei ihnen halt alles immer noch so macht, wie es vor anderthalb Jahrtausenden in Arabien vielleicht üblich war und zu den Rahmenbedingungen passte.

Ich glaube fast, dieses Zeigen der Unterarme war ihr irgendwie ein Bedürfnis, denn vorausgegangen war, dass wir uns über die Arbeitskleidung in der Apotheke unterhielten, wo man ihr tatsächlich beides überreicht hatte, also Kittel und Poloshirt. M. hatte nichts damit zu tun, dass sie Ersteren vorzog, es lag am Schwitzen, denn sie hatte unter dem Polo- ja immer noch ein langärmliges Hemd getragen, um die Unterarme zu verbergen.

"Ja", hatte ich lachend gesagt, an meinem ärmellosen Shirt gezupft und auf meine nackten Arme geklatscht, "da haben wir es natürlich wesentlich leichter als du, weil wir sehr viel freier sind."

Vermutlich toben zwei Seelen in ihrer Brust, auf der einen die, die ihr sagt, du bist es, die alles richtig macht, die anderen sind ungläubig, werden von Gott gar nicht geliebt, und dann die, die sie etwas neidisch auf mehr Freiheit werden lässt ...

Sicher nicht leicht für sie, wenn man so streng sozialisiert wurde und völlig verkrustete Strukturen für völlig normal hält, auch wenn sie so einseitig zu Lasten der Frauen gehen.

Dann erzählte sie von einer Bekannten, die sich gerade scheiden ließ, nachdem sie schon mit 16 Jahren von den Eltern in die Ehe mit einem fast Fremden gezwungen worden war.

Wie froh sei sie, dass ihr Vater so "modern" denke und es ihr und den 6 Geschwistern freistellte, sich ihre Partner selbst auszusuchen, denn im Rest der Familie, überhaupt in ihrem Heimatort werde das sonst anders gehandhabt, gern würden die Mädchen auch sehr früh mit Cousins verheiratet.

Wie es dann mit Behinderungen bei den Kindern aussähe, wollte ich wissen. Ja, sie kenne mehrere Fälle, wo solche Paare gleich mehrere behinderte Kinder hätten ...

Man weiß also genau um die möglichen Folgen, und trotzdem macht man es, der Familienehre zuliebe ... 🙄

So tauschten wir uns emsig aus, mal nachdenklich, mal tiefgehend, dann wieder einfach lustig mit sehr viel Lachen und immer wieder kamen wir natürlich auch auf die Apotheke zurück.

Die Apothekerin, bei der ich das damals alles ins Rollen brachte, war ihr die ganze Zeit zur Seite gestellt worden, eine wirklich nette Frau, deren Tocher in die Paralleklasse der kleinen B. geht und gemeinsam waren sie in einer Arbeitspause zur Grundschule geeilt, um der Abschlussveranstaltung beizuwohnen, denn nach den Sommerferien geht es ja auf dem Gymnasium weiter.

Frau D. sei nun in Urlaub, aber hinterher würde A. sie gern einladen, um dann gemeinsam mit ihr und mir zu brunchen, was ich eine tolle Idee finde.

Und dann ging es noch ums Siezen.

Mir war in der Apotheke gleich aufgefallen, dass sich alle duzen, auch mit dem Chef, und nun fragte ich A., warum sie also weiter von "Frau D." rede.

Ja, die hätten sie alle geduzt, meinte sie, aber in der Türkei sei das nicht üblich, deshalb habe sie zu allen "Sie" gesagt, was mich veranlasste, ihr meine Sicht zu schildern.

"Weißt du", sagte ich, "sie haben dich in ihren Kreis integriert, wollten dir zeigen, dass du nun dazugehörst, aber wenn du dann ihnen gegenüber beim Sie bleibst, schaffst du eine Distanz, die du ja eigentlich gar nicht willst ..."

Das leuchtete ihr ein und nun werden wir mal sehen, wie wir es mit Frau D. beim Brunchen machen, mit der ich selbst natürlich auch per Sie bin, da wir uns ja nur vom Apothekentresen her kennen.

Werde ich schon irgendwie schaukeln, das Kind ... 😃

So war das also gestern, wieder sehr schön wie immer, wenn wir beisammen sind. Das nächste Mal werden wir uns am Dienstag treffen, denn am 1.9. geht ihr Fachsprachen-Online-Kurs los, bis dahin müssen wir noch etliche Medikamente durchkauen, außerdem verriet sie mir, dass die kleine B. jeden Tag den Wetterbericht studiert, weil sie das dringende Bedürfnis danach hat, dass wir zusammen schwimmen gehen.

