Tja, myblog.de hat mal wieder seine Tage, nichts geht mehr, das Zertifikat war gestern abgelaufen und wurde bis jetzt nicht erneuert.
Das gleiche Spielchen also, das sich dort seit vielen Jahren ständig wiederholt, und vermutlich wäre ich längst endgültig nach hier in mein Ersatzzuhause ausgewichen, wenn es hier auch ein Miteinander gäbe, man nicht ganz allein vor sich hin schreiben müsste und von anderen Bloggern nichts hört und nichts sieht.
Schade, dass man bei blogspot so wenig Wert auf Gemeinschaft legt, also heißt es nun wie immer warten, bis es bei uns drüben irgendwann (hoffentlich) wieder laufen wird. 🙄
Gleich in der Früh hatte mir mein Bruder ein Video geschickt, in dem er die in seinem Garten tanzenden Scheeflocken kommentierte, die liegen bleiben zu wollen schienen, kein Wunder bei Temperaturen rund um den Gefrierpunkt, die ich so Mitte November eher selten erlebte.
Selbst uns am Niederrhein hat die eisige Kälte fest im Griff und den ganzen Tag über behalfen wir uns, indem wir uns immer noch besser einpackten, aber nachdem das Thermometer im Wohnzimmer bis zum Abend auf unter 11° absackte, begann F. zu meutern:
"Moinsch ned, wir sollten zumindest mal für a Stündle überschlage?"
Zähneknirschend - immer die Inflation im Hinterstübchen - willigte ich ein und gönnte uns am Ende sogar drei Stunden bei laufender Heizung. Dann allerdings machte sich bemerkbar, dass der Mensch doch auch ein Gewohnheitstier ist, denn ich begann zu schwitzen und fühlte, wie mein Gesicht regelrecht zu glühen anfing.
Tatsächlich, 18° hatten wir nun im Wohnzimmer - in den anderen Räumen waren die Heizkörper eh abgedreht -, das war mehr als ausreichend, im Grunde sogar schon zu viel, also ging ich das Gerät abschalten und ärgerte mich insgeheim ein wenig darüber, dass wir so schnell ins Wanken gekommen waren mit den guten, wenn auch erzwungenen Vorsätzen. 😞
So schlugen wir uns den nun so kuscheligen Abend mit Gottschalk um die warmen Ohren, mit dessen Gästen ich nicht allzuviel anzufangen wusste, aber egal, denn mich beschäftigte eh noch die Sendung, die zuvor im Dritten gelaufen war.
Um eine Kunstausstellung ging es, die vom Mittelalter bis zum Heute reichte, und irgendwann sagte ich zu F.:
"Stell dir mal vor, ein Außerirdischer käme auf der Erde an und würde in dieser Ausstellung landen, der würde doch die zeitliche Abfolge mit Sicherheit andersherum vermuten ..."
Mir jedenfalls wäre es so ergangen, denn schwarze Striche auf braunem Untergrund, eine mehr als amorphe "Skulptur" und das große metallene, über und über mit Rost überzogene Dreieck hätte ich in die Vergangenheit der Menschen gesteckt und gedacht, guck an, die haben mächtig dazugelernt, wenn sie inzwischen so prächtige und detaillierte Bilder malen können. 😂🤣😂
Und wieder einmal musste ich zurückdenken an den Ausflug nach Köln, den ich vor einigen Jahren mit einem Bekannten unternahm.
Unter anderem sahen wir uns das Kunstmuseum "Ludwig" an, wo ich in den unteren Etagen ganz in meinem Element war, hatte ich doch einst Kunst als Abifach und hatte dabei durchaus gelernt, Bilder bzw. Kunstwerke zu interpretieren.
Dem vorausgegangen war, dass wir uns in so mancher Nacht, die wir im Rahmen der Literaturszene heftig diskutierend verbrachten, immer wieder über den Begriff Kunst, vor allem auch die Moderne "herumgezankt" hatten, denn für mich hat es mit Kunst oder gar Können wenig zu tun, wenn jemand beispielsweile einen roten Klecks auf weißes Papier malt.
Das alles habe absolut seine Daseinsberechtigung, hatte dieser Bekannte das immer verteidigt, wir hatten uns wirklich die Köppe heißgeredet und nun standen wir also leibhaftig vor Werken, über die wir sonst nur theoretisch redeten.
"Schau", sagte ich zu ihm, als uns eines in düsteren Farben beide ziemlich abstieß, "man muss sich nur die kleine Tafel daneben ansehen. Der Name klingt jüdisch und gemalt hat er es Anfang der Dreißigerjahre, also sah er wohl kommen, was sich da an Bösem zusammenbraute."
Ich plauderte munter weiter über Farbgebung, Raumaufteilung usw., stellte immer wieder den Bezug zum beschriebenen Zusammenhang her, bis er staunend meinte:
"Ja, das war mir so gar nicht bewusst, wie man an Bilder herangehen kann ..."
So besahen wir uns die alten Meister, die Impressionisten, die Expressionisten, die Surrealisten und so fort, zu allen konnte ich mich äußern, bis wir dann in der obersten Etage ankamen, bei den modernen Werken.
Schlagartig verstummte ich, denn dazu fiel mir echt nix ein, deshalb sagte ich zu ihm:
"Tja, und nun bist du an der Reihe mit Erklären, denn das sind doch die Künstler, für die du stets so heftig eine Lanze gebrochen hast."
"... ja, ähm, was soll ich dazu jetzt sagen? Wollen wir nicht vielleicht einfach wieder nach unten gehen ...? 😏😂🤣😂
Mächtig viel Spaß machte mir das, zumal dieses Thema damit dann bei uns übrigens auch durch war. 😁
Trotzdem bringt es mich immer wieder zum Nachdenken, denn ist es nicht ganz typisch für uns Menschen, dass wir allzu schnell und auch ohne wirklich genug darüber zu wissen, ohne uns vielschiechtig damit auseinandergesetzt zu haben, irgendeine Denke annehmen und uns dann darin regelrecht verbeißen, ohne für andere Sichtweisen auch nur ansatzweise noch offen zu sein ...?
Und damit auch genug für heute, denn gestern habe ich den Wohnzimmer-Tannenbaum nicht mehr geschafft, aber heute isser fällig. Das Tischchen habe ich schon von oben heruntergeschleppt, nun hole ich den Baum und dann geht es rund hier, pünktlich zum Totensonntag und damit auch meinem Papa zu Ehren, der Weihnachten über alles liebte.
Und erst recht wird es die Lebenden freuen, denn F. hibbelt seinem "Bäumle" schon ganz aufgeregt entgegen. 😄
Habt einen schönen Tag heute und ... bleibt bitte gesund! 🙂