Wumms, das saß, auch wenn es mir längst bewusst war, denn natürlich hatte ich zuvor schon selbst dazu recherchiert, was mit Rex nicht stimmen könnte.
Fast unmerklich hatte es angefangen, das ein oder andere Leckerli lehnte er plötzlich ab und auch wenn mich so etwas gleich aufhorchen lässt, zog ich es vor, sein Verhalten auf Sinneswandel zu schieben, Bockigkeit eben - vor allem für mich selbst die bequemste Möglichkeit, denn Sorgen hat man zurzeit wahrlich schon genug, da muss ja nicht noch eine weitere hinzukommen ... 🙄
Dann kam aber der Moment, als er aufquietschte beim Knabbern, so als habe ihn versehentlich jemand im Dunkeln getreten. Spätestens jetzt konnte ich die Augen nicht mehr verschließen, mein Büble hatte ganz offenbar Schmerzen, zumindest beim Zubeißen.
Zum Glück habe ich den Maulgriff ausreichend mit ihm geübt. Oben und unten befindet sich beim Hund eine Lücke zwischen den Zähnen, in die man jeweils mit Daumen und Zeigefinger hineingreifen kann, um ihm so die Kiefer auseinanderzuziehen und hineinsehen zu können.
Genau das tat ich nun, mehrmals sogar vorgestern, konnte aber nichts Auffälliges entdecken, bis ich dann bemerkte, dass von außen am rechten Unterkiefer eine deutliche Schwellung zu erkennen war.
Das war der Stand vorgestern Abend, Rex hatte Aua, eine Beule und verweigerte jegliche Nahrung. Nur etwas Nassfutter nahm er an, allerdings nur direkt aus der Hand, weil ihm offenbar allein schon das Aufnehmen aus dem Napf wehtat.
Morgen in aller Frühe will ich zu meiner Kurzreise starten und hatte mir natürlich einen genauen Zeitplan erstellt, was ich vorher noch wann erledigt haben wollte, deshalb hätte ich den Tierarztbesuch gern auf nächste Woche verschoben, aber das ging natürlich gar nicht, denn ein krankes Familienmitglied hat unbedingten Vorrang!
Also erledigte ich alle noch anstehenden Einkäufe schon beizeiten und rief dann um Punkt 10 Uhr beim Tierarzt an, wo ich einen netten jungen Mann an die Strippe bekam, der mir einen Termin für heute anbot, es sei denn, ich wolle eine mindetens anderthalbstündige Wartezeit in Kauf nehmen, dann könne ich auch gleich noch kommen.
Uiii, ich beschrieb ihm genau, wie akut es sei und dass es aufgrund von Rex' Aversion gegen Artgenossen schwierig werden könnte mit einer so langen Verweildauer im Wartezimmer, außerdem erkundigte ich mich gleich noch nach der Maskenpflicht, wies darauf hin, dass Rex ja erst seit dieser solche Angst vor Praxisbesuchen entwickelt hat.
Dabei kam es mir zugute, dass ich zuvor die Homepage gründlich studiert hatte, denn man hat sich dort "einer angstfreien Praxis" verschrieben, was mich hoffen ließ, man würde meine Argumente berücksichtigen.
Man tat es, der nette Herr T. nahm kurz Rücksprache und gab mir dann einen Termin für 14:40.
Prima, auch wenn ich nun natürlich prompt anfing zu bibbern, hatte ich ja das, was der Arzt mir dann sagte, auch selber schon im Hinterstübchen.
Um mich abzulenken und die Zeit sinnvoll zu nutzen, machte ich mich ans Vorkochen, produzierte für F. einen großen Topf Linseneintopf - erstmalig übrigens aus getrockneten Berglinsen, die man nicht einmal einweichen muss.
Ich würfelte vier dicke Zwiebeln, schwitzte sie in etwas Wasser an, gab dann die in einem Sieb abgespülten 500 g Linsen sowie weitere 2 Liter Wasser hinzu und ließ es kurz aufkochen.
Dann folgten 4 scheiblierte Möhren, sechs dicke, in Würfel geschnittene Kartoffeln und etwas später noch eine ebenfalls in Scheiben geschnittene Stange Porree.
Eine knappe Stunde ließ ich das Ganze vor sich hin köcheln, dann schnitt ich vier geräucherte Mettwürstchen in Scheiben, gab sie hinzu und würzte mit Brühe, Pfeffer, Salz, Petersilie und Essig.
Noch einmal eine knappe halbe Stunde auf kleiner Flamme, dann schaltete ich den Herd aus und rührte noch einen Kringel gewürfelte Fleischwurst ein.
Das Ganze sah dann so aus und schmeckte vorzüglich, wie ich - diesmal war ich die Vorkosterin - am Abend befriedigt feststellen konnte:
Dann war es endlich so weit, ich rief Rex herbei, der fast den ganzen Tag mehr oder weniger apathisch oben in seinem Bett gelegen hatte, und machte mich auf den Weg.
Schon nach den ersten 50 Metern mussten wir umkehren, denn um die nächste Ecke kam eine Frau mit großem, schwarzen Hund gebogen, Rex - Schmerzen hin oder her - begann sich sofort aufzuplustern und da es auf dieser Straße keinen Bürgersteig auf der anderen Seite gibt, blieb mir nur die Flucht nach hinten.