A. kann es nicht, die Kinder auch nicht, also werde ich wohl die Bademeisterin geben müssen. 😀

 

So, unnu sollte ich los zu Netto - für heute Abend hat sich F. Pommes mit Salat und Currywurst gewünscht, das wird sich sicher machen lassen. 

 

Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 😉 

 

12 Kommentare:

  1. Ausser Spesen NIX gewesen. In "meiner" Aldi filiale gab es heute keine Puma Sportschuhe mehr. Wie ist das mit deiner Freundin? Plädiert sie auch für das Töten von Ungläubigen? Also von all Jenen die NICHT muslimischen Glaubens sind? Nun haben wir alle sie freie Wahl uns töten zu lassen von einem Schreier der Alahu akbar ruft oder von Lügenbarons Raketenlieferung für das neue Bundesland Ukraine? Gestern schrieb ich eine Mail an das DIW zum Thema Renten Soli. Ich schlug vor alles nutzloses Gesindel ab 65 Jahre zu beseitigen. Alles über 1000 Euro Rente fällt darunter. Über diesem Betrag bezahlt jeder 10 %. Soli Steuer. Wie war das doch gleich? Wir brauchen Messerfachkräfte die unsere Rente bezahlen. Nun arbeiten diese Fachkräfte nicht, also zahlen sie auch keine Sozialbeiträge. Und dann werden die Finanzlöcher bei den gesetzlichen Krankenkassen immer größer. Irgendwann erzählt uns so ein korrupter Volksvertreter, daß es erforderlich ist einen Beitrag der gestzlich Versicherten zu erheben. 15.000 neue Bauvorschriften kommen von der EU. die Qualität des Bauens ist aber nicht besser geworden.

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    1. Ja, damit war zu rechnen, bei solchen Angeboten muss man am ersten Tag direkt morgens auf der Matte stehen bei den Discountern.
      Ansonsten - hast wieder ordentlich Wut angestaut, was?
      Warum bringst du die eigentlich nicht mal in deinem eigenen Blog zum Ausdruck statt immer hier bei mir?

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    2. Was hat das mit Wut zu tun? was müssen wir uns nicht noch alles gefallen lassen? Oder bist du damit einverstanden wenn man als Rentner 10 % von einer Rente abdrücken must? Weil aus der Rentenkasse Gelder entnommen wurden und damit Dinge finanziert wurden die nicht etwas mit der Rente zu tun haben.

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    3. Na, das ist ja bisher nur eine Idee und sie wird wohl auch nur die mit sehr hohen Einkommen betreffen.
      Ich denke, den Rentenkassen hat es vor allem sehr geschadet, dass man die DDR-Bürger ingegrierte, obwohl sie ja nie in dieses System eingezahlt hatten.
      Es ist das Gleiche wie bei den Krankenkassen, das Solidaritätsprinzip war eigentlich anders gedacht ...

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  2. Hallo, Liebe "Rex-Mama!"

    Hu, die Regeln für "A" haben mich gegruselt - über euren tollen Brunch und der starken Unterhaltung habe ich mich sehr gefreut.

    Niemals hätte ich gedacht, dass die das heute noch so durchziehen mit den 5x Beten, waschen etc.

    Auch das man das zulässt - heute noch, obwohl das jeder weiß, welche Schäden da auftreten können, das man Cousin und Cusine "verkuppelt" - das tut echt weh zu Lesen. - Man hörts hin und wieder ja, aber das nochmal bei dir im Blog zu lesen, ist eine ganz andere SAche. - Das mach nämlich die Sache böse real.


    Respekt - dennoch habe ich das Gefühl, das du "A"´s Kopf ziemlich rattern lässt. - Ich finde es so stark von dir, dass du dich traust diese Themen ohne Furcht anzusprechen. Vor allem wie du das tust. - Ich habe hin und wieder das Gefühl - wenn "A" nicht so auf Tradition gebürstet wäre, würde sie schon zumindest ab- und an gerne mal aus dem Leben das sie kennt ausbrechen.

    Dein Hilfsangebot - die MEdikament und Co. durchzugehen ist schon ein wildes Unterfangen. Vor allem bis 1.9. was gar nicht mehr soweit hin ist, wie es klingt.

    Ob du es schaffst die drei zum Schwimmen zu bekommen?
    Dein Engagement - ist unsagbar wichtig. "A" ist wohl wirklich zu einem Herzensmensch geworden.

    Die alte Frau in dem kürzeren Gewand - hast du davon mal "A" erzählt? Wie die wohl darauf reagiert hätte?

    Hier hast so viele Baustellen in meinem Kopf aufgerissen, dass die Denkwölkchen mittelerweise sogar aus meinen Nasenlöchern entschweben.


    Liebe - Zeit ist soviel mehr wie das was man an der Uhr abliest - Grüße
    Vom lifeminder

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    1. Die alte Frau trug ein bodenlanges Gewand, lieber lifeminder, der Unterschied war nur, dass man in ihrem Falle eine Taille erahnen konnte, und das ließ sie von hinten so jung wirken.
      "Heute noch"?
      Heute erst recht, denn der Islam wird schon seit geraumer Zeit weltweit immer fundamentaler, wobei es DEN Islam natürlich gar nicht gibt, denn es existieren viele verschiedene Richtungen, die sich teilweise nicht grün sind und sich gegenseitig oft als Ungläubige bezeichnen, weil sie bestimmte Rituale eben nicht korrekt befolgen, und für Christen gilt das erst recht, die oftmals einfach nur verachtet werden.
      Fundamentalisten und Hassprediger wissen (wie eigentlich alle Extremisten) die sozialen Medien für ihre Zwecke zu nutzen - die liberale Imamin Seyran Ates benötigt in Deutschland rund um die Uhr Polizeischutz! - hinzu kommt der Gruppenzwang durch die riesigen Familienverbände und die Parallelgesellschaften, die im Grunde unausweichlich sind, weil diese Religion über allem steht, was eine wirkliche Integration verhindert, denn natürlich darf nur untereinander geheiratet werden.
      Der Sohn von A,s Freundin F. heiratete beispielsweise eine Asiatin, durfte dies aber erst tun, nachdem sie zum Islam konvertierte und nun auch Kopftuch trägt - sonst wäre sie nicht tragbar gewesen für die Familienehre.
      Der kürzlich verstorbene Gülen, zu dessenn weltweit immer verzweigteren, rasant wachsenden Anhängerschaft A. und M. ja gehören, war ein fundamentaler Prediger, seine Netzwerke sind auch hier bereits sehr beeindruckend und man sucht bewusst den Austausch mit anderen Religionsgemeinschaften in den aufnehmenden Ländern, um sich dort zu etablieren.
      In diesem Verein wird neben der strikten Befolgung aller islamischen Regeln allergrößter Wert auf Bildung gelegt, weil man davon ausgeht, nur so in einflussreiche Postitionen zu gelangen, was letztlich der Weltherrschaft des Islam dienen soll.
      Trotzdem ist mir A. inzwischen sehr ans Herz gewachsen und übrigens bin nicht ich es, die diese Themen anspricht, sondern das geht von ihr aus.
      Vor fast zwei Jahren sagte ich einmal zu ihr, dass ich es schwerer habe als sie, weil ich selber denken und mir eigene moralische Maßstäbe setzen muss, während sie sie ja vorgegeben bekommt.
      Ich war mir damals gar nicht sicher, ob sie überhaupt verstanden hatte, was ich meinte, aber als wir im letzten Ramadan mal gemeinsam bei einer Veranstaltung waren, brachte sie genau das in die allgemeine Diskussion ein, also hatte sie sehr wohl verstanden und immer weiter darüber nachgedacht.
      Sie ist sich der Einengung sehr bewusst, auf der anderen Seite bringt sie diese Opfer aber auch mit gutem Gefühl, weil sie sich sicher ist, dass ihr Gott das von ihr erwartet und sie im Gegenzug beschützt.
      So läuft das halt mit Indoktrinierung, egal, von wem sie ausgeht und auf was sie sich bezieht. 🙄
      Das mit den Medikamenten ist überhaupt kein Problem, wir arbeiten ja nun schon seit rund 2 Jahren zusammen und endlich ist das mal ein Thema, was mich interessiert, denn die aus den Büchern ihrer Deutschkurse waren entsetzlich langweilig und gingen komplett an der Realität vorbei.

      LIebe Nun-habe-ich-Kopfkino-von-Nasenlöchern-und-Wölkchen-Grüße zurück! :-))

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  3. Gut, dass du das mit dem Gewand aufgeklärt hat, jetzt hatte ich schon Kopfkino, wie die ältere Frau da mit kurzem Gewand herumläuft und alle Glaubensrichtungen durchdrehen. - Danke dir!

    "A" spricht das an? - Das verändert nochmals meinen Blick auf sie - aber jetzt verstehe ich noch viel mehr, warum du sie so gerne hast, trotz aller Glaubensvorgaben, denkt sie selbst - und hat Fragen! - Super.

    Gut - das es nur die Nasenlöcher sind wo die Wölkchen bisher herauskommen.