Also wieder an unserem Haus vorbei und die andere Richtung eingeschlagen, wo uns zwar alsbald der nächste Hund begegnete, aber diesmal konnte ich ausweichen und nach einer weiteren Richtungsänderung kamen wir dann irgendwann doch noch vor der Praxis an.
Schon an der Tür begann Rex den Schwanz einzuziehen, er sträubte sich mit allen Vieren gegen jeden weiteren Schritt, aber da ich selbst, wie ich am Telefon erfahren hatte, auf die Maske verzichten durfte (das erste Mal übrigens, dass ich es unter Fremden tat, seit die Corona-Panik erfunden wurde) und so viel vertrauter für ihn wirkte, bekam ich ihn irgendwie ins Sprechzimmer hinein, wo man tatsächlich das in die Tat umsetzt, was man sich vorgenommen hat.
Der Hund muss nicht mehr auf diesen blöden Tisch gehoben werden, sondern der Doc begibt sich zu ihm auf den Boden bzw. bückt sich - für sein eigenes Kreuz natürlich unerfreulich, aber für den Hund sehr viel angenehmer.
Rex wurde erst einmal beschmust und dabei nebenher abgetastet - wir lachten und bemühten uns gemeinsam, die Stimmung so aufzulockern, dass der Bub nicht mehr ganz so verängstigt war, dann besah sich der Doc das, weswegen ich gekommen war, und kam zu den gleichen Schlüssen wie ich:
"Also an den Zähnen selbst kann ich jetzt erst mal nichts entdecken, die Wurzeln sehe ich natürlich nicht, fürs Röntgen bräuchte er allerdings eine Vollnarkose."
Und nun kam der Satz, der mich so schockte, obwohl ich ihn ja kannte, nämlich:
"Es muss nicht so sein, aber erwähnen muss ich es trotzdem, es könnte auch mal Krebs sein ...!" 😯
Alles Weitere verlief so, wie ich es mir vorgestellt und erhofft hatte, denn Rex bekam zunächst eine Schmerzspritze, dann ich Medikamente mit genauen Dosierungsanweisungen.
Ein Antibiotikum und Tropfen gegen die Schmerzen muss er nun jeden Morgen haben und am Wie habe ich mich gerade ausprobiert, mit F. im Schlepptau, denn am Wochenende muss er das ja alleine hinbekommen.
Ganz praktisch ist, dass den Tropfen eine Spritze beiliegt mit einer Gewichtsskala. Beim Doc hatten wir ihn noch auf die Waage gepackt - 27 kg hat er, das lässt sich gut abmessen und auch wenn es ein ziemliches Gematsche war, das dann in Leberwurst einzuarbeiten, funktionierte es am Ende und er nahm es, genau wie die 5 Pillen-Teile, die wir ihm auch unterjubeln mussten.
Gefressen hat er auch, zwar nur weiches Nassfutter, aber immerhin wieder ganz eigentständig aus dem Napf und überhaupt ist er heute wieder an allem interessiert, diese Lätschigkeit ist verschwunden.
Nun heißt es abwarten, ob die Schwellung zurückgeht - 10 Tage lang nimmt er nun die Medis und ich soll beobachten, ob sie anschlagen, ansonsten wieder melden, dann müssten wir schauen, wie es weitergeht, meinte der Arzt, also kann ich jetzt nur hoffen und ... das ein oder andere Stoßgebet losschicken, an wen auch immer. 😉
Als ich F. nach unserer Heimkehr Bericht erstattete, hatte er prompt mit den Tränen zu kämpfen - so isser halt, mein ansonsten so gerne bruddeliger Brumm-Schwabe, dessen in Wirklichkeit butterweiches Herzken sofort zum Vorschein kommt, wenn's einem seiner Lieben nicht gut geht, und ich denke, ich konnte ihn dann mit meinem vorsichtigen Optimismus anstecken. 🥰
Jetzt habe ich noch einen ganzen Berg Umfragen abzuarbeiten, aber dann werde ich mich endlich für den Rest des Tages hauptsächlich mir selbst und meinem Kurztripp widmen, auf den ich mich nun mit einigermaßen gutem Gefühl begeben werde.
Als ich Brüderlein grinsend gefragt hatte, wie sich denn die Sechs davor nun so anfühle, hatte er genauso grinsend geantwortet: "Ach, mich freut's eigentlich, denn endlich gehöre ich jetzt auch mal zu den Großen ..." 🤣😂🤣
Davon, dass ich komme und bei der Party am Samstag dabei sein werde, hat er keine Ahnung und ich bin schon mächtig gespannt, wie er reagieren wird, wenn ich morgen Nachmittag, wenn er von der Arbeit kommt, auf einmal aus einer Ecke hervorspringe, und erst recht natürlich darauf, was er zu seinem Fotobuch sagen wird.
Spätestens am Dienstag werde ich davon erzählen und für den Fall, dass einige von euch auch den Weg nach hier in mein "Ersatz-Zuhause" (in dem ich mich immer noch nicht sehr wohlfühle) gefunden haben sollten, möchte ich wie gewohnt schließen, nämlich mit:
Habt einen schönen Tag und ... bleibt bitte gesund! 🙂
PS: Und wer weiß, vielleicht funktioniert bis dahin ja myblog.de auch wieder. 😉