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    1. Du musst dir vorstellen, dass sie in einem Suppenteller mit sehr hohem Rand aufwuchs - Religion, Traditionen, Schule, Uni, ansonsten nur die Sekten-WG. Sie kennt keine internationale Literatur, Filme oder Musik, es war alles auf die Türkei begrenzt und natürlich wurde beiden vermittelt, dass, wer nicht streng muslimisch lebt, kein guter Mensch sein kann.
      Ich denke immer noch, dass es eine Schlüsselszene war, die sich gleich bei meinem ersten Besuch in ihrer Wohnung zutrug, als A. ja nur als bedienender Schatten durchs Geschehen huschte, während ich sehr förmlich auf eines der beiden Sofas gebeten wurde - M. setzte sich auf das andere und dann begann er mich Dinge zu fragen. A. - wenn sie nicht ganz in die Küche verschwand, setzte sich höchstens ganz still in ein Eckchen und lauschte.
      M. fragte mich, warum ich das mache, ob ich von ihnen Geld dafür wolle oder ob ich von anderer Stelle dafür bezahlt würde, dass ich bereit war, ihnen beim Deutschlernen zu helfen.
      Nein, sagte ich, Geld bekomme und will ich dafür nicht, ich möchte einfach nur helfen.
      Was ihn sichtbar verblüffte und dann merkte ich, wie es in ihm schaffte, als er nachdenklich meinte es sei wohl doch nicht nur von der Religion abhängig, ob jemand ein guter oder schlechter Mensch sei?
      Solche Themen beschäftigen auch A. unablässig, aber ich glaube nicht, dass sie so weit gehen würde, ihre eigene Lebensweise in Frage zu stellen, wird sie darin doch täglich in Familie und Verein bestätigt, aber immerhin fällt ihr auf, dass nicht jeder, der nicht nach diesen Regeln lebt, automatisch verdammenswert ist.
      Für ihre Freundin F. gilt übrigens das Gleiche, sie wuchs sogar hier auf, wurde aber komplett in der türkischen Parallelwelt sozialisiert, da gehört das alles dann dazu.
      Wobei A. und M. auch kein TV schauen - sie haben einen YouTube-Account, dort gibt es Sendungen auf Türkisch für die Kinder - keine Chance, so wie meine Schwägerin beim Fernsehen Deutsch zu lernen und auch etwas Einblick in die hiesige Kultur zu bekommen.

      Hihi, nun hat sich mein Kopfkino gerade noch erweitert. 🤣

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  4. Den Suppenteller Vergleich mit dem Rand werde ich sicher übernehmen. Der ist absolute Weltkalsse.

    Mich wundert ein wenig - und ich bin sehr erfreut darüber, dass "A" ihre Förmlichkeit dir gegenüber so aufgegeben hat, das ist alles andere als Selbstverständlich, glaube ich ?
    Zeigt auch, wie viel du ihr Bedeuten musst.

    Schade, dass sie so gar keinen Versuch mal starten mit dt. TV oder Radio, das würde sicher mithelfen ein wenig den Sprachschatz voranzubringen.

    Ich warte schon auf den Tag - dem sehe ich mit Spannung entgegen, wenn du wider "M" begegnest.

    Wie stark dieses Paralellwelten sind, war mir auch nicht so klar, wobei ich es seit Jahren auch vor den Augen habe, wenn ich durch die Fußgängerzone oder im Adenauerring bin.


    🤣 Jetzt lache ich gerade selbst über dein Kopfkino!

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    1. Das mit der Förmlichkeit hing vermutlich in erster Linie damit zusammen, dass zunächst ja immer M. anwesend war. Da spielte sie dann brav die antrainierte Rolle des unterwürfigen Hausgeistes, der nur bedient und dabei fast unmerklich durchs Bild huscht.
      Was war das für ein Theater, bis M. kapierte, dass ich seine Frau mit am Tisch essend erwartete.
      So etwas schien für beide bis dahin undenkbar zu sein und ich vermute, dass ich dadurch für ihn dann als Gesprächspartnerin/Deutschlehrerin untragbar wurde, so etwas war schlicht unter seiner Würde.
      Und genau das wird von denen, die weiter für sperrangelweit offene Grenzen plädieren, unterschätzt.
      Der Islam ist eine durch und durch patriarchale Religion, die mit ihren strengen Regeln das Leben ihrer Anhänger bis ins Privateste beherrscht.
      Ganz oben steht der immer fordernde Gott, gefolgt von Männern und Söhnen und ganz weit unten kommen dann Frauen und Mädchen.
      A. ist sich selbst nicht ganz sicher, wo Religion anfängt und (archaische) Traditionen aufhören, aber eines ist klar, auch ihr sind Begriffe wie Ehre, Stolz, Familienehre sehr wichtig.
      Sie ist zum Glück eine sehr sanftmütige Person, aber bei jungen Männern sieht das vielfach anders aus, die sind dann auch durchaus bereit, diese Ehre, ob nun die der Familie oder die ihres Gottes, mit dem Messer zu verteidigen, zur Not auch gegen die eigene Schwester, wenn die sich nicht wie gewünscht verhält.
      Wobei ich mir übrigens beim Sohnemännchen immer wieder Gedanken darüber mache, inwieweit sie überhaupt "erziehen" oder vielleicht doch nur bemuttern darf?
      Der Kleine ist nun schon seit geraumer Zeit 5, führt sich aber nach wie vor auf wie ein 3-Jähriger, ständig quengelig, knatschig, wütend, bockig, will sagen, er macht immer wieder Mordstheater, so sehr, dass es A. dann auch peinlich ist und sie sich bei mir entschuldigt dafür.
      Ihm werden keinerlei Grenzen gesetzt, zumindest von der Mutter nicht, im Gegensatz zur Tochter - wobei ich mir aber nicht sicher bin, ob das traditionsbedingt ist oder eher auf Unsicherheit beruht. Vielleicht auch beides ...
      Will sagen, ja, diese Parallelwelten sind sehr stark und mit unserer "Toleranz" fördern wir das noch, z.B. indem wir Lehrerinnen das Kopftuchtragen erlauben, was für die Mädels dann zusätzlichen Druck bedeutet, es ebenfalls zu tun.

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  5. Ich hätte nicht gedacht, dass dieses Klischeedenken irgendwie der Wahrheit entspricht, dass Mütter sich nicht trauen, ihren Söhnen Grenzen dort aufzuzeigen, denn Töchter aber schon.

    Meiner Meinung sollen auch Lehrerinnen Kopftuch tragen, wenn sie es für richtig halten, wichtig wäre jedoch - das man viel mehr mal kontrolliert - wie immer das auch gehen sollte - ob hier überall freiwillig Kopftuch getragen wird.

    Ob man so etwas durchsetzen könnte, wie dauerhaftes Kopftuchtragen erst ab 18? - oder greift das zu sehr in die Persönlichkeitsrechte ein.

    Ich zum Beispiel wäre auch kein Freund davon, das man anfängt Schuluniformen zu tragen. Worüber man ja immer mal wieder im größeren oder kleineren Rahmen beratschlagt . Schuluniformen, wie es in anderen Ländern ist. - Bei uns zählt doch schon immer Entfaltung, Vielseitigkeit und das jeder im Grunde sein darf wie er will? -

    Wie kann man Menschen mit anderen kulturellen Hintergrund darauf aufmerksam machen, dass bei uns - vieles anders sein kann, doch nicht sein muss?

    Die Mädels tun mir da immer doppelt leid - gibt es doch noch viele Formen, wo Frauen unter einer gewissen Knute leiden.
    Aber zielführend Verbesserungsvorschläge die auch in der Praxis umzusetzen sind, habe ich nun auch nicht.

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    1. Hm, du meinst allen Ernstes, Frauen sollten im Auftrag des deutschen Staates das Symbol für den poltischen Islam, für die Unterdrückung tragen und damit die Mädchen in den Klassen, die ohnehin oftmals schon von den Jungs genug unter Druck gesetzt werden, noch weiterem Druck aussetzen?
      Mit Freiwilligkeit ist das immer so eine Sache, denn nicht immer steht ja einer mit der Knute hinter ihnen, sondern es reicht einfach aus, dass man sein Leben lang von Familie und Gesellschaft dahingehend indoktriniert wurde, dass Religion das Allerwichtigste ist und damit auch das Verstecken der Frauen.
      Meiner Meinung nach war es richtig, wie es seit Atatürk in der Türkei gehandhabt wurde: Strikte Trennung von Staat und Islam und das Kopftuch hat weder in der Schule noch in anderen öffentlichen Einrichtungen etwas zu suchen.
      Leider hat Erdogan sein Land auf strikten Kurs in die Vergangenheit befördert, er will den stockkonservativen Islam, genau wie seine Anhänger, die ja auch bei uns in großer Zahl leben.
      "Aufmerksam machen" nützt da nichts. Viele ihre Religion fundamental lebende Muslime sind sogar hier geboren, wollen sich aber deutlich von dieser Kultur abheben, die sie als dekadent und zügellos verachten.

